Insolvenz der Glasgow Rangers - Ein Status quo

  • Eine deutschsprachige Zusammenfassung der Situation. Für die User, die es interessiert.


    P.S. Nicht über das "Sie" wundern. Das geht eben auch an sämtliche Presse und Medienstellen.


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    Insolvenz der Glasgow Rangers - Ein Status quo.


    In der deutschen Presse wird vermeldet, dass die Glasgow Rangers in Insolvenz gegangen sind, aufgelöst und neu gegründet wurden, sowie aufgrund von über €160m Schulden in die 4. Liga müssen.


    Faktisch ist daran vieles falsch:


    In GB gibt es eine Dualität zwischen Fußballverein und Betreiberfirma. Der Verein Rangers FC wurde 1872 gegründet und aufgrund wirtschaftlicher Notwendigkeit 1899 die Betreiberfirma The Rangers Football Club plc ins Leben gerufen. Jene wurde im letzten Jahr vom damaligen Besitzer Craig Whyte (er kaufte den Verein erst im Frühjahr 2011) an die Wand gefahren.


    Der offizielle Insolvenzbericht liegt entweder dieser Mail bei oder Sie können ihn hier herunterladen:
    http://www.rangers.co.uk/stati…/fe/a8/0,,5~174334,00.pdf


    Was tat Craig Whyte?


    Craig Whyte hatte die Rangers im Mai 2011 für £1 vom Vorgänger Sir David Murray erworben und hielt somit rund 85% der Anteile.


    Zum damaligen Zeitpunkt drückten die Rangers eine Bankschuld von rund £20m, welche zu diesem Zeitpunkt bei der Lloyds Banking Group lag. Lloyds machte dem Vorbesitzer Sir David Murray Druck, da dessen Stahlimperium im Nachklang der Finanzskrise tief in die roten Zahlen rutschte. Die Rangers waren eines der wenigen Bestandteile dieses Imperiums, welches man schnell zu Geld machen konnte. Die Bankschuld versprach Whyte zu tilgen, so dass die Rangers-Fans eigentlich sehr optimistisch in die Zukunft schauen konnten. Sicher gab es auch damals schon Gerüchte um die Person Craig Whyte, aber das ist bei Geschäftsleuten dieser Größenordnung ja auch alles andere als ungewöhnlich. Nachher ist man immer schlauer.


    Craig Whyte tilgte diese Bankschulden auch, allerdings nicht mit seinem eigenen Geld. Er trat Einnahmen aus Kartenverkäufen für die nächsten 4 Jahre an die Finanzierungsgesellschaft Ticketus ab, welche Whyte eine Summe von rund £26m vorstreckten. Damit bezahlte Whyte die Schulden und sorgte dafür, daß der Verein zunächst am Laufen blieb. Das dies kein legales Vorgehen von Whyte wie auch von Ticketus war – welche Whyte's Finanzierungsplan nicht kannten, sei zunächst dahingestellt. Ticketus' Forderungen an die Rangers belaufen sich auf besagte £26m, welche sie mitlerweile aber von Whyte verlangen und rechtliche Schritte eingeleitet haben.


    Aber damit nicht genug, zahlte Whyte ab dem Tag der Übernahme keinerlei Steuerabgaben (VAT / PAYE) der Rangers mehr. Mit der Zeit kamen all diese Dinge mehr und mehr ans Tageslicht und so kam im Februar 2012 was kommen mußte. Die britische Steuerbehörde Her Majesty's Revenue and Customs (HMRC) forderte die ausstehende Summe ein und da Whyte (Rangers) nicht zahlen konnte/wollte, reichte er die Insolvenzunterlagen ein.


    Bei der Insolvenz ging es ausschließlich um die in seiner Amtszeit aufgelaufenen Steuerschulden von £9-15m. Mehr nicht. Alle anderen Verbindlichkeiten sind lang- oder mittelfristig, wie sie bei Clubs absolut üblich sind und zum normalen Ablauf gehören.


    Wie dem offiziellen Insolvenzbericht (mit Aufstellung der Gläubiger) zu entnehmen ist, beliefen sich die Gesamtschulden am Tag der Insolvenz auf rund £55m.


    Woher stammen dann die in der Presse verbreiteten €160m bis €170m?


    Aus der Phantasie. Es gibt sie schlicht nicht. Pessimisten würden sagen, es gibt sie noch nicht.


