Spielberichte & Aktuelles aus dem Berliner Amateurfußball

  • Als Berliner ist doch die Regionalliga wie ein Fest. Groundhopping at its best. ;)


    Wenn es die richtigen Stadien wären .. unter der Woche auswärts bei Lichtenberg 47 - aber nicht im Zoschke, sondern im Moabiter Poststadion. Wird also auch für bei ein Auswärtsspiel.

    Und deswegen sind diese Lizenzbedingungen einfach unsinn. Der Club gehört nun mal ins Zoschke! Das die überhaupt freiwillig in den Westen fahren naja. |-)

  • Als Berliner ist doch die Regionalliga wie ein Fest. Groundhopping at its best. ;)


    Wenn es die richtigen Stadien wären .. unter der Woche auswärts bei Lichtenberg 47 - aber nicht im Zoschke, sondern im Moabiter Poststadion. Wird also auch für bei ein Auswärtsspiel.

    Und deswegen sind diese Lizenzbedingungen einfach unsinn. Der Club gehört nun mal ins Zoschke! Das die überhaupt freiwillig in den Westen fahren naja. |-)

    Die müssen noch Fluchtlicht nachrüsten. Tatsächlich ist es diese Saison ja eine "Reise nach Jerusalem": Viktoria hat morgen sein Drittligadebüt im Jahnsportpark, Altglienicke spielt meines Wissens nach auch im Mommsen. Jeweils die ungünstigstmögliche Wahl. :D


    Hier in Berlin natürlich trotzdem günstig, unter der Woche zahlreich "auswärts" fahren zu können. Mittwochs in Meuselwitz wird schwieriger ..

  • Als Nicht-Berliner blickt man da echt nicht mehr durch. Find es aber spannend.

    Daher eine Frage: Welcher der Berliner Vereine in den ersten vier Ligen spielt denn aktuell in seinem eigentlichen Heimatstadion?

    Doch nur Union, Hertha, Dynamo und TeBe, oder?

    Wattenscheid statt Bochum


  • Dynamo mussten erst mit der offiziellen Schließung des Jahnsportparks in die Heimat vertrieben werden. Wundert mich eh, warum die in der Liga dort spielten, das Teil in Alt-Hohenschönhausen reicht vollkommen. Lustiges Teil und es gibt dort auch das Vereinsheim. Nun als offizielle Rückkehr.


    Der BAK 07 darf auch im Poststadion bleiben, nachdem sie endlich Flutlicht und Gästeblock nachgerüstet haben. Lichtenberg 47 rüstet derzeit auch Flutlicht nach und dürfte bald zurückkehren, Tasmania muss etwas mehr bauen. Mal schauen, Rückrunde daheim wäre schon schön. Altglienicke hat daheim nur Kunstrasen, muss also höherklassig zwangsläufig ausweichen. Die wollen sich in Baumschulenweg niederlassen, aber bautechnisch ist noch nichts geschehen, nur der Rasen wird häufiger gemäht.

  • Danke dir für die Übersicht. :)


    Wie schauts bei Viktoria aus?

    Wattenscheid statt Bochum

  • Danke dir für die Übersicht. :)


    Wie schauts bei Viktoria aus?


    Viktorias Stadionfrage war das Sahnehäubchen im Stadiontheater diesen Sommer. Deren Platz am Ostpreußendamm im Südberliner Villenviertel reicht für die Regionalliga, aber nicht für die Vorgaben der Dritten Liga. Olympiastadion und Alte Försterei sind zu teuer für die überschaubaren Zuschauerzahlen. Also wurde tatsächlich der Jahnsportpark wiedereröffnet, nachdem die Beffis und Altglienicke dort vor die Tür gesetzt wurden. :stoehn:;D

  • Die Luftmatratzenmetapher hatte Tasmanias Trainer kreiiert, also ist der Tagesspiegel fast unschuldig ... nun ja.


    Zwei Anekdoten aus dem Stadion noch:


    Junger Nachwuchsfan beguckt sich Tasmania aus der Nähe. Hört, wie sich einer lachend und mit hörbar Anhaltinischem Zungenschlag als "Quoten-Ossi" bezeichnet.

    Angstgeweitete Augen.

    Fragt mich mit leiser Stimme: "Ist er wirklich ein Ossi?"

    - "Ja. Ich übrigens auch. Aber keine Sorge, wir sind die Einzigen."

