KFV
Geschichte:
Am 17. November 1891 wurde der KFV auf dem Engländerplatz ins Leben gerufen. Ein Gründungsmitglied des KFV war Walther Bensemann. In den Anfangsjahren des deutschen Fußballs Anfang des 20. Jahrhunderts nahm der KFV eine führende Rolle im deutschen Fußball ein. In den ersten Endrunden um die deutsche Fußballmeisterschaft des Deutschen Fußball Bunds (DFB, gegründet 1900) war der Karlsruher FV häufig vertreten.
1910 wurde der KFV Deutscher Fußballmeister vor 5.000 Zuschauern durch ein 1:0 gegen Holstein Kiel . Nach torloser regulärer Spielzeit fällt in Köln die Entscheidung in der zweiten Verlängerung, als der KFV Mittelläufer Max Breunig, einen Elfmeter verwandelt. Im Halbfinale hatte der KFV den Stadtkonkurrenten und Vorjahresmeister Phönix Karlsruhe mit einem knappen 2:1 ausgeschaltet. Weitere Erfolge siehe unten. 1910 hatte der Verein Massageräume und ab 1920 sogar ein Ermüdungsbecken. 1912 erziehlt der jüdische Nationalspieler Gottfried Fuchs vom KFV in Stockholm mit zehn Treffern beim 16:0 gegen Russland den bis heute gültigen Torjägerrekord der deutschen Länderspielgeschichte.
Nach dem Ersten Weltkrieg konnte allerdings die Mannschaft ihre Erfolge nicht mehr wiederholen. In den 50er Jahren entstand aus dem KFV gewissermaßen die SG Siemens - die Siemens-Sportgruppe im KFV. Die Mitglieder dieser Gruppe wurden namentlich als KFV-Mitglieder geführt und konnten somit offizell auf allen Sportfesten starten und waren gegen Sportunfälle versichert.
Der KFV ist deutschlandweit so bekannt und beliebt, dass nach seinem Abstieg in die 2. Fussballoberliga Süd der DFB beschloss, die 1. Oberliga Süd aufzustocken, um dem KFV den Abstieg zu ersparen. Doch der Abstieg ging weiter: in den letzten Jahrzehnten spielte man nur noch in den untersten Klassen bis der Verein 2004 vom Badischen Fußballverband wegen finanziellen Gründen mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb ausgeschlossen wurde und damit von der Fußball-Landkarte verschwunden ist. Der Tennisclub Karlsruhe West entstand 2004 aus den Resten des KFV.
Bekannte Persönlichkeiten:
Walther Bensemann - Mitgründer des Karlsruher FV und des DFB
Walther Bensemann (* 13. Januar 1873 in Berlin, † 14. November 1934 in Montreux) war ein deutscher Fußballpionier.
Bensemann war der Sohn einer jüdischen Bankiersfamilie. Während seines Aufenthalts in einer Privatschule in Montreux kam er mit dem damals noch neuen Sport Fußball in Kontakt. Nachdem er nach Karlsruhe gewechselt war, um dort sein Abitur abzulegen, begann er, diesen Sport in Deutschland zu verbreiten.
Im September 1889 gründete er in Karlsruhe den International Football Club, den ersten Fußballverein in Süddeutschland. Er war an der Gründung des Karlsruher FV sowie der Frankfurter Kickers (Vorläufer von Eintracht Frankfurt) und eines Vorgängervereins des FC Bayern München beteiligt. 1900 war er Mitgründer des Deutschen Fußball-Bundes.
Bensemann sah im Fußball den Gedanken von Fairplay und Toleranz verwirklicht und betrachtete ihn als ein Mittel zur Völkerverständigung. Daher organisierte er zeitlebens Spiele zwischen Vereins- und Auswahlmannschaften aus verschiedenen Ländern. Erstmals gelang ihm dies 1893 mit einer Begegnung zwischen Auswahlmannschaften aus Lausanne und Süddeutschland. Ein Höhepunkt in diesen Bemühungen war die Organisation der fünf sogenannten Ur-Länderspiele. Diese Länderspiele deutscher Auswahlmannschaften, die nicht in der offiziellen Statistik des DFB geführt werden, fanden zwischen 1899 und 1901 gegen englische Teams statt.
1920 gründete er mit dem Kicker die erste Fußballzeitung Deutschlands.
