"Mein schönstes Ferienerlebnis" - Katers Spielberichte

  • Joa, aber der heutige FC wird ja nicht weniger zum Haupstadtclub, weil die zwei Vorgängervereine aus Vororten kommen. :D


    Man ist halt im Zuge der Fusion nach KBH selbst gezogen.

    Wattenscheid statt Bochum

  • Joa, aber der heutige FC wird ja nicht weniger zum Haupstadtclub, weil die zwei Vorgängervereine aus Vororten kommen. :D


    Man ist halt im Zuge der Fusion nach KBH selbst gezogen.


    Und trotzdem "keiner von uns" ;)
    Ist wie bei Chievo, die sind nicht Verona, das ist nur Hellas

    "Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag. Lass dich einfach von ihr tragen, denk am besten gar nicht nach"

    - Christian Drosten

  • Joa, aber der heutige FC wird ja nicht weniger zum Haupstadtclub, weil die zwei Vorgängervereine aus Vororten kommen. :D


    Man ist halt im Zuge der Fusion nach KBH selbst gezogen.

    Und trotzdem "keiner von uns" ;)
    Ist wie bei Chievo, die sind nicht Verona, das ist nur Hellas

    Das sieht man dann in Kopenhagen aber wohl anders. ;) Zumal Brøndby ja schon mal gar nicht Kopenhagen ist. :D

    Nanakorobiyaoki

  • Joa, aber der heutige FC wird ja nicht weniger zum Haupstadtclub, weil die zwei Vorgängervereine aus Vororten kommen. :D


    Man ist halt im Zuge der Fusion nach KBH selbst gezogen.

    Und trotzdem "keiner von uns" ;) Ist wie bei Chievo, die sind nicht Verona, das ist nur Hellas

    Das sieht man dann in Kopenhagen aber wohl anders. ;) Zumal Brøndby ja schon mal gar nicht Kopenhagen ist. :D

    Jep, Vorort, genau wie Chievo. Aber die bezeichnen sich ja nicht als Kopenhagener Verein, die sind einfach Bröndby IF.

    "Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag. Lass dich einfach von ihr tragen, denk am besten gar nicht nach"

    - Christian Drosten

  • Erste Fußballtour der Saison. Ratingen zählt nicht. Praktischerweise hat sich in der Woche vorher mein Auto in die ewigen Jagdgründe verabschiedet. Als Leihwagen gab’s nen Ford Fiesta. Dreizylinder, Saugmotor, kein Tempomat. So geht Spaß.


    Deutsche Autobahnen auf einem Freitag. Es gibt besseres Unterhaltungsprogramm. 8 Baustellen auf 45 km – Gott hasst die A1! Es stellte sich als weise Idee heraus, für die Tour nach Kiel ne Stunde Puffer einzuplanen. „Nennen Sie ein Verkehrshindernis mit sieben Buchstaben:“ „Garbsen!“ Falsch! Hamburg! Diese Stadt ist immer im Weg und so standen wir entspannte 40 Minuten vor’m Elbtunnel, weil irgendein Dulli-Rentner sein Wohnmobil nicht im Griff hatte. Zu allem Überfluss wurde der Blick auf die Köhlbrandbrücke durch einen blau-gelb lackierten LKW verdeckt. Gott hasst…


    Hinter Hamburg wurde der erstbeste Parkplatz angesteuert, um die örtliche Keramikabteilung zu besuchen. Ein Plan, den wir uns mit sehr vielen andern 96ern teilten; und mit einem – offensichtlich nicht fußballaffinen - Jüngling mit einem Braunschweiger Kennzeichen. Wie der mit ungefähr 1.896 km/h von diesem Parkplatz geflüchtet ist… :D
    In Kiel waren wir dann relativ zeitig, ca. 100 Minuten vor Anpfiff. Aber selbst zu dieser Zeit brach um das Stadion herum schon alles komplett zusammen, denn Parkplätze hat das Ding keine. Erstmal durch ein Wohngebiet gecruist – auch Arschkarte. Ok, dann also doch in den Wissenschaftspark, die offiziellen Parkplätze nutzen. „Privatparkplatz des Hermann-Kobold-Hauses!“ Hermann Kobold? Na, der war wahrscheinlich nicht viel größer als ne Eckfahne!