    Konsternierter Blick. "Das muss ich erstmal sacken lassen .."

    Der Bursche kam übrigens aus Schwaben und dann konnte ich dann süffisant Anekdoten beisteuern. Tasmania-Freund werden ist nichts für Nervenschwache!


    Auch gut: Ein Groundhopper von TuS Koblenz, der mein Gepiesacke mit den aktuell besseren RW Koblenz konterte, in dem er die Nichtexistenz dieses Vereins zu betonte und darauf hinzuwies, dass es in Koblenz nur die TuS gebe. RW kennt keiner und interessiert keinen. Fans haben die schon gar nicht.

    Irgendwann kriegte einer meiner Nebenleute das Gespräch mit und grübelte laut: "Koblenz? Er hier drüben ist auch aus Koblenz!"

    - "Waaaaaaas?" und ließ sich zu dem Landsmann führen.

    Fragte nach dessen Verein.

    Für mich unverständliche Antwort.

    Versteinerte Miene des TuS'lers (oder TuS-ie?).

    Das musste wohl einer derjenigen sein, die es gar nicht gibt ..

  • Harte Woche!


    Dienstag: Landespokal Qualirunde:

    SG Prenzlauer Berg - 1.FC Marzahn 1:0


    Selber schuld. Auf allen anderen Plätzen ging es ab, im Wedding bei Corso/Vineta mit Elfmeterschießen, in Lichtenberg trotzten die Berliner Verkehrsbetriebe 49 den höher spielenden FC Nordost die Verlängerung ab, RFC Liberta gegen Polonia endete im Spielabbruch.

    Ich hingegen steige am Bahnhof Greifswalder Straße aus - mittlerweile hippe Wohngegend, die gen Stadtmitte führt, laufe aber die Storkower gen Osten Richtung Platte & Weißensee. In der Hans-Eisler-Straße kickt die besagte SG und man ahnt schnell, dass hier eher weinrot vorherrscht. Zumindest eine kuriose Getränkebude mit "Biergarten" Marke Eigenbau gibt es. Dafür Not gegen Elend auf dem Platz, wo jede gelungene Ballannahme bejubelt wird. Das einzige Tor war eine missglückte Flanke, die im Winkel einschlägt. In der nächsten Runde wartet allerdings Sparta - das wird zweistellig.

    Lustig fand ich die zahlreichen Hinweisschilder zwecks Coronaabstand. Das war irgendwie mehr Aufwand pro Zuschauer als in der Regionalliga. Und keine körperlichen Begrüßungsrituale! Ansonsten ein Kunstrasenplatz mit einigen Traversen und Wohnblöcken im Hintergrund.


    Mittwoch: Regionalliga, 2. Spieltag

    Lichtenberg 47 - Tasmania Berlin 1:1


    Im Poststadion auswärts gegen L47 - klingt einfach falsch. Zumindest so mal den neuen Gästeblock in Augenschein genommen. Der Heimblock skandiert idR "Lich-Ten-Berg", was im Laufe des Spiels immer mehr nach "Bie-Le-Feld" klang. Entweder macht Radler schwerhörig oder die Lichtenberger Sängerknaben hatten noch mehr im Blut.

    Beide Seiten mit guten Chancen, aber Tas machts zuerst (schön verzögert und dann flach ins lange Eck vom jungen Kascha), doch schaukelt sich dann doch zu aufreizend die Eier und kassiert noch vor der Pause den Ausgleich. Emre verschießt dann einen Elfer, danach vergeben beide Seiten großzügig weiter und teilen sich verdient Punkte.

    Ich ergötze mich zudem an der Gorundhopperinnengranate, die irgendwann bei mir stand.



    Donnerstag: Landespokal-Qualirunde

    Bau-Union - Trabzonspor 0:2


    Eine kuriose Paarung, die zudem mit dem Rad gut erreichbar, da nur rund sechs Kilometer. Allerdings hinter der Spree und hinter der Stadtbahnlinie, die in Ost-West-Richtung verläuft. Also doch Karte. Aber dann doch angekommen.

    Im Grenzgebiet Lichtenberg / Rummelsburg im Schatten im zweier 17-Stock-Hochhäuser spielt Bau-Union, wo schon Alt-Forist Katsche sein Unwesen in der nebenan gelegenen Turnhalle trieb. Trotz der "Union" im Namen eher Weinrotlastig. Und dann zu Gast Cimbria/Trabzonspor aus Neukölln, ein ziemlich sympathischer Verein.

