Nightmare on Sachsenbaude-Street oder Täglich grüßt das Hannoi-Tier

  • Vorwort


    Liebe Mitforisten!

    Am Tage des Beginns dieser nicht nur infantil gefeierten WM haben Viele von uns die Nase und den Kanal voll von dem Scheiß und sind nicht bereit, sich den Wüstensand in die Augen streuen zu lassen. Und so hab ich mir vor Wochen schon gedacht - Mensch Herzblut, hier musst du doch mal irgendwas auf die Beine stellen, damit die Demoralisierten in jenen Wochen der Festspiele von Adidas, Budweiser, Coca Cola & Co. auf andere Gedanken kommen. Und ich wäre nicht ich, wenn ich mir nicht dabei gesagt hätte "Das müssen lustige, bekloppte und nachhaltige Gedanken sein, die ich da so aushecke!" Und was soll ich euch sagen - genau das ist passiert. Und so nehm ich euch jetzt mit auf die Reise in dieses Buch, es ist ein Fortsetzungsroman geworden. Und der wird mit der heutigen Ausnahme passend immer zu den Spielen der "Mannschaft" präsentiert. Schlagen wir also gemeinsam dieses Buch auf:


    Prolog


    Knapp 3 Jahre ist es nun schon her, da hat uns diese unglaubliche Zeitarbeiter- und Kaffeeholgeschichte》 des dahingemeuchelten Hannoi1896 genauso in den Bann gezogen, wie seine epische Wiederauferstehung. Was haben wir gelitten, gehofft und gebangt und wie haben wir gejubelt, als seine Häutung tatsächlich gelang und er wieder der Alte war. In der Werkhalle war danach auch alles wie immer, die Welt der Stubentiger wurde genauso zurechtgerückt und der Wiederauferstandene - das Herz pochte gewohnt am rechten Fleck, ab und zu ein gutes Bier in der linken Hand und mitm Pöbelfaktor immer volle Pulle ab durch die Mitte. Nur gewachsen isser leider nie weiter, unser niederer Sachse...naja, man kann halt nich alles kriegen, muss wohl am zu vielen süß-sauren Gurkenwasser bei seiner Wiederbelebung gelegen haben. :D


    Ja und sein Retter von damals, dieser widerborstige Zoni aus dem echten Sachsen, dort wo die hübschen Mädchen aufn Bäumen wachsen, wo der gar liebliche Dialekt ein Statussymbol ist und es nur friedvolle, Händchen haltende Menschen gibt - was ist aus ihm in der Zwischenzeit geworden? Auch er blieb im Grunde der Alte, die Augen und Ohren immer an jedem noch so kleinen Heizungsrohr, immer das letzte Wort und einfach nicht zu agitieren, doch endlich mit dem Strom zu schwimmen. Und immer, wenn ein Überredungsversuch kam, mit dem und nicht gegen den Strich zu kämmen, dann kam die kurze und prägnante Antwort "Mei Kamm hat keene Zinken, schon an die Zwanzich Jahre. Doch das is nich weiter schlimm, denn ich hab keene Haare!" Was willst du bei so Einem, der erst recht keine Haare auf den Zähnen hat, da noch sagen? Und so blieb er auch stolz auf die gute Tat von damals und deshalb auch immer ein stiller Beobachter des Werdegangs unseres niedersächsischen Kleinkünstlers. Und im Laufe der Zeit stellte er fest, dass mit Hannois Rettung auch dessen Liebe zu den Ossis und ihren Vereinen genauso ins Grenzenlose stieg, wie seine Hingabe zu Braunschweig und Essen und zu Göteborg und Kopenhagen. Und er das nur nicht so richtig zeigen konnte und stattdessen fehlgeleitet den Farben z.B. von Leutzsch hinterherlief. Und all die liebevolle Pöbelei in der niedersächsischen Tiefebene blieb halt auch in der Hochgebirgs-Ostzone nicht unbemerkt - ist das der Dank für das Erwecken seiner Lebensgeister? Dem muss doch Einhalt geboten werden...


    Der Wecker klingelt. Hannoi wälzt sich von rechts auf links und wieder zurück. Er gähnt und schüttelt den Kopf "Jetzt träum ich schon von diesem verrückten Ossi, da geht ja der Tag gleich schlecht los." :gaehn: Wer weiß, lieber Hannoi, wer weiß - vielleicht ist das ja gar kein Traum. Oder vielleicht doch? Und was macht der kaputte Kaffeebecher und die leere Hauthülle neben deinem Bett? Was geht hier vor? Wir werden es erleben. Bald.


    Fortsetzung folgt... :geist:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Grandios! Das Feuer brennt, die Spiele sind eröffnet. ;D:klatsch:


    Nu muß er nur noch den Ball aufnehmen... :winke:

  • Keine Sorge, er ist eingeweiht. :D

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Herzblut, so ist das dann auch völlig in Ordnung. Sache ma, du hast doch da ne Kladde vorbereitet, sowas schüttelt man doch nicht einfach so aus dem Ärmel. Wie auch immer, der Auftakt ist schon mal sehr unterhaltsam... :nuke:

  • Ich schreib und bastel da seit August dran. :D

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Meine ich doch, ist nicht zu übersehen.

    Da steckt richtig Potential drin. Freue mich schon auf die Reaktion aus der niedersächsischen Tiefebene. :D

  • 1. Kapitel


    Es ist neblig und ein kalter Wind weht durch die mächtigen Wälder rund um den Fichtelberg und lässt die Kiefern- und Tannenwipfel rauschend hin und her wanken. Nicht weit von hier hört man einen Wolf heulen, der sich nach seinem langen Weg aus der Lausitz hier offenbar sesshaft gemacht hat. Aus dem tschechischen Teil des Erzgebirges ziehen derweile einige Schalenwildherden über den Erzgebirgskamm in die entgegengesetzte Richtung, einige führt so der weite Weg sogar bis nach Ostsachsen. Der große Teil bleibt aber in der Nähe, für Futter in Hülle und Fülle ist in dieser zum Teil noch unberührten Natur gesorgt. Und so erreichen die mächtigen Hirsche, gefolgt von ihren Herzdamen, bei denen der Fachmann sofort weiß, die heißen Ricke und mit Vornamen Ul - also Ul-Ricke, auf halber Höhe des Fichtelberges endlich auch eine Lichtung. Hinter ihnen toben auch die Kitze heran und trotz dieser Jahreszeit ist es hier noch erstaunlich grün, also Zeit zum Grasen. Durch ein paar einsame Sonnenstrahlen löst sich der dichte Nebel kurz auf und man kann bei eisig pfeifendem Wind schemenhaft erkennen, wie sich im Hintergrund die mächtige Sachsenbaude erhebt und über ihr irgendwie unheimlich die Krähen kreisen. In weiter Entfernung sieht man einige unentwegte Wanderer in Richtung Gipfel kraxeln - bei dem Wetter, die müssen verrückt sein! Ganz kurz ebbt auch der Wind ab und man kann sogar paar Spechte bei ihrer Lieblingsbeschäftigung hören.


    Die Rehe stört das alles überhaupt nicht, sie sind voll in ihrem Element und futtern sich ordentlich Winterspeck an. Doch auf einmal...knack...knirsch...was ist das??? Sie erstarren und schauen erschrocken in den dunklen Wald neben der Lichtung. Ist es der Wolf, der sich heimlich anschleichen will oder hat nur einer der Wanderer sein Geschäft im Dickicht erledigt? Das Knacken wird laut und lauter und auf einmal...sie geben schlagartig Fersengeld bis an den anderen Rand der Lichtung. Und beobachten nun aus sicherer Entfernung, was dort drüben passiert.