    Überhaupt war da für einen offiziellen Fußballparkplatz überraschend viel doch eher privat, was aber irgendwie doch niemanden interessierte. Von dort darf man eine Viertelstunde über eine Fahrradstraße tigern. Grandiose Erfindung! Da fühlen sich diese Rowdys auf ihren Drahteseln auch noch im Recht und sind endlich mal der Stärkere. Und lassen das natürlich auch raushängen. Wenn ihr irgendwann mal weinend unter einem Bus liegt, werde ich auf eurem Kadaver den Karma-is-a-Bitch-Tanz tanzen!


    Am Stadion fühlte man sich wie auf einem Festivalgelände. Chaotische Schlangen und überall Bauzäune. Schnell auf dem Vorplatz was gefuttert und in die Schlange zum Einlass gestellt. Und das dauert hier… 6 Ordner für 4.000 Leute. Und dass die Schlange für die Frauen ganz links ist, hätte man ja mal irgendwo hinschreiben können. Aber das wäre am Ende ja noch professionell… Immerhin konnte man die Skyline Kiels genießen, die im Umfeld des Stadions aus einem potthässlichen Plattenbau besteht, der so auch in einer bulgarischen Großstadt stehen könnte. Im Stadion waren wir dann 20 Minuten vor Anpfiff, wir haben also locker 80 Minuten verplempert. Stark. Sie haben ja eine neue Tribüne gebaut. Warum sie dort keine Toiletten und keine Fressstände installiert haben, wird ihr Geheimnis bleiben. Dixi-Klos, für’s Festival-Feeling. Der Plan, noch etwas essbares zu erwerben, wurde aufgrund der Unfähigkeit des Grillpersonals und des näher rückenden Anpfiffs verworfen. Also rein in den Block und ein heimeliges Plätzchen in der Nähe des Gästeblocks gesucht. In diesem wurden schon fleißig die Schwenkfahnen gesenkt, um sich vor lästigen Kameras geschützt einen Schatten in die Visagen zaubern zu können. Was wäre das überraschend, wenn hier gleich ein paar Bengalos gezündet würden… Und so kam es und scheinbar waren die Jungs vorher noch beim Großhandel, es wurde einfach permanent die erste Hälfte komplett durchgefackelt. Das wiederum veranlasste den Rest des Gästeblocks, noch ein paar Prozent mehr zu geben und machte das ganze Spektakel zum besten Auswärtssupport der letzten drei Jahre. Dennoch werde ich diesen Block so schnell nicht mehr betreten, denn ich möchte nicht mit irgendwelchen Idioten in einem Block stehen, die mit einem Spruchband ihre schwedischen Fascho-Freunde abfeiern. Verpisst euch aus meinem Verein!


    Die erste Halbzeit ist sportlich schnell erzählt. 96 gefällig, aber nur bis 20 Meter vor dem Kieler Tor, ab dort gingen die Ideen aus. Die Abwehr sah auch gut aus, das lag aber weniger an der eigenen Klasse, sondern eher an der Kieler Harmlosigkeit. Das 0:1 war dann ein ziemliches Zufallsprodukt: Flanke von Albornoz, ein Kieler Verteidiger köpft seinem Torwart den Ball aus den Händen und dieser landet genau vor Ducksch. Unterdessen unterhielt ich mich nett mit ein paar Trotteln aus Kiel, die auf Stress aus waren. Was für Trottel hier zum Fußball gehen… Fast so wie in Bonn. Oder Würzburg. Da merkt man, dass Holstein lange Jahre nur die Nummer 2 der Stadt war und die Leute lieber zum Handball gehen.