    Spielen zwei Ligen höher und Favorit, taten sich aber schwer. Die Führung vor der Halbzeit war außerdem abseits und der Groundhopper war gleich günstig postiert - an der Eckfahne sah man gut, wie der Freistoß an den langen Pfosten vom Angreifer auf's Tor geköpft wird, doch gleich zwei Mitspieler wollen ihn über die Linie drücken und waren beim besten Willen nicht 'gleiche Höhe'. Linienrichter hätten das gesehen, aber der Mittelkreisschiri halt nicht.

    Kurz darauf Streit um den Ball und Trabzonspieler schubst Gegner leicht. Ich stehe mittlerweile hinter der Trabzonbank und ein Auswechselspieler meint staubtrocken: "Rot". Doch sein Mitspieler hat Glück, sieht Gelb und trabt erleichtert davon. War auch nicht wirklich böse.


    Zweite Halbzeit. Der Wiederanpfiff konnte nicht früh genug kommen, beim Auswechselmob (naja, eher Freunde und so) quasselte einer pausenlos über seinen Job in der Sicherheitsbranche und war so gestresst, dass er O-Ton "Arbeits-Asthma" bekommen habe. Drei andere Groundhopper und ich brechen in Hörweite vor Lachen fast zusammen. Trabzon macht mit feiner Einzelleistung und einen schönen Schuss per Innenpfosten das 2:0, aht kurz darauf Pech, dass der dritte Treffer nicht zählt. Stürmer ist durch, am Keeper vorbei und schießt nicht stark genug, so dass einer der Verteidiger den Ball allerdings an meiner aktuellen Position deutlich sichtbar bereits hinter der Linie war.


    Ansonsten freundliche Leute und insgesamt eine faire Atmosphäre.



    Die Landespokal - Qualifikationsrunde im Überblick

    Überraschungen: Treptow 46 schlug Bosna, Borussia Pankow schlägt Grün-Weiß Baumschulenweg 11:2 (beide Kreisliga B). Don Bosco (Freizeitliga) schlägt den Neuköllner FC Rot-Weiß 8:1, Sport-Union schlägt Bezirksligist Stern Kaulsdorf

  • Samstag:


    Regionalliga: 3.Spieltag

    13:00 Tasmania Berlin - Hertha II 1:1


    Drittes Spiel, erneut ungeschlagen, aber auch erneut eine Führung verschenkt. Als Aufsteiger mit viel Dampf in die Partie und Dank früher Führung (Kaiser, 4.Minute) auf der vermeintlichen Siegerstraße. Danach Chancen zum Ausbau der Führung und ich prophezeie mal: fällt das 2:0, ist das Spiel durch. Somit ließen zum Ende der Halbzeit die Kräfte nach und die Hertha-Bubis können ausgleichen.

    Zweite Halbzeit gleiche Strategie: auf das frühe Tor setzen und den Gegner kommen lassen. Klappte diesmal nicht, aber auch die Hertha-Bubis hielten nicht das Tempo. Immerhin. Man sah, dass die alle früh auf Fußballinternaten waren. Physisch stark, die hämmern da alle Flanken weg und technisch waren einzelne schon stark.


    Gespielt wurde wieder im putzigen Mommsen, dass ich mir auch an der Randlage näher in Augenschein nehmen konnte. Beim Gästeeingang entpuppt sich eine versteckte Kellertreppe als Kloeingang, in dem zuvor Chemiker aus Leipzig ihre Marken hinterließen. Ansonsten ist ein nennenswertes Sicherheitskonzept gar nicht notwendig und die anwesenden Ordner und Blaumänner hatten einen geruhsamen Mittag.

    Vermutlich geht es nun aber zeitnah doch zum Ausweichstadion Lichterfelde. Blöder zu erreichen. Nicht unbedingt meine erste Wahl.



    Testspiel:

    18:00 Deutsch Wusterhausen - SG Schulzendorf 3:1 (3:0)


    Einer der hier umtriebigsten Groundhopper, Jugendtrainer, Fotograph und Fußballdurcacellhasen Berlin-Brandenburgs stammt aus einem Dorf-Vorort von Königs Wusterhausen und die offizielle Saisoneröffnung mit mehreren Spielern, einer Spendenaktion für ein Sozialprojekt mit The Berlin Wall Robert Huth als Ehrengast und Schirmherr war Anlass genug, mal raus zu fahren.


