Faceless Heroes - die Helden ohne Gesicht. In dieser Serie soll es um Spieler gehen, die mal im Profikader von 96 standen, aber keine, oder nur sehr wenige Einsätze in der ersten Mannschaft hatten. Sind sie noch aktiv? Was ist aus ihnen geworden und welche verkannten Jahrhunderttalente hatten wir in den letzten 13 Jahren Bundesliga so in unseren Reihen?
Dame Diouf
Über den SV Wilhelmshaven und die Amas von Werder Bremen kam der Innenverteidiger aus dem Senegal 2001 zu Hannover 96 und war in der Aufstiegssaison neben dem Fußballgott Stammspieler in der Innenverteidigung. Die Bundesliga war jedoch eine Nummer zu groß für den Bruder von El-Hadji Diouf (u.A. ex Liverpool) und nach einer roten Karte wegen eines Würgegriffes gegen Sebastian Kehl und einem Kreuzbandriss war das Kapitel 96 für ihn gelaufen. Zuerst wurde er nach Osnabrück verliehen, danach ging es nach Wehen, Arminia Hannover und Holstein Kiel, bis er 2008 schließlich beim SV Meppen landete. Sein weiterer Weg führte ihn über einen kurzen Zwischenstopp bei der zweiten Mannschaft von Jahn Regensburg ins Allgäu, wo er für den FC Kempten und danach kurzzeitig für den FC Isny und den SV Cambodunum spielte. 2013 wechselte Diouf schließlich zum Bezirksligisten DJK-SV Ost Memmingen. Danach verläuft sich seine Spur...
Thorsten Nehrbauer
Mit doch einigen Vorschusslorbeeren wechselte der zentrale Mittelfeldspieler 2001 von Mainz an die Leine. Schließlich war er dort über 18 Monate unangefochtener Stammspieler. Bei 96 hatte er sich sicher Ähnliches ausgerechnet, fand sich unter Rangnick in der Aufstiegself aber meistens auf der Bank wieder, kam jedoch immerhin zu 21 Kurzeinsätzen in der Saison. Nach dem Aufstieg war relativ schnell klar, dass auch für ihn die Bundesliga eine Nummer zu groß war und so schloss er sich nach 2 Spielen im Oberhaus 2003 dem 1. FC Saarbrücken an, wo er immerhin 4 Jahre blieb und 109 Pflichtspiele bestritt. Nach einer erfolglosen Tingelei über Emden und den Bonner SC beendete er schließlich 2012 bei Germaina Windeck seine Karriere. Nach der aktiven Karriere entschied Nehrbauer sich für eine Trainerlaufbahn und trainiert seit 2014 den Sechstligisten 1. FC Kaan-Marienborn.
Björn Lindemann
Mittelfeldspieler und Eigengewächs Björn Lindemann hatte schon zu 96-Zeiten den Ruf des "Kneipenterroristen" weg, nachdem er nach einer Zechtour das Mobiliar einer Pinte etwas umgestaltet hat. 2003 in den Profikader aufgenommen, blieb Lindemann ohne Einsatz und wechselte im Sommer 2004 zu Holstein Kiel, wo er 2 Jahre lang Stammspieler war. Nach einem erfolglosen Intermezzo an der Lübecker Lohmühle kam er über die Stationen Magdeburg und Paderborn 2009 nach Osnabrück, mit denen er ein Jahr später in die 2. Liga aufstieg. In der Folgesaison wurde er vom VfL allerdings fristlos entlassen, nachdem er betrunken zum Training kam. Lindemann wechselte daraufhin zu Carl-Zeiss Jena, wo er sich jedoch auch keinen Stammplatz erkämpfen konnte. Deshalb wechselte er 2012 zu Army United in die Thai Premier League. Er blieb in der Liga und schloss sich 2014 dem FC Suphanburi an, für den er in 34 Spielen immerhin 18 Tore schoss. Seit 2015 spielt er beim Aufsteiger FC Nakhon Ratchasima.
