Ein Kessel Buntes - Geschichten aus der Ehemaligen

  • Den Kohlegeruch werde ich wohl nie vergessen.

    Da gab es anscheinend noch andere, in der Nase bleibende Gerüche:
    Meine Frau kommt ja aus den annektierten Gebieten.
    Wir waren vor Jahren mal in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Als wir die Zimmer betraten, sagte sie, der Geruch erinnerte sie wieder an ihre Kindheit und da sagte der führende Zeitzeuge, dass das viele sagen würden. Bei dem "Duft" handelt es sich um das typische DDR-Reinigungsmittel!? @SGD-Herzblut


    Ich fand es sehr penetrant.


    Hohenschönhausen ist eh nochmal ne krasse Geschichte.
    Vor allem wenn man da von einem Zeitzeugen geführt wird.
    Da wirds dann richtig beklemmend.

  • War bestimmt Wofasept. Das Zeug hatte einen hohen 'Wiedererkennungswert'. :D

    Der Kandidat hat 100 Punkte. :klatsch: Ungelogen: Ich hatte vor etwa 10 Jahren aus Recherchegründen beruflich viel im Sächsischen Staatsarchiv in Chemnitz zu tun. Du kommst das erste Mal in dieses Gebäude, siehst die alten Treppengeländer von früher, siehst das alte Linoleum auf den Stufen von früher...und dir zieht aber haargenau der gleiche penetrante Geruch wie von früher in die Nase. Eine Kollegin von mir meinte damals, die hätten sicher nicht nur die Akten fein säuberlich archiviert, sondern auch gleich noch Unmengen von Wofasept. Ich hab mich dort etwa 1 Jahr durch die Aktenberge gewühlt - am letzten Tag rochs im Treppenhaus immer noch so vertraut. Nach Poliklinik. Nach Behörde. Nach VEB ... (selbst eintragen, die rochen alle gleich) :D

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • orangefarbene Mixer gab es aber auch in der BRD in den 70ern, war damals wohl Modefarbe.

    Jo, von Krups. Dazu noch das elektrische Messer, die erste Küchenmaschine von Moulinex und die "Schneidigen von Zwilling"... der Haushalt war komplett.

    :rfc: Simply a Bear :rfc:

  • Das gute alte RG 28 in Orange befindet sich heute noch in Betrieb bei meinen Eltern, desweiteren kann ich mich an dieses Gerät: Multiboy in unserer Küche erinnern. Ob es noch existiert frag ich mal nach. Unheimlich laut das Gerät und wenn es Mal mit dem Mahlgut nicht klarkam surrte das Ding dann so komisch. :D


    Da meine Eltern jetzt demnächst wieder in die Heimat umziehen und ich dabei helfe bin ich gespannt was für weitere Klassiker des Ostens da noch überlebt haben. :)

  • Das Ding hatten wir auch.
    Wurde bei uns zum mahlen von Kaffeebohnen (Rondo) genutzt und roch immer nach Kaffee.
    Hab da gerne dran geschnüffelt :D

    Gesendet von meiner gelben Telefonzelle mit Tapa-Wählscheibe :blah::blah::blah:

  • Eine meiner Lieblingsdokus über die DDR dreht sich um "das rote Mansfeld".


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    Wer weiteres Interesse hat, dem empfehle ich noch eine Folgedoku, welche die Nachwendezeit begleitet:


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    Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass sich seitdem fast gar nichts verändert hat. :D

  • Mit dem heutigen Tage ist die Mauer so lange gefallen wie sie vorher gestanden hat.
    Zweimal 10315 Tage.


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  • Kaum zu glauben.
    Die Mauer hat mich durch die Kindheit begleitet. Die Pakete die hin und her geschickt wurden, Hin mit Schokolade, Kaffee, Kosmetika und Strumpfhosen. Dafür gab es Stollen zu Weihnachten und ganz tolle Kjnderbücher. Die Ausflüge mit der Klasse zur Zonengrenze. Eine Fahrt mit dem Bus nach Berlin durch die Zone und die Grenzkontrollen, natürlich auch mit Besuch in Ostberlin ( wieder durch die Grenzkontrollen).
    Der wahnsinnige Umstand bevor eine Reise in die DDR starten konnte. Die unangenhmen Grenzkontrollen mit Ausbau der Rückbank.
    Dann Gorbatschow. Die Demos. Und schließlich die Öffnung der Grenzen mit dem Fall der Mauer.
    Und das alles ist schon genauso lange her, wie es gedauert hat..

    "Was ist wichtiger," fragte großer Panda. "Der Weg oder das Ziel?" "Die Weggefährten," sagte kleiner Drache.