    Zumindest zum abschließenden Auftakttestspiel der I. Herren war ich da. Anreise für Berliner und Zugreisende generell ist die süd-südöstlich von Berlin gelegene Kleinstadt Königs Wusterhausen, landläufig eher durch Thor Steinar bekannt, aber ein Kleinod im Märkischen Sand. Ein Backsteinbahnhofsgebäude von 1893, ein putzige Innenstadt, Gewässer und sogar ein Schloss sind fußläufig in Bahnhofsnähe. Zudem noch direkt auf dem Weg zum Spiel. Perfekt. Komoot zeigte 3,78 Km Entfernung an und da empfiehlt es sich, das Rad mitzunehmen.


    Deutsch Wusterhausen ist ein kleines Dorf westlich von Königs Wusterhausen (das bis vor 300 Jahren noch "Wendisch Wusterhausen" hieß; "wendisch" bedeutet "slawisch"), nördlich befindet sich das neu aufgebaute Diepensee - das alte Dorf musste 2004 dem BER weichen.

    Fährt man die Dorfstraße in den Ort hinein, sieht man im Süden schon den Sportplatz inmitten von Kornfelder - der olle Knödelotto Jürgen Drews hätte seine helle Freude gehabt. Zunächst die kleine Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert in Augenschein genommen, dann in den Triftweg, wo man schnell am Vereinsgelände steht. Ein schönes Mural zeigt die Verbindung aus Dorf, Fußball - und dem MC Dotsch Riders, einem Motorradclub, dessen Vereinsheim unmittelbar nebenan liegt. "Dotsch" ist der Kosename für den etwas sperrigen Ortsnamen, der in den 70ern eingemeindet wurde.


    Der Platz ist ein sauber getrimmter Acker, der wie gesagt zu drei Seiten von Feldern umgeben ist - eine satte Staubwolke zog zeitweise wie ein Saharasturm über den Platz, dabei waren die Mähdrescher nur auf einem peripheren Feld zugange. Auf der westlichen Längsseite iat ein recht tiefer Bewässerungsgraben, für den an der Trainerbank schon ein Ball-Herausfisch-Utensil bereit hängt. Kurios fand ich den etwa knöchelhohen, maximal schienbeinhohen Elektrozaun. "Der ist wegen der Wildschweine!" erklärt mir Henne, gut gelaunter wie betankter Fan, der das Banner der DWH Ultras trägt. Gegenüber befinden sich auch Sitzbänke mit kleiner Toranzeige. Dahinter: Feld. Zumindest kann der kleine Mähroboter davon träumen, später mal auch Mähdrescher zu werden.


    Das Spiel gegen die eine Liga höher kickenden Schulzendorfer (liegt auch in der Nähe) ging überraschend klar an Dotsch, die klug konterten und zur Halbzeit 3:0 führten. Vermutlich hatten die Gäste Stephen Kings "Children of the Corn" gelesen und waren entsprechend gehemmt.

    Etwas frustriert ging es dann in der zweiten Hälfte ordentlich zur Sache, bis der junge Referee entnervt begann, Gelb zu zeigen. Aber wer Gelb zeigt, muss auch Rot zeigen - im ersten Testspiel der Saison Platzverweis mit Gelb-Rot ist auch eine Leistung. :D


    Da mein Kompagnon allerdings als Stadionsprecher, Fotograph und Nervenberuhiger komplett eingespannt war und er natürlich auch als Ansprechpartner für Utensilien gilt, fragte ich lieber via fb, was die so schönes haben. Denn es dämmerte irgendwann und ich musste ja noch zurück. Und in KW fuhr natürlich erstmal nix. Erst spät daheim und natürlich noch auf Piste auf ein Dunkelbier zu Stromgitarrenmusik "entspannte" ich mich Sonntags mit klein Glienicke und dem Park Babelsberg. Always Hardcore, wie Hans-Peter Baxxter dereinst sagte!


    Abschiedsidylle: Feld an Feld (hörst du mich? SOS - ich liebe dich ..)

  • Nachdem Tasmania nun gar zwei Ligen höher spielt, ist es still um die Lokalkonkurrenz geworden. Jetzt haben sie zumindest mal einen medialen Durchbruch ...


    Apropos Neukölln: da war ich eben zum Testspielkracher Sperber Neukölln vs SF Gropiusstadt II, das etwas glücklich 4:3 für die Hausherren endete.