    In der Halbzeit siegte dann doch der Fresstrieb und wir stellten uns an der Wurstbude an. Fehler! Pommes waren aus. Currysauce war alle. Brötchen auch. So blieb eine Bratwurst auf einer Pappe, deren einzige Geschmackskomponente aus Holzkohle bestand, denn der Typ mit der Grillzange war der unfähigste Mitarbeiter im ganzen Stadion. Hannoi wollte noch etwas zu trinken erwerben, aber nach 5 Minuten Ignoranz an der Bierbude ging er entnervt zurück in den Block. Das zwischenzeitliche 0:2 durch Teuchert hörten wir nur am Jubel vor der Tribüne, denn dieses ganze Spektakel, Wurst und fast Bier kaufen, dauerte fast eine halbe Stunde.


    Die zweite Halbzeit verfolgten wir einfach vom Gang aus, wo uns vor Spielbeginn noch bei Strafe verboten wurde, zu stehen. War jetzt jedem egal. Die sah dann sogar nach Fußball aus. Kiel wollte jetzt plötzlich doch mitspielen, aber Zieler war gut in Schuss. Wobei ich mir relativ sicher bin, dass bessere Stürmer auf der Heimseite mehr als ein Tor zustande gebracht hatten. In den letzten 20 Minuten sah das eher nach Seepferdchenkurs aus und weniger nach Abwehrleistung. Insgesamt ein eher glücklicher Sieg bei einem glücklosen Team. Mich nervt nur, dass Slomka jetzt erstmal Ruhe hat.


    Nach dem Spiel trollten wir uns zu einem aufblasbaren Fußball, um dort auf unsere Begleitung zu warten, die im Gästeblock war. Sie hatte vor dem Spiel schon jede Menge Spaß, denn in Neumünster war plötzlich der Zug kaputt und so war sie erst pünktlich um 18:30 im Block. Gott hasst die DB!


    Nach dem Spiel bekam sie es mit dem grandiosen Sicherheitskonzept der Kieler Polizei zu tun. Diese sperrte die großzügige Straße vor dem Stadion komplett ab. Die 500 Kieler, die dort durch mussten, standen 45 Minuten blöd in der Gegend rum und die 96er kamen auch nicht weiter, sondern mussten sich letztlich durch ein Wohngebiet und ein Gebüsch schlagen, wie bei einer Expedition ins australische Outback. Wir vertrieben uns die Zeit, indem wir uns von einem Kieler vollsabbeln ließen, der uns von einem Fanturnier erzählte, das jährlich gegen Fans anderer Bundesligavereine stattfindet. Die Kosten übernimmt der Verein. Siehste 96, so wird das gemacht. Silicon Valley der Menschlichkeit und so…
    Eine Stunde nach Spielende hatten wir endlich das Auto erreicht, schnell noch einkaufen und dann ab in die Unterkunft in den Stadtteil Mettenhof. Offenbar berühmt-berüchtigt, gibt bei Youtube einige Dokus darüber. Eigentlich habe ich ja ein Faible für asoziale Stadtteile, aber dass Mettenhof ein ebensolcher ist, war mir bisher entgangen, jedoch schon beim Anblick der ersten, mit blinkenden LED-Schläuchen ausgestatten Dönerbude fürchterlich naheliegend. Das Ding sah eher aus wie ein Gebrauchtwagenhändler. Die obligatorische 24/7 geöffnete Pumperbude befand sich in direkter Nachbarschaft. Auch Frank Pagelsdorf hat seine Spuren in dem Viertel hinterlassen. Direkt hinter der Dönerbude liegt das Fußball Center Pagelsdorf. Unsere Unterkunft lag dann etwas abseits, was uns erstmal komplett ratlos durch dieses Viertel stromern ließ.


