"Mein schönstes Ferienerlebnis" - Katers Spielberichte

  • Vor Berliner Rekordkulisse von 15.213 Zuschauern stieg bei bestem Sommerwetter der 40. German Bowl. Aus Schwäbisch Hall waren ca. 1.500 Unicorns am Start und aus Frankfurt wollten ungefähr 2.500 Schlachtenbummler die erste German-Bowl-Teilnahme einer Frankfurter Mannschaft seit 1981 sehen.
    Die Unicorns hingegen spielten den siebten German Bowl in 8 Jahren (3 Siege). Bester Laune waren auch die vielen neutralen Zuschauer, die Vereinskram aus ganz Deutschland spazieren trugen. Besonders bester Laune war die Truppe der Gelsenkirchen Devils, die sich irgenwelche beliebigen Vereinsmaskottchen geschnappt und zum Bier trinken gezwungen haben. Vor Kickoff gab's noch nen Aufmarsch der Bundeswehr zu bestaunen, die auch mit Werbe-LKW und so am Start waren.


    Den besseren Start erwischten die Außenseiter von Frankfurt Universe, gleich der erste Drive führte zur 6:0-Führung. 6:0? Ja, denn der Extrapunkt wurde vom erst 19-jährigen Kicker der Universe recht kläglich verschossen.


    Der erste Drive der Unicorns lief nicht wirklich rund und endete in einer Interception an der 25 und die Frankfurter Offense stellte in einem problemlosen Drive auf 13:0. Im zweiten Quarter passierte weniger, die Unicorns verkürzten durch einen Touchdown auf 7:13. Mit dem Spielstand ging's dann auch in die Halbzeit, die mit einer recht sinnlosen Show des Fanfarenzug Strausberg gefeiert wurde. Sinnlos nicht, weil die Darbietung so schlecht wäre, aber wenn ihr in einem Stadion mit Infrastruktur seid, dann stellt denen da doch bitte mal ein paar Mikros hin. Unplugged kam das in diesem riesigen Stadion nicht so wirklich zur Geltung.


    Die Unicorns fanden in der Halbzeit nicht die richtigen Änderungen, Frankfurt wollte aber auch nicht wirklich und so konnte das dritte Quarter nur durch zwei - natürlich verschossene - Field Goals der Frankfurter Aufmerksamkeit erregen. Das zweite könnte seinen Weg ins Kuriositätenkabinett durchaus finden: Die Frankfurter Offense wurde an der 1-Yard-Line gestoppt und das Field Goal aus 18 Yards verwandelte der Kicker sicher. Nur gab's da ein Problem:
    Frankfurt hatte das ganze Quarter schon einige Probleme mit der Spieluhr, bzw. mit deren Auslaufen und so dachte man sich bei noch 1 Sekunde auf der Uhr, dass ein Timeout angebracht wäre. Die haben ihren eigenen Kicker geeist! ;D;D;D
    Der zweite Versuch ging dann leider in die Hose und ab dem Zeitpunkt war das Spiel für Frankfurt gelaufen. Gleich der erste Drive dee Unicorns im 4 Quarter brachte die Führung des Favoriten. Dabei spielte Schwäbisch Hall immer noch scheiße, aber Frankfurt kassierte in dem einen Drive sagenhafte 73 Yards Strafe und einen Spielverweis wegen wiederholter persönlicher Strafe. Frankfurt nun völlig von der Rolle, im anschließenden Drive fumbleten sie den Ball und die Defense der Unicorns erhöhte mit einem Pick-6 auf 21:13.


    Vorbei war's aber noch nicht, denn nach einem verkorksten Drive der Unicorns bekam Frankfurt mit 2:42 auf der Uhr noch mal den Ball. Quarterback Eiffers führte die Frankfurter in einer Minute über's gesamte Feld zum Touchdown. Die anschließende 2-Pt-Conversion klappte aber nicht und so hieß es 21:19 mit noch 1:33 auf der Uhr. Die Frankfurter versuchten sich nun mit einem Onside-Kick, der hoppelte quer über's Feld zu einem Unicorn, aber der fumblete den Ball.
    Frankfurt warf sich drauf und bekam nochmal das Angriffsrecht. Dramatischer geht's ja quasi nicht mehr. Auch dieser Drive klappte problemlos, wurde aber an der 15 von Schwäbisch Hall gestoppt. Mit noch 4 Sekunden auf der Uhr hing es nun also am Kicker und seinem Field-Goal-Versuch aus 33 Yards. Barfuß oder Lackschuh, Sekt oder Selters, (hochverdiente) Meisterschaft oder die Arschkarte des Jahres. Er lief an, kickte und das Ei verschwand mit einem gewaltigen Rechtsdrall im Berliner Nachthimmel. Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß. Und dann war's vorbei und wie Schwäbisch Hall Meister geworden ist, wissen die wohl selber nicht so genau.


