The Captain's Place

  • SC Comet Berlin


    Himmelsgestirne gibt's in Vereinsnamen ja einige. "Stern" ist geläufig; seltener ist da "Komet", laut fussball.de sechsmal vergeben, die Variante mit "C" nur zweimal, ebenso häufig wie "Meteor". Die Webseite ist eher unspektakulär, aber der Verein hat ein Alleinstellungsmerkmal: der Verein ist von und für Gehörlose bzw zumindest eingeschränkt hörende Kicker gegründet worden.


    Dadurch ist das Gestikulieren der Spieler ist also notwendige Kommunikation und keine Theatralik. Gespielt wird im Südwesten auf der Hans-Rosenthal-Anlage, wo mehrere Plätze unmittelbar nebeneinander liegen und vor allem die Jugend von TeBe und dem SC Charlottenburg spielen, aber auch kleine Vereine wie Eichkamp-Rupenhorn oder Carpi 76. Es gibt immerhin einen kleinen Kiosk, aber wenig Raum für Vereinsindividualität.


    Ende vergangener Saison stand die Truppe vor dem Aufstieg in die Kreisliga B, verzockte aber kurz vor der Ziellinie die Saison. Als unmittelbarer Konkurrent reiste der Adlershofer BC II an. Die Gäste waren größer und fülliger, die Gastgeber technisch besser. Durch einen Doppelschlag kurz vor Abpfiff (90.+7 & 90.+10) drehte ABC II die überraschend bissige Partie noch. Am letzten Spieltag unterlagen die Cometen auch dem FFV Spandau, die gemeinsam mit ABC II und dem Staffelsieger Hellas eine Liga höher spielen werden.


    Die Gäste brachten vier, fünf Zuschauer mit, neben mir saß noch eine Spielermama. Kurioser Verein, leider gibt's nichts. Das Wappen kann was.

  • VfB Zittau


    Es gibt in Deutschland verschiedene 'hintere Zipfel'. Berchtesgarten, Emden, Usedom. Und Zittau in einer Ausbuchtung Sachsens mit unmittelbarer Grenze nach Tschechien und Polen. Zumindest die tschechische Nachbarschaft ist besiedelt; für Polen ist es hingegen auch so ein Zipfel und grub die Gegend für einen Braunkohletagebau um.


    Wer sich für Nutzfahrzeuge aus alten Tagen interessiert, wird sich an die Robur-LKW erinnern. Die Mühlen sind Zittaus bekanneste Blechkinder, wobei weitere Werke auch in Löbau und Görlitz standen und die Fahrzeugembryos alternieren jeweils für die einzelnen Bauteile von Standort zu Standort wanderten, wie kundige Einheimische feixend zu berichten wussten. Südlich des Bahnhofs sind die leerstehenden Gebäude zu bewundern.


    Wunderschöne Altbauten und Leerstand wechseln einander ab, die Kirche, das Dornspachhaus (ältestes Gebäude und wunderschönes Lokal) und das Rathaus am Marktplatz können was! Neben dem mondänen Badehaus nordwestlich des Marktes gibt es im Südwesten eine schön hergerichtete Neubaustraße mit Kunst am Bau. Figuren und Gemsen als Plastiken an den vielfarbigen Fassaden belegen, dass neu auch schön sein kann.


    Gestärkt vom Domspachhaus ging es dann ostwärts zum Weinaupark. Eine Allee mit netten Villen endet in einem schönen Park östlich der Stadt samt Tierpark und Biergarten. Dahinter dann das Stadion kurz vor der polnischen Grenze. Das Stadion hat es dann in sich: die Holztribüne von 1894 wurde dereinst für eine Radrennbahn gebaut, später zug der Fußball her. Ein absolutes Kleinod!


    Noch vor Spielbeginn Getränke beschaffen und nach Souvenirs gefragt. Die holen sie in der Halbzeit herbei, versprachen die netten Leute im Versorgungszelt. Über 300 Zuschauer kamen zum Auftakt und tatsächlich gabs u.a. Schals und Wimpel, leider keine Nadeln. Der imposante Wimpel musste dann aber mit.