    Anreise:

    das Gelände liegt im Industriegebiet, dazu wurde nachwendisch die Autobahn drangebaut und auf der Gegengeraden befand sich die Autobahn. Nun wird die Autobahn verlängert, also noch mehr Verkehr. Außer für Räder, aus der ehemaligen Ampel führt nun die Straße direkt auf die Autobahn und ich stehe perpelx mit meiner Mühle am Rand und suche den Abzweig. Ebenso perplex wie der Autofahrer, der hupt und anhält, mir zuruft, dass das die Autobahn sei. Aber wie komme ich jetzt da hinten zum Platz und ahne schon beim Aussprechen, dass ich die Hälfte des Weges zurückeiern kann. Vorbei an derm großen Kaffeeröster und an Philipp Morris, der perspektivisch den Standort dort dicht macht.


    Ankommen:

    Wie steht's denn? frage ich, als gerade ein Tor fällt, während ich noch mein Rad anschließe. "2:1 für die Hausherren. Die spielen in Violett!" meint ein freundlicher älterer Herr. Der türkische Sperber-Boss erkennt mich und mein grinsend, dass ich Bescheid weiß, ich komme öfters mal vorbei. Ebenso erkennt mich der Mann am Ausschank, der vom Platzmitbenutzer Trabzonspor Berlin betrieben wird und den ich mal wieder frage, ob es mittlerweile Nadeln gibt. Vielleicht ab Neujahr ...


    Das Spiel:

    Beide Kreisliga B. Die Sperber nutzen ihre Chancen und führen zur Halbzeit 4:1. Die Gäste zeigen erst kurz vor der Halbzeit Torgefahr, verballern aber. Nach Wiederanpfiff dann Riesenchance für die Sperber, erst gehalten, doch der Schütze erläuft den Ball und wird vom Keeper einfach mal umgeworfen. Wäre ja eigentlich ein Elfer ... nach dieser Möglichkeit endet dann für fast 40 Minuten die Offensivaktionen der Hausherren. Gropiusstadt machte das Spiel und dieses Mal sah es durchaus technisch passabel aus. Der gute Keeper der Sperber und die mangelnde Treffsicherheit der Gäste hielten die Hausherren am Leben, als doch noch zwei Tore fielen.

    Es war auch nicht dumm, den kleinen, flinken schwarzen aus der Außenverteidigung in die Offensive zu beordern, wo er des Öfteren durchtankte und in die Mitte ablegte, wo allerdings der jeweilige Adressat nur die Festigkeit des Fangzauns testete. Die Sperber überstanden auch die Schlussoffensive und feierten einen gelungenen Test.


    Und sonst?

    "Önder! Ööönder! Ööööööööööööööööööööööööönder!" - der Sperber-Boss wahrte das Protokoll und beorderte zur Zweiten Hälfte einen Linienrichter. Der saß mit vor dem Vereinsheim am Eingang auf Höhe der Eckfahne und hatte wenig Böcke, den Fähnrich zu geben. Zumal sowohl El Presidente als auch die anwesenden Groundhopper hämisch mehr Einsatz forderten. Aber Önder stand zehn Meter von der Ecke entfernt und guckte auf's Handy. Guck nicht auf Handy, guck auf Spiel! schallte es vom Boss. Ich muss noch die Spielregeln lernen antwortete der Zwangsdelegierte süss-sauer. Hätteste mal gleich ein Bier geholt, Önder, dann wärste nicht zum Frontdienst abkommandiert worden.

  • Samstag - Vierländertour

    Chemie Leipzig - Tasmania Berlin 2:0


    Kurz vor sieben raus (bestialisch, zumal am Vorabend ein alter Freund in der Stadt ist und die Kehle nach Cocktails dürstet!), mit S-Bahn aus der Stadt raus und vom Tasmania-Kollegen im Auto mit gen Süden genommen worden. Warum so früh? Er wollte vorher noch nach Dessau. Top!


    10:00 Bauhaus-Museum Dessau

    Schönes Glasfassade, nette Ausstellung. Kleiner Shop. Exponate wie modulare Stühle, Möbelinnovationen und die legendäre Wagenfeldlampe, dazu viel Poesie und Stoffe. Hätte noch gern mehr der führenden Köpfe gesehen.

