Uli Hoeneß

  • Krass wie wenig mich das alles Interessiert, ich hab heute und nur durch Zufall durch diesen Thread erfahren das UH irgendwas in dieser Sendung zu Katar erzählt hat :D Die Aufregung hier amüsiert mich :D


    Lohnt es sich da mal zu googlen was genau er von sich gegeben hat oder ist es das offentsichtliche was ich hier im Kontext erlesen konnte ? Ich hab keine Lust mich mit dem ewig selben zu beschäftigen

    "...I hope that either all of us or none of us are judged by the actions we take in our weakest moments, but rather for the strength we show if, and when, we're ever given a second chance..." - Ted Lasso

  • Erzählt wäre der falsche Ausdruck, nennen wir es "Brandrede" vermutlich mit hochrotem Kopf (vielleicht auch mit etwas Schaum vorm Mund). :D Genaue Recherche lohnt sich allemal, denn Rettig hat ihn ziemlich alt aussehen lassen.

  • Und es geht auch gar nicht darum, dass eine sachliche Diskussion nicht gewollt ist. Ich fand den Anruf überflüssig, aber bin schon der Meinung, dass sich das Leben der Arbeiter durchaus verbessert haben könnte. Nur diese Verbesserungen stellen immer noch keine akzeptables Leben dar. Und wo sich meines Erachtens die Katze ein wenig in den Schwanz beißt, ist der Umstand, dass ein Großteil der Arbeiter gar nicht in Katar anwesend wäre und teilweise zu Tode gekommen wäre, wenn die WM nicht dorthin vergeben worden wäre. Und die Thematik Menschenrechte hätte die FIFA von sich aus auch nie angestoßen, wenn nicht andere Institutionen und Fans darauf aufmerksam gemacht hätten.


    Ich habe vor ein paar Monaten hier in München am Flughafen einen Ukrainer getroffen, der aus Katar kam und dort auf einem LNG-Schiff / Verladung arbeitet. Wegen des Kriegs konnte/wollte er nicht in seine Heimat zurück und war deswegen für seine freien Wochen in München bei Freunden. Was der mir über die Arbeitsbedingungen dort erzählt hat. Schauderhaft. Das will kein Nord-/Mittel-Europäer machen. Deshalb arbeiten dort eben auch viele Ukrainer. Das Gas wollen wir jetzt aber schon. Wer fragt da nach den Arbeitsbedingungen? Wer fragt jetzt nach den Verhältnissen in Saudi-Arabien? Aber hei, wir sind froh über das LNG-Gas, das jetzt von dort geliefert wird.

    Wenn in einem Land solche Bedingungen herrschen, dann darf man dort einfach kein solches Turnier veranstalten! Damit sagt man der ganzen Welt einfach nur, egal wie ihr mit Menschen umgeht, für die Zeit der WM vergessen wir das einfach. Tolle Moral :klatsch:

    Und was hat Deine - grundsätzlich richtige Anmerkung - mit dem von mir zitierten Text zu tun?


    Diesen moralische(n) Fingerzeig und/oder Bedenken würde ich mir bei viel mehr Dingen wünschen. Bei Dingen, wo die betroffenen Menschen eben nicht nur für den Zeitraum einer WM "vergessen" werden.

    Wenn man genau hin schaut, dann ist diese WM doch nur das I-Tüpfelchen im "der ganzen Welt einfach nur [sagen], [es ist uns ] egal wie ihr mit Menschen umgeht".


    Oder - auch wenn es ein langer, mühsamer, leidvoller Weg ist, insbesondere für die ausgenutzten, betroffenen Arbeiter - man bleibt mit den Herrschern in diesen Ländern im Gespräch und wirkt auf die Verbesserung der Verhältnisse ein. Die wirtschaftlichen Beziehungen dort hin werden wir in Deutschland / Europa wohl nicht einstellen (können). Somit stelle ich mir schlicht die Frage, wie außer im Gespräch bleiben, man die Situation verbessern will. Die "tolle Moral" nur in Bezug auf den Fußball anzuprangern springt für mich einfach zu kurz.