    Spielerisch waren die Gastgeber überlegen und hätten viel höher führen müssen, der 2-Meter-Rotkopf nutzte nur eine seiner zahlreichen Gelegenheiten und den Gästen reichte ein direkter Freistoß zum Ausgleich.


    Vom Stadion braucht man rund zwanzig Minuten zum Bahnhof, die Bahn fuhr aber kurz nach Schlusspfiff. Also entspannt durch die Innenstadt zurück, wo die angekündigte Verspätung in einer kompletten Streichung und einem mindestens anderthalbstündigen Zusatzaufenthalt endete. Im "Filmriß" am Marktplatz entdeckten wir eine der besten Whisky-Auswahlen Deutschlands (!), blieben aber anständig beim Bier. der Wirt pflanzte uns kurzerhand zu zwei großartigen Einheimischen, mit den wir uns dermaßen verquatschten, dass wir beinahe noch den Zzug verpassten und zackigen Schrittes zum Bahnhof eilten. Von den beiden erfuhren wir auch von dem legendären Balkon, auf dem der unglückselige Reichsaußenminister von Ribbentrop 1945 noch eine flammende Rede zum Durchhalten hielt - dezent konterkariert vom Krach der Front im benachbarten Lauban ..

  • 24-Stunden-Rennen Le Meiß


    Letztes Jahr "3. Oktober" war der Maßstab, als mit Lübeck eine anstrengende Fahrt mit lohnenswertem Ziel anstand. Dieses Jahr stand Meißen und der "Kreisklassendreier der .. äh .. Kreisklasse" (O-Ton Stadionsprecher) an.


    Bei Anstoß 11:00 im fernen Sachsen stand also wieder frühes Aufstehen an. Halb sechs klingelte der Wecker zu nachtschlafender Zeit für eine Eule wie mich. Schnell fertig machen und zum Bahnhof. Noch acht Minuten bis zur S8 und mir fiel mit Schrecken ein, dass der Ausweis noch daheim liegt - in Sachsen wird gern der Paß zum BVG-Deutschlandticket eingefordert. Im Sprint zurück zur Wohnung und keuchend wie eine mit nassen Kohlen angefeuerte Lok erreichte ich die S-Bahn, die mich nach vier Stationen schon an den SEV weiterreichte. Von Königs Wusterhausen nach Cottbus und von da in den Freistaat, wo die Kontrolleurin anmahnte, dass die drei Monate alte Chipkarte nicht (mehr) lesbar sei. Der Tag fing schon mal gut an.


    Unterwegs noch eine bekannte Nase getroffen. Auch nach Meißen? Nicken. Ich brauche erstmal einen Kaffee! Guter Plan, selbst dafür war ich zu müde, aber der Hauptbahnhof Cottbus bietet auch einen zweiten Laden, wo man schnell bedient wird, während alle anderen vor dem besser gelegenem Backshop anstehen. Bekaffeet erreicht man fix Meißen über Coswig um kurz nach zehn. Zeit, kurz zur Altstadtbrücke zu gehen und einen Blick auf den Schlossberg zu erhaschen. Der ist schon mal sensationell. Doch zunächst geht in östlicher Richtung zum Speedway, einer Motorradrennbahn, in deren Mitte bis vor 40 Jahren auch gekickt wurde. Das letzte Spiel fand 1984 statt, dann löste sich der Verein auf, wie einer von Herzbluts Dynamokumpels zu berichten wusste.


    Trotz gemähtem Rasen war das Feld ein Sturzacker, aber bei dem Spielniveau zwischen Merschwitz II und Barnitz II spielte das nur eine untergeordnete Rolle. Die Anlage an sich ist schon zurückgebaut, aber noch ansehnlich. Von der Haupttribüne abgesehen sind nur noch Erdwälle vorhanden, die eine Vorstellung davon geben, wie groß das mal war. Getränke und Wurst waren nicht gerade günstig. 4,5€ für eine Rauchwurst, aber die war in der Tat gut. Leider blieb das Hauptproblem die Wartezeiten, aber zumindest traf ich dort den Dresdner, von dem ich mir Spielstättentipps für Dresden holte und von der Anlage erzählte. Klasse Typ!


