Scheiß drauf; Honduras is' nur einmal im Jahr - dem Kater seine bunte WM-Spielwiese

  • Ich erdreiste mich mal, hier nen Thread aufzumachen. Hier werde ich ab und an mal die Livekater darbieten und alles andere, was mir zum Thema WM so einfällt. Ihr seid natürlich herzlich zum Mitspielen eingeladen. :winke:

    Nanakorobiyaoki

  • Bratwurst und Spiele


    Heute is WM! Vorfreude sieht anders aus, sowohl bei mir, als auch bei vielen Brasilianern. Auf der Eröffnungsfeier wird sich kein Politiker ans Mikro stellen, soviel ist mal sicher. Beim Confed-Cup wurden Sepp Blatter und die Präsidentin Dilma Rousseff vom anwesenden Publikum mächtig ausgepfiffen. Vom anwesenden Publikum im Stadion wohlgemerkt und das war aufgrund der Ticketpreise sicher nicht der gemeine Pöbel, der da im Stadion gepfiffen hat, sondern die etwas besser gestellten Menschen. Naja, auch in Brasilien sind in diesem Herbst Wahlen…


    Die Stadien sind übrigens nicht ganz fertig geworden, wen überrascht es. Allein für die Arena in Manaus sind 206 Mio. € verbraten worden. Nur mal zur Einordnung, dafür konnte man das Fritz-Walter-Stadion, das Niedersachsenstadion, die Schalke-Arena und das Dortmunder Westfalenstadion 2006 WM-tauglich machen. Oder dreiviertel der Allianz-Arena bauen, wohlgemerkt in einem Land wo die Löhne signifikant höher sind als in Brasilien. Überhaupt ist Manaus ein Beispiel für die grenzenlose Sinnlosigkeit von Teilen dieser WM. Manaus ist der gottverdammte Arsch der Heide! Es wäre ungefähr vergleichbar, ein WM-Spiel in Deutschland nach Eisenhüttenstadt zu vergeben. Ok, Manaus ist die viertreichste Stadt Brasiliens und gerade wegen einer umfassenden Zoll- und Steuerbefreiung bei Investoren und Unternehmen gleichermaßen beliebt. Aber der hochklassigste Verein kickt in der Serie C!
    Auch in der Hauptstadt Brasilia wurde ein Stadion in die Welt gesetzt, in der fast ein Viertel der Stadtbevölkerung Platz hat und auch hier ist der regionale Verein nicht mal ansatzweise in der Lage, die 60.000 Plätze des Stadions auszulasten. Der Brasilia FC hat zwar in den 70er und 80er Jahren einige Regionalmeisterschaften gewonnen, spielte aber zuletzt im Jahre 2000 in der Serie A und trägt seine Heimspiele in einem Stadion für 5.000 Zuschauer aus.


    Dies sind nur zwei der Beispiele, die diese ganze Veranstaltung irgendwie in einem anderen Licht erscheinen lassen. Die ganze WM wird Brasilien ca. 11 Mrd. € kosten, viermal so viel wie die schon diesbezüglich kritisierte WM in Südafrika und selbst gut doppelt so viel wie im Perfektionistenstaat Deutschland 2006. Geld, das Brasilien viel mehr nötig hätte, um es in soziale Projekte, Krankenhäuser, Schulen und Ähnliches zu stecken, das nun aber in die WM fließt, deren Refinanzierung aus genau einem Grund ziemlich zweifelhaft erscheint: Dieser Grund heißt FIFA, der von Sepp Blatter geführte, autokratische Altherrenclub, der sich mal eben über geltende Gesetze hinwegsetzt und zumindest 2018 keinen einzigen Cent Steuern zahlen will. Weder auf verkaufte Eintrittskarten, noch auf gemietete Hotels, und schon gar nicht will man Tourismussteuern oder Ähnliches bezahlen. Ganz nebenbei setzte sich die FIFA noch gegen das bundesweit bestehende Alkoholverbot in Brasilien durch, damit Budweiser seine Plörre auch verkaufen kann. Und auch 2014 wird es wieder die gefürchtete Bannmeile rund um die Stadien geben, wo lokale Händler leer ausgehen und die offiziellen Sponsoren ihr überteuertes Junk-Food monopolartig in die Massen werfen dürfen.