    Wer immer nur schlechtes über andere spricht, hat wohl nichts gutes über sich selbst zu sagen.

  • Habe mir nun mal das Ganze Statement angehört. Mit dem meisten was UH sagt hat er mMn Recht.

  • Oder - auch wenn es ein langer, mühsamer, leidvoller Weg ist, insbesondere für die ausgenutzten, betroffenen Arbeiter - man bleibt mit den Herrschern in diesen Ländern im Gespräch und wirkt auf die Verbesserung der Verhältnisse ein. Die wirtschaftlichen Beziehungen dort hin werden wir in Deutschland / Europa wohl nicht einstellen (können). Somit stelle ich mir schlicht die Frage, wie außer im Gespräch bleiben, man die Situation verbessern will.

    Hm... Hat uns nicht genau diese Denk-/Handlungsweise bezüglich Russland dahin geführt, wo wir jetzt stehen? Handel durch Wandel ist vordergründig eine noble Haltung, bei der es aber letztlich auch nur um Gewinne geht. Und die Geschichte hat leider gezeigt, dass man Diktaturen und Autokratien damit eben nicht ändert oder gar verbessert, sondern letztlich nur stärkt.


    Die "tolle Moral" nur in Bezug auf den Fußball anzuprangern springt für mich einfach zu kurz.

    Es gibt einen grundlegenden Unterschied in den wirtschaftlichen Beziehungen zu solchen - ich sage mal - fragwürdigen Staaten: Zum einen müssen wir mangels eigener Ressourcen für unsere Gesellschaft lebenswichtige Dinge dort einkaufen. Dafür zahlen wir. Das ist mitunter schmerzhaft, aber aufgrund des Zwangs eben notwendig.
    Die andere Art von Beziehungen aber, wie sie durch Sportveranstaltungen und Sponsoring entstehen, sind anders gelagert: Hier bekommen wir Geld. Im Gegenzug darf das Land mit unserem Namen sein Image aufpolieren (nur das Image, wohlgemerkt) bzw. wir machen sogar noch positive Werbung für dieses Land. Wir verkaufen uns also. Proaktiv, ohne Zwang.


    Ich finde es ziemlich zynisch, wenn man beide Arten von Beziehungen moralisch vergleicht bzw. sogar auf eine Stufe stellt. Das Notwendige müssen wir (leider noch) tun, das Vermeidbare aber ganz sicher nicht. Diese Differenzierung passiert in der Diskussion leider nie bzw. viel zu selten.

    Never underestimate the power of self-denial.

  • Aber das Fette stimmt doch so einfach nicht. In Katar machen Gastarbeiter ca. 75% der Bevölkerung aus. Angefangen beim Taxifahrer, dem der Lohn gekürzt wird, wenn er den vorgegebenen Tagesumsatz nicht erzielt. Über die ganzen Angestellten in der Tourismusbranche und die Bauarbeiter für die ganze Infrastruktur, die dort auch ohne WM gebaut wurde und danach im Jahr 2023 weiter gebaut wird. Bis hin zu den Hilfsarbeitern für die Gasfelder.

    Natürlich hätte es ohne WM keine Toten auf "WM-Baustellen" für Stadien gegeben. Aber glaubt irgendwer, dass die Bedingungen auf den anderen Baustellen besser waren / sind?

    Glaubt irgendwer, dass es den Taxifahrern ohne WM besser gehen würde?

    Die Arbeitsbedingungen in Katar sind scheiße,ja.

    Aber die dort vorhandenen Arbeiter hätten die Stadien und die Infrastruktur ja gar nicht bauen können.Dafür kamen zehntausende Arbeiter zusätzlich ins Land. Und genau diese wären nie in das Land gekommen ohne WM.

    Da hätte man zehntausendfaches Leid verhindern können.


    und gerade die Beziehung zu China ist für mich noch absurder, weil wir dort noch einen Haufen Wissen hin transferieren, das heißt, diese dorthin ausgelagerte Wertschöpfung kannst du gar nicht so einfach wieder zurück holen.