    Ansonsten waren die absolute Masse der 753 Zuschauer Groundhopper, Berlin war gut vertreten und einige Nasen wiedergetroffen. Gespielt wurde auch, zumindest war der nominale Gast aus Barnitz zumindest Willens, scheiterte aber häufig am Keeper oder am Gebälk. Das 2:0 ist also eher schmeichelhaft für die unterlegenen Merschwitzer. Das zweite Spiel schenkte ich mir, da ich mir lieber Meißen ansehen wollte.


    Direkt nach Schlusspfiff ging es daher zurück in die Altstadt. Welch ein Kleinod! Meißen lohnt sich, gerade auch für Bahnfahrer, da man flugs vom Bahnhof (Baujahr 1928, keiner der modernen Betonbunker, aber nüchterner Baustil) zur besagten Altstadtbrücke gelangt und dahinter schnell die Fußgängerzone beginnt. Der Marktplatz eröffnet sich nach wenigene Hundert Metern und auch der Weg zur Burg ist leicht zu erkennen: immer da, wo es bergauf geht. Zwei asiatische Touristen beschenken ihren kleinen Kindern das gute Softeis und mit selbigem ausgestattet wird die Bergetappe in Angriff genommen. Vorbei an nette Ecken, verwunschenen Gassen und den üblichen Steppjackentouristen erobert man flink den Berg und hat neben der feinen Aussicht auf die Elbe und den Dächern der Altstadt auch den Dom. Da muss ich unbedingt noch mal hin.


    Aus Zeitgründen entschied ich mich für ein Pide statt einem Schnitzel, denn der Bahnhof rief - über Coswig ging es nach Riesa. Was für ein Kontrastprogramm! Am Bahnhof Wildnis und Leerstand, dahinter eine sanierte Plattensiedlung. Irgendwann dann endlich alte Bausubstanz und sogar ein netter Park. Die einzige Sehenswürdigkeit ist eine Kirche, die stilistisch wie eine Trutzburg architektonische Schönheit erhält.


    Die Pausitzer Delle ist ein Leichtathletikstadion, dass selten genutzt wird. Stahl Riesa hat dort wohl Testspiele angesetzt und kurzfristig doch wieder verlegt. Nun sicherte sich der Lokalrivale Lok Riesa das Spiel und die Zuschauermasse. Zu Gast kam mit Lok Wülknitz ein Namensvetter und das amtierende Schlusslicht. Beide Lokomotiven spielen in der niedrigsten Ligaebene Sachsens, der ("Sonnen-Apotheke") 2. Kreisklasse.


    Immerhin hat Lok vorne gleich einen Fantisch aufgebaut mit Stickern, einem Schal und Wimpeln. Der Getränkestand war schon heillos überfüllt und blieb es auch das Spiel über. Die kleine Haupttribüne ist überdacht und der Rasen deutlich besser als beim Speedway; das Spielniveau allerdings m.E. noch niedriger als in der anderen Partie. Dort machte wenigens Barnitz was. Wer Schlusslicht war und wer sicheres Mittelfeld war also unklar. Lok Riesa hat ein Trikot mit wildem Aufdruck, einer Art Schuppen oder Tigerfelldesign, was Respekt einflößen könnte, wenn es nicht eine Magenta-Pink-Mischung wäre.


    Klares Highlight: der Auftritt des Kreisklassen-Ronaldos, der seinen Gegenspieler austanzen will, sich aber selber hinpackt und dank seiner Leibesfülle einfach mal wegrollt.


    Irgendwann legte zumindest die Heim-Lokomotive mal ein Brikett mehr in den Ofen und ging 2:0 in Führung. Es sah nach einem sicheren Heimsieg aus, aber parkte danach die Lok auf dem Abstellgleis, während nach weit über einer Stunde Wülknitz mal endlich aus seinem Lokschuppen herauskam und plötzlich zum Ausgleich kam. Es wäre sogar der erste Saisonsieg fällig, aber vorne steht halt der Schnellste, nicht der nervenstärkste (frei vor'm Keeper, kann sich die Ecke aussuchen und wählt die Rückgabe zum Keeper) oder jemand mit Orientierung (frei vor'm Torwart hat eben schon nicht geklappt, also am besten unnötig nach außen laufen und aus spitzem Winkel eine Flanke ins Toraus produzieren ..).