Conor Casey
Irgendjemand hat mal erzählt, Conor Casey wäre ein riesiges Stürmertalent aus den Vereinigten Staaten. Ehrlich gesagt, ist er mir nur wegen einem Moment in Erinnerung geblieben: Dem 1:0-Siegteffer auf der Bielefelder Alm, beim Abschiedsspiel von Colt Sievers. 2001 von der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund gekommen, verlief die erste Saison in Hannover eigentlich ganz brauchbar. In 19 Zweitligaspielen brachte er es immerhin auf 7 Tore. Wie so viele Aufstiegshelden erwies aber auch er sich als nicht wirklich geeignet für die Bundesliga und nach nur 4 Einsätzen und eben jenem Tor wechselte er nach Karlsruhe, wo er in einer Saison immerhin 14 Zweitliga-Tore verbuchen konnte. Von diesem Ergebnis beflügelt, wechselte er zum damaligen Aufsteiger und Neuling nach Mainz, wo er (warum eigentlich?) immerhin 40 Erstligaspiele absolvierte. 2007 folgte er dem Ruf der Heimat und nach einigen Monaten in Toronto heuerte er für die nächsten 5 Jahre bei den Colorado Rapids an, wo er zum absoluten Leistungsträger avancierte. Seit 2012 spielt er für Philadelphia Union. Casey absolvierte bisher 20 A-Länderspiele und erzielte dort 2 Tore.
Aleksandar Kotuljac
Seit 1997 in der Jugend des Vereins, gelang ihm 2002 der Sprung in den Profikader, der allerdings nicht mit einem Einsatz belohnt werden sollte. 2004 verließ Kotuljac die Roten in Richtung Nordhorn, von wo aus er nach einer Saison aber nach Magdeburg weiterzog. Dort erzielte er in 2 Jahren 20 Tore und so wurde der Zweitligist SpVgg Greuther Fürth auf ihn aufmerksam. Es sollte seine erfolgreichste Zeit folgen, in zwei Jahren und knapp 50 Zweitligaspielen bei den Kleeblättern schoss er 9 Tore. Danach schloss er sich dem Aufsteiger aus Osnabrück an, wo er sich aber auch erst nach dem Abstieg in die 3. Liga durchsetzen konnte. 2012 zog er ein paar Kilometer weiter zu den Sportfreunden aus Lotte, wo er mit einigen anderen Kandidaten für diese Serie zusammenspielte. Nach 2 1/2 Jahren schloss er sich in der letzten Sommerpause dem SC Wiedenbrück an.
Thomas Schneider
Im Jahr 2003 war 96 mal wieder auf der Suche nach einem Linksverteidiger, nachdem sich in der ersten Erstligasaison da so illustre Kandidaten wie Marc van Hintum, Markus Schuler oder der unvergessene Kai Oswald versuchen durften. So fiel die Wahl auf Thomas Schneider, der aus mehr als einem Jahrzehnt Stuttgart genügend Bundesligaerfahrung mitbrachte. Es kam aber anders: Bei einem Vorbereitungsspiel gegen den AS Rom musste Schneider verletzt raus und bei der anschließenden Untersuchung fand man heraus, dass er einen Zeckenbiss verschleppt und sich eine Borreliose eingefangen hat. Die darauf folgende Therapie machte einen Einsatz als Fußballprofi unmöglich und so beendete er nach 8 Spielen für 96 (1x von Anfang an) im Jahr 2005 seine Karriere. Danach verschlug es ihn zurück nach Stuttgart, wo er beim VfB verschiedene Jugendmannschaften trainierte. In der mittlerweile legendären Abschlussklasse 2011 erwarb er seine A-Lizenz. Im August 2013 übernahm Schneider die Bundesligamannschaft der Stuttgarter von Bruno Labbadia, wurde aber im März 2014 entlassen. Seit Oktober 2014 ist er Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft.