Auf ein Bierchen mit Herzblut - der Sonntagsstammtisch

  • Was nutzt uns das erworbene Nutzen von damals? Nichts, denn wir haben die Sirenen nicht mehr die uns warnen könnten. Sparmaßnahmen.

    24.09.2012 - 08.12.2012

    Danke an Wayne Simmonds (Philadelphia Flyers, 9 Spiele, 4 Tore, 10 Assists), Chris Stewart (St. Louis Blues, 15 Spiele, 6 Tore, 14 Assists) sowie Clarke MacArthur (Toronto Maple Leafs, 8 Spiele, 4 Tore, 6 Assists) im Trikot der Eispiraten Crimmitschau

  • SteffSn, das stimmt so nich ganz, habs ja auch geschrieben: In unseren Breitengraden rüsten lämgst viele Kommunen im z.B. Hochwassererwartungsgebiet dahingehend entweder auf oder nach. Dass die Sirenendichte trotzdem noch viel zu gering ist, da haste Recht. Hier in Chemnitz fällt das vielleicht nich so sehr auf, weil da heults jeden Mittwochnachmittag in allen Stadtteilen, in den umliegenden Gemeinden sowieso.

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Meerane hat keine einzige Sirene mehr, früher hattest auf jeder Schule eine. Die Feuerwehr hat nur noch diese Piepser (den ihr Gerätehaus ist vollkommen neu - Neubau ca. drei Jahre alt jetzt). Wir brauchen für 14.000 + keine Sirenen mehr.

    24.09.2012 - 08.12.2012

    Danke an Wayne Simmonds (Philadelphia Flyers, 9 Spiele, 4 Tore, 10 Assists), Chris Stewart (St. Louis Blues, 15 Spiele, 6 Tore, 14 Assists) sowie Clarke MacArthur (Toronto Maple Leafs, 8 Spiele, 4 Tore, 6 Assists) im Trikot der Eispiraten Crimmitschau

  • Wann war hier in HH eigentlich diese große Flutkatastrophe? 1962? Über die Jahre hat man natürlich die Deichanlagen stetig weiter aufgerüstet und verbessert. Aber ich bin der Meinung, diese Naturkatastrophen mit denen wir es jetzt zu tun haben sind noch mal eine ganz andere Hausnummer. Gegen diese Unberechenbarkeit und Wucht kann man eigentlich nicht viel ausrichten. :schulterzucken:

  • Von der Erfolgsgeschichte einer Chemnitzer Rumeierei und vom Ende eines Teils der Familiengeschichte


    Heute siehts im Biergarten unsrer Stammkneipe ziemlich überschaubar aus. Es ist halt Urlaubszeit und da hängen auch dieses Jahr wieder Viele ihre Quanten zum Desinfizieren in fremdländische Teiche und Tümpel und saufen anschließend ihr Bier bzw. Urlaubsschaumweinchen. Justament, als das Herzblut um die Ecke kommt, reisst dann doch die graue Wolkendecke auf und die Sonne ersetzt den vormittäglich leichten Regen. "Grüß dich, Chefin, na wie siehts aus bei dir? Sin ja ni viele da, gibts da heut bloß ä Sparmenü?" Sie schreibt grad mit Kreide das Gericht des Tages auf die alte Tafel und deutet auf den kleinen Eimer mit Lappen dranhängend "Ja grüß dich auch, du Volksunterhalter. Aufgabe 1 heut für dich - Tische dreggsch und nass, hier ä Eimer mit warmem Wasser. Du jetz noch hier, in 20 Sekunden du dort...Eimer, Lappen, Tische, Herzblut - so walte er seines Amtes, gnihihie." Und wie er so bewaffnet um die Tische wuselt, haben dieauch bereits anwesenden Gäste ihren Spaß dabei "Nu Herzblut, du Held der Arbeit, dort an der einen Tischkante, da is noch'n ganz kleener Fleck, der muss noch weg. Und sach ma, was haste denn fürn ausgeleiertes Pflaster am Oberarm, warste etwa..." Ja, er war und erschrickt verschämt bei dem dezenten Hinweis "Oh fordammisch, is das tatsächlich noch dran? Weiß der Hohle, muahahahaaa, das habsch total forgessn hior! ;D Ja, ich war - am Mittwoch hattsch meine Zweetimpfung, diesmal ohne Komplikationen, ein traumatischer Ausflug nach Aue reicht och. Die eenzsche Malässe war, dass'sch trotz Termin ne Stunde im Wartezimmer vor mich hindösen musste, bloß weil paar alde Weibor nüschd Besseres zu tun haddn, als meiner Ärztin wegen irgendwelchm Rotz vor ihren diversen Busreisen offn Senkel zu gehn. So, un nu mach'sch erschdma das Pflaster ab, damit die gestärkte Oberarmuskulatur wiedor freies Spiel hat. Hörste Cerby, gestärkte Oberarmmuskulatur hat der Onkel gesaachd. Un saach du jetz nüschd Verkehrtes... :D " Eine Urlauberfamilie ist derweile damit beschäftigt, mit ihrem Töchterlein die Speisekarte durchzugehn "Mama, am Liebsten will ich dann Eierkuchen mit Apfelmuß." Unser Sonntagsredner ist ob dem kompromisslosen sonntäglichen Essenswunsch der Kleinen begeistert "Hior Chefin, mach der Klee'n ma baar Blinsen un bissl Äbbelbrei dorzu, dän gudn von de Augusdor. Un de Gaggeier nur von gligglichn Hühnern, so wie bei uns in de Audomadn...nu horschd euch das nor ma derweile an hior:"


    Ich hatte ja vor 2 Jahren schon mal über was ganz Verrücktes von den Automaten der Chemnitzer Sparkassen berichtet. Der geneigte Leser erinnert sich vielleicht: Hier kannste nich nur deine Kohle abheben, sondern als erste in Deutschland auch deine Eier. Der Biohof Kretzschmar gleich um die Ecke aus Gersdorf machts möglich, mittlerweile werden in der Woche allein in der Chemnitzer Sparkassen-Zentrale in der Innenstadt über 700 Bio-Eier verkauft. Funktionieren tut das so: Erst wählt man am Automaten ne Packung mit sechs oder zehn Eiern. Die werden dann per Mini-Fahrstuhl vom einsehbaren Lageplatz sicher und unkaputtbar zum Ausgabefach transportiert. Die jeweis optimale Lagertemperatur wird dabei automatisch durch ne eingebaute Kühl- und Heizanlage geregelt. Weil das so gut ankam und denen quasi die Bude eingerannt wurde, kamen im Laufe der letzte 2 Jahre einige Eier-Filialen in Chemnitz und den umliegenden Städten und Gemeinden hinzu, die angebotene Produktpalette wurde sogar um Biohonig und saisonales Obst ebenfalls vom Biohof erweitert. Seit Freitag nun is nu jene Firmenzentrale sowas wie'n kleener Konsum geworden, denn nun kann man auch noch Essensboxen mit Grillfleisch oder ganzen Mittagsmenüs ausm Automaten ziehen. Der wird seinerseits vom Chemnitzer Betreiber von "Cook in the boxx" gefüttert. Alles regional, alles mehr als frisch - alles eene eenzsche "Legge"! :applaus: Und das Gute daran, unsre Sparkasse bietet das rund um die Uhr an, denn die Automaten stehen ja im SB-Bereich. Wenn die dort jetz noch tschechisches Bier...man kann ja mal träumen.


    Träumen werde ich sicher auch noch ewig von dem gemeinsamen Teil unserer Familiengeschichte, den ich wehmütig am Montag für immer beenden musste und ihn meinen Eltern zu Ehren unter Aufwendung der letzten Körner auch mit Anstand und Herzblut beendet habe. Das Dorf im Chemnitzer Westen, in dem ich groß geworden bin, hat unsere Familie nun endgültig hinter sich lassen müssen. Nachdem im sogenannten Einigungsvertrag diese mit größte aller Unheil und Arschtritte unter die einheimischen Leute bringenden Schanden, nämlich "Rückgabe vor Entschädigung", gebieterisch diktiert wurde, hat es auch viele in den Mehrfamilienhäusern mit erwischt. Über Jahrzehnte haben sich die Erben im Westen einen Scheißdreck um ihre Häuser und Grundstücke gekümmert, stattdessen mussten die kommunalen Wohnungsverwaltungen dafür sorgen, dass die Buden nebst Grundstücken noch bewohnbar waren. Den großen Wohnerhaltungs-Rest unternahmen dann die Mieter mit unendlich viel Eigenanteil, Zeitaufwand, Kreativität und harter Arbeit selbst. Und dann kamen sie, die Erben. Hochnäsig, herablassend, das sichtbare Ergebnis mühevoller jahrzehntelanger Kleinarbeit belächelnd und am Ende hieß es nur allzu oft "Jetzt gehört das alles uns und wir haben hier das Sagen und Sie sind hier bald raus". :sleep:


    So gings auch mmir und meinen Eltern, ich hatte hier am Stammtisch ja schon mal darüber berichtet. Die Folgen waren für unsere Familie einschneidend: Ich habs nicht mehr ertragen, an diesem meinem geliebten Heimatort von mir aus auch in nem anderen Haus zu bleiben. Denn jedesmal, wenn ich an "unserem" Haus vorbeigekommen wäre und diese Leute gesehen hätte...nee, mich hats vor 21 Jahren auch aus anderem Grund ans andere Ende der Stadt verschlagen. In dem Haus wohn ich heute noch, hab nur die Erstwohnung nach paar Jahren gegen eine Größere getauscht. Meine Eltern aber wollten bleiben, in der Nähe meiner geliebten Oma paar Häuser weiter, die ebenfalls aus "ihrem" Haus aus dem gleichen Grund entmietet wurde. Und durch Zufall war direkt in Omas Nachbarhaus ne Wohnung frei, 52m² so wie bei mir, erster Stock, ein schöner grüner Hausgarten und die Eigentümer zwar auch zu früheren DDR-Zeiten in den Westen nübergemacht, aber mit viel Sinn und Empathie für ihre alte Heimat und die Leute, die geblieben waren. Kurzum - bei allem auch seelischen Unglück für meine Ellie's ein 5er im Lotto! :schwitz:


    Die Jahre vergingen, die Hausgemeinschaft meiner Eltern konnte aus alter DDR-Gewohnheit als eine Solche bezeichnet werden, mit allem Drum und Dran. Gegenseitige Hilfen, gemeinsame Subbotniks im und am Haus und mein Vater hat beizeiten (einer musste es ja machen) als sowas wie der Hausmeister fungiert, so wurde auch eine in solchen Fällen durchaus üblich zwischengeschaltete und abkassierende Hausverwaltungsfirma gespart. Und die Eigentümer haben das wohlwollend auch immer finanziell zu Würdigen gewusst, wie wir alle uns um ihr Hab und Gut mit gekümmert haben. Es hat einfach gepasst und man hatte seine Ruhe und seine Würde auch wieder. Vor 5 Jahren dann dieser Anruf vom Notarzt, dass mein Vater in der Nacht...die alten Nachbarn meiner Eltern waren Tage zuvor zwei Häuser entfernt ins Eigenheim ihrer Mutter gezogen und diese tauschweise in deren Wohnung. Und nun stand ich da, ohne Vater und ner Mutter, die sowas gar nicht alleine konnte und Hausleuten, die dazu auch nicht in der Lage waren. Diese Wochen waren wie ein einziger schlechter Kinofilm und dennoch konnte und wollte ich das zweite Erbe meiner Eltern nicht auch noch vor die Hunde gehen lassen. Und so hab ich beim Eigentümer angerufen und ab da war ich sowas wie der "Hausmeister. Mit praktischem Mama-Anschluß. Vor 3 Jahren hab ich das Haus an den Neueigentümer ohne Beanstandungen übergeben, er hat aber dann doch ne Hausverwaltung mit dem ganzen Kram beauftragt.


    Der restliche Verlauf der Jahre ist ja auch durch den Stammtisch bekannt, das große Finale begann für mich am 15. Februar mit Mutti's Einweisung ins Krankenhaus und anschließender Kurzzeit- und Verhinderungspflege. Danach die schwerste aller für mich zu treffenden Entscheidungen, ihr Umzug ins betreute Wohnen im Nachbarort und die Kündigung ihrer geliebten und wohlvertrauten alten Wohnung. Was folgte, war ein Klingelputzen bei etlichen Umzugsfirmen, die auch Wohnungsberäumungen machen, alle ohne Erfolg, weil bis in den Frühherbst ausgebucht. Irgendwann hatte ich dann doch Erfolg, Vorab-Besichtigung "Äh, Herr Herzblut, da muss ich Ihnen was sagen...": Durch Carola sind die Lager sämtlicher A&V's voll, die nahmen ebensowenig was an, wie die Bedürftigenkaufhäuser. Als auch diverse Aushänge ohne jeglichen Erfolg blieben, hieß es dann Entsorgung "Äh, Herr Herzblut, da muss ich Ihnen noch was sagen...": Mittlerweile wurden dummerweise auch noch die Entsorgungsgebühren der Wertstoffhöfe für sowas erhöht, alles hat halt seinen Preis. :stoehn: Auch unsere Endabrechnung. Vom Tag der Besichtigung bis zum Tag der besenreinen Beräumung hab ich dann jeden Tag nach der Arbeit bis teils spätabends in der Wohnung meiner Eltern damit verbracht, zu sortieren, was geht noch in Muttis neue kleine Wohnung, was musst du von ihr erstmal mit zu dir nach Hause nehmen, weil bei ihr nu kein Platz mehr dafür ist, was nimmst du selber und was musst du schweren Herzens für immer verschwinden lassen. Die Werkstatt ist jetzt zur einen Hälfte in meinem Keller, zur anderen Hälfte im Garten. Bei mir stapeln sich nun ungezählte Ordner, Boxen und Körbe mit gutem Geschirr, Decken, Deckchen und Tischläufern für alle Anlässe, über Generationen weitervererbten erzgebirgischen Kunstgewerbedingen, Unmengen von niegelnagelneuem Bürokrempel und was weiß ich noch alles. Und dabei sind auch etliche Fotoalben mit Erinnerungen von und über eine ganze Familie, von denen ich bisher noch gar nicht alle kannte. Bei allem auch seelischen Stress hat mir dann die Hausverwaltung ein kleines Geschenk gemacht, denn für meine und unsere jahrelange Arbeit am Haus brauchte ich die Wohnung nur besenrein und ohne jegliches Renovieren übergeben. :yes:


    Und das war nun diesen Montag. Ein letzter Rundgang im Haus, es ist nicht mehr das Selbe, bei den teils eingezogenen jungen Leuten und ihrem erschreckenden Wohnverhalten. Der Hausgarten sieht aus wie Sau, Räume werden in Beschlag genommen, die gar nicht im Mietvertrag stehen, die Einfahrt ist als Rettungsweg ebenso zugeparkt, wie das Treppenhaus mit Schuhschränken und mehreren Kinderwagen vollgestellt - nee, das is nich mehr unser Haus. Die nette Frau von der Hausverwaltung dachte das Gleiche wie ich, machte ihre Fotos und Notizen und dann gab ich ihr aufgewühlt die Schlüssel. "Tschüss Wohnung" waren meine letzten Worte, dann fiel das letzte Mal die Tür für unsere Familie ins Schloss. Ein zweites Mal im gleichen Dorf. Ich hätte übrigens durchaus die Möglichkeit gehabt, als Nachmieter dort einzuziehen, man hätte mir sogar einiges nach meinen Wünschen saniert. Aber ich wollte nicht. Und einige in der Nachbarschaft hatten am Montag bei meinem Anblick dann ihrerseits auch Tränen in den Augen. Und wie durch ne innere Stimme angetrieben fiel mir bei den letzten Fotos vom Haus dann das Lied der Toten Hosen ein, "Unser Haus". Und meine Mutter. Und mein Vater. Und besonders deshalb auch die letzten Zeilen in jenem Lied, weil auch ich seine Hand hielt. Nee, so wie Campino wollte auch ich das nicht. :schnueff:


    Es ist die Heimat und die Familie, die du ewig in dir trägst. Wenn du sie dir verdient hast, wenn du ein Gespür dafür hast, wenn du dafür lebst. Mit Liebe, mit Hingabe, mit Stolz und mit Ehre. Tschüss Wohnung.