    Zwei dauerpöbelnden bzw -witzelnden Experten war das verständlicherweise zu viel. Einer war Trainer und betonte, dass das selbst in der niedrigsten Liga Brandenburgs das Spielniveau nicht so mies wäre. Muss ich leider bestätigen, aber zumindest konnte ich danach zum Bahnhof und aus Riesa raus. Dabei muss ich der ODEG ein großes Kompliment machen. Deren Personal war super entspannt und nett und mit dem Kontrolleur dann noch länger über Gott und die Welt gesprochen, weil die Linie Elsterwerda > Berlin generell sehr ruhig ist. Somit ist selbst die Bahn für mich wieder in einem besseren Licht.


    Um 22:00 dann endlich daheim und gleich frisch gemacht, um die 80er Party in Prenzlberg mitzunehmen. Aufgrund des frühmorgendlichen Aufstehens und der 30.000 Schritte laut App ging ich sowieso davon aus, nciht lange zu bleiben. Anscheinend hat der Frannz Club nun aber neuerdings Staropramen Dunkel im Glas und das wirkt besser als jegliche "Energydrink"-Chemiekeulen. Viel zu spät ging es also nach Hause und mit Entsetzen stellte ich fest, dass es schon weit nach fünf war, als ich endlich mal in der Koje lag. 24 Stunden am Stück - wir sind zwar nicht mehr Papst, aber dafür Le Mans!


    2.Kreisklasse - Kreis Meißen – Herren - 2025/2026: Ergebnisse, Tabelle und Spielplan bei FUSSBALL.DE
    2.Kreisklasse 2025/2026 im Kreis Meißen: Alle Ergebnisse, die Tabelle und der komplette Spielplan der 2.Kreisklasse der Herren aus dem Landesverband Sachsen…
    www.fussball.de

  • Bella Italia!


    Italien ist immer eine Reise wert, insbesondere die Toskana. Wer noch nicht dort war: ignoriert die hiesige Toskanagefühlsduselei, die unter anderem schmalzige Vorabendserien und Arztromane produzierte. Es ist wirklich schön! Mit Pisa und Florenz stehen gleich zwei Flughäfen zur Auswahl. Das Urlaubskompetenzteam, bestehend aus einer meiner Schwestern und mir entschied sich für Pisa. Jeweils vier Tage Lucca und Siena, Reise immer per Zug, der recht erschwinglich ist und relativ zuverlässig.


    LUCCA

    Zu Beginn Lucca; vom Flughafen fährt alle zehn Minuten eine Shuttlebahn direkt auf ein eigenes Gleis am Hauptbahnhof Pisa und man steigt dort in die Bahn nach Lucca um. Dauert idR eine halbe Stunde, wenn nicht der vorherige Zug bei einem Übergang mit einem Auto kollidiert. So gab's eine längere Verspätung und die Ankunft im Dunkeln. Lucca bietet eine enthobene Altstadt in einem majestätischen Stadtmauerring, der nur an einzelnen Punkten von Autos durchfahren werden kann. Durch die engen Gassen ist der Verkehr ohnehin eingeschränkt.


    Auf dem besagten Stadtmauerring gibt es in den Bastionen teilweise Lokale und man kann quasi die Altstadt umlaufen, ohne auf Fahrzeuge achtgeben zu müssen. Ein Highlight ist zweifelsohne der begrünte Turm, ein hoher Geschlechterturm mit Baumbewuchs. Der Ausblick ist imposant und man sieht auch erstmals, wie bergig die Landschaft ist. Das bekommt man in der Stadt kaum mit. Von Lucca ist sowohl Florenz als auch Pisa in kurzer Zeit erreichbar. Da ein Strandtag gewünscht wurde, nahmen wir die letzten Spätsommertage mit für einen Abstecher nach Viareggio. Leider sind große Teile der stände nicht öffentlich, sondern gehören zu einem Lokal. Zum Glück ist für Einheimische die Badesaison aber längst zu Ende und nur Touristen aus nördlichen Ländern lümmeln im Sand oder gehen allen ernstes noch ins Wasser.