Nach der Machtergreifung der NSDAP musste Bensemann in die Schweiz emigrieren, wo er mittellos und unbeachtet verstarb.
Fritz Förderer - Nationalspieler
Fritz Förderer, genannt „Frieder“ (* 5. Januar 1888 in Karlsruhe; † 6. Dezember 1952 in Weimar), war ein ehemaliger Fußballspieler des Karlsruher FV, der von 1908-13 zu elf Einsätzen in der deutschen Fußballnationalmannschaft kam und dabei zehn Tore erzielte.
Karriere
Der vom Nachbarn FC Germania zum Karlsruher FV gekommene Halbstürmer war einer der besten Fußballer seiner Zeit. Er war Dribbelkönig und Schusskanone zugleich, der als „Zauberer mit dem Ball“ galt. Als 20-Jähriger vertrat er die Farben des DFB beim ersten Spiel einer deutschen Fußballnationalmannschaft am 5. April 1908 in Basel gegen die Schweiz. Bei der 3:5 Niederlage steuerte er einen Treffer bei. Auch beim 14 Tage später stattfindenden zweiten Einsatz der Nationalmannschaft gegen England lief er wieder für Deutschland auf das Feld. Er schoss das Ehrentor bei der 1:5 Niederlage am 20. April in Berlin-Mariendorf.
Mit seinem Verein gewann er am 15. Mai 1910 in Köln gegen Holstein Kiel mit 1:0 nach Verlängerung die Deutsche Fußballmeisterschaft. Mit seiner Schusskraft, seiner Dribbelkunst und seiner Explosivität ragte er aus der Meisterelf heraus. 1911 war für Förderer und seine Kameraden im Halbfinale gegen den VfB Leipzig Endstation. Im Finale der Deutschen Meisterschaft 1912 nahm Holstein Kiel mit 1:0 erfolgreich Revanche an dem Süddeutschen Meister. Im Kronprinzenpokal feierte er in der Auswahl des Südens in den Jahren 1910 und 1912 den Titelgewinn und wiederholte dies 1921 mit der Mannschaft von Mitteldeutschland. Nach dem 1. Weltkrieg verschlug es ihn beruflich als Sportlehrer an die Saale und er setzte beim VfL Halle 1896 seine aktive Karriere fort. Als Mitglied des „Karlsruher-Sturmes“, Oberle und Wegele von Phönix auf den Flügeln, Förderer, Hirsch und Fuchs als Innensturm vom KFV, ging er in die Historie der Nationalmannschaft beim Spiel am 24. März 1912 in Zwolle gegen Holland ein. Bei der Olympiade 1912 in Stockholm war er in den Spielen gegen Russland und Ungarn fünfacher Torschütze für die deutschen Farben. Mit der 1:4 Niederlage am 26. Oktober 1913 in Hamburg gegen Dänemark verabschiedete er sich nach 11 Länderspielen mit 10 Toren aus der Nationalmannschaft. Dazu beigetragen hat auch ein schwerer Schienbeinruch während eines Spieles um den Kronprinzenpokal im Spätjahr 1913 im Nürnberger „Zabo“, der ihn in seiner Karriere zurückwarf.
Kirn/Natan notieren über Förderer: „Seine Tricks, seine Ballführung, seine Schüsse rechts wie links, waren Weltklasse. Einer der besten Halbstürmer Deutschlands. Oftmals durch die Meisterschaftsbeanspruchungen seines KFV für die Nationalmannschaft verhindert.“
Gottfried Fuchs - Nationalspieler
Gottfried Fuchs (* 3. Mai 1889 in Karlsruhe; † 25. Februar 1972 in Montreal, Québec) war ein deutscher Fußballspieler.
Fuchs spielte als Stürmer für den Karlsruher FV.
Er war von 1911 bis 1913 sechs Mal für Deutschland aktiv und erzielte insgesamt 14 Tore. Bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm erzielte er im Spiel gegen Russland zehn Tore. Diese Zahl von Toren in einem Länderspiel eines deutschen Nationalspielers ist bis heute unübertroffen, auch international war sie nur 1908 vom Dänen Sofus Nielsen erreicht worden. Den Weltrekord hält seit 2001 der Australier Archie Thompson, dem beim 31:0 gegen Amerikanisch Samoa 13 Tore gelangen.
Da Fuchs von jüdischer Herkunft war, emigrierte er 1937 nach Kanada, wo er 1972 auch starb.