    Ab dem Jahre 2000 herum, haben die Rangers (damals unter dem nicht weniger gefährlichen Besitzer Sir David Murray), wie viele andere britische Unternehmen auch, die sogenannten Employee Benefit Trusts (EBT) benutzt, um auf damals legalem Weg die Spieler mit Bonuszahlungen zu versorgen. 2010/11 herum hat die britische Steuerbehörde dies für illegal erklären lassen und sofort damit begonnen, Unternehmen durchzuchecken, ob diese EBTs quasi als Gehaltsoptionen benutzt haben, die dann sozusagen an der britischen Einkommenssteuer vorbeigeschleust wurden. Man wählte die Rangers als prominentes Opfer aus und es gab eben solche Zahlungen zwischen ca. 2001 und 2006, deren Legalität heute in Zweifel gezogen wird. Die immer wieder gerne kolportierten Horrorzahlen betreffen das absolute Worst Case Szenario, welches eintreten könnte, sollte die Steuerbehörde damit durchkommen und alles, aber auch wirklich alles zu unseren Ungunsten ausfallen. Das wären ca. £75m. Und das Wort „could“, welches in der britischen Presse meist vor diese hohen Zahlen gesetzt wurde, wird halt immer wieder auch mal gerne „vergessen“. Da dies auch von solch renomierten Institutionen wie der BBC getan wird, hat es die deutsche Presse verständlicherweise ohne weitere Recherche übernommen. Hierzu gibt es aber überhaupt noch keine abschließenden Urteile, da es so leicht ja auch nicht ist, etwas im Nachhinein für komplett illegal zu erklären, was es zum damaligen Zeitpunkt definitiv nicht war.


    Es gibt bereits unzählige weitere Untersuchungen des HMRC in GB, denn hunderte Unternehmen, Banken, Fußballvereine (viele Clubs der englischen Premier League) haben sich der gleichen EBTs bedient. Damals wie gesagt ruhigen Gewissens.


    Eine sehr komplizierte Auseinandersetzung, die aber mit der Insolvenz der Rangers überhaupt nichts zu tun hat! Hier gelten die o.a. £55m, wie eben auch dem Insolvenzbericht zu entnehmen.


    Dieses nur als zwischenzeitliche Erklärung zu den derart unterschiedlich kolportierten Zahlen.


    Wie ging es weiter?


    Die Insolvenzverwalter Duff & Phelps übernahmen und im Juni schlug eine Gläubigerverhandlung fehl. Die britische Steuerbehörde (HMRC) stimmt kategorisch gegen solche Verfahren. Daraufhin wurde die Liquidation der Betreiberfirma beschlossen, nachdem alle Anteile, der Besitz, die Beschäftigten etc. an die neue Betreiberfirma Sevco Scotland übertragen wurden. Der Fußballklub an sich bleibt davon unbetroffen. Sprich, der Rangers Football Club, so wie wir ihn alle mit seiner 140-jährigen Geschichte in Deutschland kennen, bleibt davon unberührt!


    Die Mitgliedschaft in der obersten schottischen Spielklasse (Scottish Premier League - SPL) und dem Verband (Scottish Football Association - SFA) hat die Betreiberfirma inne. Da die alte aufgelöst wird, muss die neue einen Antrag auf Mitgliedschaft stellen. Dieser Antrag wurde am 04.07.12 von 10 Vereinen abgelehnt. Kilmarnock enthielt sich, die Rangers stimmten dafür.


    Nun fragt man sich natürlich, wie es dazu kommen kann, dass so etwas die Mitkonkurrenten entscheiden? Ja, das ist eben Schottland. Ein wunderschönes Land, aber im Fußball über viele Jahrzehnte vom tiefen Hass geprägt, der weit über die Rivalität zwischen Rangers und Celtic hinausgeht. Und was die Verbände angeht, so erscheinen da italienische Verbände in keinem schlechteren Licht.


    In Deutschland würden überwiegend Regeln und Statuten so eine Situation von selbst klären. Wie es sich gehört. Und dann hat man mit dem zu leben, was die Statuten hergeben. Schließlich hat man die vorher ja auch irgendwann einmal akzeptiert. Nicht so in Schottland. Da gibt es so etwas einfach nicht. Die Verbände hatten sprichwörtlich die Hosen gestrichen voll und kniffen vor einer Entscheidung, was ganz einfach ihre Verantwortung gewesen wäre. Was zunächst noch wie ein Scherz klang, wurde schnell bittere Realität.


    So sollten also die amtierenden Vorstandsmitglieder der SPL über die Mitgliedschaft der Rangers abstimmen, gaben dieses Votum dann aber schnell mit der Begründung ab, daß diese Entscheidung nicht von ihnen allein (6 Abgeordnete der 12 SPL-Vereine) getroffen werden könne. Man einigte sich schnell darauf, daß alle 12 Vereine abzustimmen hätten.