    Vom Museum gelangt man flott zum Theater, zum Bahnhof und jenseits der Gleise zum originalen Bauhaus. Leider reichte die Zeit nicht, das noch mehr zu erkunden, aber ich komme da irgendwann wieder hin. Trotzdem imposant!


    12:30 Fahrt nach Leipzig

    Da wir früh vor Ort sein wollten, ging es zackig weiter, Frank sammelte den Kurzbeinigen mit der Platte wieder ein und es ging an den obligatorischen Baustellen über die Grenze 'rüber nach Sachsen. Vom Norden rein fährt man relativ grün und kleinstädtisch an Flüsschen und Seen vorbei. Lauschig ist es allemal. Eisenbahnfreunde können auch noch den alten, stillgelegten Bahnhof Leutzsch erspähen.


    13:20 Ankunft am Gästeblock

    Der vorbereitete Fahrer wusste vorher schon, wo der Gästeparkplatz war und so parkten wir im Sichtfeld des Tasmania-Busses südöstlich des Geländes und konnten einen ersten Eindruck gewinnen. Auf der Ostseite des Platzes steht quasi ein Wohnhaus, welches die Geschäftsstelle beherbergt. Der Gästeblock in herrlich heruntergekommenen Alfred-Kunze-Sportpark im Südosten, daneben ist alles gesperrt und augenscheinlich selten in Benutzung, dem Verwilderungszustand nach.

    Die nördliche, hochgeschossene Hintertortribüne ist der Platz der Chemie-Ultras, auf der Westgeraden befinden sich die "normalen" Fans, die allerdings ebenfalls gelegentlich wach werden und bei entsprechendem Anlass präsent sind.

    Vor dem Spiel wollte ich noch Souvenirs beschaffen. Bei Frank hatten die Ordner erhebliche Bedenken wegen des Trikots, mein Hemd mit blau-weiß-roten, kleinen Karos war unauffällig genug, aber der aufmerksame Beobachter erkennt die Vereinsfarben. Ich tappte daher allein Richtung Haupteingang zum Fanshop und krallte mir dort Nadel, Pin, einen kleinen Wimpel für die Küche und die Chemie-Badeente. Musste einfach sein. Neugierig beäugt gab's aber keine Probleme, im Schutz der Ente stapfte ich wieder zurück zum Gästeblock.


    14:00 Anstoß

    Dauersupport von der Nordtribüne, aber immerhin ist der kleine Tas-Block in der MDR-Übertragung auch zu hören. Die erste Chance gehörte den Chemikern, Schelenz rettet im direkten Duell. Erst langsam konnte sich Tas nicht nur ein spielerisches Übergewicht erspielen, sondern schaffte auch erste Chancen. Nun musste der Keeper der Chemiker retten und hatte spätestens bei Brechlers Kopfball Glück, dass er das Leder genau auf den Torwart köpft. Halbzeit.

    Nun hatte unser Keeper die Gastgeber im Rücken, während der Torwart vor dem Gästeblock durch einen gesondert eingezäunten Hintertorbereich geschützt wird. Das ist in unserem Fall nicht nötig, da die üblichen Schmähungen und Beleidigungen allerhöchstens Anlassbezogen und individuell angepasst werden. Und selbst dann stets mit tasmanian politeness!

    So sehr, dass die beiden Gegentore mit Fassung ertragen wurden, auch wenn die weiteren Chancen der Gastgeber Herzkasper verursachten und die beste Tasmania-Chance der Zweiten Halbzeit ausgerechnet durch den aufgerückten Torwart Schelenz entstand, dessen Schuss nach einer Ecke sich der verdutzte Keeper fast selbst in die Maschen legte. Genauso perplex waren aber selbst die Zuschauer, als da plötzlich einer ganz in Gelb im Strafraum abschloss. Endlich mal!

    In der Nachspielzeit dann der besagte zweite Gegentreffer.


    Gästeblock

    Wasserwaagen haben hier schon länger Hausverbot

    Gestänge & Bewuchs


    16:00 Abschied

    Erst verabschiedete sich der Chemiekeeper höflich (der ist vermutlich auch anderes gewohnt), dann kam der aktuelle Chemie-Trainer Miro Jagatic, der auch eine tasmanische Vergangenheit hat und sicher mal höher arbeiten wird. Der Ordner-Boss, ein Original vor dem Herren, scherzte noch mit uns, bis es zurück nach Berlin ging.


