Kurz vorab ein paar Infos:
2008
Nach meiner Bundeswehrzeit brauchte ich schnellstmöglich einen Job. Da ich keinen Job hatte, den ich noch aus meiner Vor-Bundeswehrzeit wieder antreten konnte, ging die Suche los. Durch einen Tipp eines Kumpels wurde ich auf mein erstes Callcenter aufmerksam und bewarb mich. Keine zwei Stunden später bimmelte mein Telefon und ich wurde für den übernächsten Tag zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Ich bewarb mich dort für den Inbound-Bereich (Ich werde angerufen und die Leute wollen was von mir! Outbound wäre Selbstmord!). Hier ging es um die technische Hotline eines großen deutschen Internetanbieters. Das Vorstellungsgespräch lief super und so konnte ich den Job am 01.02.2008 antreten. Ich ahnte nicht, dass diese Zeit die lustigste, anstrengendste UND skurrilste Zeit meines Lebens werden würde. Es wurden zusammengerechnet immerhin zehn Jahre! Doch beginnen wir vorne.
Am 01.02. trat ich eine dreiwöchige Schulung an, um die Basics kennenzulernen. In der ersten Woche war das graue Theorie. Aufbau und funktionsweise eines Internetanschlusses, Endgeräte, Zusammenspiel mit dem Heimnetzwerk, Fehlerbehebungen. Easy. Die zweite und dritte Woche waren dann halbtags Theorie und reinhören bzw. kontrolliert selbst telefonieren in der zweiten Hälfte des Tages. Die beiden Wochen gingen rum wie im Flug und schon wurde man in Woche vier allein auf die Menschheit losgelassen. Aller Anfang ist schwer dachte ich…nein…aller Anfang ist schwer und einfach nur Krude.
Vielen denken, dass alle Stories die man über Callcenter hört ausgedacht sein müssen. Nein, glaubt mir, sie stimmen ALLE!
Schon in meiner ersten Woche hatte ich das zweifelhafte Glück, welches ein Callcenter Anfänger braucht, Erfolgserlebnisse einzufahren. Es begab sich wie folgt:
Ich: „Herzlich Willkommen im technischen Service. Wie kann ich Ihnen helfen?“
Fröhliche Stimme: „Ah, schön dass ich Sie erreiche. Parteizentrale XYZ in Berlin. Ich brauche dringend Ihre Hilfe, unser Internet geht nicht mehr!“
Ich: „Überhaupt kein Problem. Um welche Rufnummer geht es denn?“
Parteizentrale: „Na um die mit der ich anrufe!“
Ich: „Die wird leider nicht übermittelt. Nennen Sie mir diese bitte.“
Parteizentrale: „030-XXXXXXX“
Ich: „Vielen Dank. Ich prüfe nun einmal die Leitung und Sie sagen mir bitte, welches Endgerät Sie dort verwenden.“
Parteizentrale: „Ist das dieses Ding mit der Antenne dran? (Anm. d. Red: Die Antenne war zum klappen!)
Ich: „Genau der!“
Parteizentrale: „Ähm, ein Slowhub 204!“
Ich: „Vielen Dank. Welche Lämpchen leuchten denn auf dem Gerät?“
Parteizentrale: „Keine!“
Ich: „Das ist schlecht. Das Gerät hat auf der Rückseite einen kleinen silbernen Hebel. Ist der auf der Position 0 oder I?“
Parteizentrale: „Der steht auf I.“
Hier wurde ich in diesem Moment stutzig und bekam einen Verdacht, da im Hintergrund ein Staubsauger zu hören war.
Ich: „Aber ein kleiner, runder, schwarzer Stecker steckt in dem Gerät drin?“
Parteizentrale: „Ja, der ist hier drin. Der mit dem dünnen Käbelchen oder?
Ich: „Richtig. Folgen Sie bitte dem Kabel bis zum Ende.“
Parteizentrale: *Gestöckel bis zum Ende des Kabels* „Ich bin jetzt am Ende des Kabels, aber was soll ich jetzt hier?“
Ich: „Haben Sie jetzt ein dickes Plastikteil mit zwei silbernen Kontakten in der Hand?“
Parteizentrale: „Äh, ja, aber was soll ich jetzt damit?“
Ich: „Stecken Sie das bitte einmal in eine Steckdose!“
Parteizentrale: „Geht gerade nicht, die Putzfrau saugt hier gerade!“
Ich: „Das ist der Grund Ihres Internetausfalls!“
Parteizentrale: „Das kann überhaupt nicht sein!“
Ich „Probieren Sie es doch für mich bitte einmal aus!“
Parteizentrale: *Zieht den Stecker aus der Steckdose und der Staubsauger verstummt. Stöpselt das Netzteil ein*
Ich: „Gehen Sie jetzt bitte einmal zu Ihrem Endgerät.“
Parteizentrale: „Das fängt ja an zu blinken!“ (Man hörte das Staunen durch die Leitung)
Ich: „Ich glaube wir haben Ihr Anliegen gelöst.“
Parteizentrale: „Nein, dass kann nicht der Grund gewesen sein. Hier sind vier Computer angeschlossen und KEINER hat funktioniert.
Ich: „Ohne Strom kann so ein Endgerät auch nicht ein einziges anderes Gerät mit dem Internet verbinden.“
Parteizentrale: „Hier leuchten jetzt drei Lämpchen. Was heißt das?“
Ich: *Zweite Messung der Leitung, alles wieder super* „Probieren Sie doch mal eine Internetseite zu öffnen. Beispielsweise die Ihrer Partei!“ *Fettes Grinsen*
Parteizentrale: „Es geht wieder. Ich glaub das nicht. So ein kleiner Stecker und so eine große Wirkung! Vielen Dank für Ihre Hilfe. Auf Wiederhören.“
Der Anruf war nach diesem Satz beendet und ich um meine erste lustige Callcenter Anekdote reicher. Solltet Ihr Gefallen an solchen Anekdoten haben, so werde ich dies gerne wöchentlich weiterführen. Zehn Jahre Callcenter haben so einiges an Absurditäten für mich bereitgehalten. Manche länger,manche aber auch recht kurz.
Gehabt euch wohl!