    Ein ziemlich kurz geschorenes Männlein schlurft über eine kleine und ziemlich wacklige, einen Bach querende Holzbrücke, aus dem Unterholz, bleibt kurz stehen und holt tief Luft. Und so wie's aussieht, hat er eine verdammt anstrengende Arbeit hinter sich, weil er schwitzt wie blöde. Den Grund sieht man hinter ihm, im Schlepptau zieht er mühevoll einen riesigen Jutesack mit kleingehacktem Bruchholz aus dem Dickicht. Beim letzten Sturm hat es den beschwerlichsten aller Wanderwege zum Gipfel unpassierbar gemacht und da hat dieser Holzfetischist offenbar die Hand des guten Willens angelegt. Zwei Eichhörnchen spielen im Unterholz mit den Kiefernzapfen Fußball und dieser Kerl nimmt das zum Anlass, sich mal kurz am schweißnassen Kopf zu kratzen "Woran erinnert mich das denn...wie spät isses denne?" Er schaut auf seine japanische Holzarmbanduhr "Ach, na ähm, glei um Zweeä - Zeit for de Nadschonahlhümne..." Er stellt sich vor der Lichtung auf, hält die Hand aufs Herz und beginnt zu schmettern "Offerschdandn aus Ruinän un dor Zukunft zugewandt - dor Weihnachtsstolln, där brauch Rosinän, so isses im Dynamoland." :schein: Das Wild reißt bei dem Gesang die Augen fassungslos auf und macht ernsthafte Anstalten, noch dazu bei dem Anblick dieses Holzmichls, die Hufe vielleicht doch lieber in die Hand zu nehmen. Das Männlein flucht sauer in einem nur Einheimischen verständlichen Dialekt vor sich hin "Oahr nee, nu haut mior dor Braadn och nor direkt for dor Flinte ab. Isch wär bleede, da gibt's ja de nächsten Daache widdor bloß Salad un Gemüse, isch will endlisch ma widdor Fleesch offm Dellor!" Schlagartig verdunkelt sich die Szenerie wieder und es beginnt auch noch ein Schneetreiben. Missmutig zieht er sein Brennholz quer über die Lichtung an der Sachsenbaude vorbei, noch ein beschwerliches Stück wieder in den Wald und kommt schließlich zu einer Hütte, welche sich im Dickicht zwischen den Bäumen und Sträuchern versteckt. Die Rehe sind mittlerweile im sicheren Unterholz verschwunden, das mit dem frischen Braten in der Pfanne kann sich unser Holzwurm für heute damit aber mal sowas von abschminken. Endlich an der Hütte angekommen schichtet er in einem Verschlag das frische Holz zum Trocknen und schnappt sich aus nem zweiten Stapel paar Knüppel für seinen Kamin.


    Wo andere übrigens eine Klingel haben, hängt bei diesem seltsamen und irgendwie unheimlichen Gesellen ein großer Schlagring an der Tür, darunter prankt die schon ziemlich vergammelte Hausnummer 2. Neben der Sachsenbaude ist ja auch weit und breit kein anderes Gebäude zu seh'n, ein sehr einsamer und gespenstiger Ort hier. Auf dem Dach über dem Eingang gurren ein paar Tauben und hoffen drauf, dass dieses grummelige Dreibein ihnen heute noch paar Brotkrümeln spendiert. Er aber stellt erstmal kurz sein Feuerholz ab, weil die große Holztür klemmt und nach paar kräftigen Tritten öffnet sie sich doch mit einem lauten und tiefen Grummeln, dann betritt er seine bescheidene Hacienda.


    Der Wecker klingelt. Hannoi befindet sich noch halb im Schlaf und tritt dabei mit den Füßen ans Bettende. Man hört ein lautes und tiefes Grummeln, es ist sein Magen "Grundgütiger, was träum ich denn auch für einen Mist zusammen. Kein Wunder, dass der Magen knurrt, wenn ich so um mich trete, wie gerne hätte ich jetzt ein Leberkäsweggla oder ein Meddwurschd-Brodl. Und was war das denn für ein schlimm singender Wicht mit so nem noch schlimmeren Sprachfehler und wieso red ich denn jetzt auch so bescheuert?" Er holt tief Luft und erschrickt :schreck: "Und warum riecht es hier so nach Wald und meine Ohren sind ja auch ganz kalt." Draußen aufm Fensterbrett gurren ein paar Tauben, sie gurren auf Sächsisch. Und auch das klingt sehr unheimlich, was könnte das bedeuten?


    Fortsetzung folgt... :geist:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • 2. Kapitel


    "Oahr, das is fälleischd ne Arschkälte off eema draussen, da wächst mior doch dor Pitti nach Innen. Da hau'sch abor jetze paar ordentliche Knüppel in' Kachelofen und dann mach'sch mor erschdma nen scheen' Heidelbeerglühwein." Eine halbe Stunde später sitzt unser ehrenamtlicher Waldarbeiter auf seiner Ofenbank, wärmt sich den Rücken und bringt mit seinem Glühwein die Magenwände auf Betriebstemperatur. Gleichzeitig überfällt ihn nach getaner Arbeit ein Hungergefühl und so geht's an die Planung einer kräftigenden Mahlzeit. Er kann seinen Kühlschrank und die Vorratskammer auf den Kopf stellen, es findet sich neben Salat, Rotkraut, Weinkraut, Tomaten und wenigstens ner eisernen Reserve von fünf Gläsern süß-saurer Flecke absolut nichts Fleischiges. Das Knurren seines Magens und seine Flüche halten sich in Etwa die Waage "Nee, isch kann das Grünzeuch nich mär seh'n..." er schaut dabei auf seine dynamische Wintermütze am Garderobenhaken "...da is mor nu Menschenfressor un hat ni ma an kleen Schenkel zwischen de Zähne, isch gloob, isch muss wo doch ma ins Indornetz guggn."


    Und so setzt er sich auf seinen Hometrainer und strampelt, was das Zeug hält. Ein großer daran befestigter Dynamo kommt dadurch auf Hochtouren und überträgt die so frei gewordene Energie auf diesen hochmodernen 486er Desktoprechner, der da auf der Anrichte steht und mit ner Internetantenne draußen an der Hütte verbunden ist. Nachdem er die vorlaute Eule verscheucht hat, die auf der Antenne hin und her wippt, beginnt seine kulinarische Recherche. "Nu da woll mor ma sähn, was uns dor Onkel Guggl so für'n kleen Hungor zwischendurch vorschlägt: "Isch wär bleede, Lángos, wo du hinguggst Lángos, nee das langt bei mior nich for de Gusch...Oahr, was gibt's hior, vegane Wurschdhappen? Nunu, warum ni glei Gulaschkekse..." Als er genervt schon fast aufgibt, entdeckt er auf Seite 3 eine kleine, fast schon unscheinbare Anzeige "Wie heeßn die ... El Gnomico Fingerfood ... un was schreim die hior, die liefern in Windeseile in jede denkbare Egge? Nu das klingt ganz brauchbar mit dem Fingerfutter un liest sich erschdma nich schlecht, da ruf mor glei ma an. Horr, die sin ja für mich wie geschaffen!"


    Er greift zum Telefon und eiert mit seinen Holzfällerpranken in der Wählscheibe rum "Nu da wolln wer ma guggn...Nullachtfuffzn, muahahahaaa, was for ne Vorwahl. Un weiter...NULL...NULL...da komm'sch bestimmt im Klo raus...Achznhunnordsechsnneunzsch, genau so ne Witzzahl, na ma sehn." :D Es knackt in der Leitung und tatsächlich meldet sich jemand am anderen Ende: "Elgnomicofingerfoodwaskannichfürsietun?" Unser Anrufer mit Hang zum baldigen Abnehmen holt erstmal tief Luft: "Also wenn de tatsächlich so schnell dein' Lieferbrummbrumm bei mior forbeischiggst, wie de Wördor grad rausgeschossen hast, dann brauchste gar nüschd mähr for misch tun. Weil dann biste de Größte, weil de misch satt gemacht hast! Iohr habt wo bei euch gar kee Geld for'n Dialeggd, weil de alles so hochdeutsch erzählst?" Die Dame vom Bestellservice bedeutet ihm lachend "Nein, sie müssen wissen, wir sind hier in Niedersachsen beheimatet und da..." Weiter kommt sie nicht, denn er frohlockt nun umso mehr: "Na wenn das ma keene Fügung is, isch bin nämlich ausm hohen Sachsen. Wie sieht's denne aus, isch hab da in eurer schnugglischn Annonce gelesen, da gibt's bei euch och so ä herrliches Überraschungspaket. Komm'er da ins Geschäft, habter noch eens for misch?" :anmach: Sie bejaht dies mehr als erheitert und macht ihm zum näheren Begutachten des Angebots noch die Firmeneigene Internetseite nebst Bestellshop schmackhaft. Mit nem "Da hamse och wieder Recht, das guggsch mor bissl genauer an, mor kooft ja och ni de Katz im Sagg, muahahaaa!" vereinbaren die Beiden, dass sich die Zentrale nochmal zwecks Liefermodalitäten meldet.