  • ...die Zeit vergeht, ein und ein Dreivierteljahr später: Huhu, is hior nor jemand? Oahr Mensch, hior staubts awor - erschtma bissl reenä machn und kehrn hior! :petra:


    Weil heute ja die Ehemalige ihren 70. Geburtstag hat, nach langer Zeit mal wieder ein Anektödchen aus den Kindheitserlebnissen. 7. Oktober = Daach dor Räbubligg = die richtig Sportlichen aus jeder Schule mussten zum Staffellauf und dem damit verbundenen Kräftemessen mit den anderen Schulen in die Innenstadt. Ich musste das nie, mein zweiter Spitzname war damals über einige Jahre und hinter vorgehaltener Hand "dor Diggä", den ersten verrat'sch ni. :D 7. Oktober hieß für meinen Vater auch immer Einsatz wegen der alljährlichen Menschenmassen, die am Feiertag halt auch in der Pampa unterwegs waren. Kurzum, meine Mutti und ich hatten "sturmfreie Bude".


    Und genau an diesem Tag wurde bei uns eine besondere Tradition gepflegt - der Pfefferkuchenteig wurde angesetzt. Große Schüssel raus, Mutti in die Kittelschürze gezwängt, die benötigten Zutaten wurden auf abenteuerliche Weise ein halbes Jahr aus Drogerien und nicht selten auch einem verkaufstechnischen Griff untern Ladentisch zusammengetragen. Bei einigen Sachen halfen auch mitunter die ehemaligen Bekannten unsrer Oma (die Ende der 50er "nübergemacht" waren) mit nem beim Öffnen so einzigartig duftenden Westpäckl aus. Mandeln blanchieren und schälen, Orangeat und Zitronat kleinhacken, Schokolade reiben, Mehl und Kakao sieben, Zucker, Honig, Sirup und Butter im Topf schmelzen ... die Vorbereitung war aufwändig und traditionell schön. Und dann kam das "Handwerkliche": Alles in einen großen Bottich, den ich festhalten musste, meine Mutti war dabei fürs Kneten der Zutaten zuständig. Der Teig wurde schwer und schwerer, Mutti kam ins Schwitzen - geschafft! :schwitz: Ich musste ihr dann immer mit nem großen Teigschaber die Hände und Arme vom dran klebenden Restteig befreien...


    Die Jahre und Jahrzehnte vergingen, die Tradition blieb. Und seit nunmehr 10 Jahren bin ich der Herr über Schüssel, Zutaten und Teig. Und muss mich alleine immer am 7. Oktober mit dem Kneten plagen, Vater is nich mehr unter uns, Mutti fehlt die Kraft. Grad eben bin ich damit fertig geworden und auch diesmal unter ebenfalls traditioneller Selbsteinflösung eines guten Glas Rotweines. Andere haben damals diesen Tag "gefeiert", wir haben ihn auf unsre Art "begangen". Und die volle Schüssel sah dabei immer gleich aus - bei mir bis heute. Der Pfefferkuchenteig darf nun wie immer 6-7 Wochen ruhen und durchziehen. Und danach...oahr...ä Gedicht! :mampf:

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    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Einen Feiertag feiern, der gar nicht vorgesehen ist.
    Das gefällt mir. :D


    Ich halte es so ähnlich mit dem 9. November.
    Der 3. Oktober ist für mich ein absolut wertloses Datum.
    Dieses Jahr besonders, weil ich ihn im Ausland verbrachte, wo es ein ganz normaler Tag war, bis auf die vielen deutschen Kennzeichen auf den Parkplätzen.
    Beim 9. November lasse ich mir auch nicht von denen reinquatschen, die hinter jeder Ecke Nazis vermuten.

  • Geil @SGD-Herzblut :) . Wie die Zeit vergeht, seit vor 30 Jahren das letzte Mal gefeiert. War damals das erste und einzige Mal in Berlin dabei (über die NVA). Die Gorbirufe vergisst man seinen Leben nicht.


    @Ricardo der 9.11. ist nun wirklich kein Feiertag (aber nicht weil er braunst belastet ist), dann müsste man wirklich den Tag nehmen wo die Menschen in Leipzig sich das erste Mal auf die Straße getrauten.

    24.09.2012 - 08.12.2012

    Danke an Wayne Simmonds (Philadelphia Flyers, 9 Spiele, 4 Tore, 10 Assists), Chris Stewart (St. Louis Blues, 15 Spiele, 6 Tore, 14 Assists) sowie Clarke MacArthur (Toronto Maple Leafs, 8 Spiele, 4 Tore, 6 Assists) im Trikot der Eispiraten Crimmitschau

  • @Ricardo der 9.11. ist nun wirklich kein Feiertag (aber nicht weil er braunst belastet ist), dann müsste man wirklich den Tag nehmen wo die Menschen in Leipzig sich das erste Mal auf die Straße getrauten.

    Weiß nicht.
    Wenn es danach ginge, konkurrierten einfach zu viele Daten nebeneinander.
    Nimmt man dann die erste Montagsdemo oder die größte?
    Die, die im Westen die größte Aufmerksamkeit hatte?
    Oder doch den Tag, an dem den Menschen in der Prager Botschaft die Ausreise verkündet wurde?


    Der Tag der Grenzöffnung, gemeinhin bekannt als Mauerfall, ist dann doch deutlich greifbar und teilt die Zeit wohl am eindeutigsten in ein Davor und ein Danach ein.