    Tag Zwo begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein. Eigentlich wollten wir mit dem Bus in die Stadt fahren und uns dort etwas umschauen, aber wenn man schon das Meer vor der Tür hat, kann man sich auch ins Auto setzen und am Strand herumtigern. Die Steilküste in Stohl ist wirklich sehr (!) empfehlenswert, auch wenn man sich natürlich nicht lange bitten lässt und auf dem 700 Meter entfernten Parkplatz noch Parkgebühren kassiert. Allerdings hätte sich mein Meerglas-Sammeltrieb durchaus über mehr Beute gefreut.


    Nun gut, dann also Kiel. Trotz meiner zahllosen Aufenthalte in der Region war ich tatsächlich noch nie in Kiel. Warum eigentlich nicht? Eine Stadt am Meer muss nicht besonders schön sein. Einer Stadt am Meer reicht das Meer, um schön zu sein. Natürlich hat Lübeck die geilere Altstadt im Vergleich. Natürlich ist auch in Kiel das hässlichste Gebäude der Innenstadt wieder der Karstadt und natürlich ist auch Kiel nicht durchgängig frei von Bausünden der Nachkriegszeit. Nur dieses Kieler Schloss, das ist wirklich abscheulich hässlich. Hätte nicht „Kieler Schloss“ drangestanden, es hätte auch die Landesschulbehörde darin residieren können. Aber von dort hat man einen guten Blick auf’s Aida-Terminal und auf die Stena und Color Line-Fähren, die dort herumlungern. Viel mehr als 4 Stunden braucht man dann auch nicht, wenn man alles von außen gesehen haben will. Museen und Aktivitäten nicht mit eingeschlossen. So spazierten wir langsam zu unserem fahrbaren Rasenmäher zurück und machten uns auf zum Kilia-Platz. Der FC Kilia spielt bereits seit 1913 auf dem Platz und hatte seine erfolgreiche Zeit vor dem zweiten Weltkrieg, als zumindest in der norddeutschen Meisterschaft einige Achtungserfolge erzielt wurden. Freilich stand man aber immer im Schatten der Holsteiner. Außer einigen Jahren in der höchsten Regionalklasse konnte Kilia seit über 70 Jahren nicht mehr auf sich aufmerksam machen, vor nicht allzu langer Zeit landete man sogar in der Kreisliga. Momentan führt Kilia die Verbandsliga (7. Liga) an und untermauerte auch gegen den 1. FC Schinkel seine Aufstiegsambitionen. Der 1. FC Schinkel stammt aus dem gleichnamigen, ca. 20 km entfernten Dorf direkt am Nord-Ostsee-Kanal, wo die Dorfpinte Redderkrug heißt, der Wikipedia-Artikel als Besonderheit auf eine im Dorfzentrum gelegene Maschinenwerkstatt verweist und der Dorfälteste an der Hauptstraße so genannte Mitfahrbänke installiert hat, auf die man sich hocken und auf vorbeifahrende Autos hoffen kann. Was man halt so macht, wenn sein Dorf von der Qualitätsoffensive im deutschen ÖPNV einfach mal vergessen wurde.


    Die Verpflegung war um Welten besser als tags zuvor bei Holstein und auch der Grillmeister war besser. „Was haste denn schon fertig?“ „Alles, wenn du es roh willst.“ Danke. :D Das Spiel war sehr einseitig. Bereits nach 2 Minuten ging Kilia in Führung und erhöhte kurz vor der Pause durch einen sehenswerten Freistoß aus knapp 30 Metern auf 2:0. Erwähnenswert waren allenfalls der Linienrichter im AFI-Format und der Schiedsrichter, der nur gerade so viel lief, dass er sich noch immer im Schatten der Bäume befand. Die blöde Sonne hat aber auch gebrannt… Die zweite Halbzeit begann mit einer kurzen Durchsage des Stadionspreches: „Schöne Grüße vom Grill. Herr Heckmann, Ihre Bratwurst ist fertig.“ Das Spiel lief ähnlich wie in den ersten 45 Minuten. Die eher in Abstiegsnöten steckenden Schinkelhäger versuchten, zu verteidigen, scheiterten aber an den eigenen Beinen. Und dem Torwart. Dem Stürmer von Kilia mit der Nr. 27, von uns Michael Thurk getauft, war jedoch kein Tor vergönnt. Er hatte ca. fünf Hundertprozentige, vergab sie aber alle kläglich, was uns allein deshalb erheiterte, weil er sich nach jedem neuen Fehlversuch immer lauter über sich selbst aufregte und die Werbebande mit allerlei saftigen Tritten für sein Unvermögen bestrafte. Über den 4:0-Endstand beschwerte sich bei den Gästen niemand. Hätte auch locker 8:0 ausgehen können, aber zwischendurch hat man schon gut gesehen, warum die Footballer der Baltic Hurricanes, die hier ihre Bundesligaspiele austragen, ihre Anzeigetafel mit großzügiger Vergitterung vor umherfliegenden Fußbällen geschützt haben. Danach begab ich mich auf Fanartikel-Jagd und um den ausgehängten Kram erwerben zu können, musste man dem Thekenpersonal durch fünf verschiedene Lagerräume in den Tresorraum folgen. Spannend. Leider hatten sie keins der durchaus stylishen T-Shirts mehr da, dafür gab’s gleich zwei Kaffeetassen zum Preis von einer und noch nen Pin für lau, den allerdings erst der Vorsitzende aus irgend ner Kammer wühlen musste.


    Als nächstes wollten wir eigentlich irgendeinen Supermarkt zur Jagd auf das Abendessen ansteuern, aber dann erblickten wir den Kaufland in Mettenhof. Das MUSS gut werden, also rein da – Asis gucken. Enttäuscht wurden wir nicht, direkt im Eingang hätte ich die ersten Pänz wegbolzen können und „möglichst dumm im Weg stehen und dabei hässlich sein“ scheint dort Volkssport zu sein. Der Kassierer sah aus wie Malle-Jens und hieß Rostock mit Nachnamen. Würde ich Rostock heißen, würde ich meinen Sohn Hans A. nennen. Allein nur, weil ich es kann. Unsere weibliche Begleitung verzog sich dann noch kurz in den Action (schlimmer Laden!) und Hannoi und ich begafften währenddessen die Trottel, die ihre tiefergelegten 3er BMWs durch das Parkhaus rangierten. Zurück in der Unterkunft brutzelte ich unser Abendessen, während die anderen irgendwas Unnützes machten. Aber so war zumindest die Abwaschfrage relativ schnell beantwortet. Dummerweise hat Hannoi nur einen Playstation-Controller, sodass das Live-Kräftemessen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden musste. Und nein, ich komme mir kein bisschen schäbig vor, weil ich diese Zeilen geschrieben habe. *hust*


    Der nächste Morgen war nach ca. 4 Stunden Schlaf nicht der beste Morgen aller Zeiten. Gut, dass wir halbwegs früh aufstehen wollten, um noch genug Zeit für Sightseeing in Esbjerg zu haben. Welch fantastische Idee das war, stellten wir fest, als wir gegen 11:30 in Esbjerg ankamen, einmal längs durchfuhren und feststellten, dass das die dänische Antwort auf Wolfsburg sein muss. So viel belanglose Einöde hatten wir nicht erwartet. Aber das erklärt zumindest, warum die Ultratruppen der beiden Mannschaft gemeinsam ins Bettchen steigen. Wir beschlossen, wenn wir schon so viel Zeit und so viel Sonne haben, dass man beides wunderbar am Strand kombinieren kann. Dafür bot sich das Wahrzeichen Esbjergs an, das bezeichnenderweise nicht in der Stadt steht, sondern einige Kilometer weiter nördlich. „Der Mensch am Meer“ ist eine Gruppe aus vier 9 Meter hohen Skulpturen, die anlässlich des 100. Geburtstags der Stadt im Jahre 1995 aufgestellt wurde. Besonders schön sehen die Betonriesen jetzt nicht aus, aber beeindruckend sind die Dinger schon, vor allem, wenn man direkt drunter steht. Außerdem gibt’s dort kostenlose Parkplätze und nen Sandstrand. Reicht also, um die nächsten zwei Stunden totzuschlagen und Leute zu beobachten, wie sie mit einem Metalldetektor den Strand absuchen und ihre Blagen zahllose Löcher graben lassen. Zum Stadion fuhren wir doch mehr als zeitig und auch nach dem dritten Umrunden dieses Kastens wollte sich keine Faszination einstellen. Zum Glück hat man dort gleich zwei Krökeltische aufgestellt, sodass wir uns die Zeit damit vertrieben, den Leuten dabei zuzuschauen. Wir haben keinesfalls selber gespielt. Jeder, der was Anderes behauptet, ist ein schamloser Lügner. *hust* Wir nahmen dann mal den nahen Fanshop unter die Lupe und nach ca. 30 Sekunden waren wir schon wieder raus. Paar Trikots, paar Mützen, hässliche Schals und noch hässlichere Kaffeetassen. Keine Gläser, kein Kleinkram, nix.


    Die Kassen machten 90 Minuten vor Spielbeginn auf und verkauften uns die zweithässlichsten Eintrittskarten der Menschheitsgeschichte. Von innen sah das Stadion dann nicht ganz so schlimm aus wie von außen, also platzierten wir uns nach einem kleinen Mittagssnack in der Ecke, in der man beide Fangruppen gut im Blick hatte. Das war insofern eine herausragende Idee, als dass Brøndby den Block voll ausfüllte und sich nicht lange bitten ließ, was stimmgewaltige Anfeuerung und Zündeleien anging. Esbjerg hingegen performte ähnlich wie ihre Stadt. Sehr durchschnittlich und gar nicht der Erwähnung wert. Natürlich waren die besser als Randers, Hobro, Horsens und wie die alle heißen, aber als denkwürdig wird dieser Auftritt im maximal halbvollen Supportersblock nicht in Erinnerung bleiben. Denkwürdig war eher das, was auf dem Platz passierte und so langsam weiß ich, warum Hannoi ausgerechnet mit Brøndby sympathisiert. So ein Haufen überforderter Kackvögel sieht man sonst nur bei 96. Dazu muss man wissen, dass Esbjerg einen kolossalen Fehlstart hinlegte und mit nur vier Toren aus neun Spielen den vorletzten Tabellenplatz belegt. Es dauerte ganze 12 Minuten, bis Brøndby zum ersten Mal im kollektiven Tiefschlaf war. Nur drei Spieler von Esbjerg standen gleich sieben Verteidigern gegenüber. Rechtsverteidiger Larsson ließ sich überlaufen, wobei das so aussah, als würde ein Mops gegen einen Windhund antreten. Esbjerg passte den Ball in die Mitte und die Innenverteidiger tölpelten allesamt über den Ball. 1:0 für den Vorletzten. Nur vier Minuten zeigte Anthony Jung warum es so wenige gute deutsche Linksverteidiger gibt. Ein Zweikampfverhalten wie eine Stechmücke wurde ihm zum Verhängnis, nachdem er sich schon von einem langen Ball verschaukeln ließ. Beim Versuch den Stürmer zu stören prallte er von diesem ab wie ein Hüpfball von der Wand der örtlichen KiTA und der Rechtsaußen der Esbjerger hatte nun geschätzt fünf Minuten Zeit, eine Flanke genau auf den Schädel des Mittelstürmers zu liefern. Die Innenverteidiger hielten kollektiv Andacht.


    Mit dem 2:0 war die Heimmannschaft erstmal zufrieden und beschränkte sich darauf, den Ball vom eigenen Strafraum fernzuhalten. Brøndby hatte durchaus viel Ballbesitz, insgesamt 67%, konnte damit aber überhaupt nichts anfangen. Die vor dem Spiel mit 17 Toren beste Offensive brachte im gesamten Spiel kein Bein an die Erde und in der ersten Halbzeit nur zwei Bälle auf’s Tor. Einer davon war ein Freistoß von Ballratte Dominik Kaiser, der aus 18 Metern seinen Weg über die nicht hochspringende Mauer ins linke Kreuzeck fand. Spannung war für die zweite Halbzeit also wieder drin, jedoch gurkte Brøndby weiter ohne jegliches Konzept durch’s Mittelfeld, ohne in 45 Minuten auch nur eine Torchance erspielen zu können. Esbjerg verteidigte clever und hatte durchaus auch Chancen, den Sack zuzumachen. Einen Schuss von Røjkjaer parierte Schwäbe glänzend, nur eine Minute später war er gegen den Schuss von Sørensen jedoch chancenlos. Ein langer Freistoß aus dem Halbfeld segelte über die gesamte gelb-blaue Verteidigung und landete beim Außenstürmer, der den Ball aus spitzem Winkel humorlos in die Maschen trat. Esbjerg hat also in einem Spiel gegen völlig überforderte Vorstädter fast so viele Tore geschossen, wie in neun Spielen zuvor.


    Wir traten unterdessen den (langen) Heimweg an, der von überforderten Verkehrspolizisten noch verlängert wurde. Die ließen immer mal so zwei Autos vom Parkplatz, ehe dann wieder fünf Minuten Stille war. Jedoch wussten die Jungs durchaus zu begeistern, es waren mehrheitlich Rentner jenseits der 70 Lenze in Tarnuniform und Polizeiweste. Dänischer Volkssturm.


    Die Rückfahrt wurde Football guckend im Auto verbracht und selbstverständlich bin ich um kurz vor 1 Uhr nachts vor Gütersloh noch in eine Vollsperrung geraten, weil einige Trottel unbedingt ihre schwäbischen Nobelkarossen ausprobieren mussten. Die Bullen waren bei der Aktion auch sensationell: Statt schon am Kreuz Bielefeld auf diese Vollsperrung hinzuweisen und die Leute irgendwohin umzuleiten, wiesen sie erst 1 km vor der Sperrung auf eben diese hin.

    Nanakorobiyaoki

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  • Reicht also, um die nächsten zwei Stunden totzuschlagen und Leute zu beobachten, wie sie mit einem Metalldetektor den Strand absuchen und ihre Blagen zahllose Löcher graben lassen.

    Vor der Stadt liegt die Insel Fanø und nordwestlich die Halbinsel Skallingen, die bis April 2008 zu den wenigen noch nicht von Landminen geräumten Gebieten Dänemarks zählte.


    Je nachdem wo das war, kann das durchaus spannend sein ;)

    "Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag. Lass dich einfach von ihr tragen, denk am besten gar nicht nach"

    - Christian Drosten

  • Sehr schöner Bericht. :)
    Trifft sich gut, dass ich so gar keine Motivation heute aufbringen konnte nachdem ich die Stadiontests getippt hatte. Blöde Müdigkeit! |-)
    Hättest du jetzt wenigstens behauptet am Krøkeltisch nach zähem Kampf nur knapp unterlegen zu haben hätte ich das durchgehen lassen und nirgendwo erwähnt, dass das Duell 10:0 ausging. :D

  • Diese Stadt ist immer im Weg und so standen wir entspannte 40 Minuten vor’m Elbtunnel, weil irgendein Dulli-Rentner sein Wohnmobil nicht im Griff hatte.


    Ihr seid die A7 gefahren, um nach Kiel zu gelangen?! Genau mein Humor, gefällt mir! :nuke: :D


    Gott mag die A1 hassen, sehe ich auch so, aber die A7 hat der Teufel ausgeschissen, nachdem er mit Gott einen saufen war...

  • Diese Stadt ist immer im Weg und so standen wir entspannte 40 Minuten vor’m Elbtunnel, weil irgendein Dulli-Rentner sein Wohnmobil nicht im Griff hatte.

