Mir geht das seit Tagen schon durchn Kopf und ich versuch mich mal Abseits von Bestzeiten und Medaillien an einer Analyse des Wie und Warum.
Es waren 11 herrliche Tage, das Wetter hat perfekt mitgemacht, Ferien- und Urlaubszeit - Punktlandung. Dazu das im positiven Sinne typisch deutsche Organisationstalent, was derartige Großveranstaltungen angeht - Punktlandung. Neun Meisterschaften unter einem großen Schirm und inmitten vorhandener und nicht aufwändig extra hochgezogener Sportstätten - Punktlandung. Ein täglich begeisternderes Zusammenspiel von Athleten, Zuschauern und auch den übertragenden Sendern - Punktlandung. Und das innovative Konzept, diese Sportveranstaltung mit auch kulturellen Begleitveranstaltungen auf engstem Raum zu verbinden, ging voll auf - Punktlandung. Und wie ich grade im Radio hör, über 1,2 Mio ausgelassene bis euphorische Wettkampfbesucher - absolute Punktlandung.
Aber weshalb war genau das so, dass man selbst vor der Flimmerkiste vor Begeisterung alles Stehen und Liegen ließ? Ich hab für mich den Hauptgrund gefunden - Corona. Über 2 Jahre Wollen, aber wenn überhaupt nur unter sehr erschwerten Bedingungen Können. Über 2 Jahre relativ brachliegender Breitensport, viele Vereinsaustritte, kaum wirkliche Wettkämpfe. Über 2 Jahre kaum ein wirklicher Ansatz vom Zusammenspiel von Leistungssportlern und sportinteressierten Zuschauern. Die Leute wollten einfach wieder raus, tief Luft holen, Spaß und Begeisterung beim Sport ausleben, sie wollten wieder leben. Und das alles ohne diese überbordende Kommerzscheiße, ohne Sport in seiner eigens geschaffenen, nimmersatten Hochglanz-Blasenwelt (huhu an die Fußballverbände), ohne Schickimicki auf Funktionärsebene. Alle zusammen haben diese 11 Tage zu etwas Einmaligem gemacht, weil diese Situation der letzten 2 Jahre einmalig war. Der Mensch reagiert mit seinen ureigensten Instinkten am Ende dann doch völlig normal - genießen wir auch im Rückblick diese normalen knapp 14 Tage, denn sie werden auf ihre Art einmalig bleiben. Leider.
Olympia in München? Nein, mehrheitlich nicht gewollt, weil mehrheitlich die Vernunft über die Olympiavergewaltiger gesiegt hat. Olympia in München? Ja, aber nur ohne diesen IOC, ohne seine Funktionäre, ohne die Strippenzieher im Hintergrund, ohne die ach so lupenreinen Premiumsponsoren, ohne Korruption und Doppelmoral. Und genau das wird nicht passieren. Leider. In München ging heute nach 11 Tagen das wirkliche (europäische) Olympia würdig zu Ende. Mein Beifall dafür, hat unfassbar viel Spaß gemacht.