    Es gibt in China ein Gesetz,das wenn man in China Geschäfte machen will,das man automatisch dazu verpflichtet ist, das Wissen über die Produktionsprozesse,etc. mit chinesischen Unternehmen/Menschen zu teilen.


    Spätestens da hätte bei jeder ausländischen Firma die Alarmglocken angehen müssen !

    Natürlich sind die chinesen noch lange nicht so weit, die gleiche Qualität zu liefern wie die europäer.Aber sie arbeiten stetig daran.Und wenn sie es erstmal geschafft haben, haben wir ein gewaltiges Problem.

    Today`s music ain`t got the same soul

    i like it old time rock and roll.

  • Hatte ich ja geschrieben, die WM-Bauten hätte es nicht gegeben. Aber die Realität zeigt ja, dass dann eben etwas anderes (Freizeitparks, Häfen, Wolkenkratzer, Energiegewinnung! etc.) gebaut werden, mit genau den gleichen Gastarbeitern.

    In dieser Hinsicht wäre genau Null Komma Null Leid verhindert worden.

    Wer immer nur schlechtes über andere spricht, hat wohl nichts gutes über sich selbst zu sagen.

    Einmal editiert, zuletzt von Legos ()

  • Und ich stelle eben in Frage, wie den Arbeitern zu helfen ist, wie ihnen besser zu helfen ist?

    Im Sport moralisch einwandfrei zu handeln, mit der Konsequenz mit den Herrschern nicht ins Gespräch zu kommen und damit auch keinerlei Einfluss auf die Änderung der Verhältnisse nehmen können. Oder eben im Gespräch zu bleiben.


    Das wirtschaftliche Notwendige werden wir auf unabsehbare Zeit tun müssen. Ich habe diese Woche einen Bericht gesehen, dass Saudi-Arabien anstrebt zukünftig 30% des weltweiten Energiebedarfs (per grüner Energie) zu liefern. Katar und UAE haben ja ähnliche Bestrebungen (und ähnliche Voraussetzungen) um ihre Zukunft in dieser Richtung zu sichern.

    Wie man diese Woche lesen konnte: Kanzler Olaf Scholz will mit seinem Besuch am Golf die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) "auf breiter Front" vorantreiben. :schulterzucken:

    Wie anders, als mit den Herrschern im Gespräch zu bleiben, sollen also die Arbeitsbedingungen verbessert werden.

    Und das fände ich dann zynisch, bei dem Notwendigen fatalistisch zu sagen, es geht hoid ned anders.


    Darüber hinaus ist eben nicht nur die Wirtschaft. Es gibt Beispiele aus allen Bereichen. Nimm die Kultur, Louvre Abu Abu Dhabi. Da arbeitet das Pariser Original auf Geheiß des französischen States mit dem "Ableger" zusammen.


    Und den Vorwurf des whataboutism lasse ich so einfach nicht gelten. Denn den Arbeitern ist es am Ende egal für was sie ausgebeutet werden oder ihr Leben lassen. Dabei geht es mir auch gar nicht darum den Fußball bzw. den Sport im allgemeinen zu verteidigen. Ich stelle nur in Frage, wie die Verhältnisse am besten verbessert werden können. Ich sehe mich da nicht in der Position zu sage A oder B ist die bessere Alternative. Ich sehe da Vor und Nachteile bei beiden Varianten. Im gleichen Zug werde ich mich aber hüten für eine Seite die einzig wahre moralisch richtige Variante zu beanspruchen.


    Aus meiner Sicht müsste man als aller erstes die im Land vor Ort agierenden westlichen Firmen mehr in die Pflicht nehmen. Den Einsatz der - dringend benötigten und nicht durch Hilfsarbeiter zu ersetzenden - Ingenieure, Architekten, sonstige Facharbeiter an die ordnungsgemäße Behandlung der Hilfsarbeiter knüpfen.

    Wer immer nur schlechtes über andere spricht, hat wohl nichts gutes über sich selbst zu sagen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Legos ()

  • Und ich stelle eben in Frage, wie den Arbeitern zu helfen ist, wie ihnen besser zu helfen ist?