    Nach der Siegerehrung wurde noch verkündet, dass der German Bowl ab 2019 in Frankfurt stattfinden wird. Das macht diese Veranstaltung für mich komplett uninteressant.

    Nanakorobiyaoki

  • Kicken in Deutschland ist ne schwierige Sache. Hab das schon so oft erlebt dass man lieber 2Pt Conversion versucht und 4. Versuche ausspielt als zu kicken.

  • Welches Stadion in Frankfurt?

    Du wirst koana vo UNS

    In a world of compromise....Some don’t.


    Hängt die Nazis solange es noch Grüne gibt!

  • Kicken in Deutschland ist ne schwierige Sache. Hab das schon so oft erlebt dass man lieber 2Pt Conversion versucht und 4. Versuche ausspielt als zu kicken.


    Verwunderlich, bei der Fußball-Tradition hier.

    Nanakorobiyaoki

  • Kicken in Deutschland ist ne schwierige Sache. Hab das schon so oft erlebt dass man lieber 2Pt Conversion versucht und 4. Versuche ausspielt als zu kicken.

    Verwunderlich, bei der Fußball-Tradition hier.


    Manni Burgsmüller war halt ne Ausnahme. Gehen kaum Fussball an die Pille und Manni hat es ja auch erst nach der Karriere gemacht. Und das Schweinsleder kickt sich halt auch völlig anders als ein Fussball. Wobei man beim Football wenigstens noch den Vorteil hat gerade auf das Gestänge zu kicken.

    "Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag. Lass dich einfach von ihr tragen, denk am besten gar nicht nach"

    - Christian Drosten

  • Kicken in Deutschland ist ne schwierige Sache. Hab das schon so oft erlebt dass man lieber 2Pt Conversion versucht und 4. Versuche ausspielt als zu kicken.

    Verwunderlich, bei der Fußball-Tradition hier.

    Manni Burgsmüller war halt ne Ausnahme. Gehen kaum Fussball an die Pille und Manni hat es ja auch erst nach der Karriere gemacht. Und das Schweinsleder kickt sich halt auch völlig anders als ein Fussball. Wobei man beim Football wenigstens noch den Vorteil hat gerade auf das Gestänge zu kicken.

    Ja, aber. :D Grundsätzlich haste wohl schon nen Vorteil, wenn du nen Fußball-Background hast. Und es geht mir ja gar nicht um Ex-Profis, aber es gibt ja auch viele Jugendspieler und da werden sich sicher einige auch später für Football entscheiden.


    Tavecchio und Janikowski z.B. haben ja auch ne Fußball-Vergangenheit, bzw. in der Familie (Janikowski). Denke schon, dass das nicht gerade zum Nachteil wäre.

    Nanakorobiyaoki

  • Kommt auch immer drauf an was man beim Fussball macht. Torwart, der keinen Bock mehr hat sich hinzuwerfen ist da sicher besser geeignet als ein Abwehrspieler, der mit Tiki-Taka aufgewachsen ist und nur kurze Pässe spielen kann.

    "Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag. Lass dich einfach von ihr tragen, denk am besten gar nicht nach"

    - Christian Drosten

  • Hm, als ich noch zur GFL gegangen bin waren die Kicker eigentlich recht sicher. Ok nicht ganz die Reichweite die man aus der NFL kennt, aber alles bis so 40 Yards ging eigentlich.


    Timo Erbs hat seinerzeit sogar mal einen 50+ Yarder gekickt, zum Sieg für Hamburg über Köln. Glaub das gibts sogar noch als Video auf Youtube. :D

  • Torwart, der keinen Bock mehr hat sich hinzuwerfen ist da sicher besser geeignet als ein Abwehrspieler

    Lass das nicht den Tschauner lesen. Wenn ich mir seine Abschläge anguck, weiß ich auf einen Schlag, warum wir keine vernünftigen Kicker haben. :D

    Nanakorobiyaoki

  • Aber schon in der NFL ist ja mittlerweile schwierig nen guten Kicker zu bekommen.
    Warum sollte es dann bei der GFL anders aussehen. :D