    SIENA

    Rund anderthalb Stunden entfernt liegt zentraler und südlich das ebenso schöne Siena. Die Unterkunft lag im Süden, der Bahnhof ist außerhalb der Stadtmauer ganz im Norden. Das Bussystem ist verwirrend und die Fahrten mäandern eher an den Rändern, was bei den engen Gassen aber auch auf der Hand liegt. Rund sieben oder acht Rolltreppen hinauf führt der Weg vom deutlich tiefer gelegenen Bahnhof in den Stadtbereich, von dort rollkoffern wir durch die Hauptstrasse Richtung Unterkunft in einer winzigen Gasse im Stadtviertel 'Pantera'. Gute Band und Miez im Namen sind übrigens wichtig: Siena als Stadt des Palio legt großen Wert auf seine Quartiere. Jede Contrada hat nicht nur feste Straßenzüge, Wappen und Farben: man wird in seine Contrada hineingeboren, Häuser mit mit dem jeweiligen Wahrzeichen signiert und jede hat auch eine eigene Kapelle mit Bannern und kleinem Museum.


    Wir machten bei der Ankunft am Samstag den Fehler, nicht das offene Museum der Tartuca zu besichtigen: dies hatte nämlich nur am Wochenende offen. Viele kann man mit einer Anmeldung besichtigen, Leocorno (Das Einhorn) hingehen hat immer Abends offen. Ein älterer Herr empfing uns und bearbeitete sein Handy mit Stimmübersetzung, um uns die Exponate und die Kapelle zu erklären. Originale, jahrhundertalte Anzüge, die nur für das fest getragen werden, ein furchbares Pailettenbild, dass sie als Sieger des Palio 2022 erhielten - und ein verbeulter Helm. Der kam aber nicht beim Rennen zu Schaden, sondern weil der Fantini, der Reiter, zu lustlos ritt (und vermuttlich von anderen bestochen wurde) und von der Contrada dafür Prügel einsteckte.


    Siena ist etwas kühler und man muss Berg können. Ob vom Bahnhof in die stadt oder von West nach Ost; man schaut öfters eine steile Gasse empor. Ansonsten gibt es das Bierhaus einen Wilhelm Bader, der vor 200 Jahren dort eine Brauerei eröffnete, die tatsächlich äusserst schmackhaftes Bier produziert. Nachdem wir in Lucca auf ungefiltertes Ichnusa zurückgriffen, gab's hier also was lokales. Hauswein zum Essen, Bier als Absacker: perfekt. Vom Essen muss ich nicht viel schreiben. Pappardelle mit Wildschweinsauce, darin könnte ich mich wälzen.


    Fußball?

    Italien ist für vieles eine sichere Bank: schöne Städte, eine entspannte Atmosphäre, Essen, Trinken - leider aber nicht immer für den Fußball. In Lucca liegt östlich der Altstadt und gut erreichbar das schöne Stadion der Lucchese 1905. Der Verein wurde allerdings zum Ende der vergangenen Saison aus der Liga geworfen und bislang ist kein Mucks bezüglich einer Lösung zu hören. Mittlerweile ist auch die Webseite vom Netz. Es gibt auch keinen Fanshop oder irgendeinen Nachfolgeverein. Komisch. Und schade drum - ein schönes Wappen war's.


    Siena hat zwar einen Verein und ein schönes, innenstadtnahes Stadion, spielte aber auswärts. Die Frauenabteilung hatte am anvisierten Wochenende zwar Heimrecht, allerdings müssen die Damen auf irgendeinem Sportplatz jwd antreten. Am letzten Tag noch zufällig den winzigen Fanshop beim Dominikanerkloster entdeckt und eine der drei Mitarbeiterinnen war sogar selber Spielerin und ebenfalls geknickt, dass sie nicht im richtigen Stadion spielen. Florenz? Ebenfalls auswärts.


