Erinnerungen an den DDR-Fußball

  • Danke erstmal für die Erläuterung, finde das immer spannend, Dinge aus verschiedenen Richtungen zu erfahren. Bei Dir steht's ja im Profil, dass Du auch BFC-Sympathisant bist, also ist es natürlich sehr schön, dass Du Einblick lieferst. :)


    Ich würde da niemals abschließend urteilen, ganz einfach auch deswegen, weil ich beide Seiten nie erfahren habe. Ich kann nicht darüber urteilen, was in der DDR passierte. Egal auf welche Art und Weise, ob sportlich, gesamtgesellschaftlich usw.....ich kann da nichts zu sagen und urteile deshalb auch nicht. Das wäre anmaßend - und das bin ich nicht.


    Mein Patenonkel war aus Stralsund, machte irgendwann "rüber", heiratete meine Patentante aus Neuss, die wie ich gebürtig aus dem Rheinland stammt.


    Mein Onkel hat zeitlebens nie bereut, dass er rübermachte, hat aber immer auch dazu gestanden, dass es bei allem Mangel auch ein paar Dinge in der DDR gab, die ihm im Nachhinein besser gefielen als Dinge, die er dann hier kennenlernte.


    Hat mich beeindruckt und deshalb urteile ich nicht pauschal negativ, was damals war.

  • Stimmt nicht so ganz. EC III (Uefa-Cup) war der "schwächste" Wettbewerb! Du hast im übrigen Lok Leipzig unterschlagen, sie standen im EC II (Cup der Pokalsieger) 1986/87 im Finale gg. Ajax Amsterdam. :afi:

  • Kein Fußball-Panorama, Halbzeit oder Pokal Spezial? Das waren durch die Bank legendären Sendungen. Panorama war z. Bsp. das Gegenstück zur westdeutschen Sportschau und wurde auch im Westen sehr gerne geguckt.


    Ja, der BFC war fast in der gesamten Republik verhasst. Der sogenannte Schiebermeister, weil oftmals "von höheren Kräften nachgeholfen" wurde damit es zum Meistertitel reicht. Katsche kann das sicher bestätigen.

  • nö 😃

    aber schön dich zu lesen, Franky


    Das mit dem „Schiebo“- Meister ist halt auch so eine gestrickte Legende: ja, es gab 2-3 Meisterschaften, die hätte kein BFCer gebraucht, die waren fragwürdig und da gab es enge Spiele, in denen Prokop oder Kirschen den BFC sicher nicht benachteiligten. Dieses Dauerabo war nie im Sinne der Spieler und Fans, die sich dann auch abwandten und den Verein den Nazis überließen.


    Insgesamt war das aber schon nicht grundlos die beste ostdeutsche Mannschaft nach 1979. Komischerweise aber nur in Meisterschaften, eine Pokalmannschaft war es fast nie, weder national noch international.

  • Ja, genau das meinte ich mit dem bevorzugen. So hatte der Kicker es damals auch beschrieben, dass im Falle des Falles nachgeholfen wurde.


    Von Fußball-Panorama, Halbzeit und Pokal Spezial habe ich noch nie gehört. Und ich vermute, dass das auch nur Leute in der BRD gucken konnten, die grenznah zur DDR wohnten. Wir reden hier von Mitte-Ende der 70er.


    Damals konnten wir lediglich mit schlechter Qualität und vielen Streifen im Bild NED 1 und NED 2 noch bekommen, also die Hauptprogramme der Niederländer. Und 1983 oder so kamen erst die Privatsender hinzu, also viele neue Kanäle.


    Vielleicht wäre es da möglich gewesen, DDR-Fernsehen zu gucken, aber zu dem Zeitpunkt habe ich Fußball aus dem Osten gar nicht mehr verfolgt. BFC war mir halt auch nur haften geblieben, weil halt der Kicker damals drüber schrieb.


    Auch an Berichte im Kicker über Eishockey erinnere ich mich. Ich konnte damals nicht begreifen, wie man mit nur 2 Mannschaften eine Eishockey-Liga gründen konnte. Das fand ich, als ich das damals las, total süß. :)

  • Wenn ich mal zusammenfasse, was ich ich so über die Jahre gehört habe, ( meine Cousins waren Dresden-Fans) ist, dass die Schiris dem BSC zu sehr gewogen waren, dass der Verein die besten Spieler abfischen konnte und dass die Spiele gern etwas verlängert wurden, wenn die Chance bestand, dass Dynamo noch gewinnen konnte.

