Vor Berliner Rekordkulisse von 15.213 Zuschauern stieg bei bestem Sommerwetter der 40. German Bowl. Aus Schwäbisch Hall waren ca. 1.500 Unicorns am Start und aus Frankfurt wollten ungefähr 2.500 Schlachtenbummler die erste German-Bowl-Teilnahme einer Frankfurter Mannschaft seit 1981 sehen.
Die Unicorns hingegen spielten den siebten German Bowl in 8 Jahren (3 Siege). Bester Laune waren auch die vielen neutralen Zuschauer, die Vereinskram aus ganz Deutschland spazieren trugen. Besonders bester Laune war die Truppe der Gelsenkirchen Devils, die sich irgenwelche beliebigen Vereinsmaskottchen geschnappt und zum Bier trinken gezwungen haben. Vor Kickoff gab's noch nen Aufmarsch der Bundeswehr zu bestaunen, die auch mit Werbe-LKW und so am Start waren.
Den besseren Start erwischten die Außenseiter von Frankfurt Universe, gleich der erste Drive führte zur 6:0-Führung. 6:0? Ja, denn der Extrapunkt wurde vom erst 19-jährigen Kicker der Universe recht kläglich verschossen.
Der erste Drive der Unicorns lief nicht wirklich rund und endete in einer Interception an der 25 und die Frankfurter Offense stellte in einem problemlosen Drive auf 13:0. Im zweiten Quarter passierte weniger, die Unicorns verkürzten durch einen Touchdown auf 7:13. Mit dem Spielstand ging's dann auch in die Halbzeit, die mit einer recht sinnlosen Show des Fanfarenzug Strausberg gefeiert wurde. Sinnlos nicht, weil die Darbietung so schlecht wäre, aber wenn ihr in einem Stadion mit Infrastruktur seid, dann stellt denen da doch bitte mal ein paar Mikros hin. Unplugged kam das in diesem riesigen Stadion nicht so wirklich zur Geltung.
Die Unicorns fanden in der Halbzeit nicht die richtigen Änderungen, Frankfurt wollte aber auch nicht wirklich und so konnte das dritte Quarter nur durch zwei - natürlich verschossene - Field Goals der Frankfurter Aufmerksamkeit erregen. Das zweite könnte seinen Weg ins Kuriositätenkabinett durchaus finden: Die Frankfurter Offense wurde an der 1-Yard-Line gestoppt und das Field Goal aus 18 Yards verwandelte der Kicker sicher. Nur gab's da ein Problem:
Frankfurt hatte das ganze Quarter schon einige Probleme mit der Spieluhr, bzw. mit deren Auslaufen und so dachte man sich bei noch 1 Sekunde auf der Uhr, dass ein Timeout angebracht wäre. Die haben ihren eigenen Kicker geeist!
Der zweite Versuch ging dann leider in die Hose und ab dem Zeitpunkt war das Spiel für Frankfurt gelaufen. Gleich der erste Drive dee Unicorns im 4 Quarter brachte die Führung des Favoriten. Dabei spielte Schwäbisch Hall immer noch scheiße, aber Frankfurt kassierte in dem einen Drive sagenhafte 73 Yards Strafe und einen Spielverweis wegen wiederholter persönlicher Strafe. Frankfurt nun völlig von der Rolle, im anschließenden Drive fumbleten sie den Ball und die Defense der Unicorns erhöhte mit einem Pick-6 auf 21:13.
Vorbei war's aber noch nicht, denn nach einem verkorksten Drive der Unicorns bekam Frankfurt mit 2:42 auf der Uhr noch mal den Ball. Quarterback Eiffers führte die Frankfurter in einer Minute über's gesamte Feld zum Touchdown. Die anschließende 2-Pt-Conversion klappte aber nicht und so hieß es 21:19 mit noch 1:33 auf der Uhr. Die Frankfurter versuchten sich nun mit einem Onside-Kick, der hoppelte quer über's Feld zu einem Unicorn, aber der fumblete den Ball.
Frankfurt warf sich drauf und bekam nochmal das Angriffsrecht. Dramatischer geht's ja quasi nicht mehr. Auch dieser Drive klappte problemlos, wurde aber an der 15 von Schwäbisch Hall gestoppt. Mit noch 4 Sekunden auf der Uhr hing es nun also am Kicker und seinem Field-Goal-Versuch aus 33 Yards. Barfuß oder Lackschuh, Sekt oder Selters, (hochverdiente) Meisterschaft oder die Arschkarte des Jahres. Er lief an, kickte und das Ei verschwand mit einem gewaltigen Rechtsdrall im Berliner Nachthimmel. Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß. Und dann war's vorbei und wie Schwäbisch Hall Meister geworden ist, wissen die wohl selber nicht so genau.
Nach der Siegerehrung wurde noch verkündet, dass der German Bowl ab 2019 in Frankfurt stattfinden wird. Das macht diese Veranstaltung für mich komplett uninteressant.