    Eine Hetzjagd ist ein Witz, gegen das, was dann folgte. Die Clubs sahen plötzlich die Möglichkeit sich ein größeres Stück vom Kuchen holen zu können. Einen Rang näher an einem eventuellen Startplatz für einen europäischen Wettbewerb, mehr TV-Gelder, mehr Sponsorengelder, mehr Geld durch einen höheren Platz bei Saisonschluß etc.. Voller Freude und sich natürlich sicher, wie sie abstimmen würden, ließen die Clubs gar die eigenen Fans abstimmen. Diesen Spass wollten sich die Clubs nicht entgehen lassen. Den Fans ging es gar nicht so sehr ums Geld, als vielmehr um die blanke Schadenfreude und jahrzehntelang angestaute Frustration. Die Ergebnisse waren klar, forderten alle Fans ihre jeweiligen Clubs auf mit „Nein“ zu stimmen – unter der Androhung, sollten die Vereine dagegen stimmen, würden sie ihren Verein boykotieren. Verkaufen konnte man das natürlich nicht mit „Geldgier“ und „blankem Hass“, sondern versteckte das hinter dem neuen Lieblingsbegriff „aus Gründen der sportlichen Integrität“.
    Man stelle sich nur mal vor, der FC Bayern würde sich in einer ähnlichen Lage befinden und DFB/DFL würden in einem Anfall von Demokratie die Vereine befragen, die wiederum ihre Fans abstimmen lassen würden. Das Ergebnis dürfte bekannt sein. Eine derartige Entscheidungsfindung ist ein Skandal! So etwas gehört durch Statuten geregelt und nicht nach Sympathie und persönlichen Interessen entschieden.


    Was in Schottland SFA, SPL, Clubs etc. abziehen, ist in etwa so, also bestrafe man die Costa Concordia (also das Schiff!), ihre Köche, Stewards, Hostessen und die Passagiere dafür, dass das Schiff auf Grund gesetzt wurde. Wer Schuld hat und wer eigentlich hauptsächlich zur Verantwortung zu ziehen ist, ist denen völlig egal. Den Kapitänen der anderen Schiffe (also den Vorsitzenden aller anderen Clubs) der Costa Linie geht es nur darum, dass die Costa Concordia schön auf Grund hängen bleibt und vorzugsweise nicht wieder fährt. Denn so bekommen sie die ganzen Passagiere, Einnahmen und mediale Aufmerksamkeit. Und das versteht man dann als ehrliche und objektive Entscheidungsfindung. Darauf muss man erst einmal kommen.


    Dies wird auch deutlich, wenn man sieht, wie ungleich die Strafen bisher verteilt wurden.


    Rangers:
    - 10 Punkte abgezogen (normal bei Insolvenz).
    - £160.000,- Geldstrafe (normal bei Insolvenz).
    - Verlust des aktuellen CL-Platzes und 3 Jahre Ausschluss für europäische Wettbewerbe (Eine Regel der UEFA, da jeder „Club“ mindestens 3 Jahre Mitglied im Verband sein muß. Die Dualität zwischen Verein und Betreiberfirma wirkt sich hier negativ bei einer Regel aus, die primär gegen Ölmagnaten und frisch von jenen ins Leben gerufene Vereine abzielt, um so die Attraktivität der z.B. Champions League nicht zu unterwandern.)
    - Liquidation der Betreibergesellschaft.
    - Zwangsabstieg in 2., 3. oder 4. Liga (Da die Mitgliedsvereine der SPL ja „Nein“ gestimmt haben.)


    - 1 Jahr Transferembargo (Ein Plan der SFA, der allerdings nicht mit deren Statuten vereinbar ist und bereits richterlich abgelehnt wurde, wenngleich noch nicht vom Tisch ist).


    - Verlust des nahezu kompletten Profikaders (lt. Trainer McCoist über 20 Spieler – es gibt derzeit keine 8 Vollprofis mehr). Die Spieler konnten durch die Auflösung der Gesellschaft ohne Ablöse gehen, einige taten dies (nicht zuletzt auf Anraten ihrer Agenten – bessere Deals für vertragslose Spieler).
    - Entgangene Transfersummen durch die Abgänge der Spieler ca. £25m bis £30m.
    - Kaum abzusehender Imageschaden.


    Der eigentliche Verursacher Craig Whyte:
    £200.000,- Geldstrafe, die er eh nicht zahlen wird und er darf nie wieder einen Posten im schottischen Fußball ausüben. Das wird ihn im sicheren Monaco nicht wirklich erzittern lassen.


    Der Verein an sich hat wie beschrieben weder Kenntnis von Whytes Aktivitäten gehabt, noch konnte irgendjemand von Vereinsseite aktiv etwas dagegen tun. Dennoch ist es der Verein, der für Whytes Missetaten zur Rechenschaft gezogen werden soll. Aus Gründen der „sportlichen Integrität“, wohlgemerkt.