Julius Hirsch - Nationalspieler
Julius Hirsch (* 7. April 1892 in Achern; † 1943 in Auschwitz (ermordet)) war ein deutscher Fußballspieler und Opfer des Nationalsozialismus.
Hirsch begann beim Karlsruher FV mit dem Fußball. 1910 gewann er mit den Badenern die deutsche Fußball-Meisterschaft durch ein 1:0 nach Verlängerung in Köln gegen Holstein Kiel. Zwei Jahre später wurde er mit dem KFV durch eine 0:1-Endspielniederlage gegen die Kieler Vizemeister. 1913 wechselte er zur SpVgg Fürth. Mit den Franken, deren Kapitän er war, wurde er 1914 durch einen 3:2-Sieg nach Verlängerung in Magdeburg gegen den VfB Leipzig erneut Deutscher Meister. 1919 wechselte er nach Karlsruhe zurück. Hirsch spielte insgesamt siebenmal in der deutschen Nationalmannschaft. Sein Debüt gab er am 17. Dezember 1911 in München beim 1:4 gegen Ungarn. Beim 5:5 am 24. März 1912 in Zwolle gegen die Niederlande schoss er vier Tore, seine einzigen im Nationaltrikot.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Hirsch wegen seines jüdischen Glaubens verfolgt und schließlich umgebracht. Als die Sportvereine 1933 ihre jüdischen Mitglieder ausschlossen, schrieb Julius Hirsch "seinem" Karlsruher FV, dem er schon seit Kindesbeinen angehörte: Ich lese heute im Sportbericht Stuttgart, dass die großen Vereine, darunter auch der KFV, einen Entschluss gefasst haben, dass die Juden aus den Sportvereinen zu entfernen seien. Leider muss ich nun bewegten Herzens meinem lieben KFV, dem ich seit 1902 angehöre, meinen Austritt anzeigen. Nicht unerwähnt möchte ich aber lassen, dass es in dem heute so gehassten Prügelkinde der deutschen Nation auch anständige Menschen und vielleicht noch viel mehr national denkende und auch durch die Tat bewiesene und durch das Herzblut vergossene deutsche Juden gibt.
Hirschs Schicksal ist das vieler national gesinnter Juden, die sich nie vorstellen konnten, dass der Staat ihnen als kaisertreuen Deutschen und noch dazu als Frontsoldaten des ersten Weltkrieges, nach dem Leben trachten würde. Er verdrängte wie viele seiner Glaubensgenossen die Gefahr solange, bis keine Flucht mehr möglich war.
Hirsch wurde am 1. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Sein genaues Todesdatum ist unbekannt.
Nach Julius Hirsch ist eine Sporthalle der Gemeinde Pfinztal benannt. Im Jahr 2005 rief der Deutsche Fußball-Bund den Julius-Hirsch-Preis ins Leben. Erster Preisträger ist der FC Bayern München.
Friedrich Wilhelm Nohe - Präsident des DFB von 1904 bis 1905
Friedrich Wilhelm Nohe (* 10. April 1864; † 13. Oktober 1940) war 1. Vorsitzender des Deutschen Fußballbundes (1904-1905)
Nohe lernte den Fußball als Sprachlehrer an einer Militärschule in London kennen. 1898 siedelte er nach Karlsruhe über. Dort wurde er Mitglied und Vorsitzender des Karlsruher FV. 1898-1907 war Nohe Vorsitzender des Süddeutschen Fußballverbandes
Dr. Ivo Schricker - FIFA-Generalsekretär
Dr. Ivo Schricker (* 18. März 1877 in Straßburg, Elsass; † 10. Januar 1962) war ein deutscher Fußballspieler und Fußballfunktionär.
Er spielte wie sein Bruder Erwin unter anderem bei den Karlsruher Kickers, beim FV Straßburg und beim Akademischen S.C. Berlin. Mit dem Karlsruher FV wurde er mehrmals Süddeutscher Meister. 1899 gehörte er zu den besten Akteuren bei den ersten - noch inoffiziellen - Länderspielen gegen England.
Nach seiner aktiven Zeit war Schricker von 1923 bis 1925 Vorsitzender des Süddeutschen Fußballverbands. 1932 wurde er zum FIFA-Generalsekretär gewählt und übte dieses Amt bis Dezember 1950 aus.