    Er strampelt also aufs Neue für seinen störungsfreien Internetzugang und die Neugierde zerfrisst ihn förmlich, weil man im Bestellshop partout nichts verraten will, was denn da alles in jenem Überraschungspaket versteckt sein könnte. Er beschließt deshalb, sich einfach mal überraschen lassen, er könnte ja auch noch was für später in die alte Tiefkühltruhe werfen. Und so drückt er auf "Bestellen" und kaum ne Minute später klingelt auf einmal sein Telefon: "Isch hior, wer dort?" Am anderen Ende "Einen schönen guten Tag, hier spricht El Gnomico Fingerfood, vielen Dank für Ihre Bestellung. Wie möchten Sie zahlen, mit Karte oder bar?" Der Hungrige zählt auf "Hior, du klingst ja genauso niedersächsisch, wie deine Kolleeschin vorhins. Was'n mit dor Karddä kannsch die Schatztruhe och bezahlen? Nu, isch hätt de Dynamo-Karddä, de Arzgebirgs-Karddä un de Platin Lausitz-Karddä..." Es wird ihm zur Kenntnis gegeben, dass die vorhandenen Kartenlesegeräte für derartige Anbieter so weit übern Tellerrand noch nicht geeicht sind und er dann eben in bar..."Norr, das saach isch och immer, das Eenzsche Wahre is nur das Bare. So machmor das, Nu schickt mior ma so nen Gnomico mit seinem Bauchladen voller Fressereien her." :ekstase: Sie verabschiedet sich lachend und will zuvor nochmal die genaue Lieferadresse wissen. "Nu, off das Westbäggl schreibste scheen in Hochdeutsch: Schdraße an dor Saggsnbaude Zwee. Das is de Hütte am Waldesrand, das findet euer berittener Lieferbote dann schon. Gibt och vier Pfenge Trinkgeld!" Und so verspricht sie ihm eine schnelle Lieferung, was ihm die bevorstehende Gaumenfreude ungemein erhöht.


    Der Wecker klingelt. Hannoi gähnt und schwitzt "Grundgütiger, was hab ich denn da grad für einen Mist geträumt...Sachsenbaude, 486er Rechner mit Dynamo und dann noch so ein unverständlicher Wilder aus der Zone..." Auf seinem Weg zum Bad fällt von der Garderobe seine blau-gelbe Lieblingsmütze, er bückt sich, um sie aufzuheben und reißt entsetzt die Augen weit auf. Denn auf der Mütze prankt...  :schreck: Als er sie wieder auf den Haken hängen will, findet er einen in der Mütze liegenden Zettel "Lieferanschrift: Hütte Hausnummer 2 am Waldesrand neben der Sachsenbaude. Lieferartikel: Fingerfood nach Art des Hauses. Barzahlung" Neben der Garderobe steht ein Paket mit den gleichen Angaben. Was um Gottes Willen erleben wir hier? Vielleicht werden wirs bald erfahren.


    Fortsetzung folgt... :geist:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • 3. Kapitel


    Ein kleiner Lieferwagen englischen Fabrikats und mit auffallendem Logo an den Türen quält sich die Straße zum Fichtelberg hinauf. Sein Fahrer flucht seit etlichen Kilometern wie ein niedersächsischer Rohrspatz über die Baustellen und Umleitungsausschilderungen. Wenn er Passanten um helfende Wegweisung fragt, fliegen ihm unbekannte Laute und Sprachfetzen um die Ohren, wie "dorte dinge nunnor un dann widdor dinge noff, dann sähnses schon, Glück Auf". Es ist hier in dieser Gegend ungemütlich windig und arschkalt und überhaupt "Elende Bastarde, immer schicken die mich in solche finsteren Ecken, das ist doch langsam Vorsatz. Und dann musste hier auch noch Schritt fahren, damit du beim Nebel nicht nen Hang runterschlitterst. Schnell den Rotz abgeben und dann noch schneller wieder heimwärts, das steht fest!" :sleep: Und wie er bei der Rutschtour so am Halsen ist, baut sich vor ihm auch noch auf halbem, eigentlich nicht mehr als solchen zu bezeichnenden Weg ne Straßensperre auf. Ein ihm von oben entgegenkommender älterer Herr mit Hund gestikuliert winkend, um ihm auf seine Art verstehen zu geben "Nu Glück Auf, hior kommst nimmer weiter, do vurne hat's beim Schdurm de Beem' off de Straß gewichst. Da wärste wu mit deim Zeich 's letzte Stückl nofflatschn missn, hoffentlich haste 'n Handwogn dorbei." Unser Fahrer gibt sich die größte Mühe, diese für ihn Grunzlaute irgendwie zu deuten und für den Eigengebrauch zu übersetzen. Und auf seine Nachfrage wird ihm von diesem dann doch netten alten Mann irgendwie der sichere Weg zu seinem Ziel gewiesen "Da loofnse am Bestn dorte dinge nüwor un dann links dinge noff und dann sähnse schon de Saggsnbaude un glei dornehm isses dann och. Aber bassnse bissl off, manchma spukts hior ganz scheen, wärd wo dor alte Rübezahl sin, Glück Auf". Der Hund des Opa's schnuppert derweile aufgeregt an der Hintertür des Transporters, verdammt, was is da bloß Leckeres hinter der Türe versteckt, Rrrwuff?!


    Man verabschiedet sich schließlich, das Auto wird am Wegesrand abgestellt und unser Lieferboy verstaut die große Box auf einer Sackkarre. "Was hab ich nur verbrochen, nur in die Lausitz liefern zu müssen, ist schlimmer!" In diesem Moment hört man aus der Ferne das Heulen eines Wolfes, er muss diese Worte genau gehört haben. Er bemerkt ihn aber genausowenig, wie die Herde Schalenwild, die ihn aus dem sicheren Wald nebenan argwöhnisch beobachtet. Und in ner inneren Eingebung schnappt er sich ne Sprayflasche mit Leuchtfarbe aus dem Kofferraum "Lieber niedersächsischer Gott, steh mir bei. Da werd ich hier aber jeden zehnten Baum markieren, damit ich wieder zum Auto find. Und so führt sein Weg weiter und weiter, immer tiefer in den Wald, der alte Mann von eben hat ihn aber nicht beschissen, die Wegbeschreibung ist im Geltungsbereich. Zwischendurch wird auch das mit dem Bäume markieren in die Tat umgesetzt und er läuft weiter und kommt sich plötzlich vor, als ob er wie auf Watte laufen würde. Er schaut nach Unten "Elende Scheiße, och nö!" Doch doch, verehrter Herr Lieferdienst-Bote, das war welche und zwar vom Hottehü-Pferdchen! :D Nachdem er sich im Laub die Schuhe geputzt hat, gehts schnellstens und mit Stinklaune weiter und 5 Minuten später tut sich der Wald endlich auf, er hat wieder festen Boden in Form eines Weges unter sich. Was sagt ihm denn der Wegweiser? "Ach schau, die waren alle schon hier, bei den Verkehrsschildern weiß man schon mal, was man alles nicht sehen will." Er blickt über eine Lichtung, im Hintergrund baut sich ein riesiges Haus auf, sieht wie'n Landhaus aus. Daneben findet er einen Aufsteller mit der Aufschrift "Sachsenbaude" und er feixt sich eins "Sieht ja eher wie die Wochenendresidenz von Graf Dracula aus". Bei diesen Worten nähern sich von allen Seiten unzählige Krähen, bissl unheimlich kommt ihm das dann doch vor. "So und wenn das hier die Straße zur Sachsenbaude ist, dann kombiniere ich, das Bergschloss hat die Nummer 1 und der Weg hier führt mich zur Nummer 2.


    Und so läuft er weiter, die Sackkarre rollt fast wie von alleine, er kommt wieder in den Wald, ein kleiner Weg durchs Unterholz und da - "Na ich will nen Besen fressen, wenn das nicht die Herberge ist, wo ich den Rotz hier fallen lassen kann." Er nähert sich dem Holzhaus, an einem Baum daneben findet er genauso die Bestätigung, wie am Eingang selbst "Tatsächlich, hier bin ich richtig, die Zwei." Und so geht er zur Tür "Ja, haben die denn hier im dunklen Berg-Osten nicht mal ne Klingel, wie soll ich denn hier..." Drei Tauben beobachten ihn von oben auf dem Vordach und eine gurrt zu ihm herunter "Ruggediguu, Ruggediguu - du kleiner Mann, wer bist denn du?" Er erschrickt und pöbelt nach Oben "Ich wär an deiner Stelle vorsichtig, ich hab ein Faible für Tauben, aber nicht, wie du vielleicht denkst!" :motzen: Bei diesen Worten knurrt ihm der Magen und ein Hungergefühl macht sich breit. Eine der Tauben kackt von oben an den Türrahmen und dabei erkennt er die "Klingel", mit der er sich bemerkbar machen kann. "Ja nee, is klar, was mach ich mir auch Gedanken - hier ist die Heimat des Schlagrings, na da wollnwer mal."