    Zwischenzeitlich waren die Clubs aber zumindest wieder etwas zur Besinnung gekommen und beschäftigten sich mehr und mehr mit der Realität. Was würde es also wirklich bedeuten, würden die Rangers aus der SPL ausscheiden? Und plötzlich erschien alles in einem ganz anderen Licht. Die SPL-Clubs hatten in ihrem Rausch nämlich völlig vergessen, dass der Kuchen, den es zukünftig zu verteilen gilt, deutlich kleiner wird. Der TV-Deal wird neu verhandelt, Sponsoren kürzen ihre Zahlungen oder steigen komplett aus, die Rangers fallen als Zuschauermagnet für die eigenen Heimspiele ebenso weg, wie die 5 bis 15.000 Fans, die ihnen stets folgen. Und dann nützen auch keine größeren Kuchenstücke etwas, wenn aus dem Kuchen ein Plätzchen wird. Das haben sie jedoch erst die letzten Tage verstanden, aber da war es bereits zu spät. In Deutschland hätte man nach Statuten verfahren. So, wie es sein muss. Für alle gleich. In Schottland lässt man die Gegner nach Sympathie abstimmen. Und das bedeutet Hass und Neid. Genannt „Sportliche Integrität“.
    Einen Tag vor der Abstimmung ging den Club-Verantwortlichen sprichwörtlich der Allerwerteste auf Grundeis und man traf sich noch einmal zu einem Meeting. Man hatte ja erkannt, was es wirklich bedeuten würde. Nur hatten bereits 8 Clubs in öffentlichen Statements verkündet, wie sich ihre Fans entschieden hatten und das man selbstverständlich mit „Nein“ stimmen würde. Die Fans drohten mit Boykott der eigenen Spiele, sollten sich die Club-Verantwortlichen doch noch anders entscheiden. So blieb es bei einem „Nein“.


    Der nächste Schritt:


    Die Rangers haben daraufhin die Mitgliedschaft in der nächsten Instanz beantragt, der Scottish Football League (SFL), welche die Ligen 2 bis 4 (Division 1 - 3) betreut.


    Es ist mittlerweile längst der Wunsch des Rangers-Anhangs (!), freiwillig in der 4. schottischen Liga (Division 3) neu zu starten, nicht zuletzt um damit auch ihre Mißbilligung gegenüber der SFA und SPL zum Ausdruck zu bringen, welche dem Verein zu keiner Zeit geholfen haben und stets nach neuen Strafen und Sanktionen riefen. Von der Entscheidungsfindung durch Abstimmung ganz zu schweigen. Denn letztlich wurde der Club Opfer eines elitären Betrügers und hat sich sportlich nichts zu Schulden kommen lassen, was in der schottischen Presse gänzlich missachtet wird. Die SFA und SPL dürfte damit in arge Geldnot geraten, denn es werden ihnen (nach eigenen Angaben) ca. £16m an TV-Geldern entgehen, von den Einnahmen der Vereine, welche die Rangers zu Gast hatten, ganz abgesehen. Schon jetzt machen sie Druck auf die SFL, damit diese die Rangers nicht in der 4., sondern "nur" in der 2. Liga einsetzen, damit "der Fußball in Schottland nicht vor die Hunde geht". Das ist schon fast peinlich, denn gleichzeitig wird vermerkt, daß die großen TV-Geldgeber der SPL eine Schonfrist für ein Jahr ohne Rangers einräumen würden. Man hat also seitens der SPL & SFA herrschaftlich entschieden, die Rangers absteigen zu lassen, dabei aber gleich der SFL den Schwarzen Peter zugeschoben und die Konsequenzen prophezeit, wenn man sich den Vorgaben der SPL/SFA nicht fügt. Hier ist anzumerken, daß die SPL von den „größeren“ Klubs in Schottland aus rein kommerziellen Gründen ins Leben gerufen wurde und so eine Großteil der Sponsorengelder für sich veranschlagt, während die restlichen 30 Vereine der SFL mit einer jährlichen Summe von £2m abgespeist werden. Die Freude über derlei Gebaren der „großen“ Vereine und des Verbandes ist dementsprechend verhalten.


    Die Rangers-Fans (groß angelegte Umfragen unter Jahreskarteninhabern und Mitgliedern mit einem Zuspruch von 80%), wie auch Trainer McCoist selbst, wollen also in die 4. Liga. Was will man zudem auch machen, wenn der Club keine Spieler mehr hat. Und angeblich soll es doch auch im Interesse der – Achtung, hier haben wir sie wieder – sportlichen Integrität sein.


