Eine Diskussion mit Rise und Wolfskind hat mich ins Grübeln gebracht.
Stirbt der Amateurfußball aus? Interessiert sich der durchschnittliche Fußballfan nur noch für Profifußball?
Geht überhaupt noch irgendwer zum Sportplatz "um die Ecke"?
Ein kleiner Blick zurück. Ende der 80iger Jahre, Anfang der 90iger Jahre. Die Oberliga ist noch die dritte Spielklasse. Längst vergesse Vereine wie der ASC Schöppingen oder die TSG Dülmen lockten im Schnitt 2.000 Zuschauer ins Stadion, bzw auf den Sportplatz.
Der Sportpark Wanne-Süd, wo sich heute nur noch rund 80 Rentner zu den Heimspielen vom DSC Wanne-Eickel verlieren, war regelmäßig zum platzen voll und ein reiner Hexenkessel.
Der SC Hassel, ein kleiner Stadtteilverein aus Gelsekirchen, konnte jeden zweiten Sonntag mehr Zuschauer begrüßen als heute in einer ganzen Saison kommen.
Selbst in den Verbandsligen oder Landesligen waren Zuschauerzahlen von 1.000 und mehr keine Seltenheit.
Wenn es um Auf-und Abstieg ging, dann hingen die Leute in den Bäumen oder standen auf den Wurstbuden.
Es war völlig normal den Nachmittag am Sonntag auf dem örtlichen Sportplatz zu verbringen. Ich kenne das noch von meinem Opa. Um 15 Uhr ging es zum SV Zweckel "aufm Platz" und danach gab es Kaffee und Kuchen bei Oma.
Anders war ein Sonntag damals nicht denkbar.
Und heute? Ab 13 Uhr laufen irgendwelche Spiele der 2.Bundesliga und dann der 1.Bundesliga im TV. Der durchschnittliche Fußballfan bleibt also von 13 Uhr an bis 20 Uhr mit dem immer fetter werdenen Hintern auf dem Sofa liegen und guckt sich zum hundersten mal den SV Sandhausen auf Sky an.
Direkt nebenan auf dem Fußballplatz findet zeitgleich ein Spiel des Heimatvereins vor leeren Rängen statt.
Und nicht nur der örtliche Kreisligist leidet unter Sky und Co. Selbst bis rauf in die Oberliga oder gar in die Regionalliga nehmen die Zuschauerzahlen dramatisch ab.
Der VfB Oldenburg und der SV Meppen spielen immer häufiger vor unter 1.000 Zuschauern.
Der SSV Ulm spielt vor nur noch 800 Zuschauern gegen Waldhof Mannheim.
Ins Stadion am Zoo vom Wuppertaler SV verirren sich nur noch 400 Leute.
Eintracht Trier spielt um den Aufstieg in die 3.Liga und es kommen keine 1.500 Zuschauer mehr.
Der KSV Baunatal steigt in die Regionalliga auf und nur 150 Zuschauer wollen es sehen.
Die Sportfreunde Siegen spielen eine saustarke Saison und trotzdem haben sie den schlechtesten Zuschauerschnitt aller Zeiten.
Bergheim kann aus der Oberliga in die Regionalliga aufsteigen und zum Spitzenspiel gegen Germania Windeck kommen ganze 70 Zuschauer.
In vielen Oberligen sind Zuschauerzahlen von unter 100 inzwischen ganz normal. Zum FCA Darmstadt kommen im Schnitt 68 Zuschauer. Zu Wacker Gotha auch nur 85.
Natürlich haben zahlreiche teils irrsinnige Reformen in den letzten Jahren ihren Teil dazu beigetragen.
Aber das alleine kann es doch nicht sein, oder?
Scheinbar ist nur noch der Profifußball für 99% der Bevölkerung interessant. Moderne Arenen, Klatschpappen. Unterhaltungsprogramm vor und nach dem Spiel, Popcorn und Pizza auf der Tribüne....
Das ist das Fußballerlebnis im Jahr 2013. Und wenn man mal nicht in die schicke Arena kann, dann guckt man sich halt bei Cola und Chips 20 Stunden pro Wochenende jedes Drecksspiel live im TV an.
Von der 1. bis zur 3.Liga wird mittlerweile ja jeder Rotz übertragen...
Der Amateurfußball geht dabei vor die Hunde. Bald finden Spiele ab der 5.Liga quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.