    Er klopft den Ring dreimal an die Tür, nach einiger Zeit öffnet sich diese und ein kurz geschorener Mann mit Brille schaut heraus "Ja, wer is'n da?" Niemand zu seh'n, also geht's wieder rein. Es klopft abermals dreimal. Wieder öffnet er die Tür "Nu wer is'n da fordammisch? Wolln misch de Eichhörneln wiedor ärschorn un rammeln an dor Diere rum?" Er vernimmt eine Stimme "Ja, guten Tag, ich komm von El Gnomico Fingerfood, Sie hatten bei uns das Überraschungspaket bestellt..." Er schaut geradeaus, niemand zu seh'n. "Hier bin ich, hier unten!" Er schaut die grad mal drei Treppenstufen runter "Ach, nu sowas, ä Kleenor mit mei'm großen Westbäggl, nu da zeichnse ma her und kommse mit rein!" Unser Lieferbote deutet auf seine Uhr "Ich hab eigentlich gar keine Zeit und muss ja den weiten Weg wieder zurück. Unterwegs war die Straße gesperrt und ich bekomme von Ihnen jetzt 18,96€ und dann geh ich..." Weiter kommt er nicht, weil ihm eine große Hand zur Begrüßung gereicht wird und als purer Höflichkeit ergreift er diese. "Erzähle nich, hereinspaziert, ich guck mior erschdma genau an, was iohr da für ne Überraschung eingebaggd habt." Er ergreift die Hand, zieht den etwas nervös dreinschauenden Paketüberbringer die Stufen hoch und mit zur Tür rein. Dabei ist ein Murmeln zu hören "Un die heeßn Fingerfood - nu viel dran is ni an den Fingern, das reicht doch grad ma für'n hohlen Zahn!" Unser Bote reißt die Augen erschrocken auf :schreck: und die Tür schließt sich, sie verriegelt sich kurzerhand auch noch von Innen "Nu, sichor is sichor! Wer weeß, was sich hior for finstre Gestalten rumtreiben, die mich bei mei'm Festmahl glei stören könnten." Beide reiben sich die Hände, der Eine voller Vorfreude, der Andere durch den sehr festen Druck.


    Der Wecker klingelt. Hannoi reißt die Augen auf, auf seinem Fensterbrett sitzen wieder drei Tauben und gurren herein, man könnte fast meinen, sie lachen. Er will aufstehen und stützt sich ab "Aua, meine rechte Hand tut aber weh..." Er wird unruhig, könnte das mit diesem üblen Traum grad zu tun haben und war es überhaupt einer?


    Fortsetzung folgt... :geist:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • 4. Kapitel


    "De Lorgsn abschdreischn!" Unser Bote vernimmt eine Aufforderung in ihm mehr als fremden Sprachgebrauch, ist das noch irgendwie Deutsch oder doch eine Dialektform vom dritten Saturnring? "Nu hior, de Rennsemmln, de Bodden, der Quadratlatschen oder wie se bei eich och nu immer saachn...un dorddä is dor Abdräädor." Ah jetzt fällt der Groschen, er wurde höflichst gebeten, sich die Schuhe abzutreten, na und bei dem Gelb-Blauen Teil da an der Eingangstür "Oh, da tret ich doch gerne mal umso stärker zu. :juchuu: Braunschweig, Braunschweig, trallallallalla." Sein Gastgeber blickt mit weit aufgerissenen Augen auf den hüpfenden Gnom und anschließend auf den Abstreicher "Nu sach ma, was hast du denn hior for Klunker reingeschleppt, wer soll'n das wieder reenä machen, Mensch?" Er schnappt sich den Abstreicher und kloppt ihn bei kurz geöffneter Tür am Türrahmen aus, die Tauben über ihm verschwinden lieber erstmal ins sichere Unterholz.


    Die Tür fällt schnell wieder ins Schloss und unser "Man from El Gnomico" schaut sich verunsichert um, es sieht für ihn alles ziemlich unwirklich aus, überall stehen geschnitzte Männchen, Nussknacker, gedrechselte Holzleuchter und diese komischen Drehdinger mit den Flügelrädern oben dran rum. Auf einem langen Tisch kann er insgesamt 7 weiße Platzdeckchen mit der Aufschrift "Spenge" entdecken und er grübelt nicht nur darüber. "Nu, da staunste hä? De große Dischdegge mit der "Thalheim"-Stickerei is grad in dor Wäsche un da müssen de Spenge-Lappenn for de 7 Zwerge herhalten. Un du bist wo nu dor Achte?!" :anmach: Irgendwie ist ihm gar nicht wohl in seiner Haut "Sie, ich muss aber dann wirklich gleich wieder..." Es wird ihm bedeutet, sein Paket auf jenen Tisch zu stellen. "Nu lass dor Zeit, erschdma machmor ne Gütekontrolle, was de mior alles for Finger mit viel Fleesch dran mitgebracht hast un dann gibt's 'n scheen warmen Dellor Flegge. Isch bin ja kee Untier. Wie heeßte denne, isch bin dor Onkel Herzblut." Unserem Boten gelingt es irgendwie, auf die ihm erneut hingehaltene Hand zu verzichten und er murmelt ein leises "Hannoi" vor sich hin. "Nu, das nenn ich ma än Namen! Wennde da ma in Saggsn weiter unten anhältst, also in Saggsn-Anhalt bist, da gibts ne Neubausiedlung, die muss mit dir verwandt sein, die heeßt nämlich och so, hähähäää. :D Un nu machmor aber ma de Lanschbox off, endlich ma wiedor so rischdsch Fleesch, mior sabborn schon de Lefzen!"


    Hannoi beschleicht ein ungutes Gefühl, dass der Inhalt dieser Überraschungsbox vielleicht nicht so gut ankommt, wie erhofft und er schaut schon mal aufs Handy zwecks Kontakt zur Firmenzentrale. "Das kannste versuchen, biste schwarz wirst, hior is kee Empfang ohne große Antenne un Muskelkraft." Er deutet auf seinen Hometrainer und das Kabel, was mit diesem nostalgisch anmutenden Computer auf der kleinen Anrichte verbunden ist. "Hior hat dor Dynamo de Regentschaft, hior wärd gestrampelt, bis mor unnor Schdrom is! So, nu wollnwer ma gucken: Hä...Veganerröllchen...Sellerisalat...gefüllte Fleischtomaten un Kohlrabi-Fenchel-Schaschlik. Nu, wenn da jetz untendrunnor noch paar scheene Rippchen, Steaks und Roster zum Vorschein komm', dann ess ich och das Grünzeuch richtig gerne." Er packt die vermeintlich obere Lage aus und greift erneut in den Karton.


    "Was is'n das hior war das alles? Un wo sin de Finger bei dem Food, isch wär bleede!" :motzen: Er bekommt beim beginnenden Tobsuchtsanfall eine zu den gefüllten Fleischtomaten passende Gesichtsfarbe und bei der Rechnung "Nee, das is Bedruuch, isch hab gesaachd, isch will Fleesch un das kriecht isch och, niedersäggsches Hüftsteak, Schälrippchen un Lende!" Hannoi will bei dieser Kopfkino erweckenden Ansage auf leisen Sohlen die Flucht ergreifen. "Nüschd is, hiorgebliem. Jetz wärn de Flegge gegessn un dann arbeitste dein' unverschämten Lieferrotz bei mior ab!" Als das Essen unter strengem Blick des Gastgebers reingewürgt wurde, geht's für ihn mit einem an der Gürtelschnalle verknoteten langen Seil tatsächlich wieder raus. Unter Aufsicht muss der arme Hannoi mit fürchterlichem Flecke-Geschmack am Gaumen im Umfeld dieser Behausung Säckeweise Fichtenzapfen zum Heizen auflesen. Das heißt, nicht immer unter Aufsicht: Als unser so fleischlos belieferter Sachsenwüterich kurz mit nem langen Strahl ne Buche wässert, sieht Hannoi seine einzige Chance, von sich aufmerksam zu machen gekommen: Er lässt heimlich paar Zapfen wieder fallen und formt sie am Wegesrand unbemerkt zu einem Hinweispfeil. Und als sein vermuteter Peiniger aus dem Dickicht wiederkommt, sprüht er mit ner Spraydose mit roter Farbe nicht etwa nur die Bäume zum Fällen ein, sondern hinterlässt auch dort mit Hilfe des Verwischens durch seine kleinen Fingerchen ein paar fast unscheinbare Wegweiser. Dann wird er wieder mit dem Seil und nem Jutesack voller Zapfen in diese Hütte des Grauens ziehend "gebeten".


