Malta ist nicht nur ein bezauberndes Urlaubsland, sondern auch sportlich interessant. Zumindest wenn man auf kleine Ligen mit einer hohen Derby-Dichte steht.
Casus Knaxus ist allerdings, dass maltesische Vereine nicht im eigenen Stadion spielen, sondern im Tony-Bezzina-Stadion und vor allem im Ta'Qali, dem Nationalstadion. Oder im Centenary direkt daneben. Das macht die Jagd nicht spannender. Nur einige Vereine haben eigene Sportplätze. Wer also dorthin fährt, kann nun Bericht erstatten.
Freitag, 7.10.22: Hibernians FC Paola vs Zebbug Rangers 1:0
Donnerstags Anreise, aber natürlich schon vorher geschaut, wer wo spielt. Und die Hibs haben gleich am Freitag ein Heimspiel im eigenen Stadion und im eigenen Stadtgebiet. Top - für den Tag das wunderschöne Birgu und das Fort St. Angelo besichtigt, abends dann langsam gen Süden geschlendert. Manko auf Malta: wandern ist nicht. Was nicht bebaut ist, ist Feld. Was Feld ist, ist mit diesen Steinmauern abgegrenzt, wie man es aus Italien kennt. Und Straßen sind immer extrem schmal und auch gerne mal ohne Fußweg, vor allem außerhalb der Städte. Und die Fahrbahnen sind von Steinmauern umzäunt. Irgendwie dann doch in Paola gelandet. Der Sportplatz liegt mitten in einem Sportpark bzw Industriegebiet, also jwd - wir waren viel zu früh und fanden Dank google maps immerhin ein Lokal dort. Das "Heim" der Hibs selbst wirkte wenig einladend.
Am Stadion selbst stößt man lediglich auf eine Mauer mit drei Schießscharten; dies sind die Ticket Booth und wenn dort ein Gesicht zu sehen ist, gibt's dort Karten. An der einen dieser winzigen Fenster saß jemand und gab uns Ticket für jeweils einen Zehner. Die Taschenkontrolle übernehmen allerdings Polizeibeamte in Uniform und als Wandersleut' hatten wir natürlich Wasserflaschen dabei. Die Zwei-Liter-Falsche kann/soll rein, aber der Deckel muss abgegeben werden. Hä? Waren auch nicht begeistert, wenn man das in Frage stellt, da eine halbvolle Wasserflasche auch ohne Deckel weiter fliegt als ein separat geworfener Deckel. Hab nach Schlusspfiff auch äusserst höflich gefragt, ob ich meinen Deckel zurückhaben kann. Fanden sie auch nicht gut.
Das Stadion besteht lediglich aus einer Hauptgeraden. Diese ist zum Feld mit einer Art Plexiglasscheibe abgesichert, die auch die Haupttribüne durchschneidet. In der Mitte ist der VIP und Pressebereich, wieder Plexiglas, dann der Bereich der Gastmannschaft. Hinter dem anderen Tor befinden sich die Umkleiden. Die Tribüne ist mit einem alten Tribünendachgerüst ausgestattet. Ohne Dach. Es soll nebenan ein neues Stadion entstehen. Aber auf Malta dauert sowas, wie mir einer der Ultras erzählte. Auch gibt es keine bekannten Verbindungen zur Namensgebenden irischen Insel. In einer Hütte gibt's Getränke, Chips und Zeug. Fan-Souvenirs allerdings komplett Fehlanzeige.
Zum Spiel:
Hier spielt immerhin der amtierende Landesmeister gegen eine mir vorher unbekannte Mannschaft. Vom Spielniveau her nicht einmal Regionalliga. Viele unglaubliche Fehler. Als Freund der Rangers müsste ich eigentlich zur Gastmannschaft halten, aber schottisch wirkte das Spiel nicht: die Hibs in Schwarz und Weiß, die maltesischen Rangers in Grün und Gelb. Also eher Newcastle gegen Norwich. Erst spät fiel das Tor für den Meister: bei einem Konter treibt ein Spieler den Ball durch's Mittelfeld und will den Ball auf den mitgelaufenen Kicker auf rechts spielen - kompliziertestmöglich über die beiden hinten gebliebenen Verteidiger hinweg statt in die Gasse. Da der letzte Verteidiger aber beim Klärungsversuch unter dem Ball springt, ist der Weg dann tatsächlich frei und der Adressat kann den Ball dem Torschützen auflegen.
Zum Support:
Eine Ultratrommelgruppe macht am Anfang etwas Alarm, die Tribüne erwachte erst im Lauf der Zweiten Halbzeit. Lag aber eher an den vergebenen Chancen. Bei den Gästen sah ich zwei Banner, ansonsten nix zu hören. Keinerlei Aggressionen alles recht gesittet. Ein paar Püppies marschierten auf dem Weg zum Getränkestand auf und ab.
Fazit: unterhaltsam, aber wenig Finesse und ein Sportplatz, der gegen den Sportpark von Tasmania nicht mal annährend anstinken kann. Beiindruckend ist der Blick auf die gegenüberliegende Halbinsel Senglea und 'rüber nach Valletta.
Alles kein Vergleich zum Spiel des Valletta FC gegen die Hamrun Spartans einen Tag später ..