    Im Sport moralisch einwandfrei zu handeln, mit der Konsequenz mit den Herrschern nicht ins Gespräch zu kommen und damit auch keinerlei Einfluss auf die Änderung der Verhältnisse nehmen können. Oder eben im Gespräch zu bleiben.

    Meiner Meinung nach ist es ein Irrglauben, von außen auf Staaten Einfluss nehmen zu können. So ziemlich alle Demokratien der Welt sind von innen heraus entstanden. Ausnahmen sind die Staaten, die - wie Deutschland - jahrzehntelang einen "Wachhund" benötigt haben. Wobei die Deutschen zumindest ihre erste Demokratie (Weimarer Republik) ja auch von innen heraus errichtet haben.


    Wie können wir den Arbeitern helfen? Einfache Antwort: Wir können es nicht! Wir haben keine Möglichkeit, in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates einzugreifen - zumindest nicht mit diplomatischen oder wirtschaftlichen Mitteln. Aber die Gemeinschaft der demokratischen Staaten dieser Welt könnte sich - schon allein aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stärke - hinstellen und sagen: Schaut her, welchen Wohlstand wir in Frieden und Freiheit aufbauen konnten. Wir laden euch ein, Teil unserer Gemeinschaft zu werden. Dafür müsst ihr euch unseren gemeinsamen Werten anschließen. Wollt ihr das nicht, akzeptieren wir das natürlich - solange ihr uns umgekehrt auch in Ruhe lasst. Aber wir nehmen uns das Recht heraus, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Beziehungen nur zu den Nationen zu pflegen, die unsere Werte teilen.


    Das setzt natürlich voraus, dass wir selbst diese Werte leben - und nicht nur den Wert des Geldes, wie es leider schon viel zu oft der Fall ist. Insofern ist die WM in Katar der maximale Sündenfall. Rein aus Profitgier werfen wir jeglichen menschlichen Anstand und alle unsere Werte über Bord. Wir biedern uns einem System an, das unseren Werten komplett widerspricht - weil wir uns einen finanziellen Gewinn versprechen. Die FIFA, die dort aktiven Firmen und leider auch Fußballvereine wie PSG und der FC Bayern. Und keiner hat die Eier in der Hose und sagt: "Das mache ich nicht mit!" Dabei wäre das ein viel deutlicheres, kraftvolleres Zeichen in Richtung des Herrscherhauses von Katar.


    Der grundlegende Denkfehler ist: "Wenn wir eine WM/Olympiade dort veranstalten, dann wird das die Dinge dort positiv beeinflussen." Das funktioniert aber nicht! Deshalb sollte es genau anders herum sein: Zeigt uns, dass ihr die Menschenrechte achtet. Wenn ihr euch zu einem solchen Land entwickelt, dann könnt ihr - gewissermaßen als Ritterschlag eurer Entwicklung - eine WM ausrichten. Eine WM, die dann ein echtes Fest für die freie Welt wäre.


    Meine Hoffnung ist, dass sich die Freiheit am Ende durchsetzen wird. Siehe die ehemaligen Sowjetrepubliken, die zu Demokratien wurden. Siehe das Streben in die NATO. Siehe die weltweiten Flüchtlingsbewegungen, die eben nicht in Richtung diktatorischer/autokratischer, sondern in Richtung demokratischer Länder gehen. Aus gutem Grund: Nur Demokratien, mit ihrer Gewaltenteilung, ihrer starken und mündigen Zivilgesellschaft, ihrer Fähigkeit zum Diskurs und zum Kompromiss, ihren Sozialsystemen, ihrer bürgerlichen Freiheit und ihrer Liberalität schaffen letztlich Wohlstand und Frieden.


    Wir könnten damit ein erstrebenswertes, nachahmenswertes Vobild für die Länder und Nationen werden, die das noch nicht erreicht haben. Aber mehr als das können wir eben auch nicht sein. Den Weg dorthin müssen sie schon selbst gehen.


    Und während sie hoffentlich diesen Weg gehen, sollten wir uns daran erinnern, dass unsere Demokratien zerbrechliche Gebilde sind, um deren Erhalt wir uns täglich neu wieder bemühen müssen. Das haben wir leider in der Vergangenheit zu oft vergessen.