    Davon aber wollen jetzt weder SFA und SPL, noch die SPL-Clubs mehr etwas wissen. Die wollen die Rangers in die 2. Liga bekommen und möglichst schnell wieder in die SPL, allerdings mit Sanktionen wie Punktabzüge, Transferembargo etc. für weitere Jahre, um sie als ungefährlichen, weil zahnlosen Bären, aber eben Beschaffer von Sponsoren- und TV-Geldern, nutzen zu können. Alles natürlich im Namen der – man beachte – sportlichen Integrität. Versteht sich doch. Aber wer würde daran auch nur im Geringsten zweifeln wollen.


    Die SFL stimmt ab:


    Am Freitag, den 13.07.12 wird nun die Scottish Football League (SFL) darüber entscheiden, ob die Rangers in der 2., 3. oder 4. Liga weitermachen werden. Und sie ahnen es schon, die SFL überlässt die Entscheidung ebenfalls den Clubs. Oder deren Fans? Wir werden es sehen.


    Fast schon pervers ist es jedoch, wie die kleinen Clubs der 2., 3. und 4. Liga (alle stimmen gemeinsam ab) nun aber von den großen Verbänden unter Druck gesetzt werden, die Rangers doch aber bitte nur in die 2. Liga zu stecken. Denen und den SPL-Clubs, die alle nicht schnell genug damit bei der Hand sein konnten, die Rangers aus Gründen der sportlichen Integrität in die 4. Liga zu schicken, wollen dies nun, wo es plötzlich nur noch um das eigene Geld geht, um jeden Preis verhindern, während es die Rangers selbst durchaus bevorzugen. Verkehrte Welt? Nein, nur Fußball im heutigen Schottland. Und um das zu erreichen, werden die kleinen Clubs auch massiv unter Druck gesetzt, wie dieses jüngste Statement des Cowdenbeath FC zeigt.
    http://www.cowdenbeathfc.com/index.php?act=viewNews&id=1075


    Wer ist Täter, wer ist Opfer?


    Täter ist ganz sicher Craig Whyte. Sind die Rangers deswegen ein reines Opfer? Nein, das nicht. Natürlich sind sie eiskalt betrogen worden, aber dennoch muss man sich einfach die Schuld dafür geben, es nicht rechtzeitiger erkannt zu haben. Das ist zwar bei den Mehrheitsverhältnissen nicht ganz leicht gewesen, aber dennoch muss auch der Club zu seiner Verantwortung stehen. Ob die Verteilung der Strafen so gerecht ist, soll jeder Interessierte für sich entscheiden.


    Was die Verbände angeht, so ist es eigentlich nur noch ein Skandal. Ein Beispiel ist da auch das verhängte einjährige Transferembargo durch die SFA. Auch diese Strafe war in den Statuten überhaupt nicht vorgesehen. Die Rangers wurden durch die Insolvenz zurecht für die Verletzung einer Regel zur Verantwortung gezogen, allerdings mit einer Strafe bedacht, die es laut Verbandsstatuten einfach nicht gab. Aber wer hilft? Ein Protestmarsch mit über 10.000 Rangers-Fans war der Anfang und letztendlich gingen die Rangers vor ein ordentliches Gericht. Dieses benötigte nur wenige Minuten, um die Strafe für illegal zu erklären. Eine kalte Dusche! Nun kam aber die UEFA um die Ecke, die es nicht gerne sieht, wenn Vereine gegen die nationalen Verbände vor ordentliche Gerichte ziehen. Warum wohl nicht ...?


    Es soll an dieser Stelle jedoch auch bitte kein falsches Bild entstehen. Die Rangers, die sicher auch Opfer sind, gehören bestraft! Ohne Wenn und Aber! Aber die Härte, sowie die Entscheidungsfindung und Vorgehensweise, ist nicht weniger verwerflich als das, was ein Craig Whyte getan hat. Denn letztendlich geht es allen nur ums Geld.


    Die Position und Macht der schottischen Presse in dieser Tragödie lassen wir an dieser Stelle mal einfach außen vor. Man darf bei der dortigen Berichterstattung nicht vergessen, daß Schottland ein kleines Land ist und die überschaubare Anzahl an Berichterstattern teils Jahrzehnte lang auf solch einen Fall gewartet haben. Nicht selten kam eine lokale Bigotterie zutage, die ihresgleichen sucht. Eine Reporterlegende wie Jim Spence kolportiert den Fall der Rangers beispielsweise diametral entgegengesetzt zu dem seines Vereins, dem Dundee FC, dem es vor wenigen Jahren ähnlich erging. Selbst die BBC Scotland – deren Berichte von der BBC übernommen werden, welche wiederum als respektable Infomartionquelle dient – steht seit Amtsantritt Whytes mit dem Verein auf dem Kriegsfuß und hat ein ums andere Mal ihre unabhängige Berichterstattung links liegen gelassen, um sich in Qualität mit den Tabloids auf eine Stufe gestellt. Allein jegliche Nennung der Rangers in der schottischen Presse als „Newco Rangers“ oder „Rangers Newco“ zeigt, wie man mit der Situation des Vereins umzugehen sucht.


    Fazit?


    Dafür ist es zu früh. Sicher ist jedoch, dass am Ende alle verlieren werden. Die Rangers und der gesamte schottische Fußball. Das haben mittlerweile selbst die erkannt, die sich schon als die großen Sieger sahen. Bei den Fans des Celtic FC ist das zwar noch nicht ganz angekommen, aber da dauert es bekanntlich immer etwas länger. Ihre Schadenfreude wird sicher am längsten dauern und am schönsten sein, sehen sie sich doch quasi schon als Gewinner der nächsten 3 bis 4 Meistertitel. Ob es dann allerdings noch eine Meisterschaft, die ihres Namens wert ist, geben wird, steht auf einem anderen Blatt.


    Am 13.07.12 geht es in die nächste Runde.


    Dieser Thread wird geschlossen gehalten und das Posting ständig aktualisiert.


    Diskussionsthread

    :rfc: Simply a Bear :rfc:

  • Über mehrere Monate wurde hier nicht viel gepostet, weil es kaum etwas zu posten gab. Im Überblick nochmal eine Zusammenfassung:


    Mittlerweile haben allerdings zwei Instanzen des Anhörungsgerichts befunden, daß an den EBT-Deals der Rangers nichts Unrechtsmäßiges zu finden, jedenfalls nichts, was dem Verein irgendeinen fußballtechnischen Vorteil verschafft hätte. Und genau wegen der Hetzjagd, die auf dieser angeblichen Verletzung der "sportlichen Integrität" aufgebaut war, kam es erst zu den völlig überzogenen Entscheidungen an der Spitze der damaligen SPL, dem Ausschluß aus der höchsten Spielklasse, der Neuaufnahme und der Eingliederung in der SFL 3, also dem Neueinstieg in der 4. Liga. Völlig außer Acht lassend, daß die Insolvenz ausschließlich durch eine Person, nämlich den damaligen Besitzer Craig Whyte verursacht wurde, da der im Zeitraum von August 2011 bis Anfang 2012 keine Steuern an den Staat abführt. Alles in allem weniger als 15m Pfund.


    Whyte kam Anfang 2011 in den Besitz des Vereins, weil die Banken den Vorbesitzer Sir David Murray und dessen aufgrund der Wirtschaftskrise in Bedrängnis geratene Murray International Holding quasi zum Kauf zwangen, obwohl der Verein als solcher völlig im Rahmen lief und die relative geringen (lang- und kurzfristigen) Schulden von etwa 18m locker handhaben konnte. Aber ... er war eines der Teile von MIH, welches man gut zu Geld machen konnte und das nutzte die Her Royal Bank of Scotland, respektive die Lloyds Banking Group, welche die HRBoS aufgrund deren Kreditspielereien übernommen hatte (und selbst 3 Milliarden Pfund Hilfen vom Staat anforderte). Über dem Verein schwebte das Verfahren, welches von der britischen Steuerbehörde HMRC (Her Majesty's Revenue and Customs) angestrengt wurde, nachdem es die EBTs 2010 für versteuerbar erklärt hatte. Rückwirkend wollte man nun die Rangers für alle EBTs belangen, die seit 2001 betrieben wurden und veranschlagte neben den eigentlichen Gebühren gleich noch Zinsen und Verzugszahlungen. Alles in allem, wie oben erwähnt, potentielle 75m Pfund. Mit solch einem Stein am Hals wollte niemand den Verein haben, da man nicht wußte, wie das - unverständlich lange laufende - Verfahren ausgehen würde.


    Das brachte den Spekulierer Whyte auf den Plan, der mit dem Ticketverkäufer Ticketus einen Deal aushandelte und die Saisonkarten der folgenden 4 Jahre für eine Abschlagszahlung von 22m Pfund verkaufte. Mit diesem Geld bezahlte der Lloyds und holte sich die Rangers. Ohne das jemand diesen Deal oder Whytes Hintergrund überprüfte, sei es Ticketus selbst, oder der schottische Fußballverband (SFA), wie es dessen Pflicht gewesen wäre. Whyte verspekulierte sich jedoch, nicht zuletzt bedingt durch das frühe Ausscheiden der Rangers aus beiden europäischen Pokalwettbewerben, zahlte die Steuern nicht (wobei man sich fragt, warum bei solchen Summen die Steuerbehörde (richtig: HMRC) nicht schon früher drohte (wie unlängst bei den Hearts im Wochentakt)? Zudem ist bekannt, daß schon im November 2011 der SFA bekannt war, daß in der Führungsetage (es gab da nur einen Mann) etwas nicht stimmte, aber man nichts unternahm ... wenig verwunderlich, wenn man weiß, wem die Loyalitäten der Leute dort oben gehören. Whyte meldete schließlich im Frühjahr 2011 Insolvenz an und das Drama begann.


    Im Insolvenzverfahren stellte sich HMRC wieder aufgrund der angeblichen 75m als einer der Hauptgläubiger hin und bis zum CVA (Gläubigerverfahren) ließ man die Insolvenzverwalter (D&P) und den Käufer im Glauben, eine Einigung erzielen zu können. So wie den Milliardendeal mit Vodafone, wo sich HMRC mit einer lächerlichen Summe abspeisen ließ. Hier jedoch beharrte man plötzlich auf seinen Geldern, das Gläubigerverfahren platzte und HMRC bekam zunächst garnichts, während die Betreiberfirma, die den Verein seit 1890+/- führte in Liquidation ging. Der Verein mit allem drum und dran ging an die neugegründete Firma des Käufers Charles Green, verlor aber die SPL-Lizenz dank des Verhaltens der SPL-Führung und somit die Mitgleidschaft in der obersten Spielklasse - die Art und Weise wie das ablief steht im Beitrag oben. Der Verein beantragte die Mitgliedschaft in der zweiten schottischen Vereinsorganisation neben der SPL, der Scottish Football League. Dort wurde man, wie mit allen neuen Antragsstellern üblich, in der untersten Spielklasse eingeordent und begann somit in Liga 4. Die Konsequenzen für den Verein sind ebenfalls oben aufgeführt.


    Doch zurück zu HMRC und den EBTs, die letztlich Anlaß für dieses Debakel waren. Schon im letzten Jahr wurde in 2. Instanz von Richter Lord Nimmo-Smith aufgrund einer Untersuchung entschieden, daß die EBTs zu keinem sportlichen Vorteil geführt haben, bis auf wenige Ausnahmen völlig legal waren - es gab lediglich einige wenige Formfehler, die es zu berichtigen galt. Letztlich waren die EBTs für jederman sichtbar stets in vollem Umfang in allen Steuer- und Jahresberichten aufgeführt. Der Richter erklärte auch nochmals, daß der Verein als solches nicht neu sei, sondern lediglich den Besitzer gewechselt habe - was von rivalisierenden Fans und unverbesserlichen Jorunalisten bis heute angestritten wird.


    HMRC gab sich nicht geschlagen und appelierte erneut. Die Entscheidung vor einigen Wochen viel erneut zugunsten der Rangers aus, Lord Doherty verwies lediglich einige Fälle an die 2. Instanz zurück, die sich aber nicht um die Spieler, sondern um die Familie des Vorbesitzers drehten. Bis heute hat HMRC Zeit, diese Entscheidung anzufechten, muß allerdings neue rechtliche Gründe vorlegen. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß Quellen innerhalb von HMRC ständig vertrauliche Informationen und Dokumente an Dritte weitergaben und HMRC bis heute nichts dagegen unternommen. Man verschwendet allerdings weiter Steuergelder in diesem wohl aussichtslosen Verfahren, dessen Ergebnis selbst bei einem Gewinn nichts bringen würde, da die alte Betreiberfirma mitnichten die "angeblichen" Forderungen bezahlen könnte - wobei HMRC ohnehin nicht mehr auf den Status eines Ersten Gläubigers bauen kann. Einzig die Rangers-Hasser könnten auf ihrer "Finanzieller Vorteil-" Welle weiterreiten, doch was hätte davon der britische Steuerzahler?


    Whyte wurde von Ticketus auf die 22m Pfund verklagt, ist aber weiterhin auf freiem Fuß.


    Die SFA & SPL wollten den Rangers mit einem - illegalen - Transfer-Bann zuleibe rücken, behilet Summen von Spielerverkäufen ein, forderte den neuen Betreiber auf, Schulden bei anderen schottischen Vereinen zu bezahlen und wollte sogar Trophäen aberkennen, die der Verein aufgrund (wir erinnern uns) "sportlicher Vorteile und Verletzung der Integrität" erzielt habe. Dagegen wehrte sich der damalige Geschäftsführer vehement und nun tauchen Dokumente auf, die diese Absprachen bestätigen. Es bleibt abzuwarten, was daraus wird, der Schaden für den Verein an sich und seine Fans ist bereits geschehen und kann kaum wieder gut gemacht werden.