    Drinnen angekommen gibt's zur Belohnung süß-saure Spezialitäten aus der Lausitz und ganz nebenbei fuchtelt der Hausherr auf einmal mit ner Schmiege herum. Er misst die Größe seines Kochtopfs in der Küche wirft anschließend scheinbar einen prüfenden Blick auf Hannoi. "Nu für'n kleen' Hunger zwischendurch musses reichen. Aber wasch dir vorher die Griffeln, die sind ja ganz rot!" Hannoi grübelt schwitzend "Wie komm ich hier raus, wie hol ich hier Hilfe?" Draussen gurren auf dem hölzernen Fensterbrett die Tauben.


    Der Wecker klingelt. Hannoi wacht schwitzend auf "Irgendwie sollte ich Abends nicht mehr so schwer essen, da kriegt man ja Albträume!" Er steht auf, geht ins Bad und erschrickt :schreck: - blutrote Fingerkuppen an der rechten Hand. Er schruppt und bürstet und irgendwann hat er Erfolg. Als er danach vom Bad ins Wohnzimmer kommt, sitzen draußen aufm Fensterbrett drei Tauben und klopfen gurrend gegen die Scheibe.


    Fortsetzung folgt.. :geist:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • 5. Kapitel


    Hannoi ist nun allein in dieser Hütte des Grauens, sein Paket steht immer noch geöffnet auf der Anrichte, das Gemüse bekommt so langsam einen Stich der Unfrische. Er will fort, nur noch fort. Aber dieser schlecht gelaunte Fetischist von in kultivierten Kreisen nicht zu ahnender Fleischeslust hat ihn hier eingesperrt und ist mit ner Flinte unterwegs, um sich was, wie er vorm Gehen polterte "für die wegen ihm immer noch tropfenden Lefzen" zu erlegen. Und so schaut sich unser kleiner verängstigter Bote um, wo er denn hier ne Möglichkeit zur Flucht hat. Er rüttelt an der Eingangstür - keine Chance, alles verriegelt und verrammelt und der Schlagring draußen fröhlich bammelt. :D Gleich daneben findet er im Fußboden eingelassen eine Luke, vielleicht gibt's dort unten ne Möglichkeit, ins Freie zu kommen? Nach 5 Minuten krabbelt er desillusioniert wieder hoch, es war nur der Vorrats- und Hobbykeller mit Unmengen von Holz, Knüppeln, widerlichen Zonen-Kochbüchern und massig Lausitzer Konserven in den Regalen - dieser Herzblut muss ein Anhänger grauenhafter Gaumenfreuden sein.


    Und so widmet er sich der Technik, wie hat dieser Schlächter gesagt, hier gibt's keinen Empfang? Er schaut vergeblich hoffend aufs Wischtelefon "Tatsächlich, nicht mal ein kleiner Balken..." Und in dem Moment erscheint auf dem Display eine amtliche Probewarnung, das Handy meldet sich dazu mit nem ohrenbetäubenden Lärm und kurz danach schaltet es sich auch noch ab - Akku leer "Verdammtescheißenocheinmal!!!" :heulen: Nun ist er also ganz alleine auf sich gestellt und mit nem Blick auf die Anrichte und den Hometrainer daneben "...sag bloß, der bösartige Vogel hat das ernst gemeint, erzeugt dieser Neantertaler damit tatsächlich Strom? Da hat der ja in seiner Höhle hier am Ende noch weniger Jahresverbrauch, als ich! Die Welt ist ungerecht..." ;D Er klettert mühevoll auf den für ihn viel zu hohen Hometrainer, kommt drauf sitzend auch irgendwie mit den Zehenspitzen auf die Pedalen und bevor er anfängt zu strampeln, will er das Kabel mit dem Computer verbinden. Nur gibts da nur noch das lose Kabel dort an der Wand, aber ohne Stecker, stattdessen hängt ein kleiner Zettel dran mit der Aufschrift... Verdammt...er inspiziert stattdessen nun die Fenster und muss feststellen, die sind alle von Außen verriegelt, bis auf ein kleines ganz oben fast unter der Decke. Und so baut er sich aus paar leeren Kisten und Stühlen einen Turm, klettert verwegen hoch, dreht am Fenstergriff und tatsächlich - es öffnet sich!


    Mutig isser ja, unser Hannoi, er versucht wirklich alles, um sich durch das schmale Fenster zu zwängen, aber es funktioniert einfach nicht. Und obendrein finden nun auch noch diese sich hier offenbar heimisch fühlenden Ratten der Lüfte Gefallen an ihm und umschwirren ihn, mit seinem Kopf grad mal rausschauend, bis er kurz vorm Eskalieren ist. "Weg mit euch, sonst kommt ihr gleich hier in den Kochtopf...wobei, Moooment mal...das müsste doch..." :helle: Er hat eine Idee, rutscht Wohl oder Übel wieder zurück, schnappt sich vom Tisch ein kleines Stück Brot und lockt nun mit den Krümeln die Tauben an. Und siehe da, es funktioniert! Drei Tauben tun sich gütlich, er schnappt sich derweile einen der neben dem PC liegenden Notizzettel und einen Schulfüller der Marke "Heiko" und schreibt "Helft mir, Freunde, Sportskameraden und Fotoexperten. So helft mir doch, oh Kater, Herr Umlaut, Kuzze und auch du, Bear, du kennst diesen Barbaren doch noch viel mehr. Und auch du, mein niedersächsischer Freund Gutes Wol.." Beim letzten Namen sagt er sich feixend "Nee", streicht ihn durch und feuert den zerknüllten Zettel durchs offene Taubenfenster. Auf einem neuen Wisch schreibt er dann neben den Namen noch ausführlich seine halbwegs gemerkte Wegbeschreibung und endlich fertig wird eine besonders zutrauliche Taube herangewunken. Sie gurrt ihn an "Ruggedigguuu, Ruggedigguuu, was soll der Zettel an meinem Bein, was willst denn du?" Er bindet den Zettel sorgsam fest und umschmeichelt den gefiederten Flohfänger "Oh du mein mir liebstes aller Vögelein - so flieg denn fort und vergiss nicht mein. Ich will auch nie wieder böse zu dir sein - aber hol doch geschwind Hilfe zu mir hier rein!" Die Taube gurrt, nickt mit dem Köpfchen, setzt sich ans Fenster, kackt nochmal kurz nach Unten und fliegt dann tatsächlich los. Hannoi winkt ihr ergriffen hinterher. :schnueff:


    Er hat wirklich unverschämtes Glück, denn kaum hat Hannoi das Fenster wieder geschlossen, den Stapel Kisten und Stühle wieder an Ort und Stelle verbracht und auch die verräterische Taubenkacke weggewischt, da polterts an der Tür und dieser Angst einflößende Waldmensch tritt ein. In der Hand hält er eine tote Ente, die bereits komplett ohne Federn ist "Hior, du Gnomico, das is Fleesch! Habsch nichma schießen müssen, is vorhin von nem Lieferwagen an der Saggsnbaude gefalln. Ja, da staunste - ä Lieferwagen mit Fleesch droff, ni so ne Gemüseschüttel, wie deine!" In der Hand hält er noch ein großes Glas mit Bratensoße, was er offenbar auch gleich noch mit erbeuten konnte. Er dreht den Deckel auf und schnuppert "Oahr, das riecht gar nich schlecht...hior haste de Ente un de Brühe, nu mach dich nützlich, dort steht der Kochdobb!" Hannoi schaut ihn flehend an "Darf ich dann bitte bitte gehen, wenn der Vogel zubereitet ist?" :lebe:

    Der Hausherr nickt kaum wahrnehmbar "Jaja, das könnte dir so passen. Hior wärd jetz dieser Frevel an meim' Magen abgearbeitet un nach meiner Pfeife getanzt." Er drückt ihm die Ente und das offene Glas mit der Soße in die Hand, dabei klatscht auch was davon auf Hannoi's Shirt. Der kümmert sich nicht weiter drum, legt die Ente seufzend in den Bräter und ist in Gedanken bei der Taube. Wird diese hoffentliche Retterin in der Not auch wirklich eine sein? Wird sie es so weit westwärts zu fliegen schaffen?