    Und schönen Sonntag, euer Herzblut. :cool2:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Von ner unglaublichen Fettnäpfchendichte und Undankbarkeit, wenn die Computerfritzen einem schon mal helfen wollen


    Ziemlich windig ist es heute rund um unsre kleine Stammkneipe. Die Linde vorm Eingang wirft schon ordentlich Blüten ab, dass man denken könnte, der Herbst steht vor der tür. Steht er aber natürlich noch nicht, nur die Stammgäste stehn erwartungsfroh auf der Wiese und sabbern beim Anblick des grad rausgebrachten Grillgutes und der von unsrer Wirtin wieder akurat bepinselten Tafel mit dem Menü des Tages um die Wette. Heute gibts also Rouladen mit dem ersten Rotkraut aus eigener Aufzucht, hmm - was nehm'wer denn da nu? Unser Herzblut kommt auch schon wie auf Kommando um die Ecke und flucht vor sich hin "Überall wieder diese ahnungslosen Selbstdarstellernasen ausgestellt, wann zeichd denen endlich mal jemand, was harte Arbeit is? Orr un och noch hior vor der Kneipe...Cheeeefin, grüß dich. Hior gibste mior ma dein' Schlüssel vom Geräteschuppen, ich will ma was ausprobiorn, dass de Lindnbliedn ni so in dei herrliches Essen neifliechn." Sie tut, wie ihr befohlen und überlegt, was er denn nun wieder vorhat. Nach paar Minuten kommt er wieder und schleppt drei riesige Sonnenschirme an. Dann schnappt er sich die draußen rumstehenden Ständer und platziert alles zusammen in Freiluft-Tischnähe. "So, zwee Fliechn mit eenor Glabbä, müssmer die dummen Gesichter ni och nor zum Essen erdraachn!" Jetzt endlich begreift man, was ihm heute aufn Nerv geht, er spannt die Sonnenschirme auf und vertaut sie umfallsicher an der Linde und allem, was sich sonst noch so dafür eignet. Und wie die Schirme so ihren Dienst tun, sieht man eins nicht mehr - die scheinbar über Nacht an der alten Litfassäule nebenan rangepappten Wahlplakate nebst ihren ebenso inhaltslosen Botschaftsüberbringern drauf. Dann macht er das, was zuletzt immer seine Aufgabe ist, stellt sich viel besser gelaunt an den großen Kugelgrill und waltet seines Amtes. Ein neuer Gast leicht angesäuert: "Aber Herr Herzblut, das geht aber doch nicht, dass Sie diese Wahlwerbung einfach so verdecken!" Der Angesprochene nuckelt nebenbei an seinem Bier "Horr, un ob das geht! Schlimm genug was die Fachkräfte uns im Fernsehen un im Radscho fürn Bleedsinn als ihre Weisheiten verkoofn wollen, da willste die Nasen dor ni och nor alle beim Essen sehn. Denn nu horscht ma zu, was die alles so für'n Intelligenzquotienten mit sich spaziern tragen:"


    Batsch, hört ihr's auch? Batsch, batschbatsch, baaahahahatsch und nochmal mit Anlauf ein großes BATSCH. Es ist Hochsommer und es ist die Hoch-Zeit der visuell und akustisch in die fettigen Näpfe springenden Parteiablenkwaffen - es ist Wahlkampf. Eine Witzveranstaltung sondersgleichen, auf allen Kanälen, in (fast) allen Gazetten mitsamt sich bereits für wichtig haltenden Journalisten und denen, die es Kraft ihrer praxisfernen intelektuellen Wassersuppe nie wirklich werden. Es geht dabei letztendlich nur um "Probleme", die den gefälligst das richtige Kreuz machen sollenden Wahlvolk-Untertanen ganz gepflegt am Allerwertesten vorbeigehen sollten. Sie tun es aber nicht, weil man sich mittlerweile extatisch auch in jenen SocialMedia-Gossen bewegt, wo man ohne Probleme einen nebensächlichen Furz des politschen Gegners zum Orkan deklarieren kann und die jeweiligen Untertanen glucksen vor Begeisterung beim Beifall klatschen. So geht das wie beim Tischtennis hin und her und vor lauter Ping und Pong merken die Event-Endverbraucher längst nicht mehr, was mit ihnen im Endeffekt angestellt wird - Massenverdummung, gezielte Ablenkung vom wesentlichen und wirklich wichtigen Alltag der Bürger, gezieltes Ablenken der eigentlichen Verantwortung jener Parteitriebtäter für dieses Land, gezieltes Ablenken vom Unvermögen, gezieltes Ablenken vom unbedingten Trieb der Macht der ureigensten Interessen. Und wenn man sich die Auftritte und Verlautbarungen dieser Witzfiguren, egal, aus welchem Lager, in diesen Tagen und Wochen anschaut und anhört, beschleicht einen das ungute Gefühl, dass wir so oder so die A...karte ziehen.


    Eine schlimme und uns Sachsen nur zu bekannte Hochwasserkatastrophe, Herr Laschet kichert mal kurz im aber mal so richtig unpassendsten Moment und glänzt mit völlig falschem Schuhwerk im Matsch und man möchte ihm zurufen - Armin, frach mal beim Deichgraf nach, wie man sowas macht, der gibt dir bestimmt paar gute Tipps von damals, auch wie das mitm Katastrophenschutz wieder gehen muss! Und keine Widerrede - wir sind das Ross, sonst fliegste runter vom Pferd! Wer irgendwo im stillen Kämmerlein gehofft hatte, die Dame mit dem in gewissen Fußballfankreisen allgegenwärtig gewürdigten Slogan ihrer Namens-Anfangsbuchstaben könnte da mal frischen Wind reinbringen - nee, die baut die gleiche Sch...und wundert sich dann, wenns ihr plagiatsgeschwängert genauso um die Ohren fliegt und penetrant riecht. Ewig lächeln, ewig fabulieren, ewig reden ohne viel zu sagen, was die Leute im aktuellen Alltag bewegt, theorie meets Praxis, auch bei Frau Baerbock. Auch sie kanns nich besser, wenigstens reflektierte sie das letztens, was sie da stressbedingt, weil unter ständiger Beobachtung, in ihren Reden so von sich gibt - O-Ton von ihr laut und deutlich nach so ner bürgernahen Sprachübermittlung aufm Parteitag "Scheiße". :klatsch: Und das freut dann wieder die Gegner um Laschet und der legte auch gleich nochmal paar Kohlen drauf, um seine Landsleute milde zu stimmen "Die Bestrebungen einiger, die Regierungsarbeit in Berlin zu zentralisieren, sind heute noch absurder als vor 30 Jahren." Und die bisherigen Bonner Beamten müssten, siehe Corona-Krise, doch nicht "dauernd hin- und herfliegen...dann finden die Teamsitzungen eben digital statt...Außerdem wäre es doch lebensfremd, gerade jetzt bei einem völlig überhitzten Wohnungsmarkt in Berlin auch noch 20.000 Beamte aus Bonn umzusiedeln." "Ach Armin," möchte man ihm zuflüstern, "was haste bloß für Leute in deinem Team, gibts denn da niemanden, der wenigstens bissl Grips in der Birne mitbringt und dir vor deinen Ein- und Auslassungen bissl was aus der Praxis mit aufn Weg und dein Redemanuskript gibt?" Denn ein paar noch wirklich investigativ unterwegs seiende Journalisten fanden postwendend heraus, dass für die Bundesregierung so viel Beamte gar nicht arbeiten, in Bonn schon mal überhaupt nicht. :stoehn:


    Aber auch die andere Seite, weiß nich so recht, wo sie Zuhause is, denn sie stand dieser Tage einfach nur doppeldeutig im Wald. In nem Brandenburger Wald, nördlich von Berlin und wahlkämpfte, was das Hochglanzzeug vor versammelter Journallie hergab. Es ging um jenes Sofortprogramm für den Klimaschutz, sollten sie tatsächlich im September...na jedenfalls standen sie im Wald und ihre Kandidatin lehrte den Reportern "der Wald hier im Oderbruch ist anders als der Wald im Süden des Landes...Sich das genau anzuschauen, ist die Stärke von guter Politik." Ähm, hior Frau Baerbock, ich will ja nich meckern und sie wohnen ja auch noch nich so lange hior...huch, sie wohnen ja auch in Brandenburg, na isses denne. Sie, da habsch nen ganz heißen Tipp: In Potsdam einfach ma bei irgendwelchen Nachbarn klingeln und ma nachfragen, ob die Ihnen mal nen alten DDR-Schulatlas borgen können. Und dann gucken se dort ma nach, wo der gute Oderbruch denn liegt, hior im Wald jedenfalls nich. Nich dass das noch paar Reporter rauskriegen...Sie fanden es noch im Wald raus und ihr Co-Parteichef guckte betreten nach unten. Ob er Pfifferlinge gesucht hat, ist dabei nicht überliefert. "Steige hoch, du roter Adler, über Sumpf und Sand..." Nee, ich glaub, das is besser, wenn man sie über die Hymne gar nich erst befragt. :D


    Man beschäftigt sich allenfalls mit sich selbst, egal ob schwarz, blau oder rot, ob gelb oder grün, ob rosa oder braun - es geht nur drum, dem jeweils anderen dessen vermeintliche oder tatsächliche Fehler öffentlich an die Backe zu schmieren und sich selbst als die Größten zu finden. Man schwafelt ewig und drei Zeiten über Plagiate, falsche Wörter und andere Nebensächlichkeiten. Keiner debattiert wirklich vor den Bürgern über gesellschaftlich vernünftige, weil einende Wege aus der wachsenden Altersarmut und die der eh schon sozial schwachen Menschen, über seriöse Renten- und Steuerpläne, über dieses katastrophale Schulsystem mitsamt der Kleinstaaterei und deren als "Muss bei uns so sein" durchgedrückten eklatanten Wissensunterschieden bzw. -lücken, über den Digitalisierungswahn und wie weit liefert man sich ihm aus, wie verhält man sich mit dem Ausland, immer noch die verstaubte Blockbildung in den Köpfen oder geht man endlich andere Wege? Und was tut man, um endlich glaubwürdig, aufrichtig, ehrhaft, weitsichtig denkend und handelnd - um wahrhaft volksnah dazustehn?


    Stattdessen les ich diese Woche in der Zeit, dass da ne IT-Sicherheitsforscherin am 11. Mai abends in der CDU-Connect-App (schon wer diesen Begriff bei denen erfunden hat, gehört...) ne größere Sicherheitslücke entdeckt hat. Im Fachjargon werden die wohl auch mit ethische Hacker betitelt und muahahahaaaa, nur die absoluten Insider wissen jetzt, warum ich so lauthals lache. Na jedenfalls hat jene Lilith Wittmann, so heißt die Dame, das einzig Seriöse gemacht und den Fehler inkl. Ausmaßen und technischem Firlefanz noch am gleichen Abend dem Notfallteam vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) per Mail mitgeteilt. Gleichzeitig hat sie irgend jemanden in der CDU-Parteizentrale versucht zu erreichen, absolut niemand da, vielleicht warn'se ja alle beim Arbeitsessen, um den kommenden Wahlkrampf vorzubereiten. Den Morgen darauf bekam sie nen Anruf vom BSI, die CDU wäre mittlerweile informiert und hätte die APP daraufhin offline genommen. So war klar, dass kein weiterer Schaden entstehen kann und danach, so ist es bei den Leuten der forschenden Sicherheitsbranche Usus, veröffentlichte Frau Wittmann ihre Arbeit nebst Ergebnissen. :nuke: Nun ist es aber so, wenn ein Sicherheitsforscher ne Lücke findet und evtl. auch Daten abgreift, um genau diese Lücke bei Machern und der Bundesbehörde nachzuweisen, macht er sich auch ohne kriminellen Hintergrund rechtlich strafbar. Und da die CDU aber Dankbarkeit nicht unbedingt kennt, sondern wohl auch von vielen voreiligen Juristen umgeben ist, gabs lt. Frau Wittmnn gegen sie ne Anzeige beim LKA Berlin. Und dann massive Antworten aus der Branche, flankiert von entsprechenden Wortmeldungen im Netz. Allen voran der Chaos Computer Club, der nach der Nummer der CDU die Zusammenarbeit aufkündigte "Leider hat die CDU damit das implizite Ladies-and-Gentlemen-Agreement der responsible disclosure einseitig aufgekündigt." Zur Vermeidung künftiger rechtlicher Auseinandersetzungen sehe man sich leider "gezwungen, bei Schwachstellen auf Systemen der CDU zukünftig auf Meldung zu verzichten". Dass damit "das Risiko anonymer full-disclosure-Veröffentlichungen (Betreiber werden zeitgleich mit der Öffentlichkeit informiert) für die CDU und ihre freiwilligen Unterstützerinnen" steigt, bedauere man außerordentlich.


    Danach wurden die Krawatten bei der CDU unfassbar eng und man hätte lt. Bundesgeschäftsführer Hennewig die Anzeige gegen Frau Wittmann zurückgezogen. Nun muss man aber wissen, das geht gar nicht so einfach außerhalb der Polizei, denn das LKA war ja schon informiert und muss erstmal weiter ermitteln. Frau Wittmann ging indes zu Recht stocksauer wieder an die Öffentlichkeit "Wenn ich jemanden versehentlich anzeige, dann riskiere ich, dass bei dieser Person eine Hausdurchsuchung stattfindet und dass ihr Gewalt angetan wird" Und dann ging sie ins brisante Detail: Herr Hennewig habe sie nach Entdeckung der Lücke angerufen und versucht, sie zur Mitarbeit für die CDU anzuwerben. "Dafür wollte er allerdings, dass ich ein NDA (Schweigeverpflichtung) unterschreibe." Sie aber gab ihm wohl zu verstehen, dass sie weder über Sicherheitslücken schweigen wolle, noch daran interessiert wäre, für die CDU arbeiten. "Daraufhin hat er mir bereits mit einer Anzeige gedroht." :look: Bis jetzt herrscht außer der Entschuldigung betretenes Schweigen, Frau Wittmann kommentiert das so: "Nur weil ich das Privileg der öffentlichen Unterstützung habe, gibt die CDU jetzt klein bei...Jedes Mal, wenn man Sicherheitsforschung in Deutschland macht, macht man sich strafbar...Ich habe großen gesellschaftlichen Rückhalt gesehen, aber von den herrschenden Parteien gibt es so wenig Wertschätzung für zivilgesellschaftliche IT-Sicherheitsforschung...Das wird vermutlich immer ein bisschen in meinem Hinterkopf bleiben, dass es Leute gibt, die das machen." Also Unternehmen, Parteien oder andere, die daraufhin sofort mit Anzeigen "glänzen". Und das wäre nun auch wieder sowas, worüber man parteiübergreifend dem vielleicht doch nicht so dummen Wahlvolk Rede und Antwort stehen müsste, anstatt das feuchte Höschen der Digitalisierung als Blendgranate für alle anderen wirklichen Sorgen der Leute zu bemühen.


    Eins soll unbedingt noch erwähnt werden: Der Grünen-Kreisverband Berlin-Mitte hat bei Twitter am Dienstag ein Bild eines Wahlkampfauftrittes gepostet, mit Frau Baerbock und noch 5 anderen Grünen-Politikerinnen. Darunter stand süffisant: "Während sich auf den Gruppenfotos der Union wieder alte Männer zusammendrängen ..." Blöderweise postete eine der Frauen jenes Bildes auch das Ursprungsfoto. Und darauf waren dann rechts und links neben den Frauen auch 3 männliche Parlamentskandidaten der Grünen zu sehen. Man hat sie nicht be- sondern gleich ganz weggeschnitten. Aua, Frau Baerbock, macht mor dor ni. Die Antwort auf das Echo im Netz kam prompt, die so zugeschnittenen Frauen wären "besser zu erkennen...damit soll niemand versteckt werden. Um die drumherum geht es im Tweet schlicht nicht." Einer der Männer vom Ursprungsfoto dazu "Wir wundern uns über die Aufregung, die das Foto auf Twitter ausgelöst hat. Frauen stehen im Zentrum grüner Politik. Wir haben zuerst ein Foto mit allen Kandidierenden gepostet und später eins mit Fokus auf die Kandidatinnen in der Bildmitte." Und weil er nicht mit drauf war, wär für ihn "völlig unproblematisch". Offenbar auch die Unterschrift. Och nöö, forsaut där mior de Boanggde, där hätt mit so ner entmannten Schadensbegrenzung ruhig mit drauf bleim oder sich glei mit im Wald in den Oderbruch stellen können. Ach ja, bei jenem Fotoshooting gings übrigens nur um die Renaturierung und Entsiegelung von Flächen - und noch nichmal um Frauen und die Renaturierung der Männer. So, nu habsch meine Boanggde wiedor! :P


    Wie ich auf den ganzen Kladderadaddsch heut wieder gekommen bin, fragt ihr? Nuja, ein Gleichnis: Da seh ich doch im Fernsehen vor 2 Tagen im fernen Tokio ein Hottehü-Pferdchen, was einfach so da stand, für alle seh- und hörbar "Brrrrrrrrrr..." gesagt und dabei mitm Kopf geschüttelt hat. Drauf saß eine weinende Reiterin, die auch mit ihrer Gerte das Hottehü-Pferdchen nich mehr zum Laufen bewegen konnte, es wollte auf die Art und Weise einfach nicht mehr. Eine adrette Dame rief ihr, teils versteckt unter ner Maske, von Außen außen was zu und gab dem Hottehü-Pferdchen auch noch ne kurze Faust in die Flanke. Ein Roß, Reiter aller denkbaren Coleur, plus einflößende Trainer-"Lobbyisten" hinter Masken und offensichtliche meinungsbildende mediale Fausthiebe...ob das Hottehü-Pferdchen gar auf den Namen "Volk" hört, war derweile noch nicht rauszukriegen. Aber, da bleiben wir am Ball. Sind wir dem Pferd schuldig.


    Schönen Sonntag, euer Herzblut :cool2:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Einfach Märchenhaft


    Unser Sonntagsredner kommt heut etwas später um die Ecke geschossen und wird nach kurzer Begrüßung auch gleich von der Wirtin an seine sonntäglichen Outdoor-Working Tools, also das Grillzeug, gebeten. "Nu mach hinne, die Leute ham Hunger, wo bleibste denn so lange, Mensch?" Er wippt beruhigend mit den Händen hin und her "Nu Chefin, mach ma langsam. Vor knapp 8 Monaten wollten die von mior in nem Kreuzworträtsel ä anneres Word für 'Frühgeschichtliche Baumabfälle mit 6 Buchstaben' wissen und das kann'sch nu endlich eintragen." Die Stammtischgäste und sonstigen Anwesenden gucken sich fragend an, was will der alte Branzkopp uns denn nun schon wieder vom Pferd erzählen und warum blinzelt der dabei so schelmisch? Unsre Wirtin stellt, bevor noch ein ein Unglück passiert, das große Tablett mit den Gläsern auf ihrem improvisierten Schanktisch ab, wendet sich unsrem Grill- und Rätselmeister zu, unfasst seine rechte Schulter und lässt mit schallendem Gelächter ihren Kopf auf eben jener Schulter fallen. "Hahahahaaaaa - frühgeschichtliche Baumabfälle, wie sieht'n der Schein aus, den de dafür ausfüllen musstest...hahahaaaa...frühgesch...das is ä Bleedmann!" :klatsch: Sie kriegt sich gar nicht wieder ein, weil die Umstehenden immer noch nicht begreifen, was der Kerl da grad mal wieder für ne Schote gerissen hat. "Mensch, ihr guckt ja wie de letzten Autos, is ja wie im Märchen..." Das Herzblut feixt inzwischen mit, die Roster drehen sich fast von alleine und er versucht dennoch sei Tagwerk zu vollenden mit "Nuahahahaaaa, nuhuhuuu horschd mior dor ma zu, das mit dem Märchen war mal wieder ein Stichwort für heute."