    Never underestimate the power of self-denial.

  • Hartplatz


    Das was Du da skizzierst kann ich als Idealvorstellung sofort unterschreiben. Aber das hat mit der Realität leider wenig zu tun.

    Was für ein Zeichen für die ausgebeuteten Arbeiter und die Familien der Umgekommen ist das denn, zu sagen, wir können nichts für euch tun?

    Ggf. schreibe ich morgen noch mehr dazu.

    Wer immer nur schlechtes über andere spricht, hat wohl nichts gutes über sich selbst zu sagen.

    Einmal editiert, zuletzt von Legos ()

  • Hatte ich ja geschrieben, die WM-Bauten hätte es nicht gegeben. Aber die Realität zeigt ja, dass dann eben etwas anderes (Freizeitparks, Häfen, Wolkenkratzer, Energiegewinnung! etc.) gebaut werden, mit genau den gleichen Gastarbeitern.

    In dieser Hinsicht wäre genau Null Komma Null Leid verhindert worden.

    Naja,ohne die WM wären dutzend Stadien plus die gesamte Infrastruktur und weitere Dinge eben NICHT gebaut worden.Also wären es definitiv weniger Gastarbeiter gewesen.

    Die,die in Katar arbeiten,denen wäre es ohne WM sicherlich kein bisschen besser gegangen.Das stimmt.

    Es wären aber ohne WM weniger Gastarbeiter gewesen als es mit WM sind. ;)


    Scheiße sind die Arbeitsbedingungen dort aber für jeden nicht-Katarer.

    Das an sich ist schlimm genug, aber viel schlimmer ist,das das auch der FIFA vorher definitiv bekannt war.

    Today`s music ain`t got the same soul

    i like it old time rock and roll.

  • Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß irgendjemand der entscheidenden Personen auch nur ein Wort von dem glaubt, was sie als Rechtfertigungen für diese Veranstaltung in Qatar anbringen. Es geht nur ums Geld, die Menschen sind denen egal.

  • Soweit es die Vergabe der WM betrifft, die wie mehrfach gesagt nie dort hin erfolgen hätte dürfen, war bei dieser die Verbesserung der Arbeitsbedingungen sicher kein Kriterium.

    Aber das behauptet doch auch niemand.

    Wer immer nur schlechtes über andere spricht, hat wohl nichts gutes über sich selbst zu sagen.

  • Rettig bezeichnet Hoeness übrigens heute im Interview bei Spox als "Katar-Lobbyisten"

    Aber damit hat Rettig doch vollkommen recht! Und was viel schlimmer ist: Der FC Bayern macht seine Mitglieder und Fans ebenfalls zu unfreiwilligen Lobbyisten von Katar. Das ist es ja, was mir so auf den Sack geht. Ich habe weder mir noch meinem Sohn ein Bayern-Trikot gekauft, seitdem das Logo dieses Regimes darauf prangt. Und trotzdem muss ich mich als Bayern-Fan/-Mitglied immer wieder dafür rechtfertigen, warum "wir" diesem Staat das Sportswashing ermöglichen. Problem: Ich will und kann das nicht rechtfertigen, weil es eben schlicht nicht zu rechtfertigen ist!

    Das war aber nicht mein Punkt. Zitiert hatte ich Rettigs vollständige Aussage:


    "Rettig bezeichnet Hoeness übrigens heute im Interview bei Spox als "Katar-Lobbyisten" und sich selbst als "Überzeugungstäter in Sachen Menschenrechte". Hauptsache er sieht sich so. :gaehn:"


    Mir ging es doch nicht um Katar. Zu WM und Bayerns Engagement habe ich vom ersten Tag an eine klare Einstellung. Und wer das anders sieht, muss halt auch mit Kritik rechnen. Haken hinter, waren wir eh immer einer Meinung.


    Mir ging es um Rettigs Selbstdarstellung. Denn da hatte Hoeness wahrlich nicht Unrecht.