    Der Wecker klingelt, Hannoi wälzt sich mal wieder fix und alle von den Träumereien aus dem Bett. Gähnend wischt er sich mit den Händen über die Augen "Nanu, die Hände riechen aber komisch, fast so wie Sauerbraten." Er schaut an sich runter und reißt erschrocken die Augen weit auf - auf seinem T-Shirt sieht er einen großen braunen Fleck.


    Fortsetzung folgt. :geist:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

    Einmal editiert, zuletzt von SGD-Herzblut ()

  • 6. Kapitel


    Nachdem die Ente verspeißt wurde und selbst unser so nach Freiheit dürstender Hannoi mit den schauderhaften Worten "Nu iss schön, damit du groß und stark wirst un leckeres Fleesch an de Knochen bekommst" was abbekam, flogen die Knochen im hohen Bogen in den Wald. Und im Wald gibt's was? Richtig, Tiere und die müssen ja in der Jahreszeit auch gefüttert werden. Ja und weil der Herr Herzblut so tierlieb ist "Jetz geht's naus, de Viechor ham Knast, kannste dei Gammelgemüse glei mitnehm'. Also an de Orbeed un das Feuerholz reicht och noch nich!" Und so wird der unfreiwillig Geknechtete wieder unter strenger Beobachtung herausgebeten und unser grimmiger Waldbewohner schnallt auch diesmal nicht, dass seine rote Spraydose beim Markieren der zu fällenden Bäumchen zweckentfremdet werden könnte.


    Im Unterholz angekommen wird bei bitterer Kälte Ast für Ast transportfähig gemacht und der gute Hannoi flucht leise vor sich hin, als er den Inhalt seines Pakets nun in die Futterkrippe werfen soll "Für diesen Scheiß bin ich den langen Weg in die Zonenwälder gefahren und muss nun auch noch so ne elende Sachsen-Wildsau und so ein verdammtes Drecks-Bambi füttern...schlimmer, als Braunschweig und die Lausitz zusammen." Wenigstens kann er noch paar Zeichen für irgendeinen hier vorbeikommenden Retter an den Bäumen hinterlassen und nebenbei auch wieder paar Fichtenzapfen mit den Schuhen heimlich zu Wegweisern zurechtschieben. "Was wärdn das, wenn's ferdsch is, hä? Du musst doch denken, ich bin bissl bleede un merk das nich. :motzen: Na, da machmor aus deinen Pfeilen doch glei noch ä Paar mehr..." Hannoi läuft's kalt den Rücken runter und er sieht seine Felle der Hoffnung davonschwimmen, als sein "Gastgeber" kurzerhand einen Kreisverkehr mitten im Wald einrichtet. "Nu da wollnwer doch ma seh'n, wer sich hior noch zurechtfindet. Der Schuss, der ging nach Hinten los, mit Getöse riesengroß. Un nu ab in die Hütte der Glückseeligkeit, du undankbarer Gnomico," Hannois Zuversicht schwindet minütlich und wer weiß, wo jene Taube der Hoffnung am Ende noch landet.


    Wieder an der Hütte angekommen, wird das Holz gestapelt und irgendwann schließt sich auch die Eingangstür wieder quietschend. Das Herzblut nähert sich mit schlechter Laune und tropfendem Zahn seinem Gast, welcher daraufhin die Flucht in den schon erkundeten Vorratskeller antritt. "Nu renn doch nich so rum hior, du nimmst doch schon wieder ab, rauf mit dir, aber dalli!" Er folgt dieser Anweisung verängstigt "Bitte tu mir nichts, ich werde doch noch gebraucht und muss noch viele Leute in den schönen Wäldern hier beliefern. Ich will doch einfach weiter..." Der so Gebetene lächelt ihn an "Nu ma langsam, erschdma wärmste dich scheen off, ich kann nämlich kee Eisbein mehr seh'n." Hannoi erschrickt abermals. "Nu mach dior nich ins Hemde, du hast nur eens, war nur Spaß mit dem Eisbein. Also vielleicht, gnihihie." Er schaut sich dabei den kleinen zerknüllten Zettel etwas Näher an, den er vorhin beim Holzaufschichten draußen direkt unter dem kleinen Fenster gefunden hat, wo immer die Tauben vor sich hin gurren. "Nu, da guckmor ma, wer uns denn hior än Liewesbrief dagelassn hat. Was steht hior 'Helft mir, Freunde, Spor...aden und Foto..perten. So helft .... oh Kater, Herr Umlaut, Kuzze und .... Bear, ... Barbaren ... Und ... niedersächsischer Freund Gutes..." Mehr kann er nicht entziffern, weil die Tauben ordentlich drauf gekackt haben. Er schaut Hannoi mit großen Augen an und macht paar Schritte zu ihm, der verkriecht sich daraufhin ängstlich unterm Tisch. :schreck: Sein Hausherr geht zur alten in der Ecke stehenden Hifi-Anlage, setzt sich auf den Hometrainer, strampelt kurz und schon hat auch dieser antik anmutende Musikkasten Strom. Dann nimmt er aus dem Regal daneben scheinbar willkürlich eine Platte, legt sie auf den Plattenspieler und drückt auf Start. Anschließend wendet er sich wieder dem immer noch unterm Tisch kauernden Hannoi zu "Hör doch, mein kleiner Gnomico-Freund, sie spielen unser Lied!" Unterm Tisch schüttelt jemand seinen Kopf "Nein, spielen sie nicht." Das Herzblut geht nachdenklich wieder zur Anlage "Nu, wenn das so is, legen wir ähm de instrumentale B-Seite auf, Jeanny heeßte ja nu wärglich nich. Sing ich dir ähm selber was dorzu vor." Er nähert sich wieder dem Tisch, schnappt sich erneut jenen zerknüllten Zettel, winkt den dort noch immer hockenden Hannoi mit dem Zeigefinger nach oben, dabei öffnet sich wie von Geisterhand betätigt jenes kleine Fenster unterm Dach, er fängt an zu singen und oben aufm Fenstersims wippen dazu zwei Tauben im Takt hin und her. Nanu, waren das nicht immer drei? Egal, er beginnt wie gesagt zu singen:


    "Hannoi komm, come on. Steh auf, du bist ganz blass. Wo ist denn dein Zettel? Du hast ihn hier verloren. Als ich uns eine Ente herbringen wollte. Jetzt glaubst du, sie kommen. Sie kommen dich zu holen. Sie werden dich nicht finden. Niemand wird dich finden, denn du bist jetzt bei mir...Haaannoi, quiet livin' on dreams. Haaannoi, life is not what it seems. Such a lonely little boy, from the town of Hannoi. There's someone, who need you." :D


    Während die eine Taube immer noch taktvoll wippt, beteiligt sich die Zweite spontan am Gesang:


    "Newsflash...In den letzten Monaten ist die Zahl der vermissten El Gnomico-Boten dramatisch angestiegen. Die jüngste Veröffentlichung der lokalen El Gnomico-Niederlassung berichtet von einem weiteren mysteriösen Fall. Es handelt sich um einen ständig pöbelnden Fahrer, der zuletzt vor paar Tagen kurz vorm Erzgebirge gesehen wurde. Die El Gnomico-Niederlassung schließt die Möglichkeit nicht aus, dass es sich hierbei um eine furchtbare Nahrungsmittel-Eskalation handelt."  :ohje:


    Der Sänger nickt dem Täubchen dort oben zu "Du kennst dich awer aus in dor Folgsmusigg, nich schlecht!" Nachdem dieser Riesenhit so zur Aufführung gebracht wurde, legt der Holzhütten-Charuso seine Heimwerkerpranke um Hannois Schulter und man hört ein leises Knacken - war das jetzt, das Holz im Ofen oder doch nur ein Schulterblatt?


    Irgendwo in Erlangen landet derweile eine Taube an einem Haus zielsicher auf einem Fensterbrett. Sie schüttelt sich kurz und klopft danach mehrmals und nicht zu überhören an die Fensterscheibe. Ein Mann im besten Alter und mit einem Weihnachtstagebuch in der Hand öffnet das Fenster: "HOe, na was bist denn du für ein nervOeses FlattervOegelchen? Und was hast du denn fUer ein schOenes Zettelchen am FUeßchen?" Die Taube schaut ihn völlig außer Atem an "Ruggedigguu, Ruggedigguu, der Hannoi, der brauch Hilfe - und seine große Hoffnung bist auch du!" MagicOe entfernt vorsichtig das Zettelchen und liest neugierig diese Depesche :stoehn: "Was hat der denn nun schon wieder mit seinem losen Zungenschlag angerichtet, womOeglich war's zu viel? Auch noch gehOerige Arbeit so kurz vorm heiligen Feste..." Sodann wurde die Taube sich artig bei ihr bedankend erstmal ordentlich gefüttert und ansonsten für den Heimflug in Ruhe gelassen. Kurze Zeit später glühen die Leitungen von allen so um Hilfe gebettelten edlen Rittern und man schmiedet einen Plan. An mehreren Orten im Qiumi-Universum bewegen sich schließlich einige Autos bei knackender Kälte im Sternmarsch ostwärts.


    Hannoi wacht schweißgebadet auf "Himmelherrgott, was war denn das grad wieder? So langsam sollte ich wohl doch mal die Biermarke wechseln..." Er will aus seinem Bett steigen, stützt sich dabei ab und ein stechender Schmerz rast durch seine Schulter. "Auaaaa, was hab ich denn da?" Bei nem vorsichtigen Blick auf die rechte Schulter sieht er den Abdruck einer großen Hand. Er denkt sich erstmal nichts dabei und schaltet zum Wachwerden das Radio ein. Und dort spielen sie grade das... "Waaaaaaaaasssss?"


    Fortsetzung folgt... :geist:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Liegt die Taube tot am Teller,

    war der Kuzze wieder schneller...

    :taube:

    "Denn anders als Arbeitsstelle, Lebenspartner oder Automarke ist der Lieblingsklub nicht austauschbar.

    Mit ihm ist der Mensch ein Leben lang verbandelt wie mit der eigenen Haut.

    Sie mag Falten kriegen, doch ablegen kann sie niemand. Selbst wenn man das manchmal gern möchte."

    (Lars Wallrodt)

  • 7. Kapitel


    Unser Hannoi sitzt einsam und verlassen in dieser für ihn zum Verließ gewordenen Hütte. Traurig schaut er auf seine schöne blau-gelbe Lieferantenmütze und seufzt "Dieser schlimme Ort hier muss der Vorhof zur Hölle sein, hier holen mich nur ganz Verwegene wieder raus. Und wenn das tatsächlich passiert, dann kann mich die scheiß Firma mal am Hobel blasen, dann such ich mir irgendwas anderes, wo ich mit nem Bürostuhl durch die Gegend fahren, jeden Zweiten ordentlich belöffeln und mir schönen warmen Kaffee ausm Automaten bringen lassen kann. Noch nichmal Kaffee ham die hier im Zonenwald..." Er öffnet den großen ImNu-Becher, klatscht sich zwei Löffel voll diesen Pulvers in einen Kaffeepott, schüttet heißes Wasser nach und singt vor sich hin "Tief im Ostään, wo selbst der Kaffee abhahahaut. Muss ich ImNu kostään, bis mir der Magen flahahaut. Tief im Ostääähähen, tief im Ostääähähen..." :D Unser Ersatz-Grönemeier schaut genervt auf ein altes CD-Abspielgerät dort drüben ganz oben aufm letzten Regalboden, weil er nun schon seit über her Stunde das für diesen Banausen "schlimme Außerirdischen-Weihnachtsgejaule" in Dauerschleife ertragen muss. :anmach: Mehrere greifbare Sachen flogen dort schon hoch, er kann den elenden Kasten einfach nicht zum Verstummen bringen. Wenigstens ist dieser verrückte Hüttenbesitzer außer Reichweite, er wollte "ins Tal, um Brot und Brodln und Baguette für gegrillte Schulterstücke" zu holen.


    Ein Autokorso aus aller Herren Bundesländer nähert sich bei dichtem Schneetreiben dem Tal des Fichtelbergs. Man findet fast keine Zeit, die herrliche Landschaft und erst Recht die unzähligen leuchtenden Schwippbogen und Bergmänner und Engel in den Fenstern der verschneiten Häuser gut zu finden. Also fast, denn MagicOe steigt deswegen mal kurz aus, die anderen hinter ihm wettern "Los, mach weiter, wir müssen irgendwie dort hoch und auch wieder runter, bevor hier die Welt einfällt!" @Kampfkater's Ansage war deutlich, Kuzze pflichtet dem leicht frierend bei, GutesWolters fragt sich eigentlich schon seit Beginn der Reise "Hab ich mich jetz tatsächlich dafür breitschlagen lassen" und michaW sitzt gemeinsam mit Bear im Auto und futtert nichtsahnend ein paar Weihnachtskekse, die sie vorhin auf der Fahrt hierher in einer Bäckerei erworben haben. Hern Umlaut aber ist dieser herrliche Blick in die Natur erstmal wichtiger "Och NOe, noch'n Moment, das is doch grad so schOen - daran kOennt man sich glatt gewOehn'!" Selbst der Kater zückt nun kurz seine Kamera, das genervte Gehupe der Anderen :motzen: bedeutet aber auch für ihn - rein in die Kalesche und weiter geht's. Allzu viel weiter den Berg hoch kommen sie aber gar nicht, das Winterwetter fordert auf dem tief verschneiten Pass seinen Tribut. Und so müssen sie ihre fahrbaren Untersätze am Straßenrand stehen lassen, ziehen sich Klamottenmäßig richtig dick an und vergessen in einer Vorahnung auch ne Schaufel, ne gut verpackte Decke und paar warme Sachen für den hoffentlich noch zu rettenden kleinen Spielgefährten nicht. Eine schicke Wintermütze haben sie bei neer kurzen Rast auch noch für ihn ergattert, er wird sich drüber freuen, ganz sicher.


    Sie sind grad mal 5 Minuten durch den Schnee gestapft, da fällt ihnen ein am Wegesrand geparktes und ziemlich zugewehtes Auto auf. Sie wischen über die Scheiben, beim Blick ins Innenleben entfleucht es dem Kater "Hach Jungs, die scheiß Gnomenkarre hamwer schon mal gefunden, jetzt müssen wir uns nur halbwegs an die Wegweiser halten, dann finden wir auch den Gnom dazu." :ja: Und richtig, keine zehn Meter weiter kündet ein Schild von jener Sachsenbaude, wie das Hannoi in seinem Hilferuf ihnen halbwegs vernünftig vermittelt hatte. Der Weg wird steiler und schmaler und irgendwann endet er im Nichts, besser gesagt, sie stehen sprichwörtlich im Wald. Auch wenn hier durch die dichten Baumkronen der Schnee noch nicht überall durchgedrungen ist, schauen sich alle fragend an, weil der Bear bei dem für ihn ungewohnten Terrain die vorsichtige Frage stellt, ob's denn noch weit bis zum Strand sei. Und auf einmal "HOe, dort ist die schOene hOelzerne BrUecke, von der unser Kleiner phantasiert hat. Unser Weg ist der Richtige." Der Herr Umlaut hatte Recht und so dauerts auch nicht lange, da finden sie die ersten Zeichen an den Bäumen und selbst der Waldboden hat längst nicht alle Pfeile und Fährten verschlungen, die ihnen der Rettungsbedürftige gelegt hat. Aber dann "Kommt, wir kehren wieder um. Wer weiß, wo der Knilch rumturnt und uns hier durchs Unterholz waten lässt. Schaut doch mal, der verarscht uns doch nach Strich und Faden!" :look: Gutes Wolters ist beim Anblick des "Kreisverkehrs" restlos bedient und will schon den Rückzug antreten, da hält ihn Kuzze fest "Wart mal, guck dort drüben auf das Schild, das ist doch wie für Hannoi gemacht. Und dort der Pfeil, ich fress nen Besen, wenn wir hier falsch liegen." Ein paar Schritte weiter - der Wald tut sich auf und sie stehen auf einer Lichtung. Sie schauen sich um und MichaW kommt bei dem großen Haus dort gar nicht weit entfernt ins Grübeln "Oh, die haben hier sogar einen Aufsteller, was steht da...Sachsenbaude...Jungs, wir sind hier sowas von richtig." In der Ferne hört man einen Wolf heulen, aber das stört sie genauso wenig, wie die unzähligen Krähen, die sich bemerkbar machen.