    "Sachsens erste Gemeinschaftsschule öffnet in Leipzig", rumms...nu das war ja mal ne Meldung vergangenen Donnerstag beim Heimatsender! Ich hatte ja an einem meiner früheren Stammtische schon mal darüber berichtet, wie erbittert die sächsische CDU ihren Kampf gegen den mehrheitlichen Willen der eigenen Bevölkerung bei diesem hochwichtigen Bildungsthema geführt hat. Sie führen ihn weiter, aber dazu gleich noch mehr. Jedenfalls hat vor nem guten Jahr der Landtag nach einem von über 50.000 Menschen unterzeichneten Volksantrag für ein neues Schulgesetz gestimmt, in dem auch die Einführung von Gemeinschaftsschulen beschlossen wurde. Zehn Jahre gemeinsam aufwachsen, gemeinsam lernen, ein Gespür für Gemeinschaftssinn entwickeln, gemeinsam die eigenen Stärken und Schwächen "bearbeiten", sich gemeinsam und mit Hilfe der Lehrer und Lehrerinnen (Is mior dor Wurschd, wer da zuerschd steht, nor!) je nach den eigenen Vorstellungen auch aufs spätere Berufsleben vorbereiten. Alles bissl moderner, also der heutigen Zeit angepasster, als unsere 10klassige POS früher - aber der Grundgedanke ist in Etwa der Gleiche. Und wenn die Schüler noch großes Glück haben, sind auch noch paar Lehrkräfte von damals dabei, von denen unser Bildungsniveau bis heute zehrt. :nuke: Was so unserem obersten Bildungsfürsten halt gar nicht schmeckt, weil per Parteibuch nebst Gesinnung nicht mehr sein kann, was nicht mehr sein darf.


    Am Donnerstag ließ nun das Kultusministerium über dpa und die nachfolgenden Presseorgane in Sachsen und Gesamtdeutschland verlauten, dass zum neuen Schuljahr in Leipzig-Grünau die landesweit erste Gesamtschule (freier Träger) öffnet, die sog. Leipziger Modellschule. Ab September werden dort etwa 50 Mädels und Jungs von der ersten bis zur dritten und von der vierten bis zu sechsten Klasse zusammen lernen, je nach Leistungsstand und Potential mit verschiedenen Aufgaben. In der 9. Klasse wird sich dann mit den Eltern zusammengesetzt, welcher Abschluss am Besten zum Kind passt, es können alle Abschlüsse von "Hauptschule" bis "Abi" abgelegt werden. Einige weitere freie und staatliche Schulen haben bereits landesweit Interesse bekundet, die Anträge sind mitten in der Planung bzw. bereits gestellt. Und genau da werden aber seitens des zuständigen Ministeriums sehr bewusst hohe Hürden aufgestapelt, die nicht alle überwinden können: So wird u.a. eine Vierzügigkeit gefordert, die in ländlichen Gegenden, aber auch kleineren Städten schlicht utopisch ist, weil viele Schulen gar nicht so viele Schüler/Klassen haben können. Damit wird offensichtlich der flächendeckende und ja von vielen Eltern gewollte Aufbau der Gemeinschaftsschulen und damit das Modell des möglichst langen gemeinsamen Lernens klein gehalten. Von Vorgehen der Entscheidungsträger hinsichtlich einer schulischen Gleichberechtigung kann daher keine Rede sein. Dazu kommt noch, dass bereits ab der siebten Klasse (in einer Klasse gemeinsam) in Deutsch, Mathe und Physik je nach Leistung und Abschluss unterrichtet werden muss. Und torpediert den Gedanken längeren gemeinschaftlichen Lernens dann immens, weil da bereits ja durch die Lehrkräfte je Fach und Klassenstufe unterschiedliche Aufgaben zu erstellen sind. :sleep:


    Und um die Deutungshoheit Richtung Staatskanzlei zu verschieben, wird der Öffentlichkeit per Pressemitteilung dieses Märchen der ersten sächsischen Gemeinschaftsschule ab September erzählt, denn die gibts bereits etwas länger. Seit 1990. In Chemnitz. Seinerzeit von Lehrern und Eltern mit dem praxisnahen Wissen der Vorwendezeit aus der Taufe gehoben. Eine Lehrerin der Anfangszeit war übrigens unsre ehemalige OB Barbara Ludwig. Von Anfang an war das Interesse riesengroß, die Schule konnte sich vor Anfragen im Laufe der Jahre kaum retten, ein Förderverein arbeitet im Hintergrund wunderbar mit. Der Taschenspielertrick jetzt: Das Chemnitzer Schulmodell arbeitet zweizügig und ist laut neuer Schulordnung fürs Ministerium damit offenbar ne "andere" Schulform. Das Thema wird jetzt von ihnen besetzt.


    Unser Kultusminister, nicht nur bis zum Landtagsbeschluss letzten Jahres ein glühender Gegner jener Gemeinschaftsschulen, ließ sich diese Woche folgende Worte zum Wunsch der betreffenden Eltern und Schulen entlocken: "Wir haben durchaus die ein oder andere Anfrage, die sich mit dem Gedanken tragen und wissen wollen, worauf sie achten müssen...Ich halte es für ein gutes Zeichen, dass wir nicht hauruckmäßig zahlreiche Schulen haben." Die von ihm so durchgedrückte Schulordnung zeige, die Gemeinschaftsschule würde so bis 2022/23 auf "pädagogisch hohem Niveau und mit fundierten Konzepten" vorbereitet. Ausgerechnet er, der mit seiner Konzeptionslosigkeit und Realitätsferne das hohe pädagogische Niveau an Sachsens Schulen die letzten Jahre Schritt für Schritt zur Sau...ach hätten doch die bewusst von ihm nicht verbeamteten älteren Lehrer und Lehrerinnen den Mut, mitsamt seinen Anweisungen an die Öffentlichkeit zu gehen! :( Sabotage des Volkswillens durch die Hintertür, das Parteibuch wird zum Dampfhammer. Mal wieder, wie so oft seit 31 Jahren. Wo alles begann - mit Buschzulagen auch für sog. Aufbauhelfer, die am Ende keine wirklichen waren, mit gezielten Postenbesetzungen, für unsere Kinder mit Schulbüchern aus Bayern und BW "Ausgabe Sachsen", mit Neuausrichtung der Presse, mit einem riesigen aufzubauenden Machtapparat. Mit wirtschaftlichem und strukturellem Aufschwung zu einem auch hohen Preis. Und mit einem, die speziellen Zeichen der Zeit erkennenden und darum überaus volksnah auftretenden, das für seine Reihen auch ausnutzenden, aber im Führungsstil auch mitunter...unser Geenich Kurt, er ruhe in Frieden. Das Märchen geht aber weiter...


    ...auch das Sommermärchen. Grad eben wirds im Spiegel weitererzählt: Das Headquarter in der Schneisse hatte ja das Beratungsunternehmen Esecon mit der Untersuchung hinsichtlich der WM-Vergabe 2006 beauftragt. Nun sind sie dort in ihrem 126 Seiten langen Gutachten zu einem Ergebnis gekommen, wovon offensichtlich auch der Spiegel Wind bekam. Und berichtet nun Einzelheiten daraus, die verdeutlichen, wie sehr die Kacke für diesen korrupten Clan am Dampfen ist. So hätten "FIFA-Exekutivmitglieder beziehungsweise ihre Nationalverbände beträchtliche Geldbeträge erhalten", um deren Stimmverhalten zu beeinflussen. Die Kirch-Gruppe habe nicht nur die Rechte der WM's 2002 und 2006 erworben, sondern es wären auch Zahlungen in der Größenordnung von über 10 Mio "über Beraterverträge oder Freundschaftsspiele an Dritte zwecks Stimmensicherung" getätigt worden, auch jener 4 Tage vor der Abstimmung geschlossene Vertrag zwischen Beckenbauer und Jack Warner über 10 Mio wird so als "stimmensichernde Maßnahme" gewertet. Ebenso ist von der auf diesem Wege direkten Involvierung der Suppenbayern die Rede, die zur erfolgreichen Bewerbung "für sportlich sinnlose Kicks in Thailand, Tunesien und auf Malta" mit ins Boot geholt wurden. Was das mit jenen ominösen, an Herrn Bin Hammam geflossenen 6,7 Mio auf sich hat, konnte wohl auch in jenem Gutachten nicht mehr geklärt werden. Wie wir alle wissen, durfte das damit befasste Gericht im Frühjahr wegen Verjährung die Akten schließen.


    Das alles berichtet der Spiegel im Konjunktiv, weil die oberste DFB-Riege ihr Märchen weiterschreibt und auch der FC Bayern sein Schärflein dazu beträgt: Das ach so um Transparenz bemühte Verbandspräsidium hat sich nach vormaligen Bekundungen, es auch der Öffentlichkeit vorzustellen, nun offenbar für Geheimhaltung jenes Gutachtens entschieden. Das einzige herausgegebene Exemplar ist wie kolportiert für die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Frankfurt/Main vorgesehen. Das Nachrichtenmagazin berichtet weiterhin, sowohl Beckenbauer, Bin Hammam und Warner, als auch weitere mit drin hängende Leute wie Netzer und Horst R. Schmidt Anfragen unbeantwortet ließen oder gleich mitteilten, nichts dazu sagen zu wollen. Und der ruhmreiche FC Bayern wäre "aus Datenschutzgründen mit einer Veröffentlichung des Esecon-Berichts nicht einverstanden" - ;D Muahahahahaaaaaa, wie deutlicher kann man noch beweisen, wer und was man ist?! Das Märchen geht die nächsten Tage auch bei dem Thema ganz sicher weiter...


    ...und gestern teilt man uns nun mit, dass die DFB-Tochter ab Januar 2022 nun auch führungstechnisch für vertraglich erstmal 2 Jahre in Frauenhand ist. Denn ab da misst sich Frau Donata Hopfen mit den beiden Interimspräsis der Schneissen-Mutter, Herr Seifert will ihr selbstverständlich noch "beratend" zur Seite stehn. Wer ist die für diese Riege vergleichsweise junge Medien-Frau des Jahres von 2014? Eine gelernte Unternehmensberaterin, momentan noch in ebenfalls ner Unternehmensberatungsfirma der Boston Consulting Group als Managing Director im Bereich Digitalisierung tätig. Das Wichtigste aber, zwischendurch war sie 14 Jahre beim Springer-Verlag mit Posten bis hin zur Vorsitzenden der der Verlagsgeschäftsführung der "BILD"-Gruppe, vor paar Jahren bezeichnete sie das Fachblatt für niedere Intinkte mit den 4 großen Buchstaben als Leitmedium. Ha, nu das wird'n Spaß für die Leit', da kommt ja zusammen, was zusammen gehört! Auch gleich mal rhetorisch: "Ich bedanke mich für das Vertrauen...der deutsche Profifußball besitzt eine große Tradition und ist tief in der Gesellschaft verankert. Bundesliga und 2. Bundesliga genießen ebenso wie die DFL weltweit einen hervorragenden Ruf. Dies alles gilt es auch vor dem Hintergrund technologischer, gesellschaftlicher und medialer Veränderungen im Umfeld des Fußballs zu bewahren – und gleichzeitig innovativ weiterzuentwickeln." Herr Peters ist auch gleich hin und weg: "Die richtige Persönlichkeit für eine der wichtigsten Positionen im deutschen Fußball. In einer Zeit des Wandels verfügt sie über alle Qualitäten und große Durchsetzungsfähigkeit, um die DFL im Sinne der Klubs in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft zu führen." Welcher Klubs, Herr Peters? :floet: Hat ihn noch keiner gewagt, zu fragen, drum schob er gleich nochn Allgemeinplätzchen nach "Wir sind davon überzeugt, dass wir vor dem Start einer erfolgreichen Zusammenarbeit stehen". Über spätere auch mediale Wortspielereien mit "Hopfen und Malz" hab wohl icht nur ich zumindest eine Grundahnung. Und wenn jetzt auch noch obendrein Frau Steinhaus-Webb wie zuletzt vorsichtig kolportiert, an die DFB-Spitze...was da womöglich an Zickenkrieg wegen der Kostgeldverteilung...nee, das wär des guten Märchens zuviel, das übersteigt meine Grimm'schen Grundkenntnisse!


    Ach ja, bevor ich euch gleich die Phosphatstangen aufn Pappteller leg und mir unsre Cheffin vor Lachen noch zerfließt: "Frühgeschichtliche Baumabfälle mit 6 Buchstaben" = Urlaub. Und den habsch jetz endlich! :D


    Schönen Sonntag, euer Herzblut :winke:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

    Einmal editiert, zuletzt von SGD-Herzblut ()

  • "Ihr macht die Welt im Kleinen zu einem besseren Ort."


    Da es heute überall regnet, gehts nach langer Zeit mal wieder in die Stammkneipe. Unsre Wirtin ist schon am rumwuseln und nimmt die Getränkebestellungen auf, paar Skat dreschende Opi's echauffieren sich nebenbei beim Blick ausm Fenster über die überall hängenden Sinnlosplakate der bald gewählt werden Wollenden und ihre Frauen tauschen derweile an nem seperaten Tisch die allerneuesten Klatschgeschichten und Backrezepte aus. Das Herzblut geht der Wirtin zur Hand und kümmert sich um ausreichend Bestuhlung der Tische, ein durchs Lokal gerufener Hinweis von ihr macht ihn nachdenklich "Dort drüben brauchste keinen hinstellen, das ist für ne Familie reserviert, die kommt mit nem Rollstuhlkind." Er tut wie ihm geheißen, klopft anschließend zur Begrüßung aufn Stammtisch und verwickelt die Anwesenden gleich in ein besonderes Gespräch. "Norr, solche Familien ham och das Recht off ä gudäs Middachessn bei dor Chefin." Alles nickt und er überlegt nich lange "Bald überfallen mich nu och wieder die Schulklassen. Die prägendsten Erlebnisse sind für mich immer die mit den Kinnorn, denen das Leben den einen oder anderen bösen Streich mit der Gesundheit gespielt hat. Und da wir dann auch so ein Kind in unsrer Kneipe begrüßen dürfen, habsch so ganz spontan mal was auf Lager, was mal bissl Ernster daherkommt. Drum horscht ma zu hior:"


    Dies vorab - ich hab für diesen Stammtisch lange überlegt, wie ich mich dem heutigen Thema nähern könnte und es gab die vielen Jahre nur sehr wenige Ausgaben, die mir sehr schwer fielen. Das heute ist eine davon.


    Der wohl schlimmste Albtraum für Eltern ist es, wenn das eigene Kind unter Krankheiten leidet, die man nicht therapieren, sondern nur begleiten und mit viel Glück eindämmen und erträglich gestalten kann. Wie geht man aber mit Diagnosen um, für die es kein Happy End gibt? Anfang August hab ich im WDR eine Reportage gesehen, die mich emotional mehr als nur gefesselt und aufgewühlt hat. Es ging um eine vierköpfige Familie, zwei kleine Mädels, eins davon hieß Pauline. Im Alter von 4 Jahren hat man bei ihr einen unheilbaren Hirntumor diagnostiziert, ihre Eltern lehnten eine Strahlentherapie aufgrund großer Strapazen für die Kleine ab, gaben beide ihre Jobs vorrübergehend auf und widmeten sich voll und ganz ihrer Familie. Ein ganzes Jahr lang wurde diese Familie von der Macherin dieser Doku begleitet, vielleicht muss man ja auch sagen, sie durfte diese Familie bis in die emotionalsten Momente begleiten. Und die Zuschauer durften sie begleiten und ein Gespür dafür bekommen, was Familienleben auch alles außerhalb von Urlaubswünschen, materialistischen Dingen und "Wichtigkeiten", die in Wahrheit das Nebensächlichste der Welt sind, bedeuten kann. Am Meisten ging mir natürlich der letzte Lebenstag von Pauline nahe, die sehr besondere Beisetzung mit allem Drumherum, nicht minder aber auch dieser erste Urlaub nur noch zu Dritt. Wie (er)findet man sich da als Familie neu, wie sehr schweißt das zusammen, wie geht man fortan auf das zweite Töchterchen ein? Nur ganz selten nimmt mich im Fernsehen etwas richtig mit, da wars soweit und man fühlt und kämpft mit dieser Familie förmlich mit. Wer das (noch) nicht gesehen hat, wer sowas überhaupt sehen kann und wer eine Blaupause für den Umgang mit schweren Krankheiten, für den Kampf um Mut zum nicht Aufgeben und eine hoffnungsfrohe Zukunft trotz Allem braucht, hier ist der Link, alle 3 Teile dieser anrührenden Doku kann man hier nochmal sehen. Ruhe in Frieden, Pauline. Und alles Gute deiner Familie.


    Und mit dieser Grundstimmung versuchst du dich abzulenken, schaltest Tage später Sport im Osten ein und siehst...Johannes. Am 8. August wurde zwischen Rot-Weiß Erfurt und dem FC Grimma die neue Oberligasaison eröffnet, 3:2 gings aus, war aber Nebensache. Der kleine Johannes teilt das traurige Schicksal mit Pauline, auch er leidet unter einem bösartigen Hirntumor. Nach dem Recherchieren über das Fortschreiten seiner Krankheit möchte ich die Einzelheiten nicht weiter vertiefen, was muss auch diese Mutter aushalten! Jedenfalls äußerte der 10-jährige Johannes ihr gegenüber den Wunsch "noch einmal aufs Tor schießen" zu dürfen. Seine Mutter setzte alle Hebel in Bewegung und beim Förderverein Fußballherz FC Rot-Weiss Erfurt e.V. fand sie nicht nur Gehör, sondern die machten diesen besonderen Wunsch, dieses einmalige Erlebnis, wahr. Und so stand Johannes in der Halbzeitpause besagten Spieles im Steigerwaldstadion im Erfurt-Trikot im Sechzehner, der Ball liegt aufm Elfmeterpunkt, er läuft, auf beidenSeiten gestützt an und..."Ich habe gedacht, ich laufe fast von selber, es war irgendwie wie ein Zauber. Ich habe erst überlegt wie ich am besten schießen soll, aber dann ging es wie von selber...Alle Leute haben geklatscht, das fand ich ganz toll und als ich getroffen habe, war ich sehr glücklich." Der Jubel unter den 2.500 Zuschauern kannte keine Grenzen und bei vielen unter ihnen wechselten sich vermutlich auch die nassen Augen im Akkord mit ner ordentlichen Gänsehaut ab. Doch damit nicht genug: Bei Sport im Osten wird ja auch immer der Volltreffer der Woche gekührt, mit großem Abstand kam auf dem ersten Platz völlig zu Recht ein - na wer schon? Es ist ne echte Herzensangelegenheit bei den Blumenstädtern, dem Jungen noch viele wundervolle Momente zu bereiten, auch die Erfurter Ultras und jener Förderverein stehen dafür federführend mit bereit. Johannes ist wie zu lesen mittlerweile Palliativpatient und es bedarf vieler Anstrengungen, um seine Wünsche noch irgendwie wahr werden zu lassen. Mögen es noch so viele wie irgend möglich sein.