    Die Wahl blieb zwischen dem rund eine halbe Stunde Zugfahrt entfernten Poggibonsi, einer typischen Wohnstadt und dem FC Empoli, immerhin Zweitligist und Anstoß um 17:15. Also kurzerhand morgens mit dem Zug nach Florenz, um vom gnadenlos überlasteten Hauptbahnhof in der Stadtmitte die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Heerscharen von Reisegruppen, die unbeirrt dem Fähnchen ihres jeweiligen Reiseleiters folgten marschierten kreuz und quer durch die Gegend. Furchtbar. Wir waren froh, nicht in Florenz eingemietet zu haben.


    Empoli FC vs Venezia FC

    Kurz vor vier ging es zurück zum Bahnhof und schnell wieder weg. Empoli ist eine Wohnstadt, recht unspektakulär und zweifelsfrei im Schatten von Florenz und Siena, aber anscheinend ein Knotenpunkt der Eisenbahn. Man kommt also gut hin und auch wieder weg. Mein Anfrage über Gesichtsbuch nach Tickets wurde flugs bestätigt. Vom Bahnhof braucht man nur eine Viertelstunde bis zum Stadion, die Innenstadt liegt quasi auf dem Weg. Tickets gäbe es auch im Fanshop am Marktplatz, der Sonntags sinnigerweise geschlossen ist und am Stadion selbst gibt's natürlich nichts. Wenigstens einen kleinen Wimpel oder einen Pin, wenn es schon keine Badeenten gibt ..


    Hinter der Brücke des trockenen Bachs steht ein Security, der Tickets sehen will. Frau Schwester wird schnell pissig, ich zeige ihm den Chatverlauf mitsamt dem Foto vom Tickethäuschen und er wies uns den Weg. Das Procedere an der Biglietteria zog sich durch das übliche Sichern von Reisepässen bzw Ausweisen, aber dafür waren die Kontrollen sehr flink. Wir hatten noch Wurst und Käse im Gepäck, aber das juckte zum Glück keinen. Zwei Haupttribünen sind Standard, dafür gibts hinten den Toren keine Kurven, sondern drei bzw vier unterteilte Stahlrohraufbauten. In eine diese Teile stand der Auswärtstrupp des FC Venezia, die zu Beginn den Heimultras deutlich Paroli boten und auch einen etwas längeren Atem während des Spielverlaufs hatten.


    Die Gäste dürften die Saison höher abschließen. Die Offensivbemühungen waren doch griffiger und ein gelungener Angriff mit Flanke und sattem Kopfball macte sämtliche halbherzigen Abschlüsse der Gastgeber zunichte. Nur einmal pennte Venezia, als Empoli einen verlorenen Ball wiedereroberte und mitten in den Spielaufbau einfach mal schnell udn direkt spielte und prompt den Asugleich kassierte.


    Aber: war wohl ein Geheimrezept und das gibt's nicht alle Tage, also blieb es danach wieder dabei, dass sich die Offensive der Toskaner die Bälle gegenseitig zuschoben und keiner abschloss, während Venezia zu spät aufwachte und dann doch mehr wollte, aber unter anderem am Querbalken scheiterte. Somit eher ein glückliches Remis des Empoli FC.


    Eine digitale Anzeigentafel gibts übrigens auch. Die zeigt aber durchgängig Sponsorenpräsentationen, unter anderem eine kickende Eiswaffel. Das Tor der Gäste wurde gänzlich ignoriert, erst beim eigenen Treffer tauchte plötzlich Spielzeit, Spielstand und eben die Tornachricht auf. Wer also die Uhr im Augen behalten will, muss diese also selbst mitbringen.


    Versorgung: Die Tribüne bietet auf dem Zwischenrang jeweils zwei Eis/Popkorn/Fressalienstände und Getränkestände. Bei knapp 10.000 Zuschauern ins gesamt etwas knapp bemessen. Leider gab's nur Heinecken aus der Dose in den Plastikbecher.


    Rückweg: es war schon dunkel und meine ausgeguckte Route von der Polizei am Stadion abgesperrt. Nun musste imporvisiert werden, da meine Begleitung nervös wurde und befürchtete, den Zug zu verpassen und noch eine Stunde länger bleiben zu müssen. Die Innenstadt ist aber wie gesagt nahe und dann hätte es eben Abendessen in empoli gegeben. Aber mit Google Maps navigiert und 19:36 das am noch geöffneten Schalter erworbene Ticket für den 19:40er-Zug abgestempelt.


    Ich hab doch gesagt, dass wir das locker schaffen! :kuzze:


    edit Nr. 254: Mitbringsel gab's doch. In einer unscheinbaren Touristeninfo in Siena gab's immerhin einen Wimpel und im später entdeckten Fanshop Pins. Dazu einen schönen Papierbeutel mit Wappen.

  • Ich hatte nichts zu Neubrandenburg geschrieben? Dann aber hurtig ..


    Neubrandenburg


    Neubrandenburg ist ein Städtchen relativ mittig im Bundesland Meck-Pomm, dass ich immer nur als Durchfahrstrecke kannte. Ging's Richtung Ostsee bzw Greifswald mit Vadders Fahrzeug früher, fuhren wir häufiger über NBG. Die Erinnerung bestand aber lediglich aus 'Straße' und Neubau. Oben auf dem Hügel anscheinend eine Innenstadt mit hohem Turm.


    Der Verein

    So blieb die Stadt viele Jahre als trostlos abgestempelt im Hinterkopf. Bis eben Überlegungen aufkamen, wohin eine Reise möglich ist und da wartet die immerhin drittgrößte Stadt des Bundeslandes (mit etwas über 60.000 Einwohnern) mit klangvollen wie "Nordbräu Neubrandenburg" oder dem "SV Hanse". Erstere spielen derzeit aber nur noch im ältere Herrenbereich. Zugpferd ist der 1.FC Neubrandenburg, DDR-Liga-Altadel zu Ostzeiten als SC bzw BSG Post, variierten die Namen nach 1990 von Mecklenburg Neubrandenburg zum SV Post Telekom (!) zum SV Tollense bis zum 1.FC.


    Die Stadt

    Neubrandenburg ist ein Kuriosum. Die Karte zeigt den intakten Stadtmauerring mitsamt Grüngürtel und vier beeindruckenden, erhaltenen Stadttoren. In die Stadtmauer integriert sind die sogenannten Wiekhäuser, wunderschöne Altbauten. Der Bahnhof ist direkt nördlich dieses Rings und man kommt direkt am ersten Museum vorbei. Dafür lohnt sich die Stadt.


    Innerhalb der Stadtmauer dann aber eher ordinärer Neubau. In der Endphase des Krieges wurde NBG kampflos ergeben, die Russen mähten aber innerhalb der Mauern alles nieder, so dass fast kein alter Baubestand außer der Befestigungsanlage zu finden ist. Alt-Neubau innerhalb der Mauern, späterer Neubau außerhalb. Der berühmt-berüchtigte Neubautyp "WBS 70" feierte in Neubrandenburg nämlich Premiere und setzte sich als typische Plattenbauweise durch.


    Das Stadion

    Das Jahnstadion ist eine imposante Schüssel mit noch imposanterer Anzeigentafel. Da spielt aber der Verein nur gelegentlich und die A-Jugend regelmäßig. :amkopfkratz: Das Hauptfeld ist das benachbarte, kleinere "neu.sw"-Stadion mit dreigeteilter Tribüne. In der Mitte der neue Tribünenteil mit VIP-Bereich und Ausschank, rechts und links daneben die Reste der alten Tribüne. Am hinteren Teil sammeln sich etwas über zehn Ultras mit prächtigem Banner und Unterhaltung. Der Klassiker "Mörder!" für Fouls und der orginelle Chant "Nachfüttern (?) für die - WILDSCHWEINE!"


    Ansonsten gibt's wenig Bewegungsfreiheit, zu den Trainerbänken kommt man nur über's Feld. Dafür ist der Eintritt in einem stilisierten Lübzerfass und es gibt zumindest einen kleinen Fanshop und Verpflegung. Leider keine Pins oder dergleichen, dafür einen Flaschenöffner für Fuffzig Cent.