    Sie laufen weiter, es geht wieder in den Wald hinein, plötzlich meint der Kater kopfschüttelnd "Ich glaub, wir kommen zu spät, der Gnom ist mit dem Baum hier verwachsen." :was: Nach nem kurzen Gelächter gehts weiter und keine 50 Meter entfernt scheint man das Ziel erreicht zu haben "Da, die Hütte, die er beschrieben hat..." Der Bear hat Recht und so nähern sie sich vorsichtig, Türen und Fenster sind aber verschlossen. Zwei Tauben kommen geflogen "Ruggedigguuu, Ruggedigguuu - was wollt ihr Fremde, was passiert denn nu?" Bei Kuzze fängt schlagartig der Magen an zu knurren und der Kater flucht lauthals wie ein Rohrspatz "Ich glaub, Gutes Wolters hat Recht, der Kerl hat uns mal wieder so richtig für dumm verkauft und säuft der derweile in dieser Sachsenbaude den Biervorrat weg. Blöder Kerl, na warte!" :knueppel: Dieser letzte gebrüllte Satz bleibt nicht ohne Folgen, man hört ein leises Kratzen. Kurz danach scheppert etwas in dieser Hütte, es klingt wie an die Wand geworfene Kochtöpfe. MichaW horcht an der Tür "Is da wer?" Von drinnen brüllts "Ja, dein Schwiegervater...lasst mich rauuuusss!" Nach nem Moment der Fassungslosigkeit öffnet sich unterm Dach ein kleines Fenster und Hannoi schaut mit dem Kopf raus "Versteckt euch, dieser Zonen-Bastard kommt bestimmt gleich wieder, er hat die Schlüssel bei sich." Kater schaut ungläubig nach Oben "Also schlecht geht's dir hier schon mal nich, du musst ganz schön zugenommen haben. Sonst passt du doch spielend durch so ein Mini-Fenster." Aus der Ferne hören sie es knacken und verstecken sich dann doch hinter den Bäumen.


    Der "Brodlholer" freut sich schon aufs nächste Festessen und läuft nichts ahnend die Treppen hoch. Er steckt den Schlüssel ins Schloss, öffnet die Tür und ruft hinein "Ich bin dahaaa!" Hinter ihm knackts im Unterholz "Wir aaahauch!!!" In Nullkommanix ist er umringt von 5 Männern und wird festgehalten. "Da, bindet diesen Sachsenteufel am nächsten Baum fest!" Ein Seil fliegt aus der Hütte, sie verwenden es genau dafür. Ein sichtlich glücklicher Hannoi eilt heraus und "Du, ich hab dich ganz sehr vermisst. Du mich auch, hmm?" Bei dieser Frage kann Gutes Wolters gar nicht anders "Nein, nicht dass ich wüsste." Nachdem diese niederen sächsischen Zärtlichkeiten ausgetauscht wurden, beschließen die Ritter der Qiumi-Runde, so schnell wir möglich von diesem schlimmen Ort zu verschwinden und es fallen Sätze wie "Lasst den Satan am Baum erfrieren" und "Sollen sich die Wölfe an ihm gütlich tun". Nur einem genügt das nicht "Nein, wer weiß, wer den hier wieder losbindet, der hat mir soviel angetan..." Hannois zitternde Stimme ist unmissverständlich und als man ihn fragt "Was, sollen wir wirklich..." nickt er nur und schmeißt einen Schneeball auf seinen Peiniger :wi15: "So, das haste nun davon!" Sie holen aus dem Kellerverschlag eine große Kiste, stecken das üble Flüche ausstoßende Herzblut hinein und Hannoi's vergisst auch sein "großes" Herz nicht und wirft paar Möhren aus dem Vorratskammer hinterher "Hier, etwas Gemüse für deine Fleischeslust und gute Reise!" Die Kiste wird zugenagelt und bevor sie endlich von Dannen ziehen, muss ja der Gerettete auch noch winterfest angezogen werden. Da das Verbindungskabel zwischen Hometrainer und Hüttenlampe noch in der herzblutschen Hosentasche liegt, findet das Anziehen halt in der Hütte im Halbdunklen statt. Als Hannoi wieder rauskommt, geht Bear vor Lachen in die Knie, der Rest klatscht artig Beifall. Denn bei der Mütze, dem Pullover und der Decke muss unserem kleinen Helden einfach warm ums Herz werden. :ohje:


    Und so ziehen sie schließlich los, die Kiste mit einem dicken Seil im Schlepptau. Auf halbem Weg nach Unten gibt Hannoi das Signal "Stopp, hier gehts für den Tyrann abwärts!" Nach erneuter kurzer Diskussion, ob man denn wirklich...mit einem Tritt des wieder freien Erdenbürgers wird die Kiste einen steilen Abgang hinab ihrer Bestimmung übergeben, sie überschlägt sich dabei mehrmals und landet krachend, aber noch ganz an einem Felsbrocken. Man hört von dort unten ... nichts, Totenstille, es hat wohl ein Ende. Sie laufen weiter bis zu ihren Autos, sogar die El Gnomico-Karre springt nach etlichen Versuchen der Starthilfe wieder an und bei einsetzender Dämmerung geht's durch die Winterlandschaft und an ungezählten Häusern mit noch ungezählteren leuchtenden Schwippbögen in den Fenstern wieder westwärts. An der winterlichen Sachsenbaude es ist nun wieder sehr ruhig und friedlich. Die Nacht geht langsam vorbei, ein Wolf heult in der Ferne und ein Rudel Schalenwild macht sich langsam auf zur Futtersuche. Sie kommen in eine Schlucht und an einer verschlossenen, im Schnee liegenden Kiste zieht ihnen der Duft frischer Möhren in die Nase. Zwei Hirsche treten unentwegt dagegen und nutzen dazu noch ihre Geweihe als Stemmeisen... :w35:


    Der Wecker klingelt und Hannoi erwacht gähnend "Na das nenn ich mal ein Träumchen und diesmal schwitz ich noch nicht mal. Haben wenigstens die Rehe zum Schluss noch was zum Fressen, den Rest erledigen die Wölfe." Er beäugt sich vorsichtig, alles so, wie's sein muss und so kommt er zur Erkenntnis, seine Albträume haben ein Ende, es lag wohl auch am Wecker. Er schnappt das Teil und wirft ihn im hohen Bogen zum Fenster raus. Dann geht's glückseelig ans Frühstücken.


    Und die Sachsenbaude? Hochwinterlich geht's derzeit hier zu, im Unterholz spielen ein paar Eichhörnchen und ein Käuzchen kommt grad von der Jagd. Es setzt sich in einer Fichte hernieder und lässt sich eine fette Maus schmecken. Und wie sie grad beim Fressen ist, landet zwei Bäume weiter eine Taube, sie hat einen Wecker um den Hals hängen. Das Käuzchen denkt sich "Oh, ein Fan von Public Enemy" und frisst einfach weiter. Doch dann wird es neugierig, denn irgendwas knackt dort so komisch im Unterholz - und es wird immer lauter. Ein Hirsch stapft mit einem Seil um den Hals, einer Möhre im Maul und einer ziemlich ramponierten Kiste durch den Schnee. Auf einmal lässt das Käuzchen vor Schreck die halbe Maus fallen und erschaudert bei dem, was es aus der Kiste hört. :vorbild:


    Ende...das heißt nicht ganz...ein Nachwort folgt noch. :schein:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Nachwort


    Mein lieber Hannoi1896! :w1:


    Nun hat dieser Wahnsinn hier also ein Ende. Aufm Fichtelberg strampeln wieder ein paar Touris in den völlig falschen Klamotten rum und unten im Tal kündigt sich die Fichtelbergbahn mit nem markanten Pfeifen an und erreicht schnaufend ihren Zielbahnhof. Rundherum leuchten die Schwippbögen in den Fenstern, die Christstollen werden angeschnitten, das Neinerlaa wird zubereitet und die Kleinen fiebern diesem unter seinem roten Mantel und der scheiß Maske schwitzenden Mann mit seinem ökologisch nachhaltigen und unökologisch vollgepackten Jutesack entgegen. :w71:


    Ja und ich? Also ich will die Gelegenheit nutzen, um dir auf herzblütige Weise Danke zu sagen. Danke, dass du vorab diesen von mir schon vor einigen Monaten ausgeheckten Blödsinn mitgemacht hast und ich uns im ganz besonderen Wechselgesang auf die Schippe nehmen durfte. Es war sehr bewusst so mit dem zeitlichen Anfang und Ende gewählt und es sollte sehr bewusst mit einem gewissen Aufwand des Drumherum ein Alternativprogramm zu diesen Wüstensand in die Augen-Gestreue sein. Vielleicht hast du ja ab und zu auch gelacht und dir gedacht - egal, was der Kerl für'n Starkbier zu sich nimmt, ich will das auch! Oder vielleicht doch besser nicht... :w6:


    Und so bleibt mir jetzt nur noch, dir ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest zu wünschen, irgendwas Leckeres aufm Teller und im Glas, dazu schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr und alles Gute für dich in 2023.


    :w77: Prost, mein Gudsdor! :w19:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!