    Und dann gibts da auch noch...Leon. Aus Wittgensdorf, einem Stadtteil gleich bei mir um die Ecke und ich weiß nicht, ob ich ihn vielleicht sogar schon bei mir im Museum begrüßen durfte, er besucht die Chemnitzer Köprerbehindertenschule. Auch dieser 14-jährige Junge trägt ein trauriges Schicksal der Gesundheit mit sich herum: Er leidet unter einer vererbten Nervenkrankheit, bei denen sich an den Nervenbahnen Gewebeknoten bilden, die z.B. eine eingeschränkte Motorik oder auch Konzentrationsprobleme verursachen. Im fortgeschrittenen Stadium der Neurofibromatose erhöht sich dann leider auch das Krebsrisiko. Nach Berichten seiner Mutter fiel er vor 10 Jahren drei Tage vor seinem 4. Geburtstag einfach um, im Nachgang wurde ein bösartiger Tumor im Gehirn festgestellt, es folgte eine erste OP, Chemo und Erholungsphase. Als endlich wieder Ruhe einzukehren schien, kam der Krebs wieder - immer und immer wieder, seit 10 Jahren und in gutartiger, aber auch bösartiger Form. Im Kopf, auch an den Armen und in der Schulter. Mitsamt etlichen kräftezehrenden OP's und Bestrahlungen. Der Junge hat so bereits eine Dekade lang einen Wettkampf bestritten, den keiner bestreiten will, eine Corona-Impfung kommt bei ihm so z.B. auch nicht infrage. All die vielen Eingriffe, die starken Medikamente, der auch seelische Streß forderten über die Jahre ihren Tribut. Die Sehfähigkeit ist mittlerweile stark eingeschränkt, nach einem Schlaganfall wurden auch für die Motorik wichtige Nervenbahnen geschädigt, sein linker Arm ist so kaum noch einsetzbar. Vor 4 Jahren musste diese Familie dann auch noch nen weiteren Schicksalsschlag ertragen, Leons Vater starb an der gleichen Krankheit. Für Leons Mutter ist aufgrund der Pflege ihres Sohnes ein Vollzeitjob schlicht unmöglich, sie leben hauptsächlich von Pflegegeld, Witwen- und Halbwaisenrente.


    Um das Leben für Leon würdevoller und auch erleichternder im Alltag zu gestalten, sowie Notfallsituationen zu erkennen, würde ihm ein dafür speziell ausgebildeter Assistenzhund helfen. Doch der kostet Geld, viel Geld, Geld, was die Familie niemals aufbringen kann - 25.000 Euro. Leos behandelnder Arzt an der Uniklinik Dresden schrieb ein entsprechendes Gutachten an die Krankenkasse. Ich finde nicht die richtigen Schimpfworte für solche sich hinter Paragraphen versteckenden ... jedenfalls wurde der Finanzierungsantrag mit Verweis auf die "noch zu gute" Sehfähigkeit und das aktuelle "sonstige körperliches Befinden" von Leon abgelehnt. Kleiner Tipp, ihr ... - zwei Dienstfahrzeuge der Chefetage weniger und schon machts Wuff bei Leon! In ihrer Verzweiflung ging die so kampfstarke Mutter Anfang des Jahres an die Öffentlichkeit, die regionale Presse berichtete allumfassend darüber, die Krankenkasse blieb dennoch stur. Wer nicht stur blieb, war die Öffentlichkeit, der CFC und auch unsre SGD. Von den Himmelblauen wurden spontan 1.000 Euro gespendet, bis Ende April kamen durch die Allgemeinheit etwa 5.000 Euro zusammen. Auch bei uns gabs kein großes Überlegen...


    Die Spendenkasse wuchs. Was nicht mehr wachsen brauchte, waren Herz und Verstand der Spieler: Der ja aus Chemnitz gekommene Hosiner rührte fleißig die Werbetrommel und einer rührte mit unfassbar ehrbarer Tat - Tim Knipping. Es blieb aber nicht bei "nur" seinem Besuch bei Leon, sondern der Knipser macht einfach weiter. Auf Instagram versteigerte er ein von der Mannschaft unterschriebenes Trikot und nen Ball und ein Paar von seinen Fußballlatschen aus der vergangenen Saison. Ein Fan bot mit 1.000 Euro am Höchsten und legte dann unfassbarerweise den gleichen Betrag nochmal drauf. Der Verein selbst beteiligte sich mit mehreren Aktionen und Aufrufen ebenfalls (auch was z.B. die Flutkatastrophe im Westteil unsres Landes angeht, über 20.000 Euro kamen nur dafür von den Fans zusammen), so wurde dank Knipping kurzerhand ein Riesenrad zum "Dynamo-Riesenrad" erkoren, die Leute kamen, paar Spieler zur Autogrammstunde auch und am Ende konnte man etwa 14.000 Euro Tageseinnahmen verbuchen. die allesamt gespendet wurden, die eine Hälfte für Leon, die andere zu gleichen Teilen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stationen im Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt (Palliativstation 20, Haus L) und Universitätsklinikum Dresden (Kinderonkologische Station KIK-S2, Haus 65). Also dort, wo's die Richtigen trifft...wenn schon unser Gesundheitswesen mitsamt Krankenkassen nicht regulierend eingreift und das tut, was ihre Aufgabe wäre. Von ihrem immer so gütlich lächelnden Oberbefehlshaber ganz zu schweigen.


    Ich beende diesen Stammtisch heute deshalb mit DEM dynamischen Statement des Jahres für mich von Tim Knipping. "Danke zum Abschluss nochmal an alle, die diese Aktion unterstützen! Ihr macht die Welt im Kleinen zu einem besseren Ort."


    Schönen Sonntag, euer Herzblut. Und stark bleiben und kämpfen, Leon. Hoffentlich bald zusammen mit deinem Hund. :)

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Urlaubszeit, kostenlose Reisezeit


    Unsre Wirtin schaut zum Himmel überlegt - könn' wir's wagen oder gehn wir besser doch rein? Die Tische des Biergartens sind alle schon mit Wachstuch eingedeckt, die Sonnenschirme brauch man heut wohl gar nicht erst aufspannen. Die Stammtischgäste trudeln langsam ein, unser Sonntagsphilosoph hat seinen Kadaver auch schon herbewegt, nur die Wirtin ist am Grübeln..."Hior Chefin, nu mach dior ma ni so viele Gedanken - wenns doch anfängt mit Reechn, wärn ähm de Schirme offgespannt un mior rückn alle bissl zusamm'." Sie steht an ihrem Tisch mit ner riesigen Schüssel und schnippelt grad noch drei Zwiebeln, die dann auch mit dort drin landen. "Nuja, hast schon Recht, ich will bloß nich, dass das in den scheen' Gemüsesalat reinreechnet, wär doch schade drum." Das Herzblut blinzelt schelmisch und gibt ihr gut hörbar für alle den guten Rat "Nu und, solls doch risch' reinblaadschn...bass ma off, ich spring noch ma in' Garten und hol ne Gewächshausgurke, die schnibbeln mior dann noch mit nei und mit dem Reechnwasser kannste dann doppelt soviel verkoofn, nu is das was, oder ni?" ;D Ein paar Gäste, die hier urlauben und mit eigenen Speiseansprüchen aufs Gradewohl mal vorbeigekommen sind, schauen ganz irritiert mit Blicken der Marke "Um Himmels Willen, wo sind wir denn hier gelandet" um sich. Da alles um sie rum nur feixt, nehmen sie das als offensichtliches Sonntagsritual hin und beschließen, zu bleiben. Das Herzblut schlendert derweile zum Grill, seine Arbeitsaufgabe ist bekannt und er vergisst auch nicht, der Wirtin noch paar schwarze und getigerte Tomaten aus seinem Garten zu überreichen "Hior haste ma was Scheenes, ich bin noch in Urlaubsstimmung. Entweder futterste die selber oder schneid'st se glei mit in deinen Salat, da wird der so bunt wie mei Been." Sie bedankt sich strahlend und flüstert ihm fragend zu, was er denn wieder fürn Blödsinn angerichtet hat. Er zieht kurz das Hosenbein hoch, sie winkt ab und gibt ihm bedeutungsschwer zum Besten "Na dich kann mor wirklich keene zwee Tage alleene lassen, wie hastn das nu wieder angestellt? Is auch nix kaputt?" Er schüttelt beruhigend den Kopf und mit nem "Es sollte halt diesmal ein schön bunter Urloob wärn" und dem obligatorischen "Nu horschd ma zu hior, was'sch euch zu erzähln hab" beginnt er mit nem Feldi in der Hand seine Sonntagspredigt.


    Der herzblütige Sommerurlaub neigt sich dem Ende zu, Zeit für nen kleinen Rückblick der besonderen Art. Organisatorische Grundlage der letzten beiden Wochen war ein kleiner bedruckter Zettel, der's nicht nur drauf, sondern dieses Jahr auch in sich hatte - meine Abo-Monatskarte, im Volksmund aus guter alter DDR-Tradition bei Vielen auch heute noch liebevoll "de Sichdgardä" genannt. Der regionale Verkehrsverbund VMS kämpft in Carolazeiten ganz besonders um Kundenerhaltung bzw. deren Rückgewinnung und machte für die Dauer der gesamten Sommerferien den Abokunden als Dankeschön ein im nachhinein für unsereinen unschlagbares Angebot - "Hior Herr Herzblut, wennde willst, kannste mit deiner Abokarte in der Zeit nich nur in deiner Fahrscheinzone rumgondeln, sondern den gesamten Verbundraum gleich noch kostenlos mit nutzen. Und am Wochenende sogar noch een mitnehmen, na is das was oder is das was?" :juchuu: Na und ob das was war, schon am ersten Ferientag wurde das ausprobiert, nur hatte leider das meine gewünschte Strecke befahrende Busunternehmen dem fahrenden Personal von der Aktion noch nichtmal im Ansatz was erzählt: So gabs heftigste Diskussionen zwischen mir und dem Fahrer - sein O-Ton "Isch fahr die Stecke hior seit fuffzn Jahr'n, das is mir hior noch nie bassiord. No da setz dich ähm hin, wenn de Gondrollä gommd, isses nich mei Broblem" :motzen: - die ich schließlich siegreich für mich entschied. Es blieb bis heute dankenswerterweise der einzige "Zwischenfall" dieser Art.


    In Woche 1 ging's als Erstes in das wunderschöne erzgebirgische Städtchen Marienberg, es wurde ne Bustour mit ungeahnten Nebengeräuschen und Auswirkungen. Nach ner anderthalben Stunde dort angekommen wurde erstmal alles so abge- und untersucht, ob denn alle so liebevoll eingerichteten Lädchen, die Cafe's, Bäckereien und Fleischereien noch an der gleichen Stelle standen, wo man sie vor vielen Jahren noch auf gemeinsamen Familienausflug verlassen hatte. Sie standen noch dort, nur hatten einige dummerweise grad Urlaub, also war die geplante Fressorgie schon mal den übriggebliebenen Lokalitäten vorbehalten, selber schuld! Der Hauptteil meines Besuchs war aber dem "Museum sächsisch-böhmisches Erzgebirge" im sog. Bergmagazin gewidmet und es hat sich mehr als gelohnt: Der interessierte Besucher erfährt hier in den Rubriken "Erzgebirge - Biografie einer Region", "Deutsche und Tschechen - Biografie einer Nachbarschaft", "Marienberg - Biografie einer Bergstadt" und "Biografie eines Hauses" viel Tiefgründiges über Land und Leute, über ihre Jahrhunderte lange sehr harte Arbeit, aber auch über ihre Heimatverbundenheit, die sich besonders im Ideenreichtum für das Kunstgewerbe und Spielzeug niederschlägt. :nuke: Mit dem Kompliment an die nette Empfangsdame quasi von Kollege zu Kollegin bin ich dort mehr als angetan wieder raus - mehr als nur empfehlenswert! Für die Interessierten hier nochmal Genaueres dazu.


    Danach ging's auf den Markt zu einem hier sehr beliebten Scherbelladen mit Namen "Schlottig", seit jeher ein Mast Häf für alle Hobbybastler, Friemler und Holzwürmer, für noch so kleine Küchenhelfer und Geschirrfetischisten. Mein Begehr war ein Holzsensenbaum, leider führten die sowas nicht mehr, sondern nur den Alu-Mist ausm Westen, Pech für die Kuh Elsa. Mein Frust wurde in nem Cafe bei Erdbeertorte und Sahnefruchtriegel mit runtergeschluckt, zur Heimfahrt hab ich mich ja schon anderweitig letzte Woche geäußert, das Hämatom davon hat mittlerweile die Farben auf Lila-Gelb-Dschidschoriengrün gewechselt, das Herzblut trägt also unbeabsichtigt körperlich den bunten Mainstream mit sich rum. Es blieb für diese Woche leider nicht das Letzte.


    Einen Tag später wurde dann ein von der MRB umlackierter Zug der DDR-Reichsbahn bestiegen und man fühlte sich wie auf ner Urlaubsreise vor 40 Jahren. Endstation war das mittelsächsische Städtchen Döbeln, bei dem ich erstmal über nen Kilometer latschen musste, um dieses unwirkliche Bahnhofs- und Wohnumfeld verlassen zu können. Mein Ziel war was ganz besonderes, das dort beheimatete Pferdebahnmuseum. Und das war hochinteressant, was die dort auf die musealen Beine stellen. Auch auf 4 Beine, denn ich kam grad dazu, wie ne Gesellschaft mit nem Pferdebahnwagen durch die Stadt gezogen wurde. Der Gaul war sich danach selbstverständlich nicht zu schade, als Abschiedsgruss nen kleinen Haufen und ein nickendes "Brrrr" zu hinterlassen. :D Für mich ging's im Anschluss gleich nebenan auf den schnuckeligen Markt und dort hab ich mir dann auch nen ordentlichen Haufen verpassen lassen. Aber nich vom Pferd, sondern von ner Verkäuferin in ner kleinen Bäckerei mit eingebautem Cafe, nämlich ein riesiges rundes Erdbeertörtchen mit nem großen Haufen Sahne und das obligatorische Stück Torte, man gönnt sich ja sonst nix. Die Heimfahrt mit der Reichsbahn war dann erneut eine visuelle und akustische Wonne, eine Touri-Familie war da hörbar anderer Ansicht. Mensch, dann bleibt halt dorheeme, fahrt mit eurem SUV die Treppen bis zur Wohnung hoch und tanzt euren Namen in den Sonnenuntergang!


    Am Freitag wurde dann in Hartmannsdorf bei Chemnitz noch das Sächsische Nutzfahrzeugmuseum angeguggd, es hat sowohl für die wirklichen Kenner vom Motorhauben-Innenleben seine absolute Daseinsberechtigung, mich haben aber noch mehr die alten DDR-Fahrzeuge mit ihren jeweiligen Einsatzgebieten, nebst den kleinen Details und Geschichten interessiert. Danach brachte mich der Bus nach Burgstädt zu Buttermandeltorte und nem großen Sturmsack mit Eierlikörsahne. Vollgefressen hab ich dann meinen Ranzen zur Mutti geschleppt und ihr die erste Urlaubswoche mit massenhaft Fotos, Flyern und nem kleen Eierlikör zum Besten gebracht. Von ihr gings danach fast nebenan in unseren Garten, dort bin ich dann ein zweites Mal innerhalb von 2 Tagen verunfallt, es hatte mit ner nassen Wiese und ner hinter mir rumstehenden Blumenhiddsche zu tun, die unbedingt beim eh schon läddierten linken Bein auf die Art mal kurz Hallo sagen wollte. :admin: Abends wurde dann die schmerzende Gräte mit Hepathromb behandelt und um Gesundheit gebetet.


    Dann hieß es Wochenende und wenigstens einmal sich bei dann doch noch 28°C in die kalten Fluten der Zschopau begeben. An oder besser gesagt in der Zschopau hatte ich dann wie in jedem Jahr meinen Spaß - großer Felsbrocken zurechtgerückt, Decke droff, Herzblut mitm Arsch droff und die Rennsemmeln ins kühle Nass zur "Behandlung" durch unzählige Fische gehalten. Und wie das so herrlich an den Füßen krabbelt, erschallt hinter mir Gesang. Ganz, ganz schlimmer Alte-Weiber-Gesang, meine Wasserstelle geht ja entlang eines von mehreren Liederwegen, ich hab davon von den auf Felsblöcken angebrachten uralten Liebesvolksliedern ja schon mal berichtet. Und da kam nu halt auch so ne Oma-Combo aber so richtig falsch die Töne treffend des Weges und je näher die kamen, umso weniger Fische knabberten an meinen Bodden, die nahmen bei dem Sirenengeheul panisch alle Reißaus, war das gemeene! :schreck: Die Nervensägen gaben erst Ruhe und verdufteten, als ne Frau etwa meines Alters mit ihrem Hund um die Ecke bog, es war wohl auch für sie sowas wie ne angestammte Erfrischungsquelle und auch die wollten Ruhe haben. Kurze Hallo und "Stört es Sie, wenn ich mit dem Hund..." Nee, störte mich nich im Geringsten. Nur hatte ich die Rechnung ohne den Hund gemacht, denn der schmiss sich nich sofort in die Zschopau, sondern inspizierte erst mich, als ob wir uns schon ewig kennen würden und dann meinen Campingbeutel. Scheiße man, der riecht deine Paprikaknacker, die du aus Marienberg mitgebracht hast... :stoehn: sein Frauchen bat schmunzelnd um Entschuldigung, nahm paar Meter weiter auch Platz und meckerte mal kurz mit ihrem treuen Begleiter, der dann doch brav ins Wasser ging und die geworfenen Stöckchen zurückbrachte. Nu isses ja so, wenn ein Hund baden geht, dann kommt er auch irgendwann wieder raus und dann macht er was? Richtig...er schüttelte sich, was das Zeug hielt und wir uns anschließend auch, es wurde mit gehörigem Urlaubshumor meinerseits zur feixenden Kenntnis genommen. Man ging mit nem "Tschüssie und bis zum nächsten Mal" schließlich wieder seiner Wege und ich sprang nochmal in die Zschopau, vielleicht wars ja bei dem derzeitigen Anti-August-Wetter auch das einzige Mal in diesem Jahr.