    Seine ganze Karriere über hat Rettig sich immer so geäußert, wie es für seinen aktuellen Tätigkeitsbereich, sagen wir mal so, zuträglich war. Ich habe ihm schon auch hin und wieder folgen können. Er ist ja nicht dumm. Als er Bayer, Wolfsburg oder Hoffenheim (Red Bull kam dann später hinzu) für deren Vorteile scharf kritisierte, erntete er natürlich Applaus. In seiner fast 15-jährigen Tätigkeit bei Bayer Leverkusen hat er das jedoch nicht gesagt. Wie er auch später in seiner Zeit bei Freiburg, Köln oder Augsburg immer zuerst die Interessen seines Clubs im Auge hatte. Auch bei der DFL. Völlig legitim. Und als er dann bei St Pauli war, konnte er wieder so richtig in der Rolle des Robin Hood aufgehen. Da ging es dann z.B. wieder mit den TV-Geldern los.


    Bezeichnend war mal eine Podiumsdiskussion, auf der er die zum Teil auch wirklich tollen politischen und gesellschaftlichen Aktivitäten beim FC St. Pauli über den grünen Klee lobte, bei einer kritischen Nachfrage, wie denn die in der Szene verbreitete Nutzung und Verehrung von Che Guevara mit z.B. dem regenbogenfarbenen Kampf gegen Homophobie zusammenpasst, schmallippig wieder zum Loblied wechselte. Passt dann halt nicht zum selbst aufgebauten Image. Und so zieht sich das halt durch seine Stationen. Der Mann redet wahrlich keinen Unsinn. Und da ist auch viel richtig und gut bei. Aber weder ist er der Robin Hood im Profifussball, noch der nun selbsternannte Überzeugungstäter in Sachen Menschenrechte. Letzteres sind wir eh alle nicht. Dazu taugen wir einfach nicht, denn so gut wir es auch meinen und da sicher alle eine gesunde und vernünftige Einstellung zu haben, wenn Menschenrechte weit weg von unserem Zuhause mit unseren Interessen, Gewohnheiten und Bequemlichkeiten kollidieren, schauen wir da auch schnell nicht mehr so genau hin. So ist es doch.


    Für mich war da am Sonntag also nicht alles schwarz und weiß. Die Kritik an Katar völlig richtig und wenn Hoeness da dann untergeht, ist das völlig in Ordnung. Aber umgekehrt war sie gegen Rettig ebenfalls passend. Darum ging es mir. Aber abgehakt, weil am Ende auch wirklich nicht wichtig. :)

    :rfc: Simply a Bear :rfc:

  • Stimme hier Hartplatz absolut zu. Dieses autokratische Land kann nur selbst Änderungen oder Verbesserungen herbeiführen. Hauptproblem ist die Emir-Familie Al Thani, sie halten die Fäden nämlich fest in der Hand. Es ist eine Dynastie, die diesen Golfstaat wie ein Familienunternehmen führt. Mit dem Turnier wird nur kurz von den Verfehlungen abgelenkt, danach wird es im gewohnten Stil weitergehen!

  • Bin gespannt ob die Äußerungen von Willi Lemke in der Sport BILD ähnliche Wellen schlagen werden…

    "But the thing about political correctness is that it starts as a good idea and then gets taken ad absurdum. And one of the reasons it gets taken ad absurdum is that a lot of the politically correct people have no sense of humor." (John Cleese)

  • Bin gespannt ob die Äußerungen von Willi Lemke in der Sport BILD ähnliche Wellen schlagen werden…

    Was sagt er?

    SCV und der FC

  • Bin gespannt ob die Äußerungen von Willi Lemke in der Sport BILD ähnliche Wellen schlagen werden…

    Was sagt er?

    Weltmeisterschaft - Uli Hoeneß bekommt im Katar-Streit Unterstützung von ehemaligem Intimfeind
    Die Arbeitsbedingungen in Katar erhitzen die Gemüter auch knapp zwei Monate vor Beginn der WM. Nun schaltet sich Willi Lemke in die Debatte ein und unterstützt…
    www.ran.de

    :rfc: Simply a Bear :rfc:

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!