    Ihr seid die A7 gefahren, um nach Kiel zu gelangen?! Genau mein Humor, gefällt mir! :nuke::D


    Gott mag die A1 hassen, sehe ich auch so, aber die A7 hat der Teufel ausgeschissen, nachdem er mit Gott einen saufen war...

    Nach Alternativen haben wir uns während der Fahrt auch schlau gemacht, die hätten aber daraus bestanden woanders im Stau zu stehen und zeitlich genauso viel zu verlieren. :D

  • Diese Stadt ist immer im Weg und so standen wir entspannte 40 Minuten vor’m Elbtunnel, weil irgendein Dulli-Rentner sein Wohnmobil nicht im Griff hatte.

    Ihr seid die A7 gefahren, um nach Kiel zu gelangen?! Genau mein Humor, gefällt mir! :nuke::D
    Gott mag die A1 hassen, sehe ich auch so, aber die A7 hat der Teufel ausgeschissen, nachdem er mit Gott einen saufen war...

    Nach Alternativen haben wir uns während der Fahrt auch schlau gemacht, die hätten aber daraus bestanden woanders im Stau zu stehen und zeitlich genauso viel zu verlieren. :D


    Das kann gar nicht sein, denn die ganze A7 ist eine einzige Baustelle, zumindest bis Neumünster; und das wohl auch noch bis 2039...

  • Diese Stadt ist immer im Weg und so standen wir entspannte 40 Minuten vor’m Elbtunnel, weil irgendein Dulli-Rentner sein Wohnmobil nicht im Griff hatte.

    Ihr seid die A7 gefahren, um nach Kiel zu gelangen?! Genau mein Humor, gefällt mir! :nuke::D Gott mag die A1 hassen, sehe ich auch so, aber die A7 hat der Teufel ausgeschissen, nachdem er mit Gott einen saufen war...

    Nach Alternativen haben wir uns während der Fahrt auch schlau gemacht, die hätten aber daraus bestanden woanders im Stau zu stehen und zeitlich genauso viel zu verlieren. :D

    Das kann gar nicht sein, denn die ganze A7 ist eine einzige Baustelle, zumindest bis Neumünster; und das wohl auch noch bis 2039...


    Nö, hinter Schnelsen (was eine infame Lüge ist, denn schnell kommt man da nirgendwo hin) ging das eigentlich. Und wo hätten wir sonst langfahren sollen? Die A1 wäre genauso beschissen gewesen.

    Nanakorobiyaoki


  • Nö, hinter Schnelsen (was eine infame Lüge ist, denn schnell kommt man da nirgendwo hin) ging das eigentlich. Und wo hätten wir sonst langfahren sollen? Die A1 wäre genauso beschissen gewesen.


    Entweder tatsächlich die A1, denn 40 Minuten vorm Elbtunnel sind ja nicht so der Brüller, oder Maschener Kreuz auf die A39, dann auf die B404 Richtung Geesthacht und immer geradeaus... Ist zwar ein Umweg, aber immerhin würde man fahren... ;)

  • Laut Google Maps hätte ich auch 30 Minuten auf der A1 gestanden. ;)

    oder Maschener Kreuz auf die A39, dann auf die B404 Richtung Geesthacht und immer geradeaus... Ist zwar ein Umweg, aber immerhin würde man fahren... ;)

    Ja. Richtig. :D Das haben wir früher auf dem Weg nach Fehmarn öfter gemacht. Ein riesengroßer Spaß.


    Halten wir fest: Hamburg ist scheiße! Egal von wo nach wo, Hamburg ist scheiße!

    Nanakorobiyaoki

  • Hättest du jetzt wenigstens behauptet am Krøkeltisch nach zähem Kampf nur knapp unterlegen zu haben hätte ich das durchgehen lassen und nirgendwo erwähnt, dass das Duell 10:0 ausging. :D

    Lügenhannoi!

    Nanakorobiyaoki

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