    Die Klage über die Schiri-Entscheidungen haben wir schließlich hier auch jede Woche von der Kreis- bis zur Bundesliga.

    "Was ist wichtiger," fragte großer Panda. "Der Weg oder das Ziel?" "Die Weggefährten," sagte kleiner Drache.

  • dieses ewige Sich-benachteiligt-fühlen war den Dresdnern schon zu Ostzeiten sehr zueigen.

    Gerade wenns um Berlin ging , das ist ein Trauma offenbar. Kenn das, meine Frau kommt auch von da, dauerte lange, ehe sie die Vorurteile ablegte und Wahrheit und Opfergetue unterschied. 😃


    Zum Fußball: diesen Schieribonus hatte auch Dresden, den hatte Bayern, Dortmund.

    Beim BFC passte das halt zum Stasiimage- und mitunter war es auch nicht von der Hand zu weisen. Aber Dresden gewann oft gegen den BFC, gerade auch im Pokal. Und was das Gerücht, die besten Spieler hätten zum BFC gemusst, betrifft: frag deinen Cousin einfach mal, wo Dörner, Häfner, Kreische, Steinmann, Streich, Sammer (2x), Wosz, Croy, Grapenthin, Stübner, Kirsten und viele sonst spielten.


    und die waren schon die Creme neben den BFCern um Thom.

    Wird viel reingeheimnist, meist ist es weit simpler. Exemplarisch der legendäre Schandelfmeter von Leipzig, der Ursprung vieler Dresdner Geschichten ist. Da wurde dann sogar der Schiedsrichter gesperrt… Jahre später bewies modernere Technik die Richtigkeit der Entscheidung, aber erzählt wird die Geschichte noch immer…

  • Sehe das in der Tat wie Katsche. Der EC der Pokalsieger war der schwächste Wettbewerb, wenn auch offiziell der Zweitbeste. Denn formstarke Teams, die im Vorjahr nicht Meister wurden, jetzt aber extrem stark, waren dort öfter anzutreffen als im EC der Cupsieger.

    Es gibt verschiedene Ansätze, die Welt positiver zu gestalten. Faschismus ist keiner!

  • Da gehe ich mit! Der UEFA-Cup war mMn. oft sogar interessanter als der Meistercup.


    Im Meistercup spielten nur Meister (was ja eigentlich auch Sinn und Zweck der Sache ist). Aber der UEFA-Cup bot die meisten attraktiven Teams aller Wettbewerbe auf.


    Noch unattraktiver wurde der Meisterpokal, wenn es Überraschungsmeister gab wie damals Hellas Verona mit Briegel in Italien. Vereine wie Hellas Verona zogen vom Interesse her keinen Hering vom Teller, weil null Name und null Attraktivität.


    Der UEFA-Cup war definitiv deutlich höher anzusiedeln als der Europapokal der Pokalsieger. Das war mMn. der uninteressanteste Wettbewerb, obwohl er als EC II eingestuft war.

  • Denke mal das es auch so gewesen sein wird. Meine Tante aus Lübeck (leider bereits verstorben) hatte mal erzählt, dass unter Umständen sogar Störsender die Bildqualität stark beeinträchtigt haben sollen. Weniger bei Fußballsendungen, aber auffallend oft bei DDR-Leichtathletik Meisterschaften.

  • Das mit dem „Schiebo“- Meister ist halt auch so eine gestrickte Legende: ja, es gab 2-3 Meisterschaften, die hätte kein BFCer gebraucht, die waren fragwürdig und da gab es enge Spiele, in denen Prokop oder Kirschen den BFC sicher nicht benachteiligten.

    Hab das genaue Jahr leider nicht mehr im Kopf, aber da gab es mal Anfang der 80er Jahre ein Heimspiel von Hansa gg. den BFC 4-4 (war sogar selbst im Stadion damals) mit sehr vielen fragwürdigen Entscheidungen des Schiris. Glaube, dass war Adolf Prokop. Der mußte mit Personenschutz aus dem Stadion gebracht werden.

  • Fußball- Panorama mit Uwe Grandel 🙏🏼


    oder Sport aktuell mit Gottfried Weise (🙏🏼) und der ganz jungen Maybrit Klose, die keinen einzigen Satz fehlerfrei ablesen konnte und heute Illner heißt 🤡

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