    Anschließend gings wieder rauf aufs Radl zum Gießen in den Garten und bei Grillgut und paar Abschieds-Feldi's wurde Zuhause trotz langsam dann doch schmerzendem und Farbe annehmendem Bein Dynamo aufm Kannapè bejubelt, als Leckerli gabs anschließend noch 2 dicke Scheiben kalten Hund, wie gesagt nur echt mit Hansa-Keksen. Und irgendwo auch schon die Vorfreude auf die zweite Urlaubswoche, weil da war ja auch schon ordentlich was geplant. Hoffentlich haltens die Knochen aus. Aber dazu nächste Woche mehr, drum - Fortsetzung folgt.


    Und schönen Sonntag, euer Herzblut. :winke:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Unds Arzgebirg, es winkt zurück...


    "Ach gucke an, er zeigt heut endlich wieder Bein, die Farbenlehre lässt's wieder zu. Nu da sach ich doch einfach grüß Dich, mein gut gebräunter Rostergehilfe!" Unsre Wirtin hat beim Anblick des grad um die Ecke biegenden Herzbluts richtig gute Laune, eine kurze Umarmung, eine kleine Tüte mit frischen Gartentomaten und der Morgennebel lichtet sich auch mittlerweile und macht nem blauen Himmel Platz. Ein Rentnerehepaar sitzt bereits erwartungsfroh an nem kleineren Tisch fast neben dem Grill, das Herzblut schmeißt sich grad die Schürze um und deutet mit der Grillzange auf das akkurat mit nem Wischtuch abgedeckte Körbchen, was da neben den Beiden im Gras steht. "Isses das, was ich denke...ihr ward doch vorhin bestimmt im...darf'sch ma gucken?" Sie nicken stolz und seine Neugierde wird befriedigt. "Oahr, wie gemalt - Steenpilze un Maron' un Rotkappn un och nor Ziechnlibbn. Ich will ja morschn och ma gehn, da drückt mior ma de Daum', dass mei Kärbl och so voll wärd!" :juchuu: Die Sonne strahlt ja eh schon, beim dem herrlichen Anblick geht sie ihm auch im Herzen auf. Am Stammtisch werden bereits die ersten Gläser geleert und rundherum haben sie heute alle den Drang, das Wetter für nen ausgiebigen Sonntagsspaziergang zu nutzen. "Nu mähr hior ma nich so mit dein' Pilzen rum, der Busen der Natur wartet auf uns. Dreh ma deine Würschter bissl schneller und überhaupt biste uns ja och noch paar Berichte aus deinem Urlaub schuldig. Wie siehts'n aus, wieviel Bäckereien haste denn nun letztendlich leergefressen?" Er nimmt die Neugierde erstmal so hin und zeigt stattdessen strahlend auf seine Beine "Nu guggd nor ma, sehn die Waden nich scheen aus - so rischdsch braun und ni mehr so ekelhaft bunt. Was glaubt ihr, wie herrlich das is, ohne Schmerzen beinfrei durch die Landschaft zu flanieren, eigentlich müsst ich glei nochma Urloob machn. Un weil ihr altn Treibriem' mior sonst offn Senkel geht, da horscht'er mior ähm zu, was'sch da noch alles im Urloob erlebt hab."


    Meine zweite Urlaubswoche übertraf die erste noch um Einiges und auch die wurde ausflugs- und reisetechnisch bis ins kleinste Detail durchgeplant. So ging's herzblütig am Mittwoch vor 8 Tagen bei herrlichstem Wetter auf die lange Busreise bis an den oberen Rand des Erzgebirges nach Seiffen. Ja genau, zu DEM Inbegriff für Arzgebirg, Nussknacker, Räuchermänner, Schwippbögen und Pyramiden in allen erdenklichen Stockwerken und Preislagen. Der Anblick der vielen Touri-Busse und ihrer betagten, aber nachm Aussteigen wieselflinken und kaufwütigen Insassen ließ mich beizeiten zur Erkenntnis kommen - das Erzgebirgsland hat auch heute wieder nen riesen Umsatz vor sich. Mich verschlugs zuerst ins Erzgebirgische Spielzeugmuseum und das war der echte Hammer, aber wie konnte das auch anders sein, denn wenn man schon wie man mir erzählte 1953 gegründet wird... :D Das sehr kinderfreundliche Museum beherbergt in 3 Etagen abertausende in der Region hergestellte Spielwaren vieler Epochen, aber auch weihnachtliche Exponate der Volkskunst, erklärt auch die Grundlagen des Kunsthandwerks und es haut dich vom Hocker, was du da alles aus deiner eigenen Kindheit wiederentdeckst. Mit leuchtenden Augen und dankbar über die netten beiden Damen vom Tresen :nuke: , die mir auch noch kollegial die Ortswege meiner weiteren Erkundungen näherbrachten, gings nach ner anderthalben Stunde raus in den Sonnenschein und zur nächsten Softeisbude. Und zwar Softeis so wie früher - Seiffen, das vergess ich dir nie!


    Danach irgendwie durch die Kunstgewerbebeutel behangenen Rentnertrupps durch zu nem weiteren Haileid - der dortigen Modellbahnausstellung. Oahr nee...was, dort nunnor ins Tal soll ich? Nu habt dor Erbarmen, wie sollsch denn da wieder hochkraxeln? Unten angekommen musste ich erstmal durch ein ellenlanges Spalier wartender Eltern mit ihren Kindern aus aller Herren Bundesländer, der Grund war die gutbekannte Sommerrodelbahn, es nahm kein Ende. Doch, denn die Eingangstür war irgendwann erreicht, der nette Modelleisenbahner bekam seinen Obulus von mir und dann hieß es nur noch genießen. Irgendwann schickte er mich dann auch noch in den ersten Stock und da hatt'sch dann echt Tränen in den Augen - eine traumhafte Anlage mit "meiner" guten alten Hetzdorfer Brücke  :applaus: im einzig wahren Modell TT, wo ich seit ewigen Zeiten mehrmals im Jahr mit meinem Drahtesel raufradel und dort oben, ob nu zum Brückenfest oder alleine, all meine seelischen Lasten über die Brüstung nach Unten schmeiß und diesen einmaligen Anblick genieße. Ich hab dort vielleicht zehnmal die Anlage umrundet und war fassungslos über die Details der Brücke, aber auch wie's im Tal vor über 4 Jahrzehnten aussah. Das bedeutete für den Museumsbetreiber ein extra Trinkgeld als Dankeschön und dann gings den steilen Berg wieder hoch...wo ist ein Cafe oder zumindest ein Bäcker? Ersteres konnste vergessen, fest in Rentner- und Urlauberhand, also zu einem der Bäcker. Horr, der Unterleibskuchen war genauso der Hammer wie der Spänekuchen. Was, nee - die ham da ni ihre Drechselabfälle mit verbacken, das waren jede Menge Kokosraspel auf nem leckeren Quarkkuchen. Ja und das mit dem Unterleibskuchen...also Pflaumen...also ihr habts so gewollt, also meckert ni so rum hior von wegen Herzblut, du altes Ferkel unso. ;DAuf ne Bank, das Kuchenbäggl niedermachen und die Sonne genießen war eins. Ein Blick ins Tal und drüber hinaus, Menschenskinder, das Wahrzeichen von Seiffen muss'sch dor och nor...flinke Füße zur Kärch', ne Omi mit ihrer Enkeltochter wartete artig, bis ich meine Bilder geschossen hatte, als Dankeschön gabs von mir nen Sahnebonbon. Dann wieder runter den Berg, auf der anderen Seite wieder hoch zur Haltestelle am Bäckerladen, denn dort fuhr mich dann mein Bus bis nach Freiberg zu Eierschecke vom Bäggor und riesen Roster vom Fleechor des dortigen Vertrauens, dann gings mitm Kutschke-Train wieder heeme. Die immer och arg lädierten Knochen habsch dann kaum noch gemerkt...


    ...am nächsten Morgen mussten sie aber wieder ran, denn da kams zum Höhepunkt - die höchste Stadt Deutschlands sollte be- und alle möglichen Zwischenorte mit gewissem Etwas heimgesucht werden. Schön gefrühstückt gings mit der RB 80 bis zur Endstation ins tief arzgebirgsche Örtchen Cranzahl. Erste Erkundungen nach kulinarischer Befriedigung waren von Erfolg gekröhnt, vorm Schnabbulieren hieß es aber erstmal, die Kultur erleben. Und was für eine - das 1. Deutsche Räuchermannmuseum, es war ne eenzsche Legge für die Augen! Weit über 2000 Räuchermänner und -frauen sind dort sehr liebevoll in vielen Rubriken ausgestellt und es erschlägt dich fast, was derIdeenreichtum der Männelmacher so hergibt. Ich hatte ja als Kind die Gnade, mir bei nem alten Opa im Dorf das Drechseln und auch das Schnitzen anzueignen und war auch hier hin und weg. So ziemlich alle meiner etwa 30 Räuchermänner hab ich dort herrlich drappiert wiederentdeckt, die Nussknacker ebenso und sogar meinen Schwippbogen zum Selberbauen :victory: aus Kinderzeiten in der DDR, ich benutze, hege und pflege ihn heute noch. Ne kleine Spende war auch diesem Museum sicher, danach wurden bei nem Bäcker hungrig 2 Stück Kuchen verhaftet und vom Fleeschor nebenan zwei herrlich duftende Knacker mitgenommen. Rein in den Bus in den Nachbarort, nach Neudorf.


    Ja genau das Neudorf, wu de Raachrkarzln herkomm tun! Mir war aber aufgrund eines Insidertipps nach ganz anderen Gerüchen, nämlich denen ausm Suppentopf - und so gings ins dortige Suppenmuseum. Nach nem obligatorischen Begrüßungs-Glück Auf von mir verriet mir die nette Empfangsdame erstmal, "wo's ich du hior alles erlaam' ko un wo's es z' Assn gibbd." Gut, erschd de Arbeit, dann's Vergnügen, dachte ich mir und ging de Trepp dinge noff zum eigentlichen Museum. Oahr nee, wie geil is das denne, ganze Küchen von früher ham die derart liebevoll eingerichtet, mit Scheppkellen, Suppentöpfen, Löffeln aller Art und die alten Öfen, die so manche Om' un Op' nor dorheeme hattn, wu de deine Babuschn in so ä Fach zum Offwärm reinstelln konnst. Dazu ein riesen Regal mit einlaminierten Suppenrezepten aller Art zum Mitnehmen und aufm Dachboden auch noch ein unfassbares Arsenal von Sammeltassen, Küchenhelfern und Trödelsachen aller Art, die du für nen kleinen Obulus auch noch erwerben kannst. Wieder strahlend und fasziniert runter und dann kams zur Verkostung der Suppen des Tages - ä eenzsches Gedicht!!! Mit nem "Dannggescheen, ich komm wiedor" gings raus aus dem schönen Häusl, den Berg hoch und es fing an zu pissen. Machte meiner Laune aber keinen Abbruch, denn der Bahnhof war erreicht und von Weitem hörte ich schon das nächste Objekt meiner Begierde - die Fichtelbergbahn kam schnaufend um die Ecke. Schnell nochn Foto von gegenüber, nanu was hängt denn da schon wieder - ne Dynamofahne, mior bevölkern ähm ochs Arzgebirg als Dynamoland. ;) Rein in diesen Eisenbahntraum und los gings bei strömendem Regen, die kleinen passierten Ortschaften kamen so langsam wieder in Erinnerung und in Hammerunterwiesenthal riss dann plötzlich die Wolkendecke auf, damit mich die Sonne pünktlich am Endbahnhof in Oberwiesenthal begrüßen konnte, Punktlandung.


    Dort wurde dann nicht ohne Geldbeutelerleichterung durch die Kunstgewerbelädchen getigert, ein Spirituosenladen mit Inhalt, den's nur hier gibt, "betreten", die Landschaft bis ins Detail geknipst und das Museum K3 besucht. Und dort komm ich so die Treppen in die oberen Stockwerke und steh auf einmal vor nem Eingang mit einheimischen Sprüchen auf kleinen Holzplatten an der Wand "Su wie's in menn Gemüt aussieht, su red ich, un su klingt mei Lied!" und auch "Ich bi kaa Politiker, Gelehrter ka ich aah net sei. Mei Haamit is mei Arzgebirg, mei Volk is mei Partei!" Ich denk mir, nee das is jetz ni wahr, is das wirklich...ich geh mit ner Vorahnung ergriffen in den Raum und da lag sie - seine Zither, sein alter Filzhut, sein ganzes Leben bestens recherchiert ausgebreitet in Wort und Bild. Sein Leben für Gottesgab, fürs Arzgebirg, für die Menschen, die hier leben, mit und ohne Grenze. Und es kam eine unbändige Wut in mir hoch, wie ihn Möchtegernhistoriker meist jüngeren Semesters auch in Chemnitz in eine Ecke stellen, in die er nicht gehört und auch nicht gehören wollte und so die Geschichte nach ihren Vorstellungen verfälschen. Anton Günther war und ist das Mensch gewordene Aushängeschild dieser Region, in Sachsen und genauso in Gottesgab bei unseren böhmischen Nachbarn und Freunden. Tief bewegt bin ich wieder raus und hab dann vorm Museum auch nochn besonderes Andenken von ihm mitgenommen. :amen:


    Nach nem Kurzausflug über die Straße ins gelobte Nachbarland hieß es dann in einem der vielen O'-thaler Cafes einzukehren und sich was Gutes zu gönnen. Oahr nee, das kann'sch euch sagen, die Trüffeldichte!!! Was nee - aufm Teller hattsch mei Stück Torte und ein Stück Kuchen, ich mein' andere Trüffel...und wenn du dann noch in so 'n trüffeliges Gespräch verwickelt wirst...oaaaahr!!! Na shledanou! :D Hab ich mir dann auch noch beim Blick zurück vom Bahnhof aus gedacht, die Fichtelbergbahn stand schon da und da kam ein Ehepaar vorbei, hörbar Touris und ausm Westteil unsres Landes. Er lief grübelnd an so nem alten Waggon vorbei :was: "Was steht da...DR...am Ende meinen die Deutsches Reich" Und beide feixten, die Frau eher peinlich berührt ob ihres Mannes. Nu kann ich ja nich meine Gusche..."Sie, da hamse vollkomm' Recht. Das is'n Schmalspurwaggon der Deutschen Reichsbahn aus der DDR." Er schaut mich mit großen Augen an und ich erklärte den Beiden freundlich und geduldig, was es mit der Reichsbahn bei uns auf sich hatte. Sie hatten nicht die geringste Ahnung und waren überaus dankbar, dass ich ihnen da ne große so erlernte Wissenslücke gefüllt hatte. Einer vom Bahnhofspersonal machte feixend diesen zu mir und meinte, ich könnte auch gleich bei ihnen arbeiten. Mit schwerem Herzen und melancholisch gings in den Zug und wieder durchs Erzgebirge bis nach Cranzahl. Und ungelogen, auch auf der Rückfahrt winkten so viele Kinder begeistert ob der Eindrücke dieses technischen Denkmals zu den Fenstern raus und an jeder Straße, jedem Bahnübergang, jedem Waldweg winkten die Einheimischen zurück. Das Arzgebirg winkte zurück, so wie es ist, wie es immer war - ehrlich, aufrichtig, (gast)freundlich, heimatverbunden. Und ich dachte mir, das war er nun also fast, mein Sommerurlaub, wann werd ich wohl mal wieder hierherkommen? :schnueff:


    Diesen Montag hatte ich noch nen freien Tag, der Wecker klingelte so Viertel Neune. Ein Blick zum Schlafstubenfenster raus, blauer Himmel...och weeßte was...ein ausgiebiges Frühstück, Campingbeutel gepackt, zum Bahnhof gewackelt, rein in die Erzgebirgsbahn - und einfach die gleiche Tour nochmal! Zu Raachermannl'n, Schlehenlikör, Bimmelbahn, Fichtelberg und tschechischen Freunden, nem herrlichen im Tal versteckten Bäcker mit den ersten Pfannkuchen der Saison...und in ein Cafe mit Trüffeln, nich nur bedienenden, sondern auch zweien an meinem Tisch mit ihren Kindern. :vorbild: Ich...also ich...nu fragt mich nich, wieso ich Rindvieh auch an jenem Nachmittag wieder heimgefahren bin! Das war so scheen alles...


    Vergass dei Haamit net - nee keene Sorge Anton, das mach'sch och als Randarzgebirger net! Denn wie de scho sachst, Derham is Derham.


    An schie Sonndaach wünsch ich eich, iohr Leitle, euer Herzblut. :winke:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • wieder mal ein super Sonntagsstammtisch zum 2. Kaffee nach dem Frühstück, danke Dir !!


    Schade, dass bei dem Bild mit den vielen Skiern keine alten Germina Latten dabei sind :D |-)


    fuck politics & fuck religion

  • Du, davon waren sogar jede Menge im Miniformat dabei. Die Kinder erlernen das Skifahren dort allerspätestens im Kindergarten, dann liegen die Dinger rum, ich fands ne herrliche Idee. Ich hatte übrigens auch als Kind welche von Germina, Weltmarke. :D

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Ich hatte übrigens auch als Kind welche von Germina, Weltmarke.

    Hatte ich auch als Kind, sogar mit den passenden Skistiefeln (ebenfalls Germina) dazu. Das wurde natürlich alles gehegt und gepflegt von mir.

    Und auch noch ein Sportrad von der Weltmarke Diamant stand bei mir im Keller. War mal ein Weihnachtsgeschenk von meinem Onkel (ehem. DDR-Radsportfunktionär). Meine Augen leuchteten. Damit war ich zu der Zeit fast täglich unterwegs.