    Falls du allerdings gute Gegenargumente hast, bin ich auch gerne wechselbereit. ;)

  • Ich kann der Argumentation von Ricardo ganz gut folgen, vor allem in Bezug auf dem 3.10.
    Mir wäre auch ein Feiertag lieber, wo Menschen etwas erreicht haben als ein Tag, wo lediglich ein paar Unterschriften auf Dokumente gesetzt wurden. Das untergräbt irgendwie die Leistung derjenigen, die sich auf die Straße getraut haben um ihre Machthaber zu vertreiben.
    Alternativ wäre selbst der 17.6. meines Erachtens besser geeignet.


    Edit: Außerdem kann ich keinen Tag feiern, an dem Brandenburg der Bundesrepublik beitreten durfte, statt einfach an Polen übergeben zu werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Hannoi1896 ()

  • Mir wäre auch ein Feiertag lieber, wo Menschen etwas erreicht haben als ein Tag, wo lediglich ein paar Unterschriften auf Dokumente gesetzt wurden. Das untergräbt irgendwie die Leistung derjenigen, die sich auf die Straße getraut haben um ihre Machthaber zu vertreiben.

    So habe ich das auch schon immer gesehen.

    Alternativ wäre selbst der 17.6. meines Erachtens besser geeignet.

    Der war ja sogar Nationalfeiertag vor der Wiedervereinigung.
    An sich schon ein ziemlich couragiertes Stück, ein solches Ereignis in einem formell anderen Staat zum eigenen Feiertag zu machen.
    Gerade auch mit der damals gefährlichen Situation an der Blockgrenze.

    Edit: Außerdem kann ich keinen Tag feiern, an dem Brandenburg der Bundesrepublik beitreten durfte, statt einfach an Polen übergeben zu werden.

    Wir geben einfach Brandenburg und Berlin an Polen ab und bekommen dafür Schlesien und Pommern wieder. :D

  • Nimmt man dann die erste Montagsdemo

    Ich meinte den Tag, weiß nicht mehr wenn das genau war. Denn da kam der Stein ja praktisch ins Rollen, auch für die Leute hier. Und da wird eben genau das Problem sein. Das wäre ein "Tag des Ostens" gewesen und was da her kam war ja von vorher schon abgelehnt. So konnte man das kann eben im "Westen" nicht verkaufen. Den 7.10. konnte man auch unmöglich weiter nehmen :D .
    Es war ja auch z.B. mal der 1.7. als Feiertag so vor geschlagen, der Tag der Währungsunion also. Es gab damals soviel Vorschläge die kann man bald gar nicht mehr zählen.

    24.09.2012 - 08.12.2012

    Danke an Wayne Simmonds (Philadelphia Flyers, 9 Spiele, 4 Tore, 10 Assists), Chris Stewart (St. Louis Blues, 15 Spiele, 6 Tore, 14 Assists) sowie Clarke MacArthur (Toronto Maple Leafs, 8 Spiele, 4 Tore, 6 Assists) im Trikot der Eispiraten Crimmitschau

  • Ich meinte den Tag, weiß nicht mehr wenn das genau war. Denn da kam der Stein ja praktisch ins Rollen, auch für die Leute hier. Und da wird eben genau das Problem sein. Das wäre ein "Tag des Ostens" gewesen und was da her kam war ja von vorher schon abgelehnt. So konnte man das kann eben im "Westen" nicht verkaufen. Den 7.10. konnte man auch unmöglich weiter nehmen :D .

    Du Witzbold. Wir hatten hier über Jahre den 17.6. als Feiertag. Doch wohl eher ein Tag des Ostens.
    Aber als entscheidendes Datum hat doch wohl jeder einen anderen Tag im Kopf. Je nachdem, wie man das damals erlebt hat.

    "Was ist wichtiger," fragte großer Panda. "Der Weg oder das Ziel?" "Die Weggefährten," sagte kleiner Drache.

  • Ich weiß das es im Westen der 17.6. war. Übrigens war der 17.6. eben nur als Ersatz in der BRD, da es ja diesen Nationalfeiertag wie in der DDR nicht als Feiertag gab (es wäre übrigens der 7.9. dann gewesen). Den 17.6. erinnerte man dann eben an die Volksaufstände in der DDR. Er kam übrigens auch eben nicht in Frage, frag mich aber jetzt nicht warum. Ich könnte dir höchstens noch erzählen warum es diesen "Nationalfeiertag" (also der 7.9.) nie im Westen gegeben hätte. Aber das würde für einiges am Thema wohl vorbei gehen, genau wie deine Eröffnung.


    In meinen Augen hätte man ruhig den der ersten Montagsdemo nehmen können.

    24.09.2012 - 08.12.2012

    Danke an Wayne Simmonds (Philadelphia Flyers, 9 Spiele, 4 Tore, 10 Assists), Chris Stewart (St. Louis Blues, 15 Spiele, 6 Tore, 14 Assists) sowie Clarke MacArthur (Toronto Maple Leafs, 8 Spiele, 4 Tore, 6 Assists) im Trikot der Eispiraten Crimmitschau

  • Ich kann es nicht oft genug betonen...


    So lange wir bei Aldi Nord und Aldi Süd kaufen ist Deutschland nicht wiedervereint! |-)

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