    Im Rückspiel muss Chemie noch was gut machen. Die Chemie-Ente versuchte noch, unseren Tasmanischen Teufel zu betören. Doch vergeblich. Die erste Niederlage der Saison musste verarbeitet werden. "Dann nimm doch lieber den Sieg und die Punkte", schluchzte die Ente, "wenn er mir dafür nur sein Herz schenkt!". Doch es war zu spät, die Gastgeber hatten gewonnen und die chemische Ente spülte die Trauer für diesen teuer erkauften Triumpf mit einem sardonischen Lachen herunter.

    "Im Rückspiel mache ich alles wieder gut!" seufzte sie noch.

  • Samstag war hart, die oben beschriebene Tour über Dessau nach Leipzig endete im Berliner Prenzlberg in meinem Lokal ähnlich hart. Mit einer Kumpanin saßen wir draußen bei einer anderen Gruppe am Tisch, bis mich eine gut genährte, ziemlich angeheiterte Dame musterte und mich allen Ernstes fragte, ob ich Deutsch spreche. Nachdem die mir vorher schon zuhörte, wie ich mit meiner Begleitung - Achtung: auf Deutsch! - kommunizierte. Ich kann's ja mal versuchen .. war die lapidare wie perplexe und auch vor allem akzentfreie Antwort meinerseits, nachdem ich nicht mal Anglizismen verwendete.

    Ich hätte so einen englischen Touch. Komme ich von da? Nein. Das hielt sie nicht davon ab, mich noch öfters als Tommy darzustellen und sich nach meinen deutschen Sprachkenntnissen zu erkundigen.

    Warum ich denn nicht so sei wie die Gegend, aus der ich richtig herkomme, maulte sie trotzig. Das wird schwierig. Ich müsste also eine Mischung aus Minol-Tankwartkluft und Thüringer Tracht tragen. Dazu Bratwurstzange und einen Bembel für die lange Zeit in Hessen. Plus eine Ludenschaukel und Zuhälterkäppi für Neukölln. Nach reichlich Überlegungszeit bleibe ich doch beim Sherman-Hemd und verzichte auf geographische Authenzität. Ich hoffe, ihr verzeiht mir.


    Manche Dialoge kann man sich einfach nicht ausdenken.



    Aber in einem blieb ich doch authentisch: Sonntag ausschlafen und sich überlegen, was ich diesmal anstellen kann. Denn es ist Berliner Landespokal!

    Einige Vereine fehlen mir nämlich noch, aber der MSV Normannia im Märkischen Viertel war dann doch eine zu weite Anfahrt, wenn man erst zwanzig Minuten vorher halbwegs marschbereit ist. Etwas später wurde hingegen das Spiel Blau-Gelb Berlin (Bezirksliga) vs Teutonia Spandau (Landesliga) angepfiffen.


    Anfahrt: Zeit für eine kleine Radtour quer durch den Berliner Osten. Einziger Haken: nordwärts geht es immer Hügelaufwärts. Nicht sonderlich stark oder merklich, aber eben über mehrere Kilometer. Dazu Innenstadt mit reichlich Ampeln. Das merkt man vor allem gen Süden, wenn man fast nicht strampeln muss und relativ entspannt wieder vor'm Ostkreuz steht, wenn die Ampeln mitspielen. Aber da man gut heizen kann, passt man auch die Grünphasen gut ab. Ansonsten 13 Kilometer durch's Stadtgebiet pro Strecke, also machbar.


    Der Verein: die ehemalige BSG Tiefbau Berlin spielte nur kurzzeitig im etwas höheren DDR-Fußball mit, aber spätestens ab den 60ern lokal. Nach der Wende übernahm man dann einfach die Vereinsfarben in den Namen. Na ja. Die Frauenabteilung ist etwas erfolgreicher und die sind im Jugendbereich gut.


    Das Gelände: selten ist das Stadion bekannter als der Verein, hier gilt es aber allemal. Die Älteren erinnern sich: 1988 trat auf der Radrennbahn Weißensee Bruce Springsteen vor offiziell 160.000 Zuschauern auf, später dann auch die Stones. Die Radrennbahn ist allerdings kurz danach abgerissen worden, aber das Gelände ist immer noch recht groß, zentral liegt das Stadion mit Vereinsheim und passabler Gegentribüne, von außen muss man erst die Böschung hoch. Theoretisch könnte man hier ein veritables Stadion hinsetzen.

    Daneben gibt es Kunstrasen- und Rasenplätze sowie Baseballplätze (!), Baustellen. Vom alten Stadion künden nur noch Reste des Natursteintores und ein großes, verrostetes Tor.


    Das Spiel: Blau-Gelb spielt eher rustikal und körperlich, Teutonia eine Liga höher und dort meistens oben mit. Also klare Sache auf dem Papier, aber die Gastgeber kämpften und hatten einen Schiedsrichter, der gar nicht die --> Feier stören wollte und tendenziell eher für Blau-Gelb pfiff. Die dussligen Spandauer hätten allerdings auch einfach ihren Stiefel runterspielen müssen und hätten die Partie entscheiden können. Statt dessen Gejammer, wobei das spätestens bei dem fälschlichen Abseitspfiff auch berechtigt war. Somit glich mit einem überraschend feinem Pass in die Gasse Blau-Gelb zum zwischenzeitlichen 2:2 aus. In der Verlängerung dann Foulelfmeter für Teutonia, die das 3:2 dann locker über die Zeit retteten.


    Die Feier: 70 Jahre Blau-Gelb! Mit Hüpfburg! Und Getränkestand und Grill! Dazu über Hundert Zuschauer und gutes Wetter. Perfekt. Nadeln? Die haben wir heute nicht dabei ...  :galmi:

    Bei der Hüpfburg war aber ein Tisch mit Utensilien - der Verein bekommt einen neuen Ausrüster und die alten Sachen werden nun ausverkauft. Somit wanderte ein sehr großer Wimpel für schlanke 3 Euro in meinen Besitz, den ich aber mangels Rucksack so durch die Gegend schleppen musste. Highlight war auch eine Blau-Gelb-Torte.


    Die Musik:

    Der Stadion-DJ war schon ein Experte. Bei Spielstandsansagen immer laut "Neuer Spielstand: Blau-Gelb zwei, Teutonia ... " sagen, ist irgendwie nicht die feine englische Art. Richtig hart waren die Spielpausen.

    WIE HEISST DIE MUTTER VON NICKI LAUDA? brüllte es aus den Boxen. Was zum Henker?

    DEPP DEPP DEPP JOHNNY DEPP DEPP DEPP folgte als nächster Beitrag mit irgendeinem Blödsinnstext, der weder mit Johnny noch mit Depp was zu tun hat.

    Nach dem Spiel die von mir ebenfalls nicht sonderlich geschätzten Oberhipster von Seeeeeeeeeeeeeeeeeeeee(eeeeeeeee?)eeeeed.

    Noch im Spandauer Bezirkspokal quälten die Teutonen die Besucher mit durchgängiger Helene Fischer-Beschallung, selbst als Gäste ziehen sie schlimme Musik an.

  • Ich hätte so einen englischen Touch. Komme ich von da?

    Eine böswilligere Beleidigung unter die Gürtellinie ist kaum denkbar. :(

    Blödi! :D


    Sherman's, Braces, Jeans & Boots (bzw Botten, wo man nicht drei stunden braucht, bis man die an- und wieder ausgezogen hat), du Helene-Fischer-Ultra!

    Und tausendmal lieber britisch (sollte ich noch den Tartan-Schal, den englischen Bartwachs und den Regalmeter britischer Comedy erwähnen .. ?) als die furchtbaren Ellesse-Sachen, mit denen aktuell jeder hier herumrennt. :D


    Ich kann ja nicht mal den Dialekt, außer vielleicht mäßig überzeugend dargebrachte Elsterglanz-Zitate. Und die kommen ja aus dem Mansfelder Land, also verwässertes Anhaltiner-Thüringisch-Gemisch. :(


    Heute geht's dann später zum nächsten Spiel, Landespokal in der Stadtmitte. Weißes Polo mit Blau-Weiß-Rotem Kragen bedeckt heute die Corona (+15 Jahre davor) - Kugel.



    PS: Babelsberg gewann nach der Auftaktniederlage gegen Tasmania beide Spiele und wurde dann entlassen. Gewinnen ist gefährlich in diesem Job.


    Noch besser ist Hertha 06, die unmittelbar nach dem ersten Spieltag Trainer Dietmar Demuth entlassen haben. Volkan Uluc übernimmt, der vorher schon bei den Biffzen und in Jena sein Unwesen trieb, wenn mich nicht alles täuscht. :stoehn:

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