  • Voller Pilzbeutel, leere Tomatensträucher...nur de Muddi verspachtelt ihren Kuchen wie immer


    Die Stammtischmeute hat anlässlich unseres heutigen Frühschoppens hörbaren Spaß, es geht ums Herzblut, der da müde aussehend zusammen mit unsrer Wirtin die Biergartentische abwischt und die zwei großen Sonnenschirma aufspannt. "Nu Herzblut, wie siehst denn du aus, was haste denn heute für Schlauchboote unter den Augen? Alle Gartensendungen aus der Mediathek quer durch die Nacht geguckt, oder haste etwa Verstopfung, hähähäää....? Er fletscht die Zähne, kommt aber nicht zum Bellen, weil ihm die Wirtin zuvorkommt "Nu lasst den Kerl mal bissl in Ruhe, der hat ne beschissene Woche hinter sich. Sonst legt der euch dann Briketts aufn Teller und das wollt'er doch nich, oder?" Sie schauen aufs Grill, auf die große Schüssel mit den Steaks, Schaschliks und Rostern daneben und sind der Meinung, dass die Sachen dann doch in nem verdauungswürdigen Zustand einverleibt werden sollten. Unser Büttenredner schmeißt den Lappen grummelnd in den Eimer und dabei fällt ihm ein "Meeensch Chefin, das hätt'sch ja bald forgessn hior..." er greift in seine mitgebrachte Kühltasche "...hior, viel isses ni mehr, aber für nen Salat reichts dann doch noch. Und hior haste och noch wie jedes Jahr ä erstes Gläsl mitm Pilzpulver für deine Soßen, de Saison is eröffnet." Sie strahlt über die kleine Schale mit den bunt gemischten Tomaten, sogar paar schwarze und weiße sind dabei und beim Öffnen des Glases "Oahr, das duftet vielleicht, da möchte man glei alles stehn und liegen lassen und sich im Wald bei ner Wurschdbemme ins Moos setzen." Er nickt andächtig lächelnd und flüstert ihr zu "Ja, den Gedanken haddsch am Montag auch im Wald, den Rest kennste ja schon." Man wird mit nem ersten Bier in der Hand nun doch neugierig "Was, die paar Tomaten solln für uns alle reichen? Hatteste nich im Frühling erzählt, du hast über 20 Pflanzen im Garten?" Er fuchtelt mit der Grillzange rum "Ja, die hatte ich och, is aber nüschd mehr dran...und als ob das ni reicht, och nor...nu horscht mior ma zu, was das für ne heftige Woche war."


    Nuja, dachte ich mir, wennde montags schon frei hast, musste auch was draus machen. So auch diesen Montag. Einem üppigen Frühstück folgte ein prüfender Blick aufn Balkon gen Himmel - nu das Wetter müssmor doch glatt ausnutzen, da gehn mior doch mal dorthin, wo mior um die Jahreszeit sonst im gefühlten Tagesrhythmus einfallen. Nämlich in den lieben guten Wald zu den lieben guten Pilzen. Und wie beschlossen, so wurde es vollzogen: Erweiterte Kurzstrecke, rein in den Kutschke-Train und damit man durch diese elende Durchsage "ErBee Dreißig" :look: nich das schöne Frühstücksbrodl wieder hochwürgt, zwei Stationen später in Flöha gleich wieder raus. Uff, die Ohren hatten wieder freies Spiel und die Augen sahen währendessen schon strahlend vom Bahnhof aus den von mir so geliebten Wald der Verheisung. Also über die Straße, den Trampelpfad hoch an den kleinen Gärten vorbei und schon waren wir da. Das wichtigste Ritual aller Pilzgangrituale wie immer zuerst - Begrüßung meiner Birke quasi am Eingang, sie stand noch und erwiderte wie fast immer meinen Gruß mit nem andächtigen Rauschen in der Krone und nem dahingehauchten "Nu guck ma, was ich für dich hier an meinen Wurzeln hingstellt hab!" Du kannst quasi die Uhr danach stellen und niemand außer mir kennt die Antwort, denn im Heidelbeergestrüpp neben ihrem Stamm stand stolz wie jedes Jahr der erste Birkenpilz in voller Schönheit. Ritual Nummer 2 folgte und vorm Abschneiden wurde dieses erste Prachtexemplar des Pilzjahres '21 per Wischtelefonkamera für den Jahreskalender '22 verewigt. Danach erstmal nen Schluck aus der Wasserflasche, was für ne Dämse! Und die lockt bei mir ja auch immer diese stechenden und blutsaugenden Plagegeister an, also erstma aufn nen Baumstumpf gesetzt und die Gräten mit Mückentötulin einer namhaften Drogeriekette eingeschmiert, ich hasse den Mief genauso wie die Mücken...bäääägs. Und dann gings los, oahr hier is eenor und dorte noch eenor und was is'n dort driem, gleich dreie nebeneinander! Es war ein Hochgenuss, den alten DDR-Beutel von Oma voll und voller zu machen und zwischendurch wurde gleich aufm nassen Moos das Gröbste geputzt. Nach zwei Stunden unendlicher Ruhe und Zweisamkeit mit Mutter Natur gings mit vollem Beutel wieder zum Bahnhof und mit nem kurzen Zwischenstopp bei nem gutgehenden Konditor ab in den Garten. Wo die reifen Tomaten, Minigurken und Brombeeren warten.


    Nee, warteten sie nich. Was wartete, war mein Gartennachbar "Grießä, was hast'n du Scheenes in dei'm Beutel?" Ich ging zu ihm und er bestaunte den Inhalt, dann guckt er mich so komisch an "Du, ich muss, dir was sagen. Als du am Sonnabend mittags auf Arbeit bist, warn wieder Leute ausm Nachbargarten bei dir hier zum Flanieren und hatten ihre Spaß, ich hab denen gesagt, dass das hier ein Privatgarten..." Weiter kam er nicht, denn ich sah hochgradig gelb-schwarz und mein Kopf fing mitsamt Gusche langsam an zu huliganisieren: "Fordammischnochäma, hat denn hior nüschd mehr Ruhe in Frieden bei dieser Scheiße un dem dahergeloofnen verzochnen Daachträumerpack, das sich bis zur Halskrause kostenlos bespaßen lassen will un den eichnen Kinnorn och noch de Nachahmung mit an de Hand gibt? Mor reißt sich hior 'n Arsch off, hilft och noch mit, dass der Rotz beizeiten ferdsch wärd und dann das, zum Kotzen!" :sleep: In den umliegenden Parzellen und Gartenwegen war den Leuten umgehend klar, in der 80 wurde grad ein Beet-Capo geboren, der nicht nur die Gelüste hatte, Fischerhut und Sonnenbrille aufzusetzen, seine Küche anzuzünden, nen Kübeltrabbi mit scharfer Munition im Verdeck zu ordern, den Leo als Komplizen zu engagieren und diesem Gesindel den Krieg zu erklären - nee, das Gefühl bei dem war offensichtlich noch viel tiefer. :nobbi: Mein Nachbar erzählte mir dann noch paar Einzelheiten, ich inspizierte wütend meine Beete - nach dem geplünderten Aroniastrauch und den Tomaten vor zwei Wochen hatte man uns diesmal erneut zwei Tomatenpflanzen abgegrast, die unzähligen erntebereiten Minigurken haben offensichtlich auch ihre Fremdabnehmer gefunden, zwei große Büschel Schnittlauch weniger machte das Kraut letztendlich auch nich mehr fett. Wie's kommt, fragt ihr? Im Nachbargarten wurde unlängst ein Erlebnis- und Museumsgarten eröffnet, die Parzelle sah über Jahre aus wie Sau, keiner wollte sie mehr haben. So hatte jemand im Vorstand die an sich gute Idee und wer konnte bzw. wollte, hat da tatkräftig mit Hand angelegt. Ich besonders, denn ich hab mich in meiner ach so üppigen Freizeit zwei Jahre lang für die Rasenmahd auf meine Stromkosten erbarmt, bin auf Knien dem scheiß Unkraut vorm Parzellenzaun und in den Beeten zu Leibe gerückt. War ja auch zum Eigennutz, bei uns nebenan solls ja auch bissl scheen aussehn.


    Das ganze hat nur zwei Haken: Damit die "Besucher" in den Garten kommen können, ist da nich etwa das Tor ständig offen, nee - man hat das gleich komplett entfernt. Meine mehrfach angemeldeten Bedenken wurden bereits im letzten Jahr weggelächelt. Haken Nr. 2 ist die Tatsache, dass es innerhalb der angrenzenden Parzellen keine hohen Zäune geben darf, manche haben auf ne arbeits- und pflegeintensive Heckenabgrenzung zurückgegriffen, manche haben von vorn bis hinten Pergolas oder Strauchrabatten zu den Nachbarn aufgestellt, manche haben aber auch so wie wir ein einfaches Laufband als Gartenbegrenzung. Ich hab letztes Jahr schon in weiser Voraussicht Nägel mit Köpfen gemacht und drei neue Obststräucher zu den beiden bereits vorhandenen als Begrenzung gesetzt. Keine 3 Tage nach der Eröffnung musste ich nun schon einen leichten Beerenschwund verzeichnen, irgendwann waren auch große und kleine Fußspuren in den regenaufgeweichten Beeten zu sehen, Hundehaufen auf der Obstwiese rundeten das dann alles ab. Und jetzt also der Höhepunkt und wie ich das so im Schädel stinksauer verdampfte, kam doch schon die nächste dieser bunten Trullas an und schickte sich an, unseren Garten zu...es war eine laute, überdeutliche und zielführende Gesprächsführung meinerseits. :motzen: Mein Nachbar musste danach wieder los und ich machte das einzig Richtige zum Abreagieren: Vorm Putzen der Restpilze genehmigst du dir deinen Kaffee, das Stück Eierlikörtorte und den Quark-Kokoskuchen.


    Der Kaffee dampfte, die Torte war bereits verspachtelt, der Löffel schaufelte sich in das Stückl Kuchen, da klingelt das Wischtelefon. Die Nummer war mir bekannt, nanu was wollnse denn von dir, musste irgendwas für de Muddi versorgen? "Hier Herr Herzblut, wir müssen dir was sachn...dor Muddi wurds urplötzlich schlecht, Fieber hatse och bissl und se sitzt mit Mühe auf der rechten Seite...wir ham den Notarzt geholt, se is erstmal aufm Weg ins Krankenhaus...ich ruf heut Abend nochma an." Der Löffel steckte noch im Kuchen, bei mir kamen mit ner bösen Vorahnung die Erinnerungen vom Februar hoch und beim aufgewühlten Leeren der Kaffeetasse hör ich in nichmal 500m Entfernung nen Krankenwagen mit Tatütata und mir war klar, wer da drin war. :( Die Pilze wurden dann in geistiger Abwesenheit doch noch geputzt, irgendwann kam der zweite Anruf "De Muddi hamse vom Krankenhaus hier in ä anderes verlegt. Haltense uns bitte aufm Laufenden und richtense ihr gute Besserung aus." Zuhause dann gegen 19:30 Uhr im betreffenden Krankenhaus in der Notaufnahme angerufen "Ja, de Muddi is hier, se wird grad erst untersucht, heut is ma wieder de Hölle los, rufen se in ca. 4 Stunden nochmal an." Irgendwann gegen 24 Uhr wurde mir dann gesagt, dass die Untersuchungen immer noch Zugange wären und ich in ner Stunde...gegen halb 2 Uhr nachts hat man mir dann kurz und knapp berichtet, dass die Untersuchung zwar beendet sei, ich aber früh wieder anrufen solle, wo man sie denn nun auf welche Station verlegen wird. :stoehn: Es war die Innere und ich wusste im Grunde genommen eigentlich schon instinktiv, was sie hatte. Es wird vermutlich nicht der letzte Herzinfarkt gewesen sein, dieser wurde durch zwei nicht erkannte, weil sich nicht vorab bemerkbar machende Endzündungen hervorgerufen. Was folgte, waren 4 wiederholt unfassbar aufwühlende und kräftezehrende Tage mit Spurt nach der Arbeit ans mütterliche Krankenbett bei auch noch ordentlicher Wärme draußen. Und auch aufgrund der völlig fremden Umgebung die herzblutsche Filmversion von Honig im Kopf. Man hat sie wieder hochgepäppelt und am Freitag wurde mir dann offeriert, dass sie unter Beigabe von paar Medikamenten, die übers Wochenende reichen, wieder nach Hause kann. Als ich dort nach der Arbeit ankam, hatte sie grad mit den anderen Bewohnern ihr obligatorisches Stück Kuchen verspachtelt, den Kaffee geschlürft und ne Fuffzn im Bette gemacht. Ne Stunde später hab ich sie wieder in den Aufenthaltsraum zum Abendbrot mit allen geschafft und alles war wie immer, als ob nie was gewesen...ach Muddi. :umarm:


    Und anschließend geh ich nochmal kurz zum Runterkommen in den Garten - fast alle Brombeeren geklaut, wieder paar Tomaten hinfort und obendrein nun auch noch paar Blumen abgeschnitten. :knarre: Und so hab ich mich gestern hingestellt, ein wie meine innere Stimme mir sagte, viel zu höflich formuliertes Hinweisschild einlaminiert, einen Aufsteller aus Holzresten und nem alten Besenstiel zurechtgefriemelt und das dann wutentbrannt an unseren Gartenrand mit Blickrichtung zum Nachbargarten ins Erdreich gerammt. Es wird aber nicht das letzte Schild gewesen sein, nu wer bin ich denn? Neenee, da kommt in den nächsten Wochen noch was seeeeehr Deutliches obendrauf. Und die einen werden bei dem Anblick dann feixen "Sowas kann nur von dir kommen" und die anderen werden mich dafür hassen oder nen größeren Bogen um mich machen. So wie der Zeitgenosse, der da gestern im aber mal wirklich ungünstigsten Stimmungsmoment am Weg vorm Zaun aus beobachtete, wie ich auf akurate Weise ein Dynamoland-Blechschild seiner gärtnerischen Dekobestimmung zuführte. "Ach, du bist wohl für Dynamo?" Ich dreh mich grimmig, weil immer noch stinksauer zu ihm um und war wohl etwas zu forsch dynamisch "Ja, nu und - WAS DORGEEECHN???" Er zuckte erschrocken zwei Schritte zurück "Nenneeeneeneeeee, ich frach ja nur..." :schreck::D Mit einem Anflug von Sanftmut hab ich ihm dann entschuldigend erklärt, weshalb bei mir der Kessel aufm Siedepunkt ist, was er auch kopfschüttelnd über diese Sauerei verstanden hat.


    Ich bin nu grad wieder im Garten und freu mich schon auf die Gesichter der Besucher von nebenan. Und genieß dann mein Bierchen dazu. Eins habsch jetzt schon in der Hand und das trink ich nur auf dein Wohl, mein guter Cerby. Gute Besserung für dich und Prost. :bierkruege:


    War ne harte Woche und ein Pünktchen im Heim der Heiden wär dann nicht das schlechteste Wundpflaster.

    Schönen Sonntag für euch. Euer Herzblut :winke:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Wie man ohne Zuckerzusatz von entlarvendem Müll umgeben einen Apfelbaum veredelt


    Vorm Stammlokal herrscht trübe Herbststimmung, die ersten Blätter purzeln nach Unten, keine Spur von blauem Himmel - das Geschehen spielt sich so halt heute nach langer Zeit wieder drinnen ab. Das Herzblut stellt am Eingang ein kleines Tischchen bereit und paar Zettel mit paar Bleistiften dazu. Die nach und nach eintrudelnden Sonntagsgäste werden mit ihren fragenden Blicken auch gleich im Schach gehalten "Nee, mior ham noch keene Wahl, aber iohr habt eene - entweder, iohr tragt gefälligst eure richtige Adresse, Telefon-, Konto- und Chipkartennummer ein oder 's gibt nüschd zum Essen. Und de Chefin kann dann in paar Wochen ihren Reißwolf wieder zum Glühen bringen und so was für de Umwelt tun." :floet: Die Ansage war deutlich, alle halten sich dran, obs dann auch wirklich die richtigen Adressen sind, die Antwort kennt wie überall auch hier nur der Wind. Der Laden ist bereits gut besucht, der Stammtisch sowieso und auch paar Familien haben mit ihrem Nachwuchs ein Plätzchen der mittäglichen Verheisung gefunden. Zwei Familien können dabei an einem Tisch sitzend konträrer nicht sein: Bei der einen nörgelt das am Wischtelefon spielende Kind bei der vorgelesenen Kinderspeisekarte, es klingt ihm alles so fremd, weil gesund und überhaupt will es lieber Pizza oder Pommes und dazu ne große Cola zu sich nehmen. Die andere Familie kommt schon allein sichtbar aus ner anderen Fraktion, hörbar erst recht. Da gehts beim Blättern in der Karte um die Frage, ob man hier keine Gemüseburger oder Reisaufläufe kredenze, sind die Nudeln für das Kind auch wirklich aus Hartweizengrieß und nicht mit Ei und wo wurde eigentlich der Karpfen hier in welchem Fischteich sanft streichelnd ins Jenseits befördert? Die Wirtin nimmt derweile die Getränkebestellungen auf, das Herzblut aber ist fasziniert bei diesen traumhaften Gegensätzen an einem Tisch - sie müssen sich jetzt mindestens ne gute Stunde aushalten. Und an den erwartungsfroh blinzelnden Augen am Stammtisch kann man ablesen, die warten doch nur drauf, dass der Kerl das wieder...Das eine Kind bekommt seine Pommes und schiebt das Gemüse angewidert zur Seite, runtergespült wird mit der angemahnten Cola und freut sich schon auf das Eis mit Karamellsoße. Das andere Kind bekommt durch den Vorführeffekt nun auch Pommes, in dem Fall eine Kinderportion und wird von seinen Erzeugern animiert, doch bitte auf seinen Teller zu gucken und nicht auf den des anderen Kindes. Und es soll doch bitte sein Gemüse aufessen, was vom Gulasch übrig bleibt, nimmt der Papa, danach gibts auch Apfelmuß. Die Kinder, sie haben sich nichts zu sagen, sie haben zu essen, jedes wie ihm anerzogen. Aber das Herzblut kann nicht mehr schweigen, es hat was zu sagen "Herrlich, dass ich das noch erleben darf, die verbrauchende Zukunft an einem Tisch, wenn das die Futterkonzerne sehen könnten. Und erst Recht die Würdenträger aller Farben, die unsre Stimme wollen, damit sie für uns und die Kleenen reden können. Na das is ja mal ne Steilvorlage, da horscht mior ma zu hior:"


    Jaja, unsre Kleinen. Digital schon mit Nullen und Einsen als den einzig wahr zu seienden Werten überfrachtet bis komatisiert und dazu brauchs dann auch das richtige analoge Futter für die hungrigen Mägen der lukrativen Zahnlückenträger. Doch was ist das eigentlich, das richtige Futter, wer sagt ihnen wie und warum sie bei "Ein Löffelchen für Mama, ein Löffelchen für Papa, eins für Oma..." kraftvoll ihr Tellerchen leerschlabbern sollen? Meinen Schulkindern geb ich im Unterricht ja dazu auch immer ne Anektode aus meiner Kindheit zum Besten. Und die handelt von Brottaschen, dem guten alten Zweenfuffzscher (bei uns kostete ein Mischbrot beim Bäcker 52 Pfennige), meist in den Schulen noch selbstgekochtes Essen und dass Getränke zumindest in den kleineren Jahrgängen nicht mitgebracht werden sollten/durften, weil dafür gabs Schulmilch in 3 Geschmacksrichtungen. Und dass für alles der hochdemokratisch in jeder Klasse gewählte Essen- und Milchgeldkassierer verantwortlich war. Dann bekommen die auch immer nen Einblick von unserem Gesundheitssystem, weshalb wir damals kaum mit Ernährungsproblemen und Unverträglichkeiten aller Art zu kämpfen hatten und dass es nichts Besseres gab, als vom Bauern frische Butter, hausschlachtene Wurst und besonders die gute Kuhmilch...die Hälfte der Kinder kennt das noch zumindest von den Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern, die andere Hälfte guckt aber jedesmal wie ne Kuh, wennse kalbt. :O Und erzählen mir dann von ihren Essgewohnheiten mit Mama und Papa, was einen innerlich erschaudern lässt. Das kann kein Kindermagen ewig rückstandslos verdauen, der Einzige, der sich dabei freut, ist der örtliche Zahn- und Hausarzt. Aber woher solls auch anders kommen...