    In Deutschland regiert derweil wieder der „SCHLAAAAAND“-Wahnsinn; Schwarz-rot-geil, extasische Menschen mit ins Gesicht geschminkten Nationalflaggen, der Dacia Logan von Nachbar Schulze ist auch schon mit Spiegelflaggen, Hawaiikette und Sonnenschutz in schwarz-rot-gold dekoriert – Party-Patriotismus in Reinkultur und den unvermeidlichen Crashkurs in fremdländischer Kultur gibt’s auch wieder. Natürlich in mudgerecht und klischeetriefenden Häppchen aufbereitet, dass auch Peter aus Wanne-Eickel am Frühstückstisch staatstragend und weltoffen nickt, wenn er seine BILD aufschlägt. Zu hoch ist die Gefahr, dass zumindest in den "leichteren" Medien, Brasilien nur aus Samba, Rodizio, Karneval und nackt am Strand liegen besteht. Ich bin mal gespannt mit was für tiefgreifenden Hintergrundreportagen uns die Gebührenfinanzierten uns in den nächsten vier Wochen noch so überraschen wollen. Ich sehe schon Mehmet Scholl und Reinhold Beckmann mit ARD-Mikrofon und Dackelblick in einer Favela posieren.


    Pünktlich 6 Wochen vor WM-Start nahm die Werbemaschinerie ihren bitterbösen Lauf und selbst der Lohnsteuerhilfeverein Essen war sich nicht zu blöd, mir einen Flyer in den Briefkasten zu werfen, mit dem Slogan „Sie gucken WM und wir machen Ihre Steuererklärung.“ Und passend zur landestypischen Kultur gibt’s dieses Jahr natürlich auch wieder musikalische Früherziehung für Fanmeilenbesucher. Was 2010 die Vuvuzela war, ist heute natürlich die Samba-Trommel. Warum hatten wir 2006 eigentlich kein nationaltypisches Instrument? So ne Blockflöte oder so… und 2018 dann ne blau-weiß-rote Balalaika. Ach nee halt…das ist ja der Klassenfeind, da gibt’s dann halt ne Blockflöte in Mittelstreckenraketen-Optik.


    Wo wir gerade beim Klassenfeind sind: 2008 während Olympia sind ja die Georgier und die Russen aneinandergekesselt und da sind wir mal gespannt, was dieses Mal so in der Welt passiert, während der Pöbel jetzt vier Wochen mit Bratwurst und Spielen ruhiggestellt ist.


    Naja, ich für meinen Teil versuche den ganzen Wahnsinn drumrum so gut wie möglich auszublenden und freue mich dann doch ein klein wenig auf 64 unterhaltsame Spiele. Mögen sie beginnen…

    Nanakorobiyaoki

  • Der erste Eindruck


    So, das erste Spiel ist vorbei und anders als gestern Abend hier noch betont, freue ich mich jetzt tatsächlich und wirklich. Über das Sportliche! Die Begleiterscheinungen ignoriere ich genauso, wie meine ganzen superschlauen Arbeitskollegen, die mir alle 2 Jahre mal ein Gespräch über Fußball aufzwängen wollten. :sleep:


    Nun haben wir gestern wenige Überraschungen gesehen. Die Schiedsrichterleistung ist schlecht wie eh und je, und das wird sich auch solange nicht ändern, wie selbst Usbekistan einen Schiedsrichter zur WM schicken darf. Mich würde mal interessieren, wie diese Zertifizierung für FIFA-Schiedsrichter aussieht. Wahrscheinlich wie so vieles bei diesem Zirkel wird ein Zertifikat über Schiedsrichter so viel Aussagekraft haben wie die empfohlene Tagesmenge auf Lebensmittelpackung, deren Kernaussage ungefähr auf dem Niveau von zweilagigem Scheißhauspapier liegt.


    Die Eröffnungsfeier hatte ein paar Tonprobleme, Pitbull aka. Moby und eine selten deplatziert wirkende Jennifer Lopez zu bieten, deren WM-Song irgendwie genauso klingt wie 2010 Waka Waka von Shakira. Warum 2010 eine Südamerikanierin gesungen hat und jetzt eine US-Amerikanerin…man weiß es nicht, vermutlich ist es für die Masse der Anjas & Tanjas nicht zumutbar, eine relativ unbekannte einheimische Sängerin zu ertragen, wird man doch für die Meisten schon mit genug fremdländischer Kultur zugebombt. Überrascht war ich über die Berichterstattung des ZDF. Zumindest in der Halbzeit im heute-journal kamen auch kritische Töne auch und Olli Kahn hat mich - abgesehen von dem selten dämlichen Aussetzer Rivaldo -> Trikot – doch mit einigen kritischen Anmerkungen überrascht. Ob das nun wirklich seine Überzeugung war, oder ihm das vor der Sendung von einem Redakteur in die Hand diktiert wurde, lassen wir mal dahingestellt, man soll sich ja auch über Kleinigkeiten freuen. Auch hat das ZDF (etwas krampfhaft) versucht, allzu klischeetriefende Beiträge voller Samba und Sonnenschein zu vermeiden, aber auch da werden die Scheuklappen nach dem Gewöhnungseffekt schon noch fallen.