  • In Kopenhagen schellt das Telefon. Vielleicht nach Helsingborg, vielleicht nach Fehmarn, vielleicht nach Oberhausen, eine Woche Sandstrand. Am Rhein-Herne-Kanal-Beach sollte die „Tour“ dann auch starten, als Aufwärmprogramm stand das Revierderby der Regionalliga West an: RWO gegen RWE.
    Trotz reeller Aufstiegschancen des Heimvereins konnten sich nur gut 5.500 Zuschauer zu einem Besuch aufraffen. Vor 6 Jahren war das noch das Doppelte. Nur knapp 1.000 Nasen aus Essen zeigten einen eher lahmen Support, da fand ich Oberhausen fast besser. Wobei ein Highlight der Essener Szene war es schon, nach 5 Minuten Fresse halten ihrerseits, ein „warum seid ihr Huren so leise“ Richtung Oberhausen zu schicken. Das Spiel war ähnlich. Furchtbar. Nachdem wir ohne Personenkontrolle (Derby!) bis zu unserem Platz auf der Gegentribüne vordringen konnten, waren wir Zeugen einer ganz schlimmen ersten Halbzeit, bei der der Torwart der Gastgeber die einzige entscheidende Szene hatte, indem er im Florian-Fromlowitz-Style unter einem Freistoß an der Eckfahne hindurchflog und RWE-Spieler Wirtz hatte keine Probleme zum 0:1 einzuköpfen. In der Pause wechselte Oberhausen gleich 2x und der eingewechselte Steinmetz, Stürmer der Gastgeber schloss einige Minuten nach Wiederanpfiff einen schönen Angriff mit dem 1:1 ab. Oberhausen warf nun alles nach Vorne und gerade die letzten 15 Minuten entschädigten für Vieles. Oberhausen kämpfte, kratzte, und schlug einen langen Ball nach dem anderen in den Strafraum, die der aufgerückte Innenverteidiger Löhden mit seinen 2 Metern Körpergröße quasi im Sekundentakt auf die Angreifer verteilte. Nur, es brachte alles nichts, denn die Gastgeber hatten eine ausgewachsene Abschlussschwäche. Das ist doppelt ärgerlich, denn Viktoria Köln konnte auch mal wieder nicht gewinnen und mit einem Sieg hätte OB auf 2 Punkte an Köln herankommen können. 4 Punkte in 2 Spielen aufzuholen, ist eher ein Ding der Unmöglichkeit. DIE Szene des Spiels hatte aber dann RWE kurz vor Schluss. Der Torwart der Oberhausener ist mit vorne, dort wird der Ball verloren und RWE kontert mit drei Mann. Hinten ist nur noch ein Feldspieler und wer in Regelkunde etwas aufgepasst hat, kann sich denken, was jetzt kommt: Ein Essener spielt den Ball nach vorne und da ja keine zwei Oberhausener hinter dem Ball sind, ist es halt Abseits. In die wilden Proteste der Essener, die immer noch nicht verstanden haben, was da gerade passierte, mischte sich der zurückgelaufene Torwart der Oberhausener und pumpte wahllos einen Essener um. Es folgte eine zünftige Rudelbildung und kurz danach der Abpfiff. Diese Szene hat doch für Vieles entschädigt.
    Nach dem Spiel ging es noch kurz in den Fanshop, ich brauchte ein Glas und Hannois Kleeblatt-Kaffee war alle. Leider hatten sie keinen mehr. Auf Nachfrage meinte die Tante im Fanshop, dass sie den Kaffee eigentlich nicht mehr verkaufen dürften, denn dieser wäre abgelaufen. Hannoi setzte seinen bemitleidenswerten Dackelblick auf und man teilte ihm mit, dass er sich draußen neben dem Eingang ans Fenster stellen solle. Gesagt, getan und schon öffnete sich das Fenster und eine Packung Kaffee flog hinaus in seine Arme.
    Fortsetzung folgt später…

    Nanakorobiyaoki

  • Der nächste Morgen startete früh. Verdammt früh. Nach 2,5h Schlaf war das Aufstehen nicht sanft und die Aussicht, gleich 8 Stunden Auto fahren zu dürfen, steigerte die Laune nicht sonderlich. Noch weiter auf dem Tiefpunkt war die Laune, als ich vor die Tür trat. 1 Grad. Anfang Mai. Danke Merkel! Komplett problemlos flogen wir die Autobahn Richtung Fehmarn und ich konnte meine Mitfahrer mit guter Musik versorgen. Als verhängnisvoll entwickelte sich schon früh die Vereinshymne des FK Jablonec, die Hannoi ja freundlicherweise schon verlinkt hat. Gerade Zebra entwickelte eine interessante Faszination für dieses Lied und erfreute uns ein um’s andere Mal damit. Sackgesicht. :D


    Auf Fehmarn legten wir unseren ersten größeren Stopp ein, meine Eltern weilten gerade zufällig auf der Insel und haben uns netterweise mit Frühstück beliefert. Wer noch nicht mit dem Auto in Richtung Kopenhagen unterwegs war und es mal vor hat: Nehmt die Fähre! Erstens ist nicht teuer, wenn man rechtzeitig bucht. Der Weg über den Storebælt ist 160 km länger und die olle Brücke kostet nicht viel weniger Geld. Zweitens: Es ist flexibel, ihr müsst nicht ums Verrecken die Fähre auf eurem Ticket nehmen, sondern könnt auch schon vorher rüber. Und drittens sichert ihr den netten Inselmenschen eures Vertrauens mit eurer Buchung ihre Arbeitsplätze. Die Fähre überquert den 18 km breiten Fehmarnbelt in 45 Minuten, seit 1997 in „modernen“ Schiffen, die nicht mehr drehen müssen. Unter Deck merkt man den Kisten die 20 Jahre mittlerweile deutlich an, technisch wurden die jedoch immer frisch gehalten. Unter Anderem ist ein Hybridantrieb verbaut und ein so genannter Scrubber „wäscht“ die Abgase, sodass reiner Wasserdampf aus den Schornsteinen austritt und das verunreinigte „Waschwasser“ wird später im Hafen abgepumpt und in speziellen Aufbereitungsanlagen entsorgt. Schon krass, was es mittlerweile für eine Technik gibt. Wenn ich da an die alten Schweröl-befeuerten Rußschleudern denke, die da noch in meiner Kindheit umher gefahren sind…



    Man sollte eine Tour von Rødbyhavn nach Kopenhagen ausgeruht antreten, also das 180°-Gegenteil von unserem Zustand. Denn auf diesen 150 Kilometern passiert überhaupt nix und da die beiden mittlerweile mehr oder weniger offen vor sich hin schliefen und Spotify im Ausland auf mein Datenvolumen schlägt, musste ich mich mit dänischem Radio wach halten. Das klappte nicht, denn in Dänemark gibt’s nur Scheißsender, die noch belangloser sind als 1Live und irgendwann musste Metal gehört werden. Eigentlich gibt’s auf dem Weg nach Kopenhagen nur Rapsfelder, Windräder und ein 110er-Tempolimit, die einzige Abwechslung waren die Farø-Brücken nach 1/3 der Strecke, die dort den Ostseearm Storstrømmen überspannt.



    In Kopenhagen waren wir dann sehr zeitig, ca. 3,5 Stunden vor dem Spiel. Ein kurzer Versuch unser Abendessen zu sichern endete in einem Vorort vor einem Supermarkt namens Føtex, von uns recht schnell Abtreibungsklinik, oder Kind-muss-weg-Markt getauft. Das Ding konnte nix, also fuhren wir unverrichteter Dinge zum Stadion. Dort angekommen, fanden wir einen kostenlosen Parkplatz direkt vor der Tür. Besser geht’s nun wirklich nicht und zuerst schauten wir uns mal in der Nähe um und unser Blick fiel auf ein offenes Tor zu einer Art Nebenplatz des Parken Stadions.



    Der FC Kopenhagen ist ja ein recht junger Verein und wurde erst im Jahre 1992 gegründet. Grundlage war eine Fusion zwischen dem Kjøbenhavens Boldklub (KB) und dem Boldklubben 1903 (B1903) aus dem Vorortbezirk Gentofte. Der KB ist mit 15 Titeln heute noch immer dänischer Rekordmeister, gewann den Titel aber zuletzt 1980 und spielte in den 80ern eine immer geringere Rolle, hatte jedoch als „echter“ Kopenhagener Verein, gerade im Vergleich zum Vorortverein Brøndby IF noch immer eine große Fanbasis. Kopenhagen ist da ja ähnlich wie Paris aufgeteilt, in der Stadt selbst leben nur knapp 700.000 Einwohner, es gibt aber ein dichtes urban besiedeltes Umland, zu dem eben auch die Stadt Brøndby zählt. B1903 hatte – im Gegensatz zu KB – sportlichen Erfolg, jedoch spielte man in Gentofte, weit außerhalb des Zentrums und begrüßte im Schnitt nur ca. 2.000 Zuschauer zu den Heimspielen. Da Anfang der 90er auch noch das dänische Nationalstadion, der Københavns Idrætspark komplett umgebaut und in eine moderne Arena verwandelt wurde, stand man in Kopenhagen vor zwei Problemen: Ein dauerhafter Nutzer für das jetzt Parken genannte Stadion lag in weiter Ferne und die sportliche Dominanz des Brøndby IF sorgte für ein extremes Ungleichgewicht in der Liga. Zudem lehnte Brøndby IF sämtliche Offerten ab, die ihnen einen Umzug in das Parken schmackhaft machen wollten, weil man wohl Angst hatte, seine traditionell im Umfeld der Kommune Brøndby verwurzelten Fans mit einem Umzug zu vergraulen.



    Also entschieden sich die Vertreter von KB und B1903 zu einem radikalen Schritt und gründeten im Jahre 1992 den FC København. Dieser bekam die Klubfarben von KB (blau-weiß), um sich die Unterstützung von dessen Fans zu sichern und die Mannschaft und das Startrecht in Liga 1 von B1903. Beide Stammvereine existieren übrigens unabhängig weiter, es wurden nur die ersten Mannschaften zusammengelegt. KB wurde bereits im Jahre 1876 gegründet und seit 1879 spielt man Verbandsfußball. Damit ist KB neben dem FC St. Gallen (gegründet 1879) und dem Le Havre AC (gegründet 1872, Verbandsfußball aber erst sicher seit 1894 belegt) einer der ältesten Fußballklubs außerhalb der britischen Inseln.


    Der zweite Vorgängerverein B1903 darf keinesfalls mit B1893 Kopenhagen verwechselt werden. Dieser spielt zwar momentan auch nur in der 4. Liga, konnte jedoch bis 1946 9 Meistertitel erringen, 1982 überraschend dänischer Pokalsieger werden und 82/83 Dynamo Dresden aus dem Pokalsieger-Cup kegeln. Warum erzähle ich euch das? Nun, weil wir uns jetzt wieder dem aktuellen Geschehen widmen und dies führte uns durch das offene Tor ins Østerbro Stadion von eben jenem B1893, das sich in direkter Nachbarschaft zum Parken befindet und ca. 8.000 Leuten Platz bietet. Das Stadion ist für jedermann geöffnet und kann von jedem Sportler der Stadt kostenlos genutzt werden.



    Nach der Stadionbesichtigung machten wir uns auf dem Weg zum Fanshop, um die Beute dann schon mal ins Auto packen zu können. Der Fanshop dürfte - neben dem von Brøndby – so groß sein, wie alle anderen Fanshops der ersten zwei Ligen zusammen. Diesbezüglich haben die Vereine außerhalb Kopenhagens einen erhöhten Nachholbedarf, gerade in Aalborg (immerhin 5. der Zuschauertabelle) war ich damals schon enttäuscht, in einem schnöden Bürocontainer gelandet zu sein. Die Ausbeute war erfolgreich, ein Glas für die Sammlung, ein netter Balkenschal und ein Schlüsselband wechselten den Besitzer und wurden im Auto deponiert. Selbst der Fan der blau-gelben Vororttruppe konnte sich der Faszination eines FCK-Schals nicht erwehren. :D



    Nun waren immer noch gut 2,5 Stunden totzuschlagen und nachdem wir etwas in der Gegend herumgelungert haben, wollten wir andersrum zum Stadion laufen, fanden uns allerdings in Brumleby wieder. Dies ist ein recht abgeschlossener Stadtteil mitten in Kopenhagen, der nur aus zweistöckigen Reihenhäusern besteht. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde diese „Enklave“ als Versuchsprojekt zum sozialen Wohnungsbau gebaut und bis heute kann man die insgesamt 220 Häuser und Wohnungen nur als sozial schwache Familie anmieten. Für ein Reihenhaus in einer verkehrsberuhigten Zone mitten in einer der größten Metropolen Nordeuropas würde manch einer wahrscheinlich Millionenbeträge auf den Tisch legen, wenn es ihm was nützen würde.