    Das Spiel

    Zu Gast reiste der SV Warnemünde an, der eine zusammengewürfelte Truppe aufbot, aber (noch) keine Mannschaft. Neubrandenburg vermöbelte das Ostseebad auch in der Höhe verdient mit 8:1. Kurioserweise revanchierte sich der SV W eine Woche später und schlug im kleinen Derby des SV Hafen Rostock ihrerseits mit 8:1. :amkopfkratz:


    Die Liga besteht aus 15 Mannschaften und dafurch pausiert jeweils eine Mannschaft (hat sich jemand zurückgezogen? Weißt du da näheres, Bear ?). Auch dadurch ist die Tabelle derzeit nur partiell aussagekräftig, da zwischen 7 und 10 Spielen alles vertreten ist. Es führt der FC Mecklenburg Schwerin vor dem 1.FC Neubrandenburg, deren Ultras beim Spiel deutlich skeptischer waren, was ein etwaiger Aufstieg angeht.


    Im Keller stecken die ehemaligen Oberligisten Pampow und der Rostocker FC knapp vor Güstrow. Bei fussball.de wird aber kein Absteiger angezeigt.

    Tabelle Verbandsliga Meck-Pomm

  • Die Liga besteht aus 15 Mannschaften und dafurch pausiert jeweils eine Mannschaft (hat sich jemand zurückgezogen?


    Darf ich auch helfen?


    Die SpVgg Torgelow/Ueckermünde hatte am Ende der letzten Saison die erste Mannschaft abgemeldet. Aufgrund fehlender gestellter Schiedsrichter wurden dem Verein Punkte abgezogen, weswegen sie die schon sicher geglaubte Meisterschaft verloren. Aus den beiden untergeordneten Landesligen gab es keine Aufsteiger, deswegen ist die Liga mit 15 Mannschaften gestartet.



    Verbandsliga: Punktabzüge haben Auswirkungen auf Meister- und Aufstiegsrennen
    Die SpVgg Torgelow-Ueckermünde hatte am vergangenen Wochenende schon die Meisterschaft gefeiert. Die Feierlichkeiten kamen aber zu früh. Es gab einen…
    www.ostsee-zeitung.de


    Paukenschlag im MV-Fußball: Dieser Verein meldet seine erste Mannschaft ab
    Die SpVgg Torgelow/Ueckermünde wird in der Saison 2025/26 nur noch in der Landesklasse starten. Was mit den Spielern und Trainern des Verbandsliga-Teams…
    www.nordkurier.de

  • Das Stadion

    Das Jahnstadion ist eine imposante Schüssel mit noch imposanterer Anzeigentafel. Da spielt aber der Verein nur gelegentlich und die A-Jugend regelmäßig. :amkopfkratz: Das Hauptfeld ist das benachbarte, kleinere "neu.sw"-Stadion mit dreigeteilter Tribüne. In der Mitte der neue Tribünenteil mit VIP-Bereich und Ausschank, rechts und links daneben die Reste der alten Tribüne.

    Kleine Anmerkung und Ergänzung meinerseits dazu. Bis 1984 spielte die BSG Post als Vorgänger des jetzigen Vereins im Friedrich-Ludwig-Jahn Stadion (ab da auch aus sportpolitischen Gründen als reines Leichtathletik-Stadion genutzt), danach von 1985 bis 1991 im mittlerweile leider plattgemachten Günter-Harder-Stadion. Das Jahnstadion hatte eine Kapazität von 10.000 Zuschauern, das Harderstadion von 15.000 Zuschauern, es galt seinerzeit auch als Speedway-Mekka. Hier hats mal gestanden, jetzt befindet sich dort ein Parkhaus.

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Ich kann sogar verstehen, dass eine Stadt dieser Größe keine zwei Stadien in Schuss halten will. Für den geneigten Fan allerdings ärgerlich, an der großen Schüssel vorbeizulaufen und dann das kleine, ja auch nur so halb moderne Ministadion vorzufinden. Wobei das leider auch vollkommen ausreicht.


    Der angesprochene SV Nordbräu: https://www.facebook.com/SVNordbraeu78/?locale=de_DE

    Das Wappen kann was!

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