    Gespannt bin ich immer noch auf die Stimmung während der WM innerhalb der Stadien. War es 2006 wenigstens (aufgrund der Entfernung) noch ansatzweise international geprägt (Italiener, Polen, Kroaten, etc…), wird es heuer wohl eine Ansammlung von Eventies allererster Güte geben. Gestern gab es schon einen kleinen Vorgeschmack: 66. Minute, 1:1, Brasilien spielt grottenschlecht, aber das hindert den Stadiongänger nicht daran, eine LaOla nach der anderen durch das hastig zusammengeschraubte Rund zu schicken.

    Nanakorobiyaoki

  • Ehe man sich versieht...da kann sich das ZDF und sonstige Medien noch so anstrengen, die Polizei Sachsen überbietet alles mit einer fabelhaften Leichtigkeit:


    http://s7.directupload.net/images/140613/5lz6xqyv.jpg


    :amen:

    .. zu einer Demo deiner Wahl! :D


    Die BLÖD hatte ja mal wieder mit einer WM-Ausgabe meinen Briefkasten zugemüllt. Eine Horde Blondys bekennt freimütig: Männer interessieren sich nur für Taktik, wir wollen nur unseren Spaß (sinngemäß). Warum fahren die nicht einfach in einem Freizeitpark .. :motzen:

  • Die Polizei Sachsen ist die, die sich vor ein paar Jahren dachte:
    "Was, die bayerische Polizei hat besonders harte Regeln? Mooooment mal, das können wir besser!"

  • Frankreich - Honduras in Porto Alegre.


    Porto Alegre ist auch der Geburtsort von Karl Hanssen (*1887), der als Jugendlicher nach Hamburg kam und ab 1903 für den FC Altona spielte und mit diesem auch Norddeutscher Meister wurde. Hanssen spielte in den Jahren 1910 und 1911 dreimal für die deutsche Nationalmannschaft, beendete aber schon 1913 seine Karriere. Er fiel 1916 im Ersten Weltkrieg.

    Nanakorobiyaoki

  • Porto Alegre ist aber der Geburtsort von Ronaldinho.
    Schon alleine deshalb wäre es mir eine Reise wert.

  • So, herzlich willkommen beim ersten Livekater der WM im internationalen Spitzenspiel Iran vs. Nigeria. Auf Augenhöhe wird diese Begegnung stattfinden; im internationalen Antikorruptionsranking der NGO Transparency International belegen beide den Rang 144 und auch im Ranking der internationalen Korruptionsfördergruppe (auch FIFA-Weltrangliste genannt) belegt der Iran den 43. und Nigeria den 44. Platz.


    Star und Kapitän der Iraner ist die Rückennummer 6, Javed Nekounam, der 6 Jahre lang für den CA Osasuna spielte und mit 132 Länderspielen Rekordspieler seines Landes ist. Kapitän der Nigerianer ist Vincent Enyeama, der als Torhüter beim französischen Tabellendritten OSC Lille spielt. Er kommt auf 88 Länderspiele.

    Nanakorobiyaoki

  • Schauplatz der Begegnung ist die Arena da Baixada in Curitiba, der Hauptstadt des südbrasilianischen Bundesstaates Paraná. Knapp 41.000 Plätze beherbergt die Arena, die gerade noch rechtzeitig vor Beginn der WM fertiggestellt wurde.


    Nach 2 Minuten dann die erste Aktion für Nigeria durch Moses, mehr als ein harmloser Schuss zentral aus 18 Metern kam aber nicht zustande.

    Nanakorobiyaoki

  • 8. Zwei dicke Chancen für Nigeria, die hier loslegen wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Erst spielt sich Emenike auf links frei, spielt flach in den Strafraum, aber Musa grätscht knapp am Ball vorbei. Sekunden später kommt Onazi im Strafraum bedrängt von einem Iraner zum Abschluss, schießt aber knapp links vorbei.

    Nanakorobiyaoki

  • 17. The air is out.. es verflacht doch schon sehr. Nigeria versucht pausenlos über die linke Seite anzurennen, das sieht alles bisher nur reichlich kopflos aus. Die Iraner schauen sich das erstmal ganz entspannt an und warten mal ab, was passiert. Ins offene Messer wollen sie jedenfalls nicht laufen. Aber hey, noch 3 Minuten bis zur ersten LaOla.

    Nanakorobiyaoki

  • gute Entscheidung, Tassilo. :D


    Es ist tatsächlich auf Augenhöhe bisher, aber anders als gehofft. Die neutralisieren sich weitgehend gegenseitig und außer der Anfangsoffensive der Nigerianer ist das wirklich schlonzlangweilig. Immerhin so langweilig, dass selbst Steffen Simon nicht mehr weiß, was er erzählen soll. Verletzungsbedingt kommt jetzt der alte Haudegen Joseph Yobo für Godfrey Oboabona ins Spiel. Taktisch wird sich dadurch allerdings nichts ändern.

    Nanakorobiyaoki

  • Aber es lässt mich für meine Bosnier hoffen - was Iran und Nigeria bisher zeigen, da könnten sie auf den 2. Platz durchaus hoffen.

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