    Und während wir gerade so durch dieses Brumleby laufen, hörten wir in einiger Entfernung Fangesange und sahen eine amtliche Rauchsäule aufsteigen. Die Neugier trieb uns nun in Richtung Stadion, nur dummerweise ist dieses Kaff recht verzwickt angelegt. Einen Ausgang am Parken gibt’s nämlich nicht und so trennte uns ein blickdichter Bretterzaun vom Geschehen. Das gleiche Problem hatte freilich auch die Polizei, die wohl zum Parken wollte, sich jedoch mit ihren Sixpacks genauso verfahren hat. Endlich am Stadion angekommen, war die Party auch irgendwie schon vorbei, aber da wir nun eh schon dort waren, konnte auch direkt mal das Futterangebot gesichtet werden. Dabei fiel auf, dass die Laternen der Straße bereits für das Pokalfinale zwischen Brøndby und dem FC Midtjylland werben wollten, nur wurden bereits konsequent alle Vereinswappen auf sämtlichen Plakaten dieser 1.000 Meter langen Straße mit blauer Farbe übermalt, was uns dann doch schon Respekt abverlangte.



    Das System Profifußball hielt in Dänemark erst recht spät Einzug (die erste Liga war noch bis 1991 keine reine Profiliga) und so kann man dem Brøndby IF wenigstens zugute halten, als Zusammenschluss von zwei Amateurvereinen zu gelten. Denn eine Fusionshure ist er im Grunde genommen auch. :D Im Jahre 1964 fusionierten die beiden Stadtteilvereine Brømdbyvester und Brøndbyøster zur Brøndby IF. Und wer dem FCK vorwirft, ein kommerzieller Kalkülverein zu sein, sollte in seiner Argumentation berücksichtigen, dass die BIF bereits 1987 – als zweiter Fußballverein der Welt – an die Börse ging. Die BIF stieg 1981 erstmals in die erste Liga auf und konnte bereits 4 Jahre später, mit Spielern wie Michael Laudrup und Kim Christofte den ersten Meistertitel erringen. Beide Spieler sollten 1992 mit Dänemark Europameister werden.



    Somit wären die Wege der beiden Vereine aufgezeigt, die nun seit 1992 regelmäßig in der „Schlacht um Kopenhagen“, bzw. im „New Firm“ genannten Derby aufeinandertreffen. Sportlich gibt der FCK momentan den Ton an. Brøndby wurde zuletzt 2005 Meister. Letztes Jahr hat man es kurz vor der Ziellinie verkackt und Midtjylland wurde Meister. Der FCK hingegen wurde in den letzten 10 Jahren 6x Meister, nur der FC Nordsjaelland, der Aalborg BK und 2x der FC Midtjylland konnten die Dominanz der Hauptstädter kurzzeitig durchbrechen und auch vor dem Derby fehlte dem FCK nur noch ein Sieg, um die Meisterschaft 3 Spiele vor Schluss klar zu machen.



    Erst 90 Minuten vor Anpfiff öffneten die Tore des Parken und wir quälten uns schier endlose Treppenhäuser nach oben, nur um dann im Stadion zwei Dinge festzustellen. Erstens: Geile Plätze! Zweitens: Als Däne solltest du besser nicht fett sein, die Plätze waren doch schon relativ eng bemessen. Während die beiden anderen auf Futtersuche gingen, schaute ich mich im Rund um und der FCK-Kurve bei den Matchvorbereitungen zu. Der Gästeanhang war nur vereinzelt anwesend, das änderte sich jedoch Minuten später mit der Ankunft der Sydsiden Ultras. Dramaturgisch hätte die Stadionregie das nicht besser regeln können, lief doch gerade ‚Deutschland‘ von Rammstein an. Die Truppe ließ sich dann auch nicht lange bitten, enterte sofort mit 10 Mann den Zaun und zündete gleich mal zwei Bengalos.


    Fotos:


    Österbro Stadion
    Spielplakate zum Pokalfinale
    Ankunft der Gäste



    Fortsetzung folgt…

    Nanakorobiyaoki

  • Stark!


    Denn eine Fusionshure ist er im Grunde genommen auch.

    Komplett richtig. Wobei in D ja auch zig Vereine aus Fusionen entstanden. Dem Hannoverschen Fußballclub von 1896 gefällt das :D
    Ist prinzipiell genauso wenig gegen zu sagen wie bei Köln, da interessiert mich das Fusionsjahr auch recht wenig. Allerdings hast du die Heimat des FCK ja schon ganz gut beschrieben. Gentofte ist nicht KBH, Frederiksberg ist nicht KBH. Diese Vorort-Treter sind nur Hochstapler! :D

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