  • Daily Record



    Das ist doch wohl ein Witz? Whyte durfte durch die Straßen von Glasgow laufen, war monatelang Boss der Rangers obwohl es HMRC vor der Übernahme klar war, daß er Steuerschuldner war? Wieso darf jemand 3.7m Steuerschulden machen und frei herumlaufen? Wieso kommen solche Informationen während der sehr öffentlichen Übernahme nicht ans Licht ... aber sobald Insolvenz angemeldet wurde kiloweise vertrauliche HMRC-Dokumente? Das ist schlichtweg unfaßbar. Wenn wir bedenken, daß die Hearts in der letzten Saison wegen ausstehenden Zahlungen von einigen hundertausend Pfund nahezu im Wochentakt "winding-up orders" bekamen?


    Mal abgesehen davon, daß jeder Möchtegern-Boss eines schottischen Fußball-Vereins ein "Befähigungszeugnis" bei der SFA vorzulegen hat und diese - im Interesse des Vereins und dessen Fans und des guten Namens des Fußballs - dies zu überprüfen hat. Wie "übersieht" man sowas dann?


    (Einziger Wermuthstropfen ... diese Enthüllung könnte HMRC davon abhalten, die letzte Entscheidung zum Thema EBT zu akzeptieren und sich den anderen 3.000 Firmen widmen, die diese genutzt haben.

  • Langsam kommt es doch ins Rollen ...



    Sky




    BBC


    Kurzum, wir wurden damals Opfer eines Schwindlers, die Behörden (SFA & SPL) vernachlässigten ihre Aufsichtspflicht trotz massiver Bedenken hinsichtlich Whyte, ließen (SPL, SFA und HMRC) ihn auch gewähren, obgleich er diverse Steuern nicht bezahlte und bestraften am Ende den Verein mit unberechtigtem Ausschluß vom Spielbetrieb (weil nahzu gänzlich jenseits von dem, was die eigenen Satzungen vorsahen), nachdem Whytes Schwindel aufflog, bestraften letztlich die eigentlichen Opfer.


    Man würde hoffen, daß Anteilseigner der Oldco - denn einzig sie betrifft es nun - massiv gegen die Behörden vorgehen, selbst wenn diese sich hinter "wir wußten es nicht besser" - Mauern in Deckung gehen. Man muß bedenken, daß sie damals Green nahezu nötigten, noch Titel freiwillig abzugeben, obgleich ein Gerichtsurteil überhaupt nicht vorlag oder irgendwessen Schuld oder Schuldigkeit bewiesen war.

  • Na, ich weiß nicht, Du hast zwar mit allem absolut Recht, aber so verlogen, wie Fußballschottland da im Blutrausch war, werden die doch am Ende gar kein ehrliches Interesse an einer Aufklärung haben.

    :rfc: Simply a Bear :rfc:

  • Das ist schon richtig, nur liegt das alles nicht mehr in den Händen Fußballschottlands oder allein bei der schottischen Polizei. Dahingehend hat man Hoffnung. Für uns ist das alles bestenfalls eine Genugtuung und Bestätigung, daß wir im Grunde nicht Schuld an dem Fiasko waren. An der Schmach die uns zuteil wurde wird das kaum etwas ändern.

  • Es ist stets zu bedenken, daß wenn hier von "liquidators" und "Rangers" gesprochen wird, es um die alte Betreiberfirma und nicht den Verein geht. Es ist nahezu egal, was dort und in anderer Hinsicht entschieden wird, es wird den Verein an sich und die derzeitige Betreiberfirma gar nicht oder schlimmstenfalls minimal betreffen.




    Daily Record


    Die Liquidatoren der OldCo haben zum 13. November ihren Statusbericht abgegeben, den man hier nachlesen kann. (öffnet PDF)


    Diese Zahlen sind allerdings mit vorsicht zu genießen, denn sie beinhalten statutengemäß auch schon beglichene Zahlungen und "mögliche" Verpflichtungen, gerade was HMRC und die EBTs angeht - das Bild ist allso auf den ersten Blick verzerrt. Zu den EBTs geben sie den folgenden Status:


  • Und nun sind auch die Anklagepunkte offengelegt worden:



    Scottish Sun


    Er hat SDM und Ticketus belogen, und dabei selbst Lloyds überlistet. Am Ende haben wir, also der Verein und die Fans die Rechnung bezahlt ... und das nicht mit Geld.

  • unglaublich,diese korrupten Bastarde! Aber sie geben es wenigstens (scheinbar) zu,wenn ich das richtig lese,oder? :amkopfkratz:

  • Here we go ...



    DR

  • Würd' ich in den Insolvenz-Thread nehmen, denn mit unserer Zukunft hat der (hoffentlich) nix mehr zu tun.

  • schon krass, da hat der sich nach Mexiko abgesetzt.Was gibt es nicht nur für korrupte Arschlöcher! :rolleyes:

  • Tja da konnt er bei der Mafia keinen Schutz mehr anheuern. Solche Leute gehören weggebuchtet für viele viele Jahre. Und normalerweiße jeden Penny bis er stirbt zurückzahlen.

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