    Vor 6 Jahren hatte die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch zuletzt in einer Studie festgestellt, was bei der ausgewogenen Ernährung unsrer Kinder alles schiefläuft, weils gezielt schieflaufen soll. Die betreffenden Konzerne der Lebensmittelindustrie bekamen daraufhin auch ein Dudu der politischen Würdenträger und deren Adjudanten und Adjuonkels (Genderismus määd bei Herzblut, ganz ohne Sternchen - ich geb mir dafür ein Bienchen) und die Lobbyblase ließ mal ganz kurz reumütig etwas Luft in Form ner freiwilligen Selbstverpflichtung zum verantwortungsvolleren Kindermarketing raus. Dazu dann noch das Zuckerreduzierungsprogramm (wer kommt bloß auf solche Begriffe?) der Bundesregierung und los gings für die Kleinen mit Obst, Gemüse und Bärchenwurst aus werbetechnisch einwandfreier Haltung. Nee, gings nich, denn nach eben 6 Jahren standen vor paar Wochen diese lästigen Inhaltsstoffmuffel von Foodwatch wieder Gewehr bei Studien-Fuß und präsentierten der Öffentlichkeit eben diese. Insgesamt untersuchte man die Produkte von 16 Lebensmittelkonzernen wie Unilever, Nestlé und Danone und kam zur Erkenntnis, dass sich nichts geändert habe, sondern meist Zuckerbomben und fettige Snacks mit Comicfiguren, Online-Gewinnspielen und anderen Spielzeugbeigaben an Kinder beworben wurden. Schlimmer noch: wie berichtet machen 10 dieser 16 Platzhirsche mittlerweile ausschließlich Reklame für ihr ungesundes Fresszeug für Kinder, u.a. Mars, Pepsico, Ferrero, Unilever und natürlich auch Coca-Cola. Nur Danone habe sich in diesen 6 Jahren bissl zurückgenommen und ihr Angebot wenigstens etwas gesünder für die Kinder aufgestellt. Die Bundeslandwirtschaftsministerin verpackte diese Nachricht in zwei Scheiben reduktionsstrategisches, linksdrehendes Knäckebrot und bis einmal herzhaft hinein, dass es vor lauter Vollkorn nur so staubte: "Bei der Erfüllung der Reduktionsziele lassen wir niemanden aus der Verantwortung. Deshalb wird es weiter eine engmaschige Erfolgskontrolle geben. Und dort, wo es hakt, wird nachgebessert und wenn nötig, reguliert." :blah: Danach gabs bei ihr noch nen Reiscracker mit Belag, der danach schmeckte, dass man den Zuckergehalt etwa in Joghurt- und Quarkzubereitungen für Kinder bereits um ein Fünftel reduziert habe und in Softdrinks mittlerweile sogar rund ein Drittel weniger Zucker vor sich hinwürfelte. Wohl bekomms, Frau Klöckner! Was sie, wie man ihr aus den Hinterstuben der Zuckerbomber so zuflüstert, überhaupt nicht so gerne hören soll, ist die Forderung von Foodwatch, dass es doch endlich ein Gesetz zur verpflichtenden Zuckerreduzierung geben muss und wenn schon Marketingüberfall auf Kinder, dann nur mit wirklich gesunden Lebensmitteln. Denn das geht doch nich, da fällt denen doch die Zuckerstange vom Reichsapfel der Gewinnmargen, Jehova, Jehova.


    Und so wunderts auch nicht, wenn da vor paar Wochen auch vom Verbraucherzentrale Bundesverband bei der Uni Göttingen ne Studie "Süße Marketingclaims" in Auftrag gab und beim Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft die von ihren Auftraggebern gesponsorten Schokoriegel beleidigt schreiend in sich zusammenfielen. Denn dieser Verband hatte auch ne süße Studie veröffentlicht und da war ausdrücklich davon die Rede, dass "der Umgang mit Ernährung im Elternhausnach nach klar überwiegender Elternmeinung der bestimmende Aspekt" dafür sei, dass Kinder an Übergewicht leiden. Und dass nur Wenige die werbliche Kommunikation (TV, Radio, Print, Influencer) als Mitverursacher sehen. Im Gegenteil gäbs mit 71 Prozent ne absolute Mehrheit der Eltern, die "mittels Werbung über Produktneuheiten und Innovationen im Lebensmittelbereich" umfassend informiert werden wollen. Wer da genau an dieser Studie teilgenommen hat, war nicht so ganz zu ergründen. Vielleicht gabs ja für die Teilnahme als kleines Dankeschön nen Schokoriegel für die ganze Famillie. Dabei fällt mir zum Schluss ein...Schokoriegel...was bloß Ulrike Jokiel mittlerweile macht ;D ...ob die immer noch Nachts aufsteht...auf jeden Fall Zähne putzen nich vergessen, Ulrike. Sonst freut sich der Zahnarzt - wie bei den Kindern.


    Und irgendwie passt das ja auch noch zum Thema: Am Freitag war bei uns aufm Theaterplatz ne gewählt werden möchtende Kanzlerkandidatin zu Gast, im Nachhinein war von 200 interessierten Zuschauern die Rede, darunter auch viele noch nicht wählen Dürfende, die das bei der Rednerin auch beklagten. Aus ner anderen Ecke gabs ab und zu die erwartbaren Buh- und geh nach Hause-Rufe, sie aber genoss ihr kleines Bad in der kleinen Menge und stand gütig vor allen Dingen halt auch ihren noch nicht-Wählern Rede und Antwort, diese klang dann für die Fragesteller auch hörbar zuckersüß. Sie haben aber leider nicht so ganz verstanden, dass es sich, wie in solch entscheidenden Wochen üblich, um staubtrockende Allgemeinplätzchen handelte, denen im Fall der Fälle der Zucker aber sowas von ausgehen und stattdessen mit herbem Kompromiss-Muß ersetzt wird. Nuja, Erwachsen werden heißt nun mal auch viel lernen und der Mensch lernt ja nie aus, sondern die Lebenserfahrung weist ihm seinen Weg. Und wie ich da so an der Zenti stehe und in meine Bahn Richtung Garten steige, da füllt sichnach dem Event auch dieser zentrale Treffpunkt des ÖPNV mit eben jenen für ihren Teil so hoffnungsvollen Zukunftsträgern unsrer Gesellschaft. Ich schau nach Unten :was: ...leere Eispackungen, grad eben fallengelassene Kippen, Fressendeckel auf halb 8 und in nem Zustand, wo du keinen mehr brauchst und markigste Markenklamotten, Made in... sach ich nich, von Nähpersonal, das...sach ich auch nich, mit behandelten Rohstoffen, die...sach ich schon mal gar nich. Und dann stiegen sie mit ein, die Früchte der Lenden vom SUV-Personal mit quadratisch-praktisch-gutem Haus mit Ökosiegel sowie Steinwüste und bedauernswertem Kirschlohrbeer davor. Und dann saßen sie beseelt da, mit ihren Boddn auf dem gegenüberliegenden Sitz, kleine Plakettchen am Revers, mit Fressendeckel auf halb ach...ach das hatten wir ja schon, mit zischenden Limo-, Cola- und Fuschlbüchsen, mit sich langsam leerenden Tüten vom goldenen M, mit ihren Hinterlassenschaften aufm Boden, weil der Weg bis zum Papierkorb sooo weit und dessen Funktion nirgendwo erklärt war.


    Und ich saß beseelt auf meinem Einersitz, schaute mir dieses Potpourri vergnügt an und dachte mir - na, wer von denen hat wohl, abzüglich der dialektisch hörbar nicht von hier Seienden, alles vor 3-4 Jahren vor dir gesessen und begeistert in die Hände geklatscht, weil ihnen mal jemand bissl was Unbekanntes aus der echten Vergangenheit ihrer Eltern und Großeltern erzählt hat, was diese vielen bunten Schulbücher von fern absolut nich hergaben? Auf der anderen Fensterseite saß neben mir ein mir ausm Garten vom Sehen her bekannter rüstiger älterer Herr und sein angewidertes Grummeln war bei dem Sittengemälde kurz vor dem Siedepunkt. Bevor er zur Erruption kam, nahm ich ihm bissl Dampf vom Kessel, wir fuhren grad an nem Grundstück mit ner herrlichen Obstwiese vorbei. So hab ich ihn in eine Fachdiskussion verwickelt, es ging um Obstbaumveredelung und berichtete ihm, dass ich die letzten Wochen unserem Apfelbaum die Reißer zweier anderer Sorten verpasst hab, in der Hoffnung, sie wachsen an. Auf seine genauere Nachfrage erwiderte ich ihm, es handele sich um Reißer ertragreicher altdeutscher Apfelsorten von nem Feld-, Wald- und Wiesenweg im Vorerzgebirge. Horr und bei den Wörtern "alt", "deutsch" und "Apfel" in der Kombination wurden die alternativen "Zukunftsdiskussionen" um uns rum schlagartig leiser, man griff etwas hektischer in die Tüte mit dem goldenen M, löschte mit Gummibärenpisse ab und beschloss sichtbar innerlich - das Thema Apfel hat sich auf der Agenda erledigt und den muss man unbedingt auch umbenennen. :ohje:


    :afi: Auch sie werden irgendwann aus der Vergangenheit kommen und es bleibt zu Hoffen, dass sie von der Zukunft ihrer Träume mit den Personen ihrer Träume nicht allzu unsanft eingeholt werden. Erst Recht, wenn sie ihr erstes Kreuz gemacht haben. Das am Freitag Erlebte ließ mich be- und entgeistert zugleich zurück, es war ein Erlebnis der Marke entlarvende Tragikomik in Echtzeit.


    Eine Woche werden wir noch wach - heißa, dann is Wählerdaach. Und schönen Sonntag, euer Herzblut. :winke:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Augen auf im Straßenverkehr


    Dieser Herbstsonntag macht seinem Namen alle Ehre: Nachdem der frühmorgendliche Nebel sich verzogen hat, gibts für die Sonne kein Halten mehr. Für viele Sonntagsausflügler auch nicht und auch unsre Stammkneipe hat wie so oft davon etwas. Die Tische drinnen sind bereits alle gut besetzt und selbst im Biergarten ist ordentlich was los, die Roster und Schaschliks duften aber auch wie verrückt. So wuselt unsere Wirtin mit nem Affenzahn, aber immer noch lächelnd, von drinnen nach draußen und wieder zurück und ihr sonntäglicher "Gehilfe" wendet derweile im Akkord die Phosphatstangen und schneidet die Brötchen auf, dass es kein Halten gibt. Es bildet sich ne kleine Schlange am Grillstand und einige werden dabei ungeduldig. "Nu, immer mit der Ruhe. Heute is ja Wahl und da habt iohr zwee Möglichkeiten: Entweder, iohr wartet hior, bis de Würschdln ferdsch sin oder ich knall euch ohne Wurschd das trockende Brodl voll mit Bautzner un iohr bezahlt trotzdem den vollen Preis. De Erststimme für de Chefin und de Zweetstimme für ihr Lokal un ich mach das für de Gudä ehrenamtlich un sonst gar nüschd! Noch Fragen?" Die herzblütige Ansage war überdeutlich und man beschließt, den urdeutschen Ich will zuerst drankommen und das aber Dalli-Drang besser für sich zu behalten. "Nu guckt euch de Chefin an, wie se für euch den Gerstensaft ohne zu Schwäbborn och noch rausbringt, Beifall für die Frau!" Zwei Kinder lassen sich nicht zweimal bitten und applaudieren artig, was nun wieder unsrer Wirtin zu Herzen geht und ihr ne lachende Verbeugung vor den Beiden entfleuchen und denen zwei Äpfel aus eigenem Anbau überreichen lässt. Von Hinten nähert sich etwas hastig ein regelmäßig hier aufkreuzendes Rentnerehepaar und er Opa ruft schon von Weitem "Habter noch ne Roster für uns übrig, dor Bus is ausgefallen, wir konnten nich eher..." Das Herzblut fuchtelt beruhigend mit seiner Zange "Mach euch keene Sorgen, ich hab mior schon sowas gedacht, off eure Roster habsch ä "Reserviert" geritzt. :D Mensch, da gehts euch ja wie mior de ganze Woche schon und bis de Würschde braun sin, kannsch das eichndlich glei ma allen mit erzählen hior:"


    Donnerstag vor 8 Tagen beiß ich zum Frühstück so richtig herzblütig in mein Vollkornbrötchen und da war die Gusche randvoll: Voll Korn, voll Brötchen und voll mit krachendem Material. :lickout: Ein kurzes Fluchen "Oahr nee, jetz habsch mir wo och noch nen Zahn abgebrochen, das brauch'sch jetz och noch" wurde von eingehenden Untersuchungen begleitet - es war Gott sei Dank nur ne alte Füllung, die nich mehr wollte und stattdessen einen riesen Krater hinterließ. Ein Griff zum Telefon "Hior, mior is da grad was Blödes passiert, wie siehts'n aus, habt iohr noch nen zeitnahen Termin frei?" Nee, hattense eigentlich nich, ich sollte trotzdem am vergangen Dienstag auf der Matte stehn, "das kriegen wir schon hin". Und so wurden die nächsten Tage für etwas weichere Nahrungsaufnahme genutzt, nich dass auch noch die Unterfüllung übern Jordan geht und die Schmerzen kommen. Es ging alles glatt, das Herzblut wurde trotzdem satt und am Dienstag früh wurde der Kutschke-Train Richtung Zahnarzt des sehr guten Vertrauens geentert. Das heißt, mit etwas Hinternissen:


    Um Sieben gehts in ner Großstadt natürlich ziemlich wuselig zu und du kommst manchmal besser, wenn du gleich auf der anderen Straßenseite geboren bist. Die Fußgängerinsel auf der Fahrbahnmitte kann durchaus auch zum Gefängnis werden und wenn dann auch noch so ne Hohlbirne mit Kennzeichen "R" und schwerem Fuß in Richtung Stauende brettert...gut, ich war eh schon wach, meine aufgerissenen Augen danach umso mehr und Frühsport hab ich wegen diesem Hirni auch absolviert, Zickzack-Weitsprung an den Straßenrand, also die Sportart lass ich mir patentieren. Der geneigte Zahnarzt begann sein Tagwerk, mein Krater wurde wieder zugekratert und die Beißerchen mitsamt den mit ihm verwachsenen Eigentümer anschließend wieder in die Freiheit entlassen. Nu aber schnelle zum Bahnhof, du musst doch off Orbeed, wie spät isses denne? Ein Blick auf die Uhr, nu aber flinke Füße zum Bahnhof, die Treppen hochgehetzt, es war richtig anheimelnd, der Silberbüchse von Hinten nachzuwinken. :schnueff: Also Sprint runter zur Bushaltestelle, musste ähm dreimal umsteigen. Das Gefährt ließ nun wieder auf sich warten und inzwischen näherte sich ein kleines Mädel mit ihrem Papa der Haltestelle. Die Kleene hatte ihren Roller dabei, der Papa sein Wischtelefon und die Aufgaben waren klar verteilt. Nu wurde das dem Mädel aber irgendwie ohne Papas Interesse langweilig und sie beschloss auszutesten, ob denn ihr Roller auch alleine fahren kann und ob das im Erfolgsfall nich sogar mit Anlauf nen kleinen Hang hinter der Haltestelle noch viel schneller ginge. Ging es und zwar so schnell, dass die kleine erstaunt ihrem Gefährt hinterher schaute, wie das so mir ichts dir nichts nach Unten rollte und weiter rollte und bis auf die vierspurige und im Morgenverkehr gut besuchte Straße rollte. :schreck: Ihr Papa hatte wohl nen kurzen lichten Moment, ließ die Hand vom Handy und widmete sich mit nem kühnen Sprung dem kindlichen Spielgerät. Was folgte, war ne gepfefferte Augen auf-Predigt an seinen Nachwuchs und mein erstaunter Blick auf sein Sweatshirt - ui, so früh am Morgen schon einen Schachter in Chemnitz erblicken zu müssen, hoffentlich läuft dir heute nich auch noch ne schwarze Katze übern Weg. Für das Mädel war der Tag geloofen, ich beruhigte mich aber alsbald wieder, denn es galt, meinen Anschlussbus zu erwischen. Auch der hatte schöne Rücklichter und ich begann zu beten, dass das nich die ganze Woche so weitergehn möge.


    Ging es aber und das in geballter Form. Dass es bei vielen Nahverkehrsunternehmen akute Personalengpässe und Nachwuchssorgen gibt, ist ja hinlänglich bekannt. Der Markt ist nach wie vor fast wie leergefegt und es bedarf in den Unternehmen auch einiger Anstrengungen, um genügend junges Personal auszubilden und ihnen diesen Job auch dauerhaft im eigenen Laden schmackhaft zu machen und nicht zum Abwandern zu zahlungskräftigeren Konkurrenten zu bewegen. So auch die hiesige CVAG. Um den Fahrbetrieb im gesamten Einzugsgebiet wenigstens in den Stoßzeiten passabel abzudecken, gibts da auch immer mal diverse "Einschränkunge im Fahrtablauf", besser bekannt als Fahrtausfälle. Klingt idiotisch, is aber so: In den Ferien fährt man hier seit Jahren nach nem angepassten und entzerrten Plan, der nicht selten die Fahrzeiten durch nicht angepasste Anschlüsse um Einiges verlängert. Du sitzt also in der Bahn und siehst, als die gerade an der Endhaltestelle einbiegt, deinen Anschlussbus mit so herrlich blinkenden, man möchte fast lachenden sagen, Rücklichtern. :motzen: Umgedreht genauso und abends macht das dann noch mehr Spaß, weil man ab 19 Uhr eine 10minütige Taktung bei den Hauptlinien vergeblich sucht. Die vollgerammelten Blechbüchsen machen sich ab da grad in diesen Zeiten so richtig gut. Nach den Sommerferien hatte unsere CVAG nun angekündigt, wieder nach Normalfahrplan zu fahren. Und als alle täglichen Nutzer schon jubeln wollten, schob man aber gleich noch ein "Ja, aber" hintendran. Bei uns in Chemnitz wird ja gebaut wie blöde, hängt nicht nur mit der Kulturhauptstadt zusammen, sondern auch mit dem von vielen Einwohnern kopfschüttelnd, weil ungefragt, zu ertragenden "Innenstadtbelebung". Ich habs ja schon mehrmals angerissen, es ist eher eine Zubetonierung und nebenbei das bewusste Zerstören oder Kleinhalten ehemals gut funktionierender z.B. Einkaufsinfrastruktur an den Randgebieten. Viel Grünes sieht man da nicht mehr und wenn, dann nur die üblich verdächtigen Pseudo-Blumeninseln oder Baumsetzlinge, deren Wurzelwerk rundeherum zugepflastert wurde.


    Na jedenfalls musste nun die CVAG ihren (Abo)Kunden vorsichtig eingestehen, dass durch die Baumaßnahmen und damit Staufallen der Stadt weiterhin für die Takteinhaltung mehr Personal als üblich benötigt werde. Und dass trotz eigener umfangreicher Ausbildung man immer noch akute Probleme mit ausreichend Fahrpersonal habe, um "alle Fahrten planmäßig abzudecken". Hier muss man wissen, dass jedes Jahr etwa 15 Lehrlinge bei der CVAG ihre Ausbildung beginnen und das zieht sich halt. Für andere (Seiten)Einsteiger dauert die Ausbildungszeit für Busse mehr als ein halbes Jahr, bei Straßenbahnen etwa ein Vierteljahr, bei uns erkennt man sowas immer an nem gelben Schild an der Frontscheibe mit der Aufschrift "Einweisungsfahrt", der Einzuweisende wird dann immer bereits regulären Fahrbetrieb von nem mit vorn sitzenden Kollegen begleitet. Und so gibts wohl bis erstmal Jahrsende erneute Ausnahmen im Betriebsablauf und du hast gar keine andere Wahl, als täglich die per App aufploppenden Ausfallmeldungen geduldig durchzugehn "Was, meine 21 fährt bis Betriebsschluss eingeschränkt...und hier...oahr, de 32 lässt auch mal wieder Federn...nu da fahrn wir eben mitm Zug...wann fährtn der Bus bis zum Bahnhof...ach, gar nich, nu da loofen mior ähm die 30 Minuten bis dorthin, das hält uns Jung." :augen: Der Vorstand der CVAG gab das zu Monatsbeginn der Presse und allen ÖPNV-Nutzern so zu Protokoll: "Wir bitten unsere Fahrgäste für die Einschränkungen auf den Linien 1, 2, 3 und 73 um Verständnis. So ist es uns, neben der Vergabe zusätzlicher Leistungen an andere Unternehmen, möglich, für alle Fahrgäste der CVAG eine weitgehend stabile Leistung anbieten zu können. Wir sind zuversichtlich, dass mit der derzeitigen Ausbildungsoffensive bis zum Ende dieses Jahres das Fahrplanangebot im vollem Umfang wieder bereitgestellt werden kann." Der geneigte Leser möge bitte die für jene Ausnahmen angegebenen Linien lächelnd zur Kenntnis nehmen, es betrifft so ziemlich jede Linie hier. Chemnitz ist halt ne Autofahrerstadt, besonders auch ne Durchfahrerstadt für Ortsfremde und ich wage die vorsichtige Prognose, dass man selbst mit nem noch großflächigeren ÖPNV-Angebot (Chemnitzer Modell und auch innerstädtische Neulinienplanungen) nicht auf die eigene SUV-Karre verzichten möchte - die Treppen noch am Haus hochfahren undso. Unterschrieben wurde diese Pressemitteilung übrigens mit dem Slogan schlechthin "Ihre CVAG. Wir bewegen Chemnitz" :victory:


    Nu, da setz ich mich jetz doch glatt wieder in Bus und Bahn, damit sie mich in die sonntäglichen Erholungsorte bewegen mögen. Heut ist schließlich auch der letzte Tag dieses kostenlosen Angebots der Verkehrsverbünde, dass müssen wir doch bei dem Wetter auch nochmal über Land ausnutzen. Was sacht'n de Äbb, fahrn'se och alle, wie geplant oder muss ich wieder wie ne angesengte Sau quer über de Straßen rammeln, dass ich ni wieder de Rücklichter seh? Platz da, dor Herzblut kommt - iohr Sonndachsfahrer! Hat halt jeder so sein Kreuz...


    In diesem Sinne, schönen selbigen, also Sonntag. Euer Herzblut :cool2:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Und die Engel spielen im Orchester "Wie ennä Bradwurschd offn Grill"


    An diesem wahrhaften Sonntag gehts im Biergarten unsrer Stammkneipe hoch her wie auf der Kirmes. Einige Ausflügler machen genauso Halt, wie die hungrigen und durstigen Stammtischgäste, ein kleiner Hund spielt mit den Kindern um die große Linde herum "Fangematzl". Die Wirtin bringt wie immer das große Tablett mit den noch eingepackten Rostern und Steaks raus, Weißbrotbemmen und Brötchen wurden gestern kurz vor um Elfe auch wieder reichlich vom Bäcker des Vertrauens besorgt, die Getränkebestellungen sind auch schon abgearbeitet, eigentlich kanns ja losgehn. Eigentlich. Das Herzblut hat sich zur Feier des Tages was ausgedacht und flüstert der Wirtin zu, sie soll doch mal kurz mit ihm drinne in die Garderobe...sie folgt ihm mit ner gewissen Vorahnung und als sie wieder rauskommen, sind beide mit nem erstklassig gebundenen Halstuch dekoriert, er mit nem Blauen und sie mit nem Roten. Und der Knoten, gelernt is eben gelernt. :vorbild: Der gute Bear kann sich das Lachen nich mehr verkeifen "Na wenn ihr schon so vorschriftsmäßig in der Anzugsordnung rumstolziert, wie siehts'n aus, Schüler Herzblut - bevor der Unterricht losgeht, was wird da gemacht?" Der Angesprochene steht mit fragendem Blick auf der Leitung. "Mensch, die Meldung, mach hin, kälter werden die Würste nich!" Das Herzblut tut, wie ihm geheißen, stolziert zur Wirtin und hebt die Hand zum Pioniergruß "Frau Chefin, ich melde Ihnen, der Stammtisch und die Besucher sind bereit für die sonntägliche Verköstigung, heute fehlt niemand!" Die Wirtin antwortet wie aus der Pistole geschossen "Danke, Herr Melder und ab ans Grill...die anderen - Setzen!" Der herzblütige Melder begibt sich schmunzelnd Richtung Grill, da ertönt vom Stammtisch aus dem Munde von SteffSn ein ungeahnter Sonderwunsch "Neenee, so schnell kommste nich davon, Herzblut. Jetzt gehste nochmal vor und machst das Ganze auf Russisch, Baschalsda!" Unser sonntäglicher Grill- und Redenmeister stöhnt auf "Oahr nee, och das nor, du verlangst ja heute Höchstleistung von mior!" Aber er will mal nich so sein, dreht um und die Wirtin erwartet ihn schon mit in die Hüften gestützten Händen "Na, na - Meldung!" Das Herzblut hat keine andere Wahl, also nochmal die Hand übern Nischl "Ja dagladuwaju wam, schto klass gatow k uroku. Sewodnja nikawo ne asuztwujet." ;D Die Wirtin bedankt sich artig mit nem sanften "Sbasiba" und geht dann lachend in die Knie. Das Herzblut hebt aufm Rückweg den Daumen Richtung dem Meeraner, der Bear trommelt mit Lachtränen aufm Stammtisch rum und da passierts - das Gras ist noch nass, das Herzblut rutscht aus und volle Kanne gegen den Kugelgrill, der dabei wie die Wirtin in die Knie geht, ein abgebrochenes Standbein weniger is halt nicht so günstig. Der Verursacher flucht wie'n Kesselflicker :motzen: , nach 2 Minuten Überlegen betätigt sich er auch als ein solcher: Nebenan in der Gartenanlage eine Astsäge ausgeborgt, den eh schon angeknacksten Ast der Linde runtergeholt und zurechtgeschntten - ein Grill mit Holzbein hat auch nich jeder. Die schon leicht verzweifelte Wirtin hat dafür nur nen Pioniergruß und ein jubelndes "Dangge, mei Engel" aufn Lippen. Und so kommen Würste und Fleisch endlich in die Zubereitungsphase und unser so engelhaft betitelter Sonntagsphilosoph nimmt das gleich zum Anlass "Oahr Chefin, das mit dem Engel, ein besseres Stichwort konnt'sch jetz nich bekommen. Nu horscht nor ma zu hior:"


    Im Jahre 1948 hatte der damals 44jährige Drechslermeister Georg Beyer, seines Zeichens ein begnadeter erzgebirgischer Holzkünstler und Tüftler von auch heute noch fürs Kunsthandwerk verwendeten Maschinen DEN einen Antrieb und Geistesblitz für sein gesamtes weiteres Berufsleben. Das zwar nicht ganz bekannte, aber dennoch weit verbreitete Märchen "Das neugierige Engelchen" hatte es ihm so angetan, dass ihn die Muse des Holzkunsthandwerks küsste und in seinen Händen der erste Faltenrockengel das Licht der Welt erblickte. Im gleichen Jahr erfolgte seine erste Firmengründung im erzgebirgischen Olbernhau, welche schon nach 2 Jahren stattliche 100 Mitarbeiter zählte. Und so wie heute gab's auch seinerzeit ne Menge wie Pilze ausm Boden sprießende Theoriefanatiker, das Rad neu Erfinder und Ideologiespezies, in dem Fall die Fraktion AgitProp, also Parteisekretäre. Und einer davon war wohl besonders 300%ig und sorgte dafür, dass Beyer seine Firma ebenso verlassen musste, wie später auch noch die Heimatkunst Lehnert KG. :kotz:


    Aber wenn du Kinder hast, denen ebenso der Sinn nach Familientradition und heimatlichen Werten steht...seine Tochter führte gemeinsam mit dem Schwiegersohn das 1960 übernommene Unternehmen unter dem Namen Günter Blank - Kunstgewerbliche Erzeugnisse fort, ganz ohne staatliche Einflüsse ging's aber wie überall sonst auch nicht. Noch vor der deutschen "Einheit" ergriff das Ehepaar mitten in der Kehre die Chance und ihr Familienunternehmen war endlich auch wieder komplett in Familienhand. Und die Engel, die durften ihr Faltenröckchen nach wie vor nach den Entwürfen von Georg Bayer schwingen. Mittlerweile wird die Firma in dritter Generation geführt und überstand auch die schwierige Phase zweier Insolvenzen, die Auftragsbücher waren und blieben voll. Wovon reden wir eigentlich bei diesen Engelchen?


    Wie gesagt seit 1948 werden diese beliebt-begehrten Holzfigürchen nun schon hergestellt und es gibt sie mit langem und mit kurzem Röckchen, alle sind sie jeweils 6,6cm groß und musikalisch bis zum Geht nich mehr. Immer in der Vorweihnachtszeit werden in unseren Breitengraden in vielen Familien die Kartons vom Dachboden geholt, in denen sich widerum viele gleich große Schächtelchen aneinanderreihen. Und dann machst du sie auf, na alle noch da und ganz? Ja, das sind se eigentlich immer, ordentlich in Seidenpapier eingewickelt und strahlen dich mit ihren Knopfäuglein an. Unten im Karton lauert dann ihr "Wohnplatz" für die nächsten mindestens 8 Wochen - ihre Wolke. Und so stehen sie dann irgendwann aufm Stubenbuffet und musizieren auf eben jener Wolke um die Wette, mit ihren Geigen, Violinen, Flöten und Trompeten und allem, was man sich noch so fürs engelhafte Orchester vorstellen kann. Und so manche gerne auch mehrstöckige Pyramide beweist zusätzlich auch noch, dass die Engel sich dazu auch wunderbar im Kreis dehen können, ohne dass ihnen dabei schwindelig wird. Das ist aber noch längst nicht alles, was Blank zu bieten hat, denn nach der Weihnachtsvariante gibts da auch noch die Version fürs gesamte Jahr und halt ohne Flügel - die nicht minder wunderschönen Blumenkinder mit allem erdenklich Blühenden in ihren Händen. :nuke:


    Diesen Freitag stellten sich die Engel schon weit vor der Adventszeit nebeneinander auf, stimmten ihre Instrumente und dann gings los, dreie viere: "Miiiit Sechsudsechzig Jahren, da fängt das Leben an, mit..." Vielleicht hamse auch auch gleich danach noch "Route 66" gespielt, das war aus Grünhainichen bis zu mir dann doch nicht rauszubekommen. Jedenfalls feierte diese Familienfirma mt ihrem gelebten Kunsthandwerkstraum ihr 66jähriges Bestehen. Und da ließ man sich neben der Veröffentlichung eines besonderen Jubiläumsbuchs zur Unternehmensgeschichte auch gleich nochwas Besonderes einfallen und wie kanns anders sein - einen Jubiläums-Faltenrockengel, der ein Körbchen mit gedrechselten Spanblüten trägt, erhältlich in 7cm oder 20cm Größe und nur echt mit den schwarzen Knopfaugen und den roten Bäckchen. Dass die natürlich mittlerweile schon wieder ausverkauft sind, versteht sich von selbst. Das Herzblut gratuliert aufs allerherzlichste :applaus: und überlegt grade, wo um Himmels Willen er nu auch noch die geerbten Blank-Engel mitsamt der Wolke zum ersten Advent in seiner Hacienda aufbauen soll. Da werden wohl etliche Räuchermänner und Frauen bissl enger zusammenrücken müssen und den Engeln beim Musizieren zuhören.


    Zuhören ist auch das Stichwort für mein zweites Anliegen heute. Weil da gibts bei uns in Sachsen, dort wo die hübschen Mädchen auf den Bäumen wachsen, einen Radiomoderator mitsamt Kollegin, die sind unübertroffen im Flachsen. Und sowas muss halt auch mal belohnt und gewürdigt werden und wenns schon zum dritten Mal ist. Änd de Winnor is - Steffen Lukas. Der Kerl hat einfach Sachsen im Blut, seine Sinnlostelefonate :ohje: sind eh bereits ne Legende für sich, 2016 gabs den Preis für die beste Radiocomedy, 2019 wurde er gar bester Moderator, was die Jury des Grimme-Instituts auch sehr zielsicher zu würdigen wusste: "Steffen Lukas begleitet die Hörer humorvoll, stilsicher, mit Haltung und mit wunderbar sächsischem Einschlag in den Tag. Die Morgensendung ist eine Institution - mit einem Moderator, der spontan geblieben ist und immer noch mit hörbar großer Freude und diversen Sachsensongs die Primetime des Leipziger Radiosenders gestaltet." Und nun also mal wieder. Und mal wieder völlig zu Recht, diesmal mit seiner kongenialen Partnerin Claudia Switala, man kennt sie auch aus vielen Videos der Radio PSR-Sachsensongs. Am 2. September fand die Gala des Deutschen Radiopreises in Hamburg statt und jene Jury verlieh die in der Radiobranche hochbegehrten Preise in diesmal 10 Kategorien, für die insgesamt stattliche 437 Vorschläge aus 142 Programmen vorab von den Hörern gemacht wurden. Und als es um den Gewinner der besten Morgensendung ging, fand man für die Macher und uns Sachsen gleich mit gar wohltuende Worte: "Die beiden Moderatoren wirken zu keinem Zeitpunkt abgehoben oder arrogant. Sie ticken wie die Menschen aus der Region und sagen, was sie denken. Mit wenigen Worten schaffen sie es, nah dran zu sein, an dem, was heute Morgen wichtig ist. Dass sie dann auch noch über sich selbst lachen können, macht sie 2021 zu den Besten unter vielen wirklich sehr Guten." Und die Beiden wissen auch ganz genau, dass das alles nur zusammen geht, im Studio und auch mit ihren Hörern "Liebe Sachsen, das ist euer Preis. Danke, dass ihr uns in eure Küche lasst und ins Auto morgens." Punkt und Beifall.


    Was für Botschafter von und für uns Sachsen, in allen Lebenslagen, mit allen auch entwaffnenden Humoreinlagen, selbst bei eigentlich ernsteren Themen. Das und genau das sind wir Sachsen, de Gusche so aufmachen, wie se uns gewachsen is und niemals vergessen, wo wir herkommen und was uns die Heimat selbst in der Ferne bedeutet. Heimat, die auf diese einzigartige Weise mit Radioleben gefüllt wird. Eine ostdeutsche Marke, stolz, ehrbar, aufrecht, selbstironisch, mitmenschlich und manchmal auch bissl melancholisch und tief bewegt lachst und heulst du dabei gleichzeitig. Weil diese Truppe dein Herz trifft. Nich nur reif für Radiopreise, sondern auch für'n sächsischen Verdienstorden. Sind wir Sachsen nich alle ein bissl Steffan Lukas? Also ich auf jeden Fall und jeden Tag aufs Neue, weil hierher gehör auch ich, wie ne Bradwurschd offn Grill. :amen: Und das auch mit meiner, unserer Musik, 100% ostdeutsch - Grüße aus Karl-Marx-Stadt, Grüße aus Ostdeutschland, :victory: einem guten und ehrbaren Stück Deutschland. Mit ner Augenhöhe, die wir uns einfach so nehmen. Kommt heemä...und iohr seid dorheemä!


    Immer scheen den Gusche offmachen, immer scheen Anpacken, und mit Seefnschaum unnorm Dau'm alles wieder sauber machen - weil mior sins, de Saggsn!


    Scheen Sonndach, euer Herzblut. :winke:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Großartig! ;D Hör ma, Pionierblase Herzblut...mich kannste heute noch Nachts wecken. Ich wickel dir nen Halstuchknoten, wie aus'm